Tourismus

VI. Tourismusstrukturen und Aspekte der Tourismuspolitik

Frage 1. Ende des Jahres 2000 wird die Deutschland Informations- und Reservierungsgesellschaft mbH (DIRG), die auch vom Bundesland Hessen mitfinanziert wurde, die Schnittstellen für unterschiedliche EDV-Reservierungs- und Buchungssysteme in Deutschland geschaffen haben.

a) Wie ist der Stand zum Aufbau eines landesweiten hessischen Informations- und Reservierungssystem (IRS) auf der Grundlage von DIRG?

Ein landesweites hessisches Informations- und Reservierungssystem (IRS) gibt es in Hessen nicht. Jedoch arbeitet der HTS eng mit den hessischen regionalen Tourismusverbänden bei der Einführung regionaler IRS zusammen.

In vielen hessischen Regionen wurden bereits und werden derzeit Informations- und Reservierungssysteme eingeführt, jeweils nach ISISchnittstellenstandard ("ISI = International Standard Interface"), die auch eine spätere Internetbuchbarkeit erlauben. Der HTS-Arbeitskreis "IRS" begleitet diese Entwicklung.

Außerdem führte der HTS unter dem Titel "Mehrwert für mehr IRS" eine Beratungsoffensive für alle hessischen Tourismusverbände durch. Damit konnte der HTS seinen Mitgliedern schnellstmöglich durch zielgerichtete Serviceleistungen einen konkreten "Mehrwert" bei der Einführung neuer und beim Ausbau bestehender Informations- und Reservierungssysteme verschaffen. Mit diesem Leistungspaket wurde sowohl eine breitere Akzeptanz als auch eine größere Bereitschaft zum Anschluss an ein IRS bei den Anbietern geschaffen, um so die hessischen Betriebe und Tourismusangebote flächendeckender buchbar zu machen und wettbewerbsfähig zu halten.

b) Ist die Landesregierung bereit, für den Aufbau eines Landes-IRS die Haushaltsmittel bereitzustellen?

Nachdem sich die Einführung eines Landes-IRS mit Haushaltsmitteln des Landes im Jahr 2000 aus vielfältigen Gründen (z.B. Unsicherheit über einzusetzende Hardware und Software, regionale Differenzen, Problem der Übernahme der Folgekosten) als nicht realisierbar erwiesen hat, besteht für die Landesregierung derzeit kein Anlass, erneut Haushaltsmittel für eine landesweite Einführung eines IRS-Systems bereitzustellen.

c) Wie ist der Stand bezüglich regionaler IRS in Hessen?

1.: IRS-System "Deskline (feratel)"

Die Tourismusregion Odenwald (seit Juni 2001) sowie der Main-KinzigKreis arbeiten mit feratel zusammen.

Wiesbaden benutzt noch das Reservierungssystem DORIS von GBS über START und wird sich ab 01.01.2002 Deskline anschließen.

Frankfurt am Main arbeitet mit Frankfurt Regio Soft.

2.: IRS-System "Intours/Eurosoft"

Die Tourismusregion Rhön arbeitet mit der Regionszentrale Fulda mit Eurosoft; der Werra-Meißner-Kreis mit Eurosoft.

Der Fremdenverkehrsverband Marburg-Biedenkopf benutzt weiterhin Intours DOS.

Die Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH benutzt Intours.

3.: IRS-System "TCT" Fremdenverkehrsverband Lahn-Dill und Fremdenverkehrsverband Westerwald-Lahn-Taunus arbeiten weiterhin mit dem System TCT und den bisherigen Daten, die Internetplattform wird aufgebaut.

4.: IRS-System "Wild East" (rein auf Internetbasis)

Dieses System wird von Kassel Stadt und den folgenden vier nordhessischen Regionalverbänden genutzt: Touristikregion Kassel-Land, Touristikzentrale Waldeck-Ederbergland, Touristik Service Kurhessisches Bergland, Touristik Service Waldhessen.

Für zwei hessische Regionen gibt es noch kein IRS: für den Taunus und für den Vogelsberg. Die Wirtschaftsförderung und Tourismus GmbH im MainKinzig-Kreis hat sich intern darauf verständigt, eine Aufnahme von Betrieben aus dem geographisch angrenzenden Vogelsberg in ihr System zuzulas44 sen. Hierzu müssen allerdings noch Absprachen mit den Verantwortlichen der künftigen Vogelsberg Tourismus GmbH geführt werden, die sich zurzeit in Gründung befindet. Für die Region Main/Taunus bietet sich eine Zusammenarbeit mit Wiesbaden/Rheingau an.

