II Der heutige Karneval in Nordrhein Westfalen ist ein Aushängeschild für unser Land

Datum des Originals: 20.01.2009/Ausgegeben: (20.01.2009) 11.02. Neudruck Antrag der Fraktion der CDU der Fraktion der SPD und der Fraktion der FDP Würdigung und Anerkennung der karnevalistischen Brauchtumspflege in Nordrhein-Westfalen I.

Der Karneval hat eine jahrhundertlange Tradition. Seine Ursprünge in Nordrhein-Westfalen reichen belegbar bis ins 13. Jahrhundert zurück. Bis zur Aufhebung des Alten Reiches im Jahr 1806 wurde in ganz unterschiedlichen Festformen gefeiert. Bedingt durch die Auflösung der ständischen Gesellschaft und der Zünfte und vor dem Hintergrund der Entstehung einer bürgerlichen Gesellschaft initiierte eine engagierte Bürgerschaft den Karneval mit entsprechenden Organisationsstrukturen und dem zentralen Rosenmontagszug für alle sozialen Gruppen. Mit der Beauftragung bekannter Dichter, Musiker, Kunstmaler und Handwerker schuf sie ein aufwendig gestaltetes Fest, das zum Vorbild und (Erfolgs-)Modell für viele rheinische, deutsche und europäische Städte wurde. Karneval ist damit ein bedeutendes Traditionsgut und ein wichtiger Teil des gemeinsamen europäisch-christlichen Kulturerbes.

II. Der heutige Karneval in Nordrhein-Westfalen ist ein Aushängeschild für unser Land. Besonders hervorzuheben sind seine integrativen, kulturellen und sozialen Potentiale. Er verleiht unserem Land ein unvergleichliches kulturelles Alleinstellungsmerkmal. Darüber hinaus sind die 1.807 in 17 Regionalverbänden organisierten NRW-Karnevalsgesellschaften, Vereine und Organisationen mit ihren rund 1 Mio. Mitgliedern fester Bestandteil des ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagements in unserem Land. Sie leisten einen wertvollen Beitrag bei der Förderung der Heimat- und Brauchtumspflege.

Lange vor Sessionsbeginn am 11. November um 11:11 Uhr fiebern Karnevalisten aus dem In- und Ausland dem Großereignis in Nordrhein-Westfalen mit Freude entgegen. Millionen Menschen reisen jährlich eigens für die "närrische Zeit" in die deutschen Karnevalshochburgen, die zumeist in Nordrhein-Westfalen liegen. Die Rosenmontagszüge in Düsseldorf und Köln verzeichnen Jahr für Jahr je über eine Million auswärtige Besucher. Somit ist der Karneval auch ein wichtiger wirtschaftlicher Standortfaktor für unser Land.

Die Zusammensetzung der Besucher- und Teilnehmergruppen ist ebenso bunt gemischt wie die zahlreichen Umzüge, die durch die Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens ziehen.

Junge und alte Menschen, Bürger mit und ohne Migrationsgeschichte, Menschen aus den unterschiedlichsten beruflichen und sozialen Gruppen, Besucher aus allen Ländern der Welt

- sie alle treffen auf den Straßen, in den Festhallen und Lokalen zusammen, um gemeinsam zu feiern. Der Karneval ist nicht nur ein Fest für Karnevalsgesellschaften sondern auch für Stammtische, Sportvereine, Pfarreien, Nachbarschaften, Kegelvereine usw., die sich mit oftmals hohem Engagement in das bedeutende Fest einbringen. Dem Karneval gelingt, was ansonsten nur sportliche Großereignisse wie z. B. eine Fußballweltmeisterschaft vermögen: Regelmäßig Millionen von Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten und Hintergründen friedlich zu vereinen.

Um das Kulturgut Karneval generationsübergreifend zu bewahren, ist es erforderlich, die Bindung der Jugend an das Brauchtum in den Vereinen zu fördern. Im Rahmen der außerschulischen Bildung, der adäquaten Orientierung im sozialen Umfeld ist die Heranführung an lebendige Traditionen der Gesellschaft ein wichtiges Gebot. Mit dem Karneval werden ganz wesentliche, in der Region verankerte Werte, regionale Traditionen, regionale Sprache und Geschichte auf vielfältige Weise von Generation zu Generation weitergegeben und damit lebendig gehalten. Insofern ist der Karneval auch ein bedeutender Faktor zur Stärkung regionaler Identität.

Das Engagement der Karnevalisten beschränkt sich jedoch nicht auf die 5. Jahreszeit. Das gesamte Jahr hindurch findet z. B. Jugendarbeit statt. In Gesangs-, Tanz- und Laienspielgruppen wird u. a. Team- und Integrationsfähigkeit sowie Verantwortungsbewusstsein von Kindern und Jugendlichen gefördert. Von den Vereinen werden auch erhebliche Mittel beispielsweise für die Denkmalpflege, Kultureinrichtungen, die Altenbetreuung oder individuelle Hilfen bereitgestellt.

III. · Der Landtag sieht in der Arbeit der Karnevalsvereine ­ und organisationen einen wertvollen Beitrag zur Heimat- und Brauchtumspflege in Nordrhein-Westfalen.

· Der Landtag würdigt das ehrenamtliche und gesamtgesellschaftlich kulturelle und soziale Engagement der zahlreichen Karnevalisten und Karnevalsvereine in Nordrhein-Westfalen. Die Vereine tragen mit ihrer Arbeit, die sich über das ganze Jahr erstreckt, maßgeblich zum guten Ruf unseres Landes bei.

· Der Landtag anerkennt die integrativen Potentiale des Karnevals und sucht diese auch in Zukunft nach Kräften zu stärken. Der Landtag würdigt ausdrücklich die Fähigkeiten der Karnevalisten, Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer religiösen Überzeugung, ihrem Alter oder ihrem Geschlecht in friedlicher Weise zusammenzubringen.

· Der Landtag fordert die Landesregierung auf, über die regional unterschiedlichen karnevalistischen Bräuche in Nordrhein-Westfalen einen "KarnevalKulturatlas" zusammenzustellen, um damit das Brauchtum und das Liedgut zu sichern und lebendig zu halten.

· Der Landtag bittet die Präsidentin, jährlich Einzelpersonen oder Karnevalsvereine wegen herausragender ehrenamtlicher Leistungen besonders zu ehren, beispielsweise im Rahmen eines Karnevalsempfangs. Die 17 Regionalverbände des Landes Nordrhein-Westfalen werden gebeten, bis zum 11.11. eines jeden Jahres der Präsidentin Vorschläge für die zu Ehrenden vorzulegen.

Helmut Stahl Hannelore Kraft Dr. Gerhard Papke Peter Biesenbach Carina Gödecke Ralf Witzel Jürgen Hollstein Britta Altenkamp Horst Engel Olaf Lehne Ulla Meurer Andrea Milz Elisabeth Veldhues Jens Petersen Liesel Koschorreck Rolf Seel und Fraktion und Fraktion und Fraktion