Flächenhafte stoffliche Bodenbelastungen

Solche landesweiten Übersichtskarten können maßstabsbedingt nur einen Überblick der Umweltsituation in Nordrhein-Westfalen geben. Sie können auch potenzielle Belastungsgebiete aufzeigen, in denen detailliertere Untersuchungen vorrangig durchzuführen sind.

Kommunale digitale Bodenbelastungskarten Genauere Aussagen über Bodenbelastungen als mit den landesweiten Karten können für das Gebiet eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt mit kommunalen digitalen Bodenbelastungskarten getroffen werden. Für die Erstellung einer kommunalen Bodenbelastungskarte in Außenbereichen, d. h. für naturnahe Böden mit weitgehend ungestörtem Profilaufbau der Nutzungen Acker, Grünland und Wald, wird eine vom LANUV entwickelte einheitliche Methode verwendet.

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in der Regel im Maßstab 1 : 50.000. In innerstädtischen Siedlungsbereichen sind im Vergleich zum Außenbereich andere Bodennutzungen wie Wohngebiete, Kleingärten, Park- und Freizeitanlagen oder Kinderspielflächen von Bedeutung. Die Böden im Siedlungsbereich sind häufig überprägt und weisen sehr heterogene Bodenverhältnisse auf. Die Erstellung digitaler Bodenbelastungskarten für den Siedlungsbereich erfordert daher weit differenziertere Methoden und Werkzeuge. Hierfür stellt das LANUV ebenfalls eine Arbeitshilfe bereit. Als Darstellungsmaßstab wird ein Bereich von 1 : 20.000 bis 1 : 5.000 verwendet. Mittlerweile liegen in Nordrhein-Westfalen für fast die Hälfte der Landesfläche kommunale Bodenbelastungskarten vor.

Die Ergebnisse digitaler Bodenbelastungskarten können mit den Bewertungsmaßstäben der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV, Hintergrund-, Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmenwerte) verglichen werden. Sie liefern wichtige Erkenntnisse sowohl für die Gefahrenabwehr als auch für den vorsorgenden Bodenschutz. StellungKarte 6.5-2: Geschätzte Bleigehalte der Oberböden Nordrhein-Westfalens (Bereiche unsicherer Aussage = rot markierte Flächen in der Übersichtskarte links oben) Karte 6.5-3: Bearbeitungsgebiete digitaler Bodenbelastungskarten in Nordrhein-Westfalen; Die bisherigen Erfahrungen im Umgang mit Bodenbelastungskarten zeigen, dass eine systematische Ermittlung und Auswertung vorhandener Bodenbelastungen den Vollzug erheblich erleichtern kann.

Bodenbelastungskarten können im Gegensatz zu einem aufwendigen Vorgehen im Einzelfall die notwendigen Grundlagen für ein gebietsbezogenes Handlungskonzept zur Gefahrenabwehr bei flächenhaften Bodenbelastungen liefern und schaffen damit auch eine erhöhte Sicherheit bei planerischen Entscheidungen auf Flächen mit einem Belastungsverdacht.

Bodenbelastungskarte Ruhrgebiet

Für neun Städte des Ruhrgebietes wurde erstmals eine die Verwaltungsgrenzen übergreifende Bodenbelastungskarte im Maßstab 1 : 50.000 erstellt. Dabei wurden nur Böden betrachtet, die im Wesentlichen durch die jahrzehntelange Immissionsbelastung im Untersuchungsgebiet beeinflusst wurden. Für die Auswertungen wurden Acker- und Grünlandflächen im Außenbereich sowie Grünflächen und Gärten im Siedlungsbereich berücksichtigt. Die im Untersuchungsgebiet verfügbaren Punktdaten wurden interpoliert und flächenhaft dargestellt.

Die geschätzten Schwermetall- und Benzo(a)pyren-Gehalte der Oberböden wurden mit den Vorsorge- sowie Prüf- und Maßnahmenwerten der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung verglichen.

Danach überschreitet Zink auf 72 Prozent der betrachteten Fläche den Vorsorgewert.

Häufig werden auch Vorsorgewertüberschreitungen für Blei (59 Prozent Flächenanteil) und Kadmium (40 Prozent Flächenanteil) ermittelt (Karte 6.5-4). Für große Bereiche des Untersuchungsgebietes werden die Vorsorgewerte für mehrere Parameter gleichzeitig überschritten. Einzelne Bereiche in Duisburg, Oberhausen und Essen weisen bei bis zu sechs Parametern Überschreitungen der Vorsorgewerte auf. In solchen Gebieten ist es nach der Sonderregelung in § 9 Abs. 3 BBodSchV unter bestimmten Voraussetzungen möglich, für „großflächig siedlungsbedingt erhöhte Schadstoffgehalte" gebietsbezogene Beurteilungswerte oberhalb der Vorsorgewerte abzuleiten, die z. B. als Maßstab für die Umlagerung von Bodenmaterial innerhalb dieser Gebiete herangezogen werden können.

Beim Vergleich mit den sensibelsten Prüfbzw. Maßnahmenwerten der BBodSchV (Karte 6.5-4) wird für Blei mit einem geschätzten Flächenanteil von 4,1 Prozent der höchste Überschreitungswert ermittelt, gefolgt von Kadmium (3,5 Prozent), Benzo(a)pyren (1,3 Prozent) und Arsen (0,8 Prozent). Überschreitungen von Maßnahmenwerten werden nicht prognostiziert.

Auf Flächen in Duisburg werden die Prüfwerte für bis zu vier Parameter zugleich überschritten. Im Süden der Städte Oberhausen und Gelsenkirchen sowie im Norden der Stadt Essen werden auf einigen Flächen die Prüfwerte für bis zu zwei Parameter überschritten. Maßnahmenwerten der BBodSchV Zone I: keine prognostizierte Überschreitung von Vorsorgewerten Zone II: prognostizierte Überschreitung von Vorsorgewerten Zone III: prognostizierte Überschreitung von Prüfwerten Untersuchungsgebiet Stadtgrenzen

Fazit und Ausblick:

Das Fachinformationssystem Stoffliche Bodenbelastung (FIS StoBo) hat sich in Nordrhein-Westfalen als wichtige Datenbasis für zentrale Auswertungen zu Schadstoffgehalten in Böden erwiesen. Je nach Fragestellung können die Daten als alleinige Grundlage für übergreifende Anwendungen dienen oder durch zusätzliche Erhebungen ergänzt werden. Die verschiedenen in Nordrhein-Westfalen angebotenen Methoden zur Erstellung von Bodenbelastungskarten haben sich als geeignete und flexibel anzuwendende Instrumente erwiesen, mit denen die Schadstoffsituation der Böden flächenhaft dargestellt werden kann.

Die Datenbasis wird in den nächsten Jahren durch die Aufnahme von Analysewerten aus abgeschlossenen Untersuchungsvorhaben weiter ausgebaut. Es ist vorgesehen, eine Aktualisierung der Hintergrundwerte für Böden in NRW durchzuführen, bei der weitere Stoffe und Stoffgruppen berücksichtigt werden. Die Methode zur Erstellung digitaler Bodenbelastungskarten wird für Auenböden erweitert, da dort bei sehr heterogenen Bodenverhältnissen mit den vorhandenen Methoden eine Prognose der flächenhaften Schadstoffverteilung bisher kaum möglich war.