Spartenbezogene Kulturförderung Theater und Tanz

Renommierte Sprechtheater wie die in Bochum, Köln, Essen und Düsseldorf, die Opernhäuser in Köln, Düsseldorf und Essen sowie die Tanztheater in Wuppertal, Gelsenkirchen und Düsseldorf haben Nordrhein-Westfalens Ruf als Theaterland ins In- und Ausland getragen. Festivals von nationalem und internationalem Rang wie die „RuhrTriennale", das Internationale Tanzfestival NRW, die Ruhrfestspiele Recklinghausen, das NRW-Theatertreffen und die Mülheimer Theatertage NRW „Stücke" tragen dazu bei. Den Kern der Theaterlandschaft bilden die 25 öffentlich getragenen Theater (darunter 14 Musiktheater), von denen das Land 18 fördert. Mit Ausnahme des Düsseldorfer Schauspielhauses mit einer 50-prozentigen Landesbeteiligung und den vier Landestheatern in Detmold, Castrop-Rauxel, Neuss und Dinslaken handelt es sich um kommunal getragene Einrichtungen.

Im Zentrum der Theaterförderung des Landes steht die finanzielle Unterstützung der kommunalen Theater. Nachdem diese Mittel in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich erhöht wurden, betrugen sie 2008 insgesamt knapp 14,9 Mio.. Davon gingen 9,8 Mio. direkt an die kommunalen Theater, 1,1 Mio. wurden für die überörtliche Zusammenarbeit und für Großprojekte aufgewendet, 1,5 Mio. für kommunale Kinder- und Jugendtheaterprojekte sowie knapp 2,5 Mio. für Tanztheater. Die vier Landestheater erhielten 13,5 Mio., nachdem die Landestheaterförderung 2007 bereits um 1 Mio. für den Bereich Kinder- und Jugendtheater erhöht worden war. Dem Schauspielhaus Düsseldorf ließ das Land 2008 13,2 Mio. zukommen; davon waren 2,8 Mio. für Sanierungsmaßnahmen bestimmt.

Freie und Privattheater:

Eine wichtige Säule der nordrhein-westfälischen Theaterlandschaft bilden die über 100 Ensembles und etwa 80 Einzelkünstlerinnen und -künstler des professionellen Freien Theaters. Mit „Theaterzwang" und „Impulse", die im zweijährlichen Rhythmus stattfinden, sind die beiden wichtigsten und attraktivsten deutschen Festivals für Freies und OFF-Theater in Nordrhein-Westfalen beheimatet. Daneben gibt es 15 Boulevard- und 5 Musicaltheater sowie eine große Zahl privater Tourneetheater als kommerziell ausgerichtete, nicht von öffentlichen Zuwendungen getragene Privattheater. Die zahlreichen nordrhein-westfälischen Amateurtheatergruppen und Freilichtbühnen runden das reichhaltige Theaterangebot im Land ab.

Einen Schwerpunkt für viele freie Gruppen bildet das Kinder- und Jugendtheater. Inzwischen bieten aber auch zahlreiche Stadttheater regelmäßig Inszenierungen für das junge Publikum an und haben eine entsprechende Sparte eingerichtet. Das jährlich an einem anderen Ort stattfindende „Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW" ist gleichermaßen Werkschau, Festival und Arbeitstreffen der Akteure der Freien Theater und der Landes- und Stadttheater in diesem Bereich.

Die Landeszuschüsse für Freie und Privattheater wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls kontinuierlich von 2,6 auf 4,4 Mio. erhöht. Ein besonderes Augenmerk legt das Land hier auf die Förderung der Kinder- und Jugendtheater. Zur Theaterförderung zählen auch die Mittel für die Ruhrfestspiele Recklinghausen in Höhe von 1,1 Mio. jährlich.

Tanzland NRW:

Eine besondere Bedeutung hat in Nordrhein-Westfalen das Tanztheater mit 11 Tanzensembles an öffentlich finanzierten Häusern, wie Pina Bauschs Wuppertaler Tanztheater, das Ballett Schindowski in Gelsenkirchen und das Ballett der Deutschen Oper am Rhein sowie etwa 35 freie Kompanien und Choreographen, unter ihnen weltbekannte Gruppen wie NEUER TANZ aus Düsseldorf, das Folkwang Tanzstudio in Essen, COCOONDANCE aus Bonn und Mouvoir aus Köln. Mit diesen Ensembles, den Produktionsstätten Tanzhaus NRW in Düsseldorf und Choreographisches Zentrum PACT Zollverein in Essen, dem Präsentationsforum „tanz nrw aktuell" und zwei Tanzhochschulen ist Nordrhein-Westfalen eines der Zentren gegenwärtigen Tanztheaters.

Eine wichtige Rolle kommt dabei der internationalen Tanzmesse NRW in Düsseldorf zu, bei der Ende August 2008 mehr als 1.000 Aussteller und Fachbesucher 56 Tanzvorstellungen erleben konnten, und dem Internationalen Tanzfestival NRW vom 7. bis 30. November 2008 in Düsseldorf, Essen und Wuppertal (S. 18). Neben der Finanzierung solcher „Highlights" werden die freie Tanzszene und der internationale Austausch gefördert, um Ensembles die Präsentation im Ausland zu ermöglichen und ausländische Kompanien in Nordrhein-Westfalen zu präsentieren. Darüber hinaus zielt die Landesförderung mit dem Landesbüro Tanz, dem Tanzhaus NRW in Düsseldorf und der Internationalen Tanzmesse Düsseldorf auf den Ausbau der Infrastruktur für den Tanz.

