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5. Im Chiemgau existiert eine 19,2 km lange CO-Pipeline von Trostberg nach Hart an der Alz. Am 23.07.2002 trat ein Leck durch Korrosion auf. Die Überprüfung durch den TÜV zeigte gravierende Mängel längs der Pipeline auf. Welche Konsequenzen hat die Bezirksregierung Düsseldorf aus diesem Störfall gezogen?

Die Regierung Oberbayern hat folgende Angaben zu dem Ereignis gemacht: „Die wesentlichen Daten der Fernleitung sind: Transportierter Stoff: Karbidofengas Durchmesser: DN 250

Leitungslänge: ca. 19,4 km Zulässiger Betriebsüberdruck: 10 bar Zulässige Betriebstemperatur: 50°C Material: bitumenummantelte Stahlrohre, Wanddicke 6,3 mm Überdeckung: 80 % der Leitung im aufgeschütteten Alzkanal Nähe zu Siedlungen: im Bereich von Trostberg.

Auch vor dem Schadensereignis 2002 waren eine wöchentliche Kontrolle durch Begehung/Befahrung der Trasse mit Gasspürgerät, wöchentliche Überprüfung der Wirksamkeit der kathodischen Korrosionsschutzeinrichtungen (KKS) und eine halbjährliche Überprüfung der Trasse durch Absaugung mittels Gasspürkopf vorgesehen. Alle fünf Jahre waren Stickstoff-Druckprüfungen durchzuführen.

Am 23.07.2002 erfolgte ein Gasaustritt im Bereich des Kugelhahnes am Werkseingang Trostberg. Personen kamen nicht zu Schaden. Die CO-Leitung wurde sofort außer Betrieb genommen und mit Stickstoff gespült.

Im Anschluss an die Leckage wurde die Schadensstelle ausgebaut und durch ein Rohr ersetzt. Im Oktober und November 2002 wurde die Leitung zur Feststellung von Wanddickenminderungen, Laminationen (Ablagerungen in der Rohrwand, die beim Herstellen des Rohres in den heißen Stahl gedrückt werden) und Formabweichungen gemolcht, d.h. mit einem Messgerät, das durch die Rohrleitung geschickt wurde, überprüft. Bei festgestellten Korrosionen wurden die entsprechenden Leitungsteile ausgetauscht. Es wurde auf Grund der Begutachtung des TÜV eine Ultraschallüberprüfung und eine Überprüfung der Rohre durch Molche nach spätestens 8 Jahren festgelegt. Da die Feuchtigkeit des CO-Gases Korrosionsursache war, wurde von der Rohrbetreiberin zwischenzeitlich eine Gastrocknungsanlage installiert. Mit Bescheid der Regierung von Oberbayern vom 27.02.2008 wurde die Betreiberin verpflichtet, das vorhandene Leckerkennungsverfahren durch technische Maßnahmen zu optimieren sowie die regelmäßige Überprüfung der Rohrleitung auf H² (Wasserstoff) mittels tragbarer Analysegeräte aufzunehmen und einmal wöchentlich durchzuführen.

Die Rohrleitung ist nach Einschätzung des TÜV auf Grund der durchgeführten Maßnahmen und der ergänzenden Überwachungsmaßnahmen sowie der veränderten Gaszusammensetzung (Feuchtigkeit) als sicher einzustufen."

Aus der Betriebsstörung an der Karbidgasleitung im bayerischen Trostberg ergeben sich für die CO-Pipeline Dormagen/Krefeld-Uerdingen keine direkten Konsequenzen.

Das Karbidgas fällt gemäß dem der Bezirksregierung Düsseldorf vorliegenden Gutachten des TÜV Bayern Sachsen vom 12.08.1996 im Zuge der Karbidherstellung an. Es ist wassergesättigt und besteht zu ca. 75 Vol-% aus Kohlenmonoxid (CO), im Übrigen aus Wasserstoff, Stickstoff, Kohlendioxid und Spuren weiterer Gase. Dieses wassergesättigte Gasgemisch hat von innen korrosiv auf die Rohrwandung der seit 1955 in Betrieb befindlichen Rohrfernleitung eingewirkt.

Bei der in Bau befindlichen CO-Pipeline der Fa. BMS liegen jedoch völlig andere Verhältnisse vor. Das CO-Gas wird mittels Steamreformern gezielt als Vorprodukt für die Polycarbonatund Polyurethanproduktion in den Werken Dormagen, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen hergestellt. Hierbei werden strenge Anforderungen an die Gasspezifikation von den Abnehmern gestellt.

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat von BMS den Nachweis der Verträglichkeit des COGases mit dem Rohrmaterial der CO-Pipeline gefordert. Mit Bericht zur Materialverträglichkeit „Korrosionsverhalten bei CO-Beanspruchung, Dechema-Werkstoff-Tabelle" der Fa. BTS vom 05.09.2008 wurde dieser Nachweis erbracht. Diese Expertise ist Gegenstand des Planergänzungsbeschlusses vom 15.10.2008.

Das CO-Gas darf einen Reinheitsgrad von 97,5 Vol-% CO nicht unterschreiten und einen Feuchtegehalt von 40 vppm H2O nicht überschreiten. Das Gas ist hierbei nicht aggressiv und so trocken, dass Kondensation in der Pipeline nicht zu erwarten ist. Somit kann keine Innenkorrosion auftreten.

Durch das Leckerkennungssystem LEOS ist gewährleistet, dass auch schleichende Undichtheiten in geringsten Mengen zu jeder Zeit zuverlässig und zeitnah erkannt werden. Daher erübrigt sich eine diesbezügliche Begehung der Leitungstrasse mit Gasspürgeräten, wie dies bei der bayerischen Karbidgasleitung erfolgt.

Die TRFL Teil 1 Ziffer 10.4 fordert Maßnahmen gegen Innenkorrosion, wenn die Rohrfernleitungsanlage nicht innerhalb von 6 Monaten nach der Druckprüfung in Betrieb genommen wird. Diese Frist wird seitens der Bezirksregierung dahingehend verkürzt, dass BMS nach erfolgreichem Abschluss der Wasserdruckprüfung sowie der anschließend durchzuführenden Prüfmolchung die CO-Pipeline unverzüglich zu trocknen und gegen Innenkorrosion zu schützen hat.