Polizeibehörden

Darüber hinaus existieren, abhängig von regionalen Besonderheiten und Bedürfnissen, bei den hessischen Polizeibehörden unterschiedliche Präventionsprojekte: SMOG (Polizeipräsidium Osthessen). Anlässlich des Landesaktionstages im Oktober 1998 zum Thema "Gewalt unter jungen Menschen" organisierte die damalige Polizeidirektion (PD) Lauterbach Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen an mehreren Schulen im Vogelsbergkreis. Im Rahmen dieser Veranstaltungen wurde deutlich, dass die subjektive Wahrnehmung der Schulen, Elternschaft und Schüler bezüglich Gewaltproblematik auf der einen Seite und die messbaren Daten der Polizei auf der anderen Seite eine deutliche Diskrepanz aufwiesen.

Vor diesem Hintergrund wurde 1999 das Projekt SMOG (Schule machen ohne Gewalt) auf Initiative der PD Lauterbach und unter Mitwirkung des Staatlichen Schulamtes und Jugendamtes zunächst auf Kreisebene installiert.

SMOG basiert auf den drei Säulen Netzwerk, Repression und Prävention, wobei der Schwerpunkt im Bereich der Prävention liegt.

Im Jahr 2000 initiierte die ehemalige PD Fulda, mit Unterstützung des Präventionsrats der Stadt Fulda, durch die Schaltung eines Hinweistelefons (neben dem Notruf 110) ein "Trouble-Line-Projekt". Zwischenzeitlich sind sechs Hinweistelefone im Zuständigkeitsbereich des im Rahmen der Neuorganisation der hessischen Polizei eingerichteten Polizeipräsidiums Osthessen (Landkreise Fulda, Bad Hersfeld/Rotenburg und Vogelsberg) geschaltet, die zu Geschäftszeiten (außerhalb der Geschäftszeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet) von ausgebildeten Jugendsachbearbeitern der dezentralen Ermittlungsgruppen der Reviere besetzt sind.

Opfer, potenzielle Opfer und Hinweisgeber können darauf vertrauen, auf einen kompetenten Ansprechpartner zu treffen, der ihre Informationen ernst nimmt und denen geeignete Interventionen folgen.

Eingehende Hinweise werden unverzüglich bearbeitet und daraus resultierende Ermittlungsverfahren zeitnah durch Jugendsachbearbeiter in den dezentralen Ermittlungsgruppen der Reviere abgearbeitet.

Zielsetzung von SMOG ist die dauerhafte Vernetzung aller im Kontext "Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung" Verantwortung tragenden Institutionen, insbesondere Schulen, Staatliches Schulamt und Fachstelle für Suchtprävention mit Schwerpunkt Multiplikatorenbeschulung und Aufklärungstätigkeit.

Durch die Einbindung aller zuständigen Institutionen soll ein zeitnahes Krisenmanagement bei jugendlichen Tätern (auch strafunmündigen Tätern) ermöglicht werden.

Einen neuen Schwerpunkt der präventiven Arbeit des Projekts stellte die Übernahme des Konzeptes zur Gewaltprävention "Cool sein - cool bleiben" (siehe unten) im Jahr 2000 dar.

Unter Federführung des PP Osthessen ist SMOG nunmehr vernetzt und flächendeckend in den Landkreisen Fulda, Bad Hersfeld/Rotenburg und Vogelsberg vertreten.

Angesichts der überaus positiven Resonanz seitens der Zielgruppen und der Bevölkerung haben im Januar dieses Jahres Vertreter verschiedenster gesellschaftlicher Bereiche aus den vorgenannten Landkreisen einen Förderverein SMOG e.V. für dieses besondere Projekt gegründet. Schwerpunkt der Vereinsziele sind Gewalt-, Suchtprävention und Integration an schulischen und nicht schulischen Einrichtungen.

Mittels Spenden- und Sponsorengelder konnten bereits zahlreiche Streitschlichtungsseminare an Schulen in Osthessen finanziert werden.

Um das Projekt zu unterstützen, ist auch Staatsminister Bouffier seit März 2002 Mitglied des Fördervereins "Cool sein - cool bleiben". Schirmherr ist der Teamchef der Nationalmannschaft, Rudi Völler.