In den vergangenen vier Jahren wurden die Landesmittel für kommunale Tanzensembles und Tanzprojekte von 1,4 auf knapp 2,5 Mio. erhöht.

Über die direkte Förderung hinaus werden die darstellenden Künste auch über vom Land geförderte Einrichtungen finanziell unterstützt, in erster Linie von den beiden Kultursekretariaten in Wuppertal und Gütersloh. Sie tragen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Landesmitteln erheblich zur Sicherung und Weiterentwicklung der hiesigen Theaterlandschaft bei.

Die Kultur Ruhr GmbH ist Trägerin des Festivals „RuhrTriennale". Außerdem fördert sie mit dem Projekt „Tanzlandschaft Ruhr" auch die Arbeit des Choreographischen Zentrums PACT Zollverein in Essen. Ergänzend dazu fördert die Kunststiftung NRW Theater- und Tanzprojekte.

Festivals und Festspiele 3

Viele wichtige Festspiele im Theater- und Tanzbereich, der Interkultur sowie der klassischen, modernen und populären Musik sind in Nordrhein-Westfalen beheimatet. Zu nennen sind hier etwa das „Klavierfestival Ruhr", das „Beethovenfest Bonn" und die Duisburger Akzente".

Seit ihrer Gründung 2002 hat sich die „RuhrTriennale" als ein international renommiertes „Fest der Künste" etabliert. Ihr Profil wird besonders durch Produktionen geprägt, bei denen sich die darstellende Kunst mit anderen Sparten zu neuen Formen verbindet. Aufführungsorte sind die Industriedenkmäler der Region, zum Beispiel die Zeche Zollverein in Essen, der Landschaftspark Duisburg-Nord, die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck und die Jahrhunderthalle in Bochum. Die „RuhrTriennale" findet seit 2002 in Zyklen von jeweils drei Jahren statt. Gründungsintendant war Gerard Mortier, dem Jürgen Flimm als künstlerischer Leiter zwischen 2005 und 2007 folgte. Nach dem Tod von Marie Zimmermann, der designierten Leiterin des 3. Zyklus, übernahm Jürgen Flimm auch für das Jahr 2008 die Leitung. Neuer Triennale-Leiter ab 2009 ist der Kölner Opernregisseur Willy Decker. „Aus der Fremde" lautete der Titel der „RuhrTriennale" 2008. Zwischen 22. August und 5. Oktober wurden 104 Veranstaltungen von 45.000 Zuschauern besucht ­ eine Auslastung von 83%. Einen Triumph besonderer Art feierte 2008 die Triennale-Produktion von Alois Zimmermanns „Die Soldaten" in fünf ausverkauften Vorstellungen in New York. Träger der „RuhrTriennale" ist die Kultur Ruhr GmbH mit dem Land (51%), dem Regionalverband Ruhr (46,5%) und dem Verein Pro Ruhrgebiet (2,5%) als Gesellschafter. Die Landesförderung stieg von 8,5 Mio. (2006) auf 9,3 Mio..

Insgesamt verfügte das Festival 2008 über ein Budget von zirka 15,8 Mio., die Europäische Union steuerte 2,6 Mio. bei.

MELEZ ­ Festival der Kulturen

Im Ballungsraum Ruhrgebiet leben Menschen aus 140 Nationalitäten zusammen. Kunst und Kultur sind wichtige Mittler zwischen den verschiedenen Kulturen. Dieser Idee ist eine Reihe kleinerer Festivals wie „Literatürk ­ ein türkisch-deutsches Literaturfestival" in Essen und das „Festival Migrantentheater" in Dortmund verpflichtet. Auch das „MELEZ ­ Festival der Kulturen", das seit 2005 jährlich in Bochum stattfindet, ist davon geprägt. Von 2007 bis 2010 ist MELEZ fester Bestandteil der RUHR.2010-Aktivitäten. MELEZ.08 wollte wie seine Vorgänger „die kulturelle und soziale Vielfalt unserer Region erforschen, anerkennen und abbilden sowie daraus entstehende neue Kunst- und Kulturprojekte beleuchten", sagt die Festivalleiterin Asli Sevindim. Es entstand wieder eine beeindruckende Programm-Melange, ein interkulturelles Festival mit viel Musik, Tanz, Theater, ein Experimentierfeld für die Künste und ein Diskussionsort wichtiger interkultureller Themen.

Theater:

Im Theaterbereich nehmen die „Ruhrfestspiele Recklinghausen" einen prominenten Platz ein. Seit der Reform der Festspiele 1990 und ihrer Umgestaltung in ein Europäisches Festival werden sie zunehmend international wahrgenommen. Seit September 2004 werden sie von Frank Hoffmann geleitet. Schauspiel steht im Mittelpunkt. Einzelne Festivals im Festival wie „Junges Theater", „Kabarett", „Kindertheater" und „Fringe-Festival" bilden eigene Schwerpunkte. Das Land unterstützte die „Ruhrfestspiele" im Rahmen der Theaterförderung 2008 mit 1,1 Mio.. Mit den Mülheimer Theatertagen NRW „Stücke", dem zweijährlichen „Theatertreffen NRW" und dem Dortmunder Festival freier Theater NRW „Theaterzwang" sowie dem jährlichen „Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW" konzentrieren sich inzwischen zahlreiche der national und international beachteten Theaterfestivals in Nordrhein-Westfalen.

Tanz:

Die „Internationale Tanzmesse Düsseldorf" als ein wichtiges Zentrum modernen Tanztheaters, das überregionale Festival TANZHOCHDREI und vor allem das „Internationale Tanzfestival NRW" sind die wichtigsten vom Land geförderten Tanzevents. Zum zweiten Mal nach 2004 lud die Choreogra3 Filmfestivals s. S. 33.