Altenheim

Seit Anfang 2004 stehen die Generationen in einem regelmäßigen und immer neuen Dialog, den die „Stadt Stiftung Gütersloh" initiiert hat. Fünf weiterführende Schulen und ebenso viele Altenheime, Seniorenzentren und Kliniken machen mittlerweile mit. Jung und Alt musizieren und basteln gemeinsam, vor allem aber reden sie miteinander ­ auch über Themen wie Mode oder Musik früher und heute. Das gegenseitige Kennenlernen baut Missverständnissen zwischen den Generationen vor und trägt zu gegenseitigem Verstehen bei. Sogar Freundschaften sind durch die regelmäßigen Kontakte entstanden.

Beide Seiten lernen voneinander. Schüler geben Computerkurse für Senioren oder erledigen kleinere Einkäufe. Die ältere Generation bietet den Jugendlichen durch spannende Zeitzeugenberichte Geschichtsunterricht aus erster Hand. Zudem ermöglicht die Westfälische Klinik Praktika, in denen Oberstufenschüler den Umgang mit psychisch kranken und alten Menschen lernen.

Geschichte aus erster Hand Noch einmal die Schulbank zu drücken, macht richtig Spaß. Die Bewohner des Gütersloher Seniorenheimes Hermann-Geibel-Haus genossen ihren Besuch in der Anne-Frank-Gesamtschule. Und sie staunten, wie die Jugendlichen mit Bunsenbrenner, Präparierbesteck und Mikroskop naturwissenschaftlichen Phänomenen auf die Spur kommen. „So eine teure Ausrüstung hatten wir früher nicht", meinte einer der Gäste.

Solche Begegnungen im „Gütersloher Generationentreff" sind auch für die Schüler eine neue Erfahrung. „Vieles, was die Besucher bemerkten, haben wir bisher als selbstverständlich hingenommen", erzählt einer der Jugendlichen, der nun sein „alltägliches Umfeld viel mehr zu schätzen" weiß, wie er selbst sagt. „Natürlich muss die Politik angesichts des demografischen Wandels neue Rahmenbedingungen schaffen", meint Michael Jacobi, Geschäftsführer der Bürgerstiftung. „Gleichzeitig ist aber der

Einzelne gefragt. Jeder und jede muss handeln." Deshalb setzt die Stiftung auf Dialog und gegenseitiges Verständnis. Fünf Schulen und fünf Senioreneinrichtungen treffen sich regelmäßig, lernen sich kennen und tauschen sich aus. Weitere Kooperationen sind in Planung.

Idee und Partner Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat im Mai 2006 die Stadt Stiftung Gütersloh für deren Engagement in generationenübergreifenden Projekten mit dem Förderpreis der Initiative Bürgerstiftungen ausgezeichnet. Zusammen mit dem „Generationentreff" wurden zwei weitere Projekte der Stadt Stiftung prämiert: die „Sternschnuppenzeit", in der Kinder und Senioren gemeinsam singen und spielen, sowie „Paula", ein Pool qualifizierter Helferinnen und Helfer, die Pflegebedürftige und deren Angehörige bei der Alltagsbewältigung unterstützen. „Auf einmal ist theoretische Geschichte ganz real. Das ist beeindruckend." Leonie Pohl, Schülerin der Anne-Frank-Schule, nachdem Bewohner des Hermann-Geibel-Hauses über ihre Erlebnisse im zweiten Weltkrieg berichtet hatten „Der Austausch zwischen Jung und Alt hat dazu geführt, dass Barrieren abgebaut wurden und alle Beteiligten voneinander lernen." Jimmy Schmied, Projektleiter des Generationentreffs Gütersloh „Wenn wir mit den alten Menschen sprechen, sehen wir unsere Schule mit ganz anderen Augen. Da werden einem erst die Unterschiede zu früher bewusst und man lernt, die Vorzüge von heute mehr zu schätzen." Schüler der Anne-Frank-Schule Geschichte aus erster Hand und der Stadtverwaltung eingebunden sind. Die Ruheständler mussten früh ihr Arbeitsleben beenden, fühlen sich aber viel zu jung für die Rente und wollten sich aktiv und ehrenamtlich betätigen. AGE gibt ihnen dazu die Chance. Unter der Federführung der Agentur haben beispielsweise frühere Mitarbeiter des Chemieriesen DuPont ausgemusterte Computer für Kindergärten und Schulen wieder aufgearbeitet, ehemalige Kumpel des Bergwerks Ost haben einen Bergbaulehrpfad angelegt.

Das neueste generationenübergreifende Projekt heißt „Schule und Beruf", kurz SchuB. Die Ruheständler erzählen in drei Berufskollegs, sechs Schulen und in vier Jugendzentren aus ihrem Arbeitsalltag, führen durch ihr ehemaliges Werk oder trainieren mit Jugendlichen Bewerbungsgespräche.

Noch kein altes Eisen 10.000 Quadratmeter Wald und Wiese, Rutschen, Wippen und Schaukeln, Sitzmöglichkeiten und eine Blockhütte zum Verstecken: Die 70 Mädchen und Jungen der städtischen Kindertagesstätte Sylverberg in Hamm haben jede Menge Platz zum Spielen und Toben. Doch so groß wie das Grundstück waren auch die Sorgen der KiTa-Leiterin Renate Ackermann. Sie wusste kaum noch, wie sie das Areal unterhalten sollte. Geld für Reparaturen fehlte, viele Geräte verfielen zusehends.

Deshalb sandte sie im Frühjahr 2004 einen Hilferuf und die Agentur für gesellschaftliches Engagement (AGE) war sofort zur Stelle ­ mit sechs früheren Mitarbeitern der Mannesmann Präzisrohr GmbH, die seitdem immer im Sommer ihre handwerklichen Fähigkeiten der Kindertagesstätte zugute kommen lassen. Sie bessern marode Spielgeräte aus, bringen einen alten Bauwagen wieder in Schuss oder nehmen sich ein Lagerhäuschen vor, das einzustürzen droht. Mit dabei sind immer die Kinder. „Sie verfolgen die Arbeit der Männer ganz genau und lernen auf diese Weise, dass ihre Umgebung Pflege und Wartung braucht", erklärt Renate Ackermann." benötigt. HAMM