Chrom- und Nickelbelastung: Wann bekommt die Stadt Krefeld endlich die Ergebnisse der Reihenuntersuchung an Einschulungskindern?

Im Jahr 2006 wurde unter der Leitung des Umweltmediziners Prof. Dr. med. M. Wilhelm (Leiter der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhr-Universität Bochum) eine Reihenuntersuchung von Einschulungskindern in Krefeld, Witten und zwei anderen Städten in NRW auf mögliche Auswirkungen der Umweltbelastung durch Chrom- und Nickelemissionen durchgeführt.

Die Untersuchung erfolgte im Krefelder Ortsteil Stahldorf, der durch das dort ansässige Stahlwerk TKN und durch eine hohe verkehrliche Belastung eine starke Chrom- und Nickelbelastung aufweist.

Die Ergebnisse der Urinproben, der hautärztlichen Begutachtung, der Blutproben sowie deren medizinische Beurteilung sind zwar den Eltern der untersuchten Kinder bekannt gemacht worden, den betroffenen Kommunen liegen die Ergebnisse jedoch nicht vor.

Die Gesamtauswertung der Ergebnisse sowie deren Veröffentlichung stehen jedoch noch immer aus. Nach Informationen soll die übergeordnete Auswertung und Interpretation voraussichtlich erst im Herbst 2008 durch das Landesministerium erfolgen.

Vor Ort besteht jedoch ein dringendes Interesse an den Krefelder Untersuchungsergebnissen, um ggf. Maßnahmen diskutieren und einleiten zu können.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

1. Warum wurden die Ergebnisse der Chrom- und Nickel-Untersuchung bisher nicht an die Städte gegeben?

2. Welche konkreten Ergebnisse der Reihenuntersuchung an den Kindern in den 4 Städten (bitte einzeln nach Städten aufgegliedert) liegen vor?

3. Wie bewertet die Landesregierung diese Ergebnisse?

4. Wie ist der Stand der Planung für die Aufstellung eines Luftreinhalteplans für Krefeld und insbesondere den Stadtteil Stahldorf?

Antwort des Ministers für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 16. Juli 2008 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, dem Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, der Ministerin für Schule und Weiterbildung und der Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie:

Vorbemerkung:

Im Auftrag des MUNLV wird von der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhr-Universität Bochum die sogenannte Hot-Spot-Studie durchgeführt. Im Rahmen dieser Studie sind im Umfeld von vier Standorten der Edelstahlindustrie (Krefeld, Bochum, Witten und Siegen) ca. 900 Einschulungskinder und ihre Mütter umweltmedizinisch untersucht sowie zahlreiche weitere gesundheitsrelevante Daten per Fragebogen erhoben worden. Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der äußeren Immissionsbelastung im Umfeld der Betriebe und gesundheitlichen Wirkungen (z.B. Atemwegserkrankungen, Allergien) bei den Probanden/innen gibt.

Individuelle Ergebnisse der im Rahmen dieser Studie durchgeführten medizinischen Untersuchungen wurden den Probanden/innen bereits in den Jahren 2006 bis 2007 mitgeteilt.

Nachfolgende Studienschritte sind die kleinräumige Expositionsquantifizierung, bei der jedem/r Probanden/in ein wohnortbezogener Luftbelastungswert zugeordnet wird, und die statistisch-analytische Auswertung aller erhobenen Einzelergebnisse. Insbesondere die kleinräumige Expositionsquantifizierung gestaltete sich im Rahmen dieses epidemiologischen Projektes als zeitintensiver und aufwändiger als zu Studienbeginn angenommen.

Zur Frage 1:

Die jeweiligen individuellen Studienergebnisse der Probanden/innen unterliegen strengen datenschutzrechtlichen Anforderungen und dürfen nicht an andere Personen bzw. an Institutionen weitergegeben werden. Insofern wurden diese individuellen Daten auch nicht an die Städte weitergeleitet.

Zur Frage 2:

Da die Arbeiten zur Expositionsquantifizierung und zur statistisch-analytischen Auswertung noch nicht abgeschlossen sind, liegen mit Blick auf das Studienkollektiv noch keine Ergebnisse vor. Der Abschlußbericht zum Projekt mit allen Auswertungen wird voraussichtlich Ende 2008 vorliegen. Die Ergebnisse werden dann auch den Kommunen zeitnah mitgeteilt.

Zur Frage 3:

s. Antwort zu Frage 2.

Zur Frage 4:

Für die Stadt Krefeld existieren ein Aktionsplan und ein Luftreinhalteplan aus dem Jahr 2005 für Feinstaub (PM10), die sich beide auf den Bereich Krefeld Hafen beziehen. Der Luftreinhalteplan wird aufgrund der weiterhin hohen Belastung fortgeschrieben werden, wobei eine Erweiterung des zu betrachtenden Gebietes möglich ist.

Am Messort Krefeld Stahldorf, der mehrere Kilometer vom Messort Krefeld Hafen entfernt liegt, werden die Immissionswerte für die Feinstaubkonzentration (PM10) der 22. BImSchV eingehalten. Eine Verpflichtung zur Aufstellung eines formalen Luftreinhalteplanes besteht daher für den Stadtteil Krefeld Stahldorf aktuell nicht.