Der HTS untersucht derzeit die Möglichkeit, die bestehenden internetfähigen IRS-Systeme der hessischen Regionen so miteinander zu verknüpfen, dass der Internet-User Zugriff auf einen gesamthessischen Unterkunfts-Datenpool erhält. Im Rahmen der Technologieförderung prüft "Hessen-Media" die Möglichkeiten einer hessenweiten Internet-Buchbarkeit.

Frage 2. Wie bewertet die Landesregierung die Arbeit der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) als nationale Marketingorganisation, die bereits seit 1999 das länderübergreifende Inlandsmarketing aller Tourismusverbände in Deutschland übernommen hat?

Frage 3. Wie bewertet die Landesregierung das vom Marketingausschuss "Inland" der DZT entwickelte Konzept für das länderübergreifende Inlandsmarketing 1999 bis 2001 und die entsprechenden jährlichen Aktionspläne?

Die Arbeit der DZT im Rahmen des Auslandmarketings ist seit vielen Jahren erfolgreich. Die Übernahme des Inlandsmarketings durch die DZT war ein Fortschritt. Die Maßnahmen unterstützen die Anstrengungen der touristischen Leistungsträger, für mehr Urlaub im eigenen Land zu werben.

Die mediale Präsenz des Reiseziels Deutschland konnte ganz wesentlich erhöht werden. Dies führte im Zusammenspiel mit den Maßnahmen der Länder, Regionen und Orten zu einem positiven Imageschub, der sich auch in den Zuwächsen der deutschen Tourismusstatistik widerspiegelt. Das Interesse des Reisevertriebs an Deutschlandangeboten wurde auf breiter Front geweckt. Allerdings werden im Deutschlandtourismus auch weiterhin Direktbuchungen eine dominierende Rolle spielen. Daneben wird der Vertriebsweg Internet sukzessive an Bedeutung gewinnen. Die DZT trägt diese Entwicklungen durch einen ausgewogenen Maßnahmen-Mix Rechnung.

Frage 4. Ist die Landesregierung bereit, die bisher für DIRG bereitgestellten Landesmittel der Deutschen Zentrale für Tourismus über das Jahr 2001 zur Verfügung zu stellen, die damit das bundesweit angelaufene gemeinsame Inlandsmarketing finanzieren soll?

Das Land fördert über den HTS (Projektmittel) die DZT mit derzeit rund 280.000 DM pro Jahr. Es besteht die Absicht, diesen Beitrag vorbehaltlich der Zustimmung des Landtages auch in den künftigen Jahren weiterhin zu leisten.

Frage 5. Wie steht die Landesregierung zum Beschluss der Wirtschaftsminister-Konferenz vom Oktober 1999, der die Zusammenführung der DZT und des Deutschen Tourismusverbandes vorsieht?

Der Beschluss der Wirtschaftministerkonferenz über eine Zusammenführung von DZT und DTV ist auch im Bund-Länder-Ausschuss Tourismus eingehend, allerdings ohne eindeutiges Ergebnis diskutiert worden. Das Thema wird derzeit auf dieser Ebene auch nicht weiter verfolgt. Einige Länder bzw. deren Spitzenorganisationen der Tourismusverbände sind aus dem DTV ausgetreten.

Die Landesregierung hält den Beschluss der Wirtschaftministerkonferenz im Grundsatz nach wie vor für sinnvoll.

Frage 6. Welche Überlegungen gibt es seitens der Landesregierung zur Integration der hessischen Tourismusstrukturen in die zukünftige Bundesstruktur?

Bei der hessischen Landesregierung hat die begonnene Weiterentwicklung der hessischen Tourismusstrukturen Vorrang vor Überlegungen zur Struktur auf Bundesebene zumal die Vielfalt der föderalen Struktur in diesem Zusammenhang noch keine eindeutigen Entwicklungslinien erkennen lassen.

Siehe auch Antwort zu Frage VI. 5.

Frage 7. Wie stellen sich im Einzelnen die hessischen Tourismusstrukturen auf kommunaler, regionaler und Landesebene und ihre jeweiligen Aufgabenkompetenzen dar?

