Industrieelle Käfig-Tierquälerei endlich abschaffen Eier-Kennzeichnung auch für verarbeitete Lebensmittel!

Immer noch müssen in Deutschland über 33 Millionen Hennen in Legebatterien leiden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein Recht auf umfassende Informationen über ihre Lebensmittel. Bei frischen Eiern ist eine Kennzeichnung einfach und erfolgreich eingeführt. Von den über 200 Eiern, die Jede und Jeder pro Jahr isst, ist aber nur die Hälfte "frisch", die andere Hälfte ist ungekennzeichnet "versteckt" in bereits verarbeiteten Produkten. Damit sich die KundInnen bewusst entscheiden können, aus welcher Haltungsform die im Produkt verarbeiteten Eier stammen sollen, ist auch dort eine diesbezügliche Kennzeichnung erforderlich. Nordrhein-Westfalen muss sich daher der Normenkontrollklage für das endgültige Aus der Käfighaltung anschließen, sich für eine verbindliche Kennzeichnung bei allen Eier-Produkten einsetzen und die Umstellung auf tierschutzgerechte Haltungsformen fördern.

I. Eier sind ein Grundnahrungsmittel Hühnereier sind ein begehrtes Nahrungsmittel. Ob Croissants, Bandnudeln, Sauce hollandaise oder Eiscreme: In fast allem, was wir essen, sind Eier enthalten. Es kommt als frisches Ei, als pasteurisiertes Fertigei, durch Trockenpulver oder Eiweißgranulat auf unsere Teller.

Der/Die Durchschnittsbürger/in verzehrte 2006 209 Eier pro Jahr, davon die Hälfte frisch, die andere Hälfte "versteckt", da sie in bereits verarbeiteten Produkten steckten. Lediglich auf frischen Eiern ist bisher eine einfache Kennzeichnung über die Haltungsform der Hennen zu erkennen. Insofern haben die VerbraucherInnen auch nur begrenzt Einfluss darauf, ob die Eier in verarbeiteten Lebensmitteln aus Freiland-, Bodenhaltung oder aus Legebatterien stammen.

II. Viel zu wenig Bio-Eier aus Deutschland 2006 stammten 24,2 Prozent der in Deutschland verbrauchten Eier aller Haltungsformen aus den Niederlanden, 3,4 Prozent aus anderen EU-Ländern und 72,4 Prozent aus Deutschland.

44 Millionen Legehennen in Deutschland produzierten 13 Milliarden Eier. 2007 musste zum Ostergeschäft rund ein Viertel aller in Deutschland verkauften Bio-Eier importiert werden.

Zwar sinkt der Anteil von Käfighennen in Deutschland, doch 2008 leben noch immer zwei Drittel von 33 Millionen deutschen Hennen in Legebatterien. 17 Prozent sind Bodenhaltungsplätze, 11 Prozent stammen aus Freiland- und nur 4,4 Prozent aus Ökohaltung.

Arbeitsplätze, die durch die Abschaffung der Käfighaltung angeblich verloren gingen, könnten auch anders gesichert werden: der Bedarf an Eiern aus Boden-, Freiland- und BioHaltung nimmt weiter zu. BIOLAND beklagt, dass die deutsche Nachfrage nach Bio-Eiern nicht aus Deutschland gedeckt werden kann. Stattdessen importieren wir Bio-Eier aus den Niederlanden.

III. Auch Kleingruppenhaltung ab 2009 ist Tierquälerei:

Im Verhältnis sind die Eierpreise seit den 1960er Jahren eher gesunken. Grund dafür sind die kontinuierliche Züchtung von Hochleistungshühnern sowie die "Intensivhaltung" von Hühnern, sprich Legebatterien. Während die besten Hühner zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu 190 Eier in ihrem Leben legten, liegt der Schnitt heute bei 345 bis 355. Außerdem sind die Eier stets größer und schwerer geworden.

Die ehemalige NRW-Verbraucherministerin Bärbel Höhn hat 1999 ein wegweisendes "Hennen-Urteil" erstritten. 2007 sollte eigentlich Schluss sein mit der tierquälerischen Haltung in Legebatterien. Doch die Eier-Lobby jammerte laut genug über die angebliche Gefährdung von Arbeitsplätzen wegen Konkurrenzanbietern aus dem Ausland sowie darüber, dass sich die Ausbreitung von Seuchen nur durch hermetisch abgeschlossene Legebatterien verhindern ließe.

Ab 2009 muss jedes Huhn 800 cm2 Platz bekommen statt wie bisher 550 cm, je nach Gewicht des Huhns. Das umfasst einen Raum etwas größer als ein DIN-A4-Blatt pro Huhn. Die bisherigen Kleinkäfige werden durch zahlenmäßig größere "Kleingruppenkäfige" ersetzt. Bei der künftig vorgeschriebenen Sitzstange ist noch ungeklärt, ob sie die Verletzungsgefahr der Tiere erhöhen wird. Weiterhin wird es Drahtgitter geben. In den Kleingruppenkäfigen haben die Tiere aufgrund der räumlichen Enge und der Ausstattung der Käfige keine Möglichkeit, ihre angeborenen, arteigenen Verhaltensweisen zu leben wie Picken, Scharren oder Sandbaden zur Gefiederpflege geschweige denn eine artgerechte, ungestörte Eiablage. Der Schweizer Tierschutz-TÜV hat ähnliche Käfige, wie sie es ab dem kommenden Jahr in Deutschland geben soll, abgelehnt.

IV. Normenkontrollklage gegen die Haltung von Legehennen in Käfigen beitreten

Im Januar 2007 hatte das Rheinland-Pfälzische Kabinett beschlossen, eine Normenkontrollklage gegen Käfighaltung einzureichen. Die Klage wurde sodann im Juni 2007 eingereicht. In einer Presseerklärung des Rheinland-Pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz vom 28.6.2007 heißt es: "(...) Die in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgesehene Kleingruppenhaltung verstößt nach Auffassung der Umweltministerin gegen das Tierschutzgesetz, da sie pro Tier nur wenig mehr Platz als ein DIN-A4-Blatt biete. Die ausgestalteten Käfige erlaubten kein artgerechtes Verhalten. Mit dem bloßen Verweis auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit würden wirtschaftliche Interessen der Tierhalter einseitig bevorzugt und die Belange des Tierschutzes nicht ausreichend in die Abwägung miteinbezogen. (...)"

V. Kein Ei mit der 3 - verantwortungsbewusste ProduzentInnen handeln bereits!

Laut einer Pressemeldung der Verbraucherzentrale NRW hat die Fast-Food-Kette McDonalds angekündigt, bis 2010 in sämtlichen Produkten keine Käfigeier mehr zu verarbeiten.

Auch Unilever will bis 2012 in Westeuropa bei Mayonnaisen und Dressings auf Käfigeier verzichten. In einer Meldung der Frankfurter Rundschau vom 10. Juli 2008 heißt es außerdem: "Aldi Süd sagt dem Käfig-Ei ade". Dass oft vorgebrachte Argument, Eier aus Bodenoder Freilandhaltung seien unhygienischer widerlegt die gesamte Bio-Branche, sowie die Branche, die auf Käfigeier bewusst verzichtet. Dass es zu Preissteigerungen bei den Produkten führen kann, ist nicht von der Hand zu weisen. Billige Lebensmittel dürfen aber nicht auf Kosten von tierquälerischen Haltungsformen produziert werden. Andere ProduzentInnen müssen dem Beispiel von McDonalds und Unilever folgen oder zumindest auf den Verpackungen klare Angaben zur Haltungsform der Tiere bei der Verwendung von Eiprodukten machen, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher frei entscheiden können, ob sie das Produkt erwerben wollen.

VI. Beschluss:

a) Der Landtag stellt fest:

1. Da eine entsprechende Kennzeichnung von Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln auf den Produkten fehlt, können sich die Verbraucherinnen und Verbraucher bisher nicht über die Haltungsform der Hennen informieren.

2. Es fehlt derzeit an ausreichenden Anreizen in Nordrhein-Westfalen, um das Angebot an Eiern aus alternativen Haltungssystemen (insbesondere Freiland- sowie BioHaltung) zu steigern und um weniger Eier dieser Haltungsform importieren zu müssen.

3. Die Landesregierung lässt zu, dass der Tierschutz in Nordrhein-Westfalen gegenüber den wirtschaftlichen Interessen der BetreiberInnen von Legebatterien keine gleichberechtigte Stellung hat.

b) Der Landtag fordert die Landesregierung auf:

1. eine Bundesrats-Initiative zu starten mit dem Ziel, alle LebensmittelproduzentInnen in Deutschland zu verpflichten, die Tierhaltungsform, aus der die verarbeiteten Eier stammen, auf den Verpackungen des Endprodukts zu kennzeichnen.

2. sich der Normenkontrollklage von Rheinland-Pfalz gegen die vorgesehene Kleingruppenhaltung von Hennen in Käfigen anzuschließen;

3. mehr Umstellungshilfen und finanzielle Förderungsanreize für TierhalterInnen von Hennen zu schaffen, damit diese insbesondere auf Freiland- oder Öko-Haltung umsteigen;

4. dem Landtag über die Ergebnisse der Bundes- und Landesinitiativen zu berichten.