Dieses Projekt wurde im Rahmen der Kampagne "Gewalt-Sehen-Helfen", 1997 initiiert durch den Präventionsrat der Stadt Frankfurt am Main, auf der Grundlage eines in Berlin von einem Polizeibeamten entwickelten "Trainings zum Erwerb von Handlungskompetenz in Gewaltsituationen" ins Leben gerufen. Die Erarbeitung erfolgte interdisziplinär unter Beteiligung von Sozialarbeitern, Schulpsychologen und einem Jugendkoordinator des PP Frankfurt am Main.

Zielgruppe des Projekts sind Kinder und Jugendliche. Ihnen werden mittels Rollenspielen, die sich eng an lebensweltlichen Bedingungen und zeitgemäßen Verhaltensmustern (Sprachstil, Gestik) orientieren, Fähigkeiten und Verhaltensweisen vermittelt, die einerseits zu einem selbstbewussten und gewaltfreien Umgang mit Konflikten befähigen, andererseits Wege aufzeigen, wie man sich selbst oder dritte Personen schnell und risikomindernd aus konkreten Gefährdungssituationen befreien kann.

Das Projekt "Cool sein - cool bleiben" wurde mit dem Hessischen Präventionspreis 1999 ausgezeichnet und zwischenzeitlich auch in den Zuständigkeitsbereichen der PP Nordhessen, Osthessen und Südosthessen in dortige Projekte zum Thema Jugendkriminalität integriert.

Projekt "Kids gegen Gewalt - wir üben dafür" (PD Odenwald und Jugendamt Odenwaldkreis)

Dieses Projekt wird seit Februar 2000 durch die Jugendgerichtshilfe des Odenwaldkreises in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Südhessen und der Polizeidirektion Odenwald flächendeckend in allen 6. Klassen des Odenwaldkreises angeboten. Hierdurch werden jährlich ca. 1.100 Schüler erreicht.

Im Rahmen einer gemeinsamen Unterrichtseinheit von Jugendhilfe und Polizei sowie unter Einbindung der jeweiligen Lehrkraft wird die Thematik "Gewalt" unter anderem mittels Rollenspielen näher gebracht. Ziel ist, Jugendliche für die verschiedenen Formen von Gewalt zu sensibilisieren, Konfliktwahrnehmung zu üben, gewaltfreie Konfliktlösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, zu erproben und zu verinnerlichen.

Neben vorgenannten Projekten, die von der Polizei initiiert wurden bzw. maßgeblich mitgetragen werden, beteiligen sich verschiedene hessische Polizeibehörden an regionalen Projekten der Schulen bzw. nehmen an Runden Tischen oder Arbeitskreisen (auch im Rahmen kriminalpräventiver Räte) teil, die sich mit Themen zur Prävention von Jugendkriminalität bzw. Jugendgewalt befassen.

Soweit derartige schulische Maßnahmen bzw. Maßnahmen sonstiger Träger hier bekannt sind, werden diese nachfolgend aufgeführt: Boxcamp (PP Nordhessen)

Das Boxcamp wurde 1999 für gewaltbereite Jugendliche und junge Erwachsene in der Kasseler Nordstadt initiiert. Dieser Personenkreis wird mittels Sportangeboten - hier Boxen - "von der Straße" geholt. Gleichzeitig findet eine breit angelegte und vernetzte Sozialbetreuung (z.B. Arbeitsplatzsuche, Schuldenberatung) statt. Die Einrichtung wird von der Stadt Kassel und dem Internationalen Bund (IB= bundesweit agierende Einrichtung in freier Trägerschaft, die sich an Sozialprojekten mit schwierigen Jugendlichen beteiligt und größtenteils auf Spenden angewiesen ist) getragen. Der angestellte Boxtrainer, dem die Federführung des Projektes obliegt, arbeitet insbesondere als Streetworker mit allen beteiligten Sozialeinrichtungen der Kasseler Nordstadt und dem zuständigen Polizeirevier eng zusammen.

Arbeitskreis "Waldau" (Polizeipräsidium Nordhessen)

In Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft, offener Schule Waldau und der Polizei wird seit 1992 das Thema "Gewalt und Schule" bearbeitet. Schwerpunkte der Tätigkeiten des Arbeitskreises sind Schulaufklärungsarbeit und die Bereitstellung von Freizeitangeboten. Die Federführung obliegt der offenen Schule Waldau.

Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen in Schwalmstadt-Treysa (Polizeipräsidium Nordhessen) Fachleute aus Kirche, Schule und Polizei beschäftigen sich vor Ort mit der Gewaltproblematik ausländischer Jugendlicher sowie bei Spätaussiedlern. Die

Federführung der überwiegend im Freizeitbereich angesiedelten Maßnahmen liegt bei Kirche und Stadtjugendpflege.

Schule ohne Gewalt (Staatliches Schulamt Wetzlar)

Das Staatliche Schulamt für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis LimburgWeilburg koordiniert hessen- und bundesweit Erfahrungen aus Projekten zur Gewaltprävention an Schulen mittels Medienpaketen, Praxisbroschüren und insbesondere Internetnetzwerken.

Die örtliche Polizei unterstützt dieses Netzwerk durch entsprechende Informationsbeiträge.

Streetwork-Projekt "Grenzen setzen und Räume öffnen" (Stadtverwaltung Wetzlar)

Unter Federführung der Stadt Wetzlar arbeiten Sozialarbeiter, als Streitschlichter ausgebildete Jugendliche und die Polizei eng zusammen, um Aggressionen Jugendlicher im Freibad Wetzlar zu begegnen.

Mit strukturierten Freizeit- und Beschäftigungsangeboten (z.B. Ballspielen) sollen aggressive Verhaltensweisen Jugendlicher verhindert bzw. Streitigkeiten geschlichtet werden. Im Rahmen des Projekts wurden mittlerweile ca. 200

Jugendliche als Streitschlichter ausgebildet. Das Projekt wurde zwischenzeitlich in Richtung Stadtgebiet Wetzlar ausgeweitet.

"Projektgruppe Jugend und Gewalt", Präventionsrat Neu-Isenburg (Stadtverwaltung Neu-Isenburg) Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Erarbeitung von Vorschlägen zur Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere an Schulen.

Arbeitskreis "Jugend und Prävention" des Präventionsrates in Frankfurt am Main

Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertretern der Kommune, der Polizei sowie der Justiz zusammen. Er sammelt und erforscht ursächliche Faktoren von Jugendkriminalität und entwickelt in der Praxis umsetzbare Gegenstrategien. Anlassbezogen und zu aktuellen Themen werden darüber hinaus problemorientiert temporär spezifische Arbeitskreise eingerichtet.

Streitschlichterprogramm der Liebig-Schule in Frankfurt am Main

Das Programm hat zum Ziel, Schüler zu friedlichen Formen der Konfliktlösung zu befähigen. Ausgebildete Streitschlichter (Mediatoren), die sich der Neutralität und Verschwiegenheit verpflichten, lassen im Schlichtungsgespräch die Konfliktparteien (Schüler X und Y) ihre Standpunkte und Versionen zum bestehenden Konflikt vortragen. Um Missverständnissen vorzubeugen, wiederholt der Schlichter das Vorgetragene und lässt als nächsten Schritt die Konfliktparteien selbst nach verträglichen Lösungen suchen. Bei Einigung und Verständigung werden die Vereinbarungen in einem Vertrag festgehalten.

Die Liebig-Schule erhielt mit diesem Projekt den 1. Preis des bundesweit ausgeschriebenen Präventionspreises 1998/1999 der Polizei.

"Kommunaler Präventionsrat" Darmstadt, Arbeitsgruppe "Gewalt in Kindertagesstätten, Jugendhäusern und Schulen" (PP Südhessen)

Das seit 1992 aus Vertretern sozialer Einrichtungen und Organisationen bestehende Gremium hat sich die Aufgabe gestellt, dem wachsenden Gewaltproblem von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.

"GAP" - Graffiti, Anhäufung von Unrat und sonstige Problembereiche (Ordnungsamt der Stadt Heppenheim)

Bei GAP handelt es sich um ein Pilotprojekt des Sicherheitsforums der Stadt Heppenheim. Ziel ist die Eindämmung von Graffiti-Schmierereien, die Registrierung von entsprechenden Straftätern und die Beseitigung der Schäden durch die ermittelten Täter.

An GAP beteiligt sind Stadtverwaltung, Polizei, Schulen sowie Groß- und Einzelhandelsbetriebe. Seit Bestehen des Projektes ist das Straftatenaufkommen im Bereich der Graffiti-Delikte deutlich rückläufig.

Mit dem Ziel, Erfolg versprechende Präventionsprojekte auf regionaler Ebene landesweit bekannt zu machen, wurde durch das Hessische Landeskriminalamt 1997 ein "INFO-POOL" entwickelt, der hessische Präventionsprojekte