Bericht der Deloitte & Touche GmbH Bericht von Stefan Ludwig Deloitte & Touche GmbH Landtag Nordrhein Westfalen 10 APr

Christoph Niessen (Landessportbund NRW) und Prof. Dr. Joachim Mester (Deutsche Sporthochschule Köln). 2 Analyse des Fitnessangebotes im organisierten Sport in Nordrhein Westfalen 10

Die Landesregierung habe darum gebeten, dies auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung zu setzen.

Er müsse die Sitzung jetzt leider verlassen, da er in seiner Heimatstadt an einer Ratssitzung teilnehmen müsse.

(Andreas Becker [SPD] übernimmt die Sitzungsleitung.) Stefan Ludwig (Deloitte & Touche GmbH) führt aus (siehe ergänzend dazu die Anlage zu TOP 2): Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr stellvertretender Vorsitzender! Liebe Mitglieder des Sportausschusses! Zunächst recht herzlichen Dank, dass wir hier heute die Gelegenheit haben, die Ergebnisse einer doch recht ausführlichen Studie zu präsentieren und mit Ihnen vielleicht im Anschluss zu diskutieren.

Zu Beginn kurz als Einstieg eine Erläuterung, wie wir vorgegangen sind, welchen zeitlichen Ablauf wir hatten, und dann gehen wir in die Ergebnisse, um zum Abschluss unsere Empfehlungen, die wir letztes Jahr im Dezember auch schon dem Präsidialausschuss des Landessportbundes NRW präsentiert haben, mit Ihnen gemeinsam durchzugehen.

Wir sind im Sommer 2009 mit einer Aufgabenstellung zusammengekommen, die ursprünglich einen Projektablauf von ca. drei Monaten vorgesehen hatte. Zunächst war Ziel, zu analysieren, welche Möglichkeiten der Kooperation es gibt zwischen kommerziellen und nicht kommerziellen Fitnessanbietern, also zwischen Anbietern wie McFit oder Fitness First auf der einen Seite, die ein kommerzielles Angebot machen, und dem organisierten Sport, den Vereinen auf der anderen Seite, die im Einzelnen auch Fitnessstudios betreiben.

Wir sind mit der Aufgabenstellung in das Projekt eingestiegen, mussten aber sehr schnell erkennen, dass das zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich die falsche Aufgabenstellung war. Wir haben dann dank der Flexibilität aller Beteiligten sehr schnell die Zielsetzung neu definiert und haben quasi eine Grundlagenforschung betrieben, was das Thema „Fitness" oder „Fitnessstudios im organisierten Sport" betrifft.

Wir haben eine sehr ausführliche Primärdatenerhebung durchgeführt, auf Basis von Interviews vor Ort bei Vereinen, die sich daran beteiligt haben. Das war eine kleinere Anzahl von elf Vereinen. Wir haben darüber hinaus eine größere Anzahl mit Fragebögen kontaktiert, und wir waren auch Teil einer sehr umfassenden Befragung des LSB, die an 20.000 Vereine in NRW geschickt wurde. All diese Daten haben wir zusammengetragen nach anfänglichen Schwierigkeiten, die ich im Folgenden noch ein wenig erläutern kann, was die Teilnahme der Vereine betrifft. Es war zunächst große Zurückhaltung auf der Seite der Vereine. Das hatte sehr unterschiedliche Gründe.

Wir haben es aber dann geschafft, eine quasi kritische Masse zu bekommen, die sich sowohl unseren Interviews gestellt hat als auch den Besichtigungen vor Ort.

Wir haben uns viele Anlagen in NRW angeschaut. Wir haben eine Beteiligung von knapp 20 Vereinen an der schriftlichen Befragung gehabt und eine noch größere Anzahl aus der schriftlichen Befragung, die der LSB durchgeführt hat.

Durch diese Veränderung ist aus dem dreimonatigen Zeithorizont ein 15 monatiger Zeithorizont geworden, was aber letztendlich die richtige Entscheidung war, um zunächst einmal eine Grundlage zu haben, um weiter diskutieren zu können, die ich Ihnen jetzt gern präsentieren werde.

Eine wesentliche Erkenntnis ist für Sie wahrscheinlich nicht neu, aber das war für uns noch einmal die Ausgangslage. Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen im organisierten Sport in den Vereinen in NRW? Wir haben eine Gesamtmitgliederentwicklung, die relativ flach verläuft.

Wir haben uns die unterschiedlichen Altersgruppen angeschaut. Die Mitgliederanzahl der über 60-Jährigen in den Vereinen steigt stetig. Die Mitgliederzahlen in den Alterskategorien 27 bis 40 Jahre und 19 bis 26 Jahre sinken.

Das ist besonders von Bedeutung, wenn man sich die Situation im kommerziellen Fitnessbereich anschaut. Denn dort sehen wir anhand unserer jährlich durchgeführten Studie, die wir mittlerweile seit acht Jahren bei den kommerziellen Anbietern durchführen, dass man ein stetiges Wachstum der Mitgliederzahlen feststellen kann mit einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 6 %, wohingegen die Vereine eine sehr flache Entwicklung und in vielen Altersgruppen, gerade in den wichtigen Altersgruppen, sogar einen rückläufigen Trend haben.

Wir haben in unserer Studie im kommerziellen Bereich auch analysiert, wie der Markt aufgeteilt ist.

(Zuruf)

­ In der Darstellung haben wir das jetzt nicht. Aber die Hauptzielgruppe der Kommerziellen sind natürlich die 19- bis 40-Jährigen. Das sind auch die meisten Mitglieder.

Im kommerziellen Bereich ist vielleicht noch ganz interessant zu sehen: Auch da hat eine enorme Entwicklung hin zu einer Marktkonsolidierung stattgefunden. Die sogenannten Kettenanbieter, also solche, die mehr als drei Fitnessstudios oder Fitnessanlagen in Deutschland betreiben, haben in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Sie nehmen mittlerweile einen Marktanteil auf der Mitgliederebene, die zu dem Zeitpunkt knapp 6,5 Millionen war, von 43 % ein, obwohl sie nur knapp 20 % der Anlagen betreiben. Das heißt, eine kommerzielle Anlage eines Kettenbetreibers hat in der Regel auch eine höhere Anzahl an Mitgliedern als beispielsweise ein Einzelstudio.