Wie weit fährt Frau Thobens Sportwagen im Vergleich zu einer durchschnittlichen Milchkuh?

In der Tageszeitung vom 25.05.2007 wird Wirtschaftsministerin Christa Thoben mit den Aussagen zitiert: "Aber ich weiß, dass Sie einen großen Sportwagen 48 Stunden lang mit Vollgas fahren können und dann genauso viel emittieren wie eine Kuh." In einem weiteren Zitat gibt Frau Ministerin Thoben Auskunft über ihr eigenes Fahrzeug: "Ich fahre ein für heutige Verhältnisse sehr sparsames Auto. Einen zehn Jahre alten BMW 328i. Der ist zwar sehr schnell, aber wenn man ihn intelligent fährt, bleibt er unter zehn Litern Verbrauch."

Eine Vergleichsrechnung zeigt, dass der Wagen von Frau Thoben bereits nach 54 km mit normaler Fahrweise die CO2-Emissionen einer durchschnittlichen Milchkuh erreicht hat.

Eine Milchkuh erzeugt etwa 300 g Methan (CH4) pro Tag. Da Methan etwa 21mal so klimaschädlich ist wie CO2 entspricht dies 6300 g CO2. Während der von Frau Thoben genannten 48 Stunden emittiert eine Kuh also Treibhausgase entsprechend 12600 g CO2.

Das von Frau Thoben gefahrene BMW-Modell hat 2,8 l Hubraum, 193 PS und verbraucht im Mix 9,8 Liter Benzin. Das entspricht einer CO2-Emission von 235 g CO2/km.

Vor dem Hintergrund dieses Schreibens frage ich die Landesregierung:

1. Bleibt Frau Ministerin Thoben bei der Einstellung, dass ein Fahrzeug mit 2,8 l Hubraum und 193 PS ein sehr sparsames Auto darstellt?

2. Welches Sportwagenmodell emittiert bei einer Betriebsweise mit 48 Stunden Vollgas genau so viel CO2 wie eine Kuh?

3. Hat Frau Thoben eventuell Kühe mit Elefanten verwechselt, da sie mit dem CO2 Ausstoß eines Elefanten immerhin 430 km weit kommen würde?

Antwort der Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie vom 6. Juli 2007 namens der Landesregierung:

Vorbemerkung:

In der Tierhaltung entstehen Methanemissionen durch die Fermentation bei der Verdauung.

Mikrobielle Umsetzungen insbesondere von Cellulose im Magen von Wiederkäuern setzen CH4 frei. Die pro Tier und Zeiteinheit abgegebenen Mengen sind von der Tierart, der individuellen Leistung der Tiere und der Nahrungszusammensetzung abhängig.

In Deutschland entfällt der überwiegende Anteil der Methanemissionen aus der Tierhaltung auf die Rinderhaltung (2004: 93 %), wobei Milchkühe die bedeutendste Untergruppe bilden.

Nach dem Nationalen Inventarbericht 2007 produziert eine Milchkuh im nationalen Mittel pro Jahr 113,3 kg CH4-Emissionen (2005).

Die Umrechnung in CO2-Äquivalente über die Multiplikation mit dem Faktor 21 ergibt einen Wert von 2.379,3 kg CO2, die eine durchschnittliche Milchkuh innerhalb eines Jahres emittiert.

Bei meinem Privat-PKW handelt es sich um ein Fabrikat der Firma BMW, Baureihe 328i.

Dieses Fahrzeug stößt im Durchschnitt 221 g/km an Kohlendioxid aus. Bei einer angenommenen Fahrleistung im Jahr von 10.000 km ergibt sich ein jährlicher Kohlendioxidausstoß von 2.210 kg. Eine durchschnittliche Milchkuh emittiert unter den genannten Bedingungen somit 169,3 kg CO2 im Jahr mehr als der besagte PKW.

Zu den humorvollen Fragen des Antragstellers wird nachfolgend Stellung genommen:

Zur Frage 1:

Modern und sparsam sind Autos unabhängig von ihrem Alter nur dann, wenn sie möglichst selten und dann auch nur Benzin sparend benutzt werden. Das ist bei mir der Fall. Wenn der Fragesteller erfahren will, wie man besonders defensiv fährt, ist er gern zu einer Probefahrt eingeladen.

Zur Frage 2:

Es spricht vieles dafür, dass der von mir angestellte Vergleich tendenziell richtig ist. Der Nachweis wäre theoretisch zu führen über ein derzeit noch in der Entwicklung befindliches Rechenmodell. Danach wird die Zahl der bisher amtlich bekannten 1,34 Millionen Rindviecher in NRW, unterteilt in die Kategorien Holstein-Friesen, Limousin und Charolais, multipliziert mit der Zahl der in NRW zugelassenen italienischen Sportwagen, anschließend dividiert durch die PS-Zahl aller in NRW zugelassenen PKW sowie der übrigen Wiederkäuer wie Ziegen, Schafe, Rehe, die ebenfalls erheblich zu den landwirtschaftlich bedingten CO2 Emissionen beitragen. Aus dem so gewonnenen Ergebnis ist die Quadratwurzel zu ziehen.

Benötigt wird für die Durchführung dieser Rechenoperation das Rechenzentrum der Pen taflop-Ära, welches gerade in Jülich entsteht. Der so gewonnene theoretische Näherungswert wäre noch zu bestätigen durch einen Praxistest. Für diesen direkten 48-StundenVergleich zwischen Rindviech und Automobil müsste allerdings der Kölner Autobahnring für zwei Tage gesperrt werden, eine Zustimmung des ADAC steht noch aus. Außerdem ist fraglich, ob ein solcher Test mit den Bestimmungen des Tierschutzes vereinbar ist.

Zur Frage 3:

Die vom Fragesteller unterstellte Reichweite von 430 km bei einem Vergleich Auto/Elefant kann vorerst nicht bestätigt werden, da Elefanten unter Beachtung des oben unter 2. beschriebenen Rechenprozesses nur einem Abgleich mit sog. Jumbolinern zugänglich wären.

Auch hat sich derzeit noch kein Elefant aus einem zoologischen Garten in NRW zu einem Praxistest bereit erklärt.