Landesebene

Der Hessen Touristik Service e. V. (HTS) ist zuständig für:

- Lobbyarbeit / Interessenvertretung / Service für die Mitglieder

- Zentrales Marketing für das Reiseziel Hessen

- Verkaufsförderung touristischer Angebote

- Touristischer Kommunikationsverbund / Touristische Datenbank

Der HTS ist ein eingetragener Verein (e. V.). Mitglieder des HTS sind die 14 hessischen regionalen Tourismusverbände, die Tourismusorganisationen der Städte Kassel und Wiesbaden, der Hotel- u. Gaststättenverband Hessen e.V., der Hessische Heilbäderverband e.V., die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- u. Handelskammern sowie weitere 19 fördernde Mitglieder. Einzelne hessische Regionen und Städte gehören dem HTS nicht an. Der HTS ist Mitglied im Deutschen Tourismusverband e. V., dem entsprechenden Bundesfachverband und der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. Regionalebene

Die regionalen Tourismusverbände sind, bis auf zwei Ausnahmen, eingetragene Vereine (e. V.). Mitglieder sind dort die jeweiligen Tourismusorte sowie einzelne touristische Leistungsträger. Finanziell beteiligt sind auch die Kreise.

Im Rheingau-Taunus-Kreis und im Main-Kinzig-Kreis ist die Rechtsform eine GmbH. Hauptgesellschafter ist jeweils der Landkreis, der auch die Hauptfinanzierung trägt, weitere Gesellschafter sind einzelne touristische Leistungsträger.

Die regionalen hessischen Tourismusorganisationen betreiben das touristische Marketing für ihren Landkreis, von der Angebotspolitik über Werbung bis hin zur Verkaufsförderung. Dabei kooperieren sie teilweise bereits erfolgreich kreis- und ländergrenzenübergreifend im Rahmen eines "Destination Management" (siehe Antwort zu Frage IV. 6). Lokale Ebene

Die lokalen Tourismusorganisationen in Hessen sind größtenteils noch integrativer Bestandteil der lokalen Stadtverwaltungen (Amt, Eigenbetrieb). Verschiedentlich gibt es bereits örtliche Tourismusstellen, die als GmbH arbeiten (z.B. Tourismus + Congress GmbH Frankfurt am Main, Kassel Service GmbH, Marburg Tourismus und Marketing GmbH). Hauptgesellschafter ist jeweils die Kommune, die auch die Hauptfinanzierung trägt, weitere Gesellschafter sind einzelne touristische Leistungsträger.

Je nach Rechtsform ist ihre Aufgabenkompetenz unterschiedlich stark ausgeprägt. Fremdenverkehrsämter arbeiten im Rahmen ihres Tourismusmarketing für ihren Ort stärker informationsorientiert, während GmbHs eher gewinnorientiert wirtschaften und in Eigenverantwortung auch Veranstaltungen und Märkte ausrichten, Ticketing Service betreiben usw.

Frage 8. Ist die Landesregierung der Auffassung, dass die hessischen Tourismusstrukturen effizient, zeitgemäß und optimal geeignet sind, um sich als Tourismusland im wachsenden Konkurrenzkampf und angesichts begrenzter öffentlicher Mittel behaupten und weiter entwickeln zu können?

Die Tourismusstrukturen in Hessen sind nur sehr bedingt geeignet, den gestiegenen Anforderungen und Herausforderungen im Tourismus gerecht zu werden. Die Landesregierung hat aus diesem Grunde den Prozess einer Neukonzeptionierung des Tourismus in Hessen in Gang gesetzt (siehe die Antworten zu den Fragen IV. 8, IV. 9 und VI. 5.).

Frage 9. Welche neuen Medien - wie beispielsweise das Internet - werden zur Vermarktung der hessischen Tourismusregionen genutzt?

Das Internet wird in Hessen bereits flächendeckend als Informations- und Vermarktungsinstrument eingesetzt. Sämtliche hessischen regionalen Tourismusorganisationen haben ihre eigene Internetpräsentation, die den Gast umfassend über das touristische Angebot der Region informiert, allerdings nur zum Teil mit Buchungsfunktion. In vielen hessischen Regionen wurden bereits und werden derzeit Informations- und Reservierungssysteme eingeführt, die auch eine spätere Internetbuchbarkeit erlauben. Im Einzelnen wurde darauf bereits in der Antwort zu Frage VI. 1 eingegangen.

Seit 1999 ist das Reiseland Hessen unter "www.hessen-tourismus.de" präsent.