Die Motive des Sporttreibens werden sich nach den der Landesregierung vorliegenden Erkenntnissen nicht wesentlich verändern
Prognosen zur Entwicklung der Zuwanderung sind zu einem hohen Grad fehlerbehaftet, so dass hierzu keine weiteren Aussagen getroffen werden. Bei der Prognose zur o. g. Bevölkerungsentwicklung geht das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik von statistischen Zuwanderungsüberschüssen aus.
Die Motive des Sporttreibens werden sich nach den der Landesregierung vorliegenden Erkenntnissen nicht wesentlich verändern. Ältere Menschen werden auch in Zukunft im Sport Geselligkeit suchen und insbesondere ihren Motiven zur Gesundheitsförderung und -stabilisierung, zur Rehabilitation und zur Prävention nachkommen. Ältere werden aber auch, wie bereits heute, ihre Motive im Leistungsvergleich und im sportlichen Spiel suchen und finden. Erwachsene werden weiterhin aus unterschiedlichsten Gründen an den Angeboten des Sports teilhaben wollen. In der Sportwissenschaft wird dabei im Wesentlichen nach Bewegungsmotiven, ästhetischen Reizen, Gesundheits-; Leistungs-, Spiel- und Anschlussmotiven unterschieden. Bei Kindern und insbesondere bei Jugendlichen kommen zu den bereits genannten Motiven persönlichkeitsbildende und identitätsstiftende Motive hinzu, die sie durch Sporttreiben, aber auch über den Einsatz im Ehrenamt entwickeln können.
Die Motive zur Übernahme ehrenamtlichen Engagements im Sport scheinen sich offensichtlich zu verändern. Wie bereits unter Frage A 1 ausgeführt, beziehen insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene einen erheblichen Teil ihrer Motivation zur Übernahme von Ehrenämtern aus Kosten-Nutzen Erwägungen. Diese Entwicklung ist aber eher Kennzeichen eines Wertewandels und nicht dem demografischen Wandel zuzuordnen.
Die 30. Sportministerkonferenz hat sich mit Veränderungen im Sportverhalten der Bevölkerung und der Sportstättenentwicklung im Besonderen befasst und ist dabei zu folgenden grundsätzlichen Zielsetzungen gelangt:
· Erhalt und möglichst Ausbau der Sportförderung als öffentliche Aufgabe in Zusammenarbeit von Ländern mit Städten, Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie ein an der Sportnachfrage orientiertes bedarfsgerechtes, zielgruppenorientiertes Angebot, u. a. durch die Bereitstellung an Sportstätten.
· Notwendigkeit kommunaler Sportstättenentwicklungsplanungen, die die Definition der Sportstättennachfrage mit einbeziehen und - unter Zugrundelegung von Bedarfsaspekten, wie z. B. Altersstruktur, Geschlecht, Sportarten, Funktionalität, Ressourcenschonung - Konsequenzen für den Sportstättenbestand bzw. den Bedarf an neuen Sportstätten ableiten.
· Für die Zukunftsfähigkeit des Sports ist eine proaktive Sportpolitik wesentliches Element. Dazu gehört u. a. die Initiierung geeigneter Fortbildungen für Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die sich auf die aus dem demographischen Wandel resultierenden Sportangebote beziehen.
Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Auswirkungen des demografischen Wandels wird auf die Fragen A 15 und A 16 verwiesen.
3. Wichtigster Partner für diese Weiterentwicklung des Sports ist der Landessportbund Nordrhein-Westfalen.
Es besteht hohe Übereinstimmung mit den in der Sportförderung engagierten Organisationen und Institutionen, dass der Förderung des Ehrenamts im Sport eine herausragende Bedeutung zukommt. Ehrenamtliches und freiwilliges bürgerschaftliches Engagement sind aus Sicht der Landesregierung bedeutende Kennzeichen eines funktionierenden Gemeinwesens.
Darüber hinaus sollen die gesundheitlichen und sozialen Chancen des Sports in Nordrhein Westfalen stärker als bisher genutzt werden. Der Sport ist elementarer Bestandteil einer gesundheitsorientierten, einer auf Unterstützung der Familien und auf Integration ausgerichteten Politik.
Der Erhalt oder die Wiederherstellung der Gesundheit ist ein bedeutender Faktor, Sport in den verschiedensten Facetten zu betreiben. Aus diesem Grunde hat sich die Landesregierung mit dem Landessportbund auf ein gemeinsames Handlungsprogramm 2015 "Sport und Gesundheit" verständigt, das umgesetzt und weiterentwickelt werden soll. Die Möglichkeiten des Sports zur Stärkung der Familien sind nicht ausgeschöpft. Gegenwärtig führt der Landessportbund einen Wettbewerb durch, der die bereist laufenden Initiativen zur Stärkung familienfreundlicher Sportangebote und -strukturen sammelt und die besten Konzepte und Entwicklungen prämiert.
Menschen mit Zuwanderungshintergrund sollen sich in unserer Gesellschaft integrieren. Im Mittelpunkt der Sportförderung stehen Vorhaben, die sich an Motiven wie Chancengleichheit und Offenheit ausrichten und Diskriminierungen verhindern sollen. Die Entwicklung von Strategien für die Bewältigung von Konflikten und für mehr Beteiligungsmöglichkeiten von zugewanderten Menschen im Sport ist ebenso vorgesehen, wie die Durchführung von "AntiGewalt-Trainings", die spezielle Schulung von Schiedsrichtern und Spruchkammermitgliedern. Bei allen Projekten im Prozess der interkulturellen Öffnung des Sports sind Frauen und Jugendliche unter den Zugewanderten die wichtigsten Zielgruppen. Hier sollen Programme weiter ausgebaut werden, die sowohl sensibel für kulturelle Unterschiede sind als auch die Kooperation zwischen dem organisierten Sport und weiteren Trägern verstärken.
Die Bedeutung des Sports für Menschen mit Handicaps wird wachsen. Im Mittelpunkt steht in der Zusammenarbeit der Landesregierung mit dem Behindertensportverband Nordrhein Westfalen die Förderung des besonders personalintensiven Behindertensports mit finanziellen Hilfen für die Betreuung und Ausbildung, den Leistungssport der Behinderten sowie die Durchführung von Veranstaltungen und Projekten.
Die Zugangsmöglichkeiten im Kindes- und Jugendalter zum Sport werden schon aus sozialen und gesundheitlichen Gründen verbessert. Die Neujustierung der Mittelverteilung der Übungsleiterpauschale zugunsten der Kinder, Jugendlichen und Menschen mit Handicaps soll dazu beitragen, dass die Vereine ihre Arbeit mit den genannten Zielgruppen ausbauen.
Darüber hinaus ist aus Sicht der Landesregierung die Durchführung des obligatorischen Sportunterrichts an den Schulen von besonderer Bedeutung, denn die Schulen sind der Ort, an dem alle Kinder erreicht werden. Besonderen Wert legt die Landesregierung auf das Schwimmen lernen. Mit verschiedenen Akteuren (u. a. DLRG, Schwimmverband NRW, LSB, Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportämter, Kommunale Spitzenverbände) wurde daher ein Konzept für eine landesweite Aktion entwickelt, die unter dem Motto "Quietschfidel - ab jetzt für immer: Schwimmer!" an den Start gegangen ist und kontinuierlich umgesetzt und weiterentwickelt wird.
Die Landesregierung bekennt sich ausdrücklich zum Leistungssport. Nordrhein-Westfalen braucht Eliten im Sport, die andere Menschen motivieren, sich selbst sportlich zu engagieren. Daher baut die Landesregierung ein dichtes Betreuungssystem unter Nutzung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Spitzensportlerinnen und Sportler auf, das große, weltweit anerkannte Potential im Bereich der Trainings- und anderer sportnaher Wissenschaften der Deutschen Sporthochschule Köln systematisch bündelt und bei dem Nachwuchsleistungssport in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stellt. Darüber hinaus werden in Nordrhein Westfalen nach und nach die für eine Leistungssportkarriere erforderlichen Voraussetzungen zur Vereinbarkeit der dualen Karriere in Ausbildung, Studium und Beruf einerseits und Spitzensport andererseits geschaffen.
Auch die Schaffung von neuen NRW-Sportschulen ist geeignet, Talente auf ihrem Weg in die sportliche Spitze zu fördern und im Sinne des Verbundsystems von Schule und Leistungssport, allen Schülerinnen und Schüler dieser Schulen ein breit ausgerichtetes, qualitativ und quantitativ besseres Sportangebot bereitzuhalten.
Nordrhein-Westfalen soll auch weiterhin Gastgeberland für sportliche Großveranstaltungen sein, um die weltweite Positionierung des Standortes Nordrhein-Westfalen zu unterstützen und gleichzeitig einen Beitrag zur Identifizierung mit dem Land zu leisten. Daneben können sportliche Großveranstaltungen positive wirtschaftliche Effekte für Unternehmen und Kommunen haben und das Image des Landes pflegen.
Mögliche Handlungsbedarfe bei Fachverbänden, kommunalen Sportorganisationen und Sportvereinen sind von den Sportorganisationen eigenständig zu analysieren und festzulegen.
4. Welche Auswirkungen (auch geschlechtsspezifisch) auf das Sporttreiben und das bürgerschaftliche Engagement sieht die Landesregierung durch die Veränderungen in Familien und Lebensgemeinschaften, für Alleinerziehende und Singles?
Zur Frage A 4
Die Veränderungen in Familien und Lebensgemeinschaften, für Alleinerziehende und Singles auf das Sporttreiben und das bürgerschaftliche Engagement sind nicht ohne Einfluss auf die Aufgabenwahrnehmung im ehrenamtlichen, freiwilligen und bürgerschaftlichen Engagement wie auf die Angebotsformen im Sport. Diese Veränderungen werden laufend und schrittweise durch die Sportverbände und -vereine berücksichtigt. Die Sportorganisationen sind am besten in der Lage, mit den neuen Anforderungen angemessen umzugehen.