Eltern-BRAVO

Nach der Lehrer-Prawda nun die Eltern-BRAVO „Schulzeit": Das „Doktor-SommerTeam" antwortet, ohne gefragt zu werden Wortlaut der Kleinen Anfrage 2592 vom 17. Juni 2008:

Das nordrhein-westfälische Schulministerium hat mit der "Schulzeit" eine neue Zeitschrift für Eltern aufgelegt. Die Zeitschrift soll den Schulen zugeschickt und von den Lehrkräften an die Eltern weitergereicht werden. Nach der Überarbeitung des früher sicherlich weniger bunten, dafür aber objektiv informierenden "Amtsblatts" zur so genannten "Lehrer-Prawda", hat die Landesregierung mit der "Schulzeit" ein weiteres Medium geschaffen, um pseudo-neutral für ihre schwarz-gelbe Bildungspolitik zu werben - jetzt auch bei den Eltern. Wie schon auf der Homepage des Schulministeriums fehlt auch in der "Schulzeit" jeder Hinweis auf die öffentlich und wissenschaftlich sehr breit kritisierten bildungspolitischen Maßnahmen der Landesregierung - die sehr umstrittenen Kopfnoten werden beispielsweise ausdrücklich positiv herausgehoben.

Und jetzt noch der Sommer-Starschnitt?

Angesichts der verheerenden Berichterstattung in den öffentlichen und freien Medien über die Aktivitäten des Schulministeriums in den vergangenen Wochen - Stichwort Zentralabitur sind Schulministerin Sommer und Staatssekretär Winands ohne Frage auf eine "ElternBRAVO" angewiesen, um die schöne heile Schulwelt des Ministeriums an die Eltern zu bringen. Der Wunsch nach Werbung in eigener Sache lässt angesichts der Ankündigung in der Pressemitteilung des Ministeriums, dass "jede Ausgabe als Extra-Service in der Mitte ein kleines Poster zum Herausnehmen haben" wird, auf einen Starschnitt der Schulministerin à la BRAVO (für die im Heft selbst auch eifrig Werbung gemacht wird) schließen - keinesfalls jedoch auf einen "Oktaeder des Grauens" zum Selbstbasteln.

Es fällt ins Auge, dass die Elternzeitschrift viel Werbung enthält. Geworben wird nicht nur für bestimmte Automarken und Finanzdienstleister. Die angesprochenen Eltern sollen auch animiert werden, weitere Zeitschriften zu bestellen wie bspw. "Bravo", "In Touch" oder "tina für die Frau von heute". Besonders perfide sind Werbemaßnahmen, die sich in den Fachtexten verstecken - beispielsweise für kommerzielle Anbieter auf dem Nachhilfemarkt. Der Text zum Thema Nachhilfe läuft in der "Schulzeit" unter dem Label "Bessere Noten". Die erste Ausgabe der Elternzeitschrift "Schulzeit" stellt sich als reiner Werbeträger heraus - für kommerzielle Produkte in Kombination mit der verfehlten Bildungspolitik der Landesregierung und Baustein einer offensichtlich notwendigen Sommerimagekampagne.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

1. Welchen Anteil haben die Werbeeinnahmen an der Gesamtfinanzierung der Sommer"Schulzeit"?

2. Wie hoch ist die Auflage von "Schulzeit"?

3. Aus welchem Grund beinhaltet die "Schulzeit" nur Artikel, die der schwarz-gelben Landesregierung politisch "genehm" sind?

4. Wird sich die "Schulzeit" zukünftig politisch und gesellschaftlich strittigen bildungspolitischen Themen objektiv widmen?

5. Können wir in den nächsten Ausgaben der "Schulzeit" auf einen Starschnitt von Schulministerin Sommer hoffen?

Antwort der Ministerin für Schule und Weiterbildung vom 7. Juli 2008 namens der Landesregierung:

Die in der Überschrift der Kleinen Anfrage enthaltene Bewertung weist die Landesregierung als unsachlich zurück.

Zur Frage 1:

Ein bestimmter Anteil für Werbeeinnahmen ist nicht festgelegt. Im aktuellen Heft decken die Werbeeinnahmen rund die Hälfte der Produktionskosten.

Zur Frage 2:

2,1 Millionen

Zur Frage 3:

Die „Schulzeit" informiert Eltern sachlich über die Themenbereiche Schule und Erziehung.

Zur Frage 4:

Die „Schulzeit" bietet Sachinformationen und keine Diskurse über politische Streitthemen.

Zur Frage 5:

Nein.