Deswegen interessiert mich wie Sie zu der Aussage kommen dass das aus Ihrer Sicht vollständig auszuschließen sei

Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie 31.05.

Weiter habe ich eine Frage an die Bezirksregierung Arnsberg. Herr Grigo hatte gesagt: Im Rahmen der Genehmigungen bzw. der Bohrungen, die schon stattgefunden haben, seien die Probleme vollständig auszuschließen gewesen. Da war ich ein wenig irritiert. Ich war bei dem Expertengespräch in Dortmund dabei, zu dem Regierungspräsident Dr. Bollermann eingeladen hatte. Während dieses Gesprächs hatte Herr Müller-Ruhe ­ er arbeitet für eine Bohrfirma ­ betont, dass es bei Bohrungen eine sehr große Sicherheit gebe, aber man könne nicht vollständig ausschließen, dass es trotzdem zu Problemen kommt. Es gebe keine hundertprozentige Sicherheit.

Deswegen interessiert mich, wie Sie zu der Aussage kommen, dass das aus Ihrer Sicht vollständig auszuschließen sei. Wir haben gerade wieder etwas über Bohrungen erfahren. Es ist auch bekannt, dass es immer wieder zu Problemen bei Bohrungen kommt, was die Dichtigkeit der Bohrungen selber angeht. Es geht aber auch um die Probleme, wenn man durch verschiedene geologische Schichten bohrt. Dann kommt es immer wieder auch zu Spülungsverlusten. Man weiß auch, dass dabei Spülungen verwendet werden, die nicht unproblematisch sind.

Wibke Brems (GRÜNE): Ich habe eine Frage an Herrn Stahlhut. Es wurde gesagt, dass für kurze Zeit ein gewisser Druck beim Dieselöldrucktest entstand. Was ist für Sie „kurze Zeit"? Können Sie eine Zeitspanne angeben? „Kurzfristig" kann ja unterschiedlich definiert werden. Wie hoch war der Druck so ungefähr? Können Sie da eine ungefähre Größenordnung ­ das würde erst einmal ausreichen ­ nennen?

Ich habe noch eine Frage an Herrn Prof. Dr. Bettzüge. Sie haben in Ihrer Stellungnahme dargestellt, dass wir in Deutschland eventuell einen wirtschaftlichen Vorteil dadurch bekommen könnten, dass wir einen Technikvorsprung erreichen, indem wir die schwierigen geologischen Verhältnisse hier nehmen und das übertragen. Gleichzeitig schreiben Sie aber auch in Ihren Ausführungen, dass man in den USA schon viel weiter sei. Für mich ist das an der Stelle ein Widerspruch. Alles, was ich dazu gelesen habe, zeigt mir, dass das in den USA schon seit Jahrzehnten gemacht wird und dass dieser Vorsprung wahrscheinlich gar nicht aufholbar wäre.

Ich möchte dann noch kurz auf einen Punkt eingehen, den Herr Siepelmeyer gerade angesprochen hat. Sie haben gesagt, dass es eine absolute Sicherheit in Bezug auf die Dichtigkeit nicht gebe. Das bezieht sich, vermute ich, nicht nur auf die Zeit, in der man bohrt und da etwas herausholt. Insofern stellt sich für mich die Frage, wie man langfristig sicherstellen will, dass das Frackwasser, das sich da unten befindet, auf Dauer nicht in die Grundwasserhorizonte diffundieren kann. Ich weiß nicht, ob Sie etwas dazu sagen können. Es wäre natürlich auch möglich, dass meinetwegen die Firmen Exxon oder Wintershall bzw. die Bezirksregierung Arnsberg dazu etwas sagen. Die unterschiedlichen Sichtweisen an der Stelle fände ich schon interessant.

Hendrik Wüst (CDU): Frau Kollegin Brems hat gerade einen unbestimmten Begriff angesprochen. Ich nehme mal einen anderen. Es wurde gesagt, dass „eine kleine Menge Diesel" dort hineingeflossen ist. Sie haben gesagt, diese Menge würde zurückfließen. Die Umweltbehörde von New York hat in Bezug auf Fracking ­ mir ist der Unterschied jetzt klar ­ gesagt, dass lediglich 9 % bis 35 % zurückgeholt werden

Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie 31.05. können. Wie verhält es sich hierbei? Diese unbestimmten Begriffe laden immer zu Spekulationen ein. Vielleicht räumen Sie die einfach mal aus.

Ich bin nur ein kleiner Anwalt vom Land, ich habe es nicht so mit dem Rechnen.

25.000 Liter befinden sich im Rohr: Wie breit sind denn Ihre Rohre? Ich habe bisher keine Erkenntnisse darüber.

Ich komme zur nächsten Frage. Es war gerade nicht zuzuordnen, wie es jetzt mit den alternativen Chemikalien bzw. mit den alternativen Produkten für ­ ich nenne das mal so ­ „grünes Fracking" bzw. mit „grünen Frack-Zusätzen" aussieht. Die Damen und Herren von Wintershall sind anwesend. Sie haben die Frage 24 beantwortet.

Soweit ich weiß, ist der Mutterkonzern BASF kräftig dabei, zu forschen bzw. Substitution zu schaffen. Ich sage hier mal ­ nach meinem Bauchgefühl ­ meine Privatmeinung: Ich komme aus der Gegend, aus der Herr Kruse kommt. Deshalb sehe ich das alles ein wenig skeptisch. Wenn Sie es ohne grundwassergefährdende Dinge hinkriegen, können wir wieder darüber reden. Bis dahin würde auch ich sagen: Wiedervorlage. Mich interessiert, bis wann ich diese „Wiedervorlage" weglegen muss.

Können Sie mir einen Zeithorizont sagen, wann wir erwarten können, dass Sie solche Produkte haben, die dazu führen, dass wir kein Diesel oder ähnliche Sachen einpumpen müssen?

Dr. H. Herm Stapelberg (ExxonMobil): Herr Sagel, Sie haben einen ganzen Strauß von Fragen gestellt. Ich versuche mal, eine nach der anderen abzuarbeiten. Zunächst komme ich zu den Bohrspülungen. Wir überwachen das natürlich ganz genau. Insbesondere scheint mir auch wichtig zu sein, dass wir gerade dann, wenn wir die wasserführenden Horizonte durchbohren, nur Zusätze wählen, die wasserverträglich sind. Bentonit ist zum Beispiel ein mineralischer Grundstoff, den auch diejenigen einsetzen, die Wasserbrunnen bohren. Die machen das genauso. Sie wollen auch nicht das Wasser, das sie anschließend fördern, verschmutzen.

Zum Erreichen der Dichtigkeit setzen wir ein Bauwerk bzw. eine Bohrung ein, die sich aus vielen konzentrischen Rohren zusammensetzt, die gegeneinander mit Beton abgedichtet sind. Damit wollen wir einmal vermeiden, dass Wasser in die Bohrung eindringen kann. Umgekehrt wollen wir genauso vermeiden, dass Substanzen aus der Bohrung in die wasserführenden Horizonte eindringen können.

Alles wird ­ das ist vorhin gesagt worden ­ nie dicht sein. Technik bedeutet immer, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Das ist bei uns nicht anders. Ich habe keine konkreten Zahlen darüber, wie viele Bohrungen hier in Deutschland undicht sein könnten. Wir könnten sicherlich versuchen, das herauszubekommen. Ich frage auch die Bergbehörde, ob sie dazu Zahlen hat.

Dann haben Sie eine Frage in Bezug auf das Fracken in Nordrhein-Westfalen gestellt. Insbesondere bei den Kohleflözbohrungