Das Gesundheitsamt Bremen sucht Mittel und Wege Migrantengruppen gezielt mit Präventionsmaßnahmen anzusprechen

Im Bereich Zuwanderer wird derzeit mit Unterstützung des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales ein Gesundheitswegweiser für Migranten erstellt.

Zwischen den verschiedenen Zuwanderergruppen bestehen Unterschiede im Erkrankungsspektrum und im Bewältigungsverhalten gesundheitlicher Probleme. Dies verbindet sich mit sozialen Problemlagen.

Das Gesundheitsamt Bremen sucht Mittel und Wege, Migrantengruppen gezielt mit Präventionsmaßnahmen anzusprechen. Dazu soll mit regionalen Einrichtungen in Schwerpunktstadtteilen und mit engagierten Migranten zusammengearbeitet werden.

Gesundheit und Umwelt: Regelhafte Präventionsangebote bilden die offenen Beratungsangebote sowie die in den letzten Jahren erstellten Informationsmaterialien zu unterschiedlichen Themenbereichen.

Konkret zu nennen sind Beratungen

- zum gesundheitlichen Umweltschutz,

- zu Fragen der Ernährung,

- zu Infektionskrankheiten, hier speziell den meldepflichtigen Erkrankungen und

- zu Schädlings- und Parasitenbefall.

Die im Infektionsschutzgesetz festgelegte Belehrung im Gesundheitsamt für Beschäftigte im Lebensmittelbereich dient ebenfalls der Infektionsprävention.

Weitere Aufgaben mit präventiver Intention bilden die Trink- und Badewasserüberwachung, die Bauleitplanung und die regelmäßige Begehung von Gemeinschaftseinrichtungen, bei denen die Überprüfung der geforderten Hygienestandards eine wichtige infektionspräventive Rolle einnimmt.

Neben den regelhaften Aufgaben und Angeboten werden in Fortbildungsveranstaltungen zu ausgewählten Themen primäre Präventionsansätze vermittelt; z. B. Impfseminare für Ärzte, sowie Veranstaltungen in Krankenhäusern zu Hygiene und Infektionsprävention.

- Gesundheitsamt Bremerhaven

Durch das Gesundheitsamt Bremerhaven erfolgt eine Förderung des Bremerhavener Topfes für Selbsthilfegruppen und Vereine sowie sonstige Träger von Präventionsangeboten wie z. B. Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven, Leben mit Krebs und Multiple-Sklerose-Beratungsstelle.

Für den Bereich Prävention und Gesundheitsförderung im Sinne der aufsuchenden Sozialarbeit gibt es entsprechende telefonische Beratung für AIDS und sexuell übertragbare Erkrankungen sowie persönliche Beratung von Einzelpersonen oder Paaren verbunden mit HIV-Test. Darüber hinaus bietet das Gesundheitsamt Aufklärung an Schulen an und ist eingebunden in die Suchtprävention insbesondere im Rahmen des Aktionsbündnisses Alkohol.

Das Gesundheitsamt berät ältere Personen über behindertengerechtes Wohnen, Ernährung, Möglichkeit der Aktivierung und Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und dies insbesondere für die Hochbetagten, chronisch Erkrankten sowie Angehörige.

Der Bereich gesundheitlicher Umweltschutz stellt sich jedes Jahr im Rahmen der Bremerhavener Gesundheitswoche dar und bietet entsprechende Beratungsangebote über Tattoo und Piercing, Tuberkuloseberatung, Infektionsgefahren sowie Beratungen über Raum-Innenluftproblematiken an.

Die Arbeit der Familienhebammen als ein sehr frühes Angebot zur Unterstützung Schwangerer und Familien mit Kindern wird als Präventionsangebot angesehen.

Ebenfalls werden Schwerpunkte gesetzt bei Bindungsstörungen, um frühzeitig der Gewaltentwicklung bei Kindern und Jugendlichen vorzubeugen.

In den Kindertagesstätten werden entsprechende Beratungen zum Thema kindgerechte Ernährung angeboten.

Impfberatung erfolgt durch das Gesundheitsamt insbesondere für Besucher des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes. Entsprechende Impfaktionen in den Bremerhavener Schulen sind zur Vervollständigung des Impfschutzes zu betrachten.

Im Rahmen der schulzahnärztlichen Prävention gibt es verschiedene Modellprojekte im Zusammenwirken mit der Landesarbeitsgemeinschaft zur Jugendzahnpflege (LAJB). Besonderer Wert wird hierbei auf eine Erreichbarkeit besonders bedürftiger Personen gelegt.

Für Drogen und Sucht gibt es unterstützte Beratungsangebote, die in der Trägerschaft der AWO bzw. der Brücke verankert sind. Darüber hinaus sind Präventionsprojekte mit dem Schulamt geplant bzw. schon im Entstehen. Perspektivisch ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit Schülern und Jugendlichen vorgesehen.

- Hörscreening

In Deutschland besteht derzeit das Problem, dass Hörschädigungen oftmals erst zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr festgestellt werden. Diagnostik und entsprechende Behandlungsstrategien erfolgen zu spät. Die Konsequenzen für die Betroffenen sind gravierend, vor allem im Hinblick auf zeitlich verzögerte Fördermaßnahmen mit Defiziten in der weiteren Entwicklung.

Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales verfolgt das Ziel der flächendeckenden Einführung eines Hörscreening-Programms für sämtliche Neugeborene und Säuglinge in Bremer Krankenhäusern mit Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie in den Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin.

Eine Projektgruppe aus Expertinnen und Experten unter Federführung des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales erarbeitet derzeit eine entsprechende Konzeption.

- Neuroblastom - Screening

Auch in der Vergangenheit hat sich das Land Bremen an Screeningprojekten beteiligt. Beispielhaft ist hier die Teilnahme am Neuroblastom-Screening aufgeführt.

Das Neuroblastom ist eine Krebsform des frühen Kindesalters.

Ein multizentrisches Modellprojekt mit dem Ziel eines Neuroblastomscreenings zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat umfasste einen Zeitraum von Mai 1995 bis April 2001. Das Land Bremen beteiligte sich jährlich mit ca. 3.000 DM.

Die Durchführung des Projektes erfolgte mit Unterstützung des BMG, wurde durch die Deutsche Krebshilfe getragen sowie gefördert durch die gesetzlichen Krankenkassen, die private Krankenversicherung und die Gesundheitsministerien der Länder, (Bremen, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein).

4. Welche Aktivitäten hat der Senat entwickelt bzw. wird er entwickeln, um, wie oben ausgeführt, Motivierung und Mobilisierung der Bevölkerung im Sinne von Prävention und Gesundheitsförderung zu wecken bzw. zu steigern?

Siehe Antwort zu Frage 6.

5. Wie beurteilt der Senat die Aufforderung des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen zum Aufbau einer integrierten betrieblichen Gesundheitsförderung, und welche Unterstützung leistet er hierzu bzw. beabsichtigt er hierzu zu leisten?

Der Senat befürwortet den Aufbau einer integrierten betrieblichen Gesundheitsförderung und konstatiert bereits vielfache Bestrebungen in den Betrieben des Landes mit einem hohen Grad an Eigenständigkeit.

Im August 1998 wurde von der ehemaligen Senatskommission für das Personalwesen (SKP) im Zuge der strategischen Personalentwicklung ein Rahmenkonzept Gesundheitsförderung im bremischen öffentlichen Dienst im Sinne einer Unterstützung betrieblicher Gesundheitsförderung erarbeitet.

Zwischen der SKP und dem Gesamtpersonalrat für das Land und die Stadtgemeinde Bremen wurde eine Vereinbarung zur modellhaften Erprobung des Rahmenkonzepts geschlossen.

Die Kommunalen Krankenhausbetriebe haben - neben anderen Bremischen Einrichtungen, wie z. B. der JVA oder Stadtgrün - an der Erprobung teilgenommen und das vorgelegte Konzept geprüft.

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass die Krankenhausbetriebe der betrieblichen Gesundheitsförderung einen hohen Stellenwert beimessen, das Konzept jedoch nicht in allen Komponenten übernommen, sondern hauseigene Konzeptionen stufenweise umgesetzt haben.

6. Was unternimmt der Senat bzw. was beabsichtigt er zu unternehmen, um hinsichtlich Prävention und Gesundheitsförderung möglichst alle Bevölkerungsschichten, also auch diejenigen zu erreichen, die von sich aus wenig Aktivitäten in diese Richtung entfalten?

Der Senat kennt die Schwierigkeit und die Herausforderung, mit Angeboten zur Prävention und Gesundheitsförderung vor allem Menschen in sozial benachteiligten Schichten zu erreichen. Ein umfassend gültiger und allseits bewährter Lösungsansatz existiert nicht.

Die Problematik besteht in dem oftmals zu beobachtenden Phänomen, dass Angebote vorrangig von denjenigen in Anspruch genommen werden, die ohnehin sorgsam auf ihre Gesundheit achten, während die Bedürftigen durch die Angebote nur schwer erreicht werden.

Der Senat betont aktuell wie auch perspektivisch die Notwendigkeit einer Fokussierung der Bemühungen auf die niedrigschwellige Ausgestaltung von Angeboten/Projekten zur Prävention und Gesundheitsförderung. Hierbei ist besonderes Augenmerk auf die Evaluation von Effizienz und Effektivität der Angebote zu richten. Im Vordergrund muss dabei die qualitative und quantitative Bewertung von Zugangsmöglichkeiten bei sozial schwachen Bürgerinnen und Bürgern stehen, um diese Zielgruppe perspektivisch besser erreichen zu können.

Das Landesinstitut für Schule betreut seit mehreren Jahren im Auftrag des Senators für Bildung und Wissenschaft sowie ab 2002 mit Unterstützung des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales das Anti-Tabak-Projekt Be smart - dont start an Bremer Schulen.

Hierbei wie auch bei dem soeben bundesweit angelaufenen Projekt Rauchfrei 2002 - 10.000 Euro zu gewinnen erreichen derartige Modellvorhaben über niedrigschwellige Angebote eine Zielgruppe (hier: Kinder und Jugendliche), die sich nicht vorrangig oder aus eigenem Antrieb um Belange von Prävention und Gesundheitsförderung kümmert.

Siehe auch die Antworten zu den Fragen 3 und 7.

7. Welche Bedeutung misst der Senat Prävention, Gesundheitsförderung und -erziehung insbesondere von Kindern und Jugendlichen bei, und wie befördert er diese Themen und deren Realisierung in den genannten Bereichen bzw. wie beabsichtigt er diese zu befördern?

In Bremer Schulen gibt es bereits eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Projekte und Modelle, die auf gesundheitsfördernde Bewegung und Ernährung zielen.

Zahlreiche Kooperationen beispielsweise mit Krankenkassen und Sportvereinen sind Indiz für das breite gesellschaftliche Interesse an diesem Thema.

Trotz vieler guter Beispiele und Erfahrungen ist es bislang jedoch nicht gelungen, die Themen Bewegung und gesunde Ernährung nachhaltig in allen Schularten und -stufen zu verankern. Gerade wegen der durchweg positiven Resonanz auf bestehende Angebote müssen im Sinne einer ganzheitlichen und effektiven Prävention Schülerinnen und Schüler in Bremen und Bremerhaven verstärkt an gesunde Ernährung und Bewegung herangeführt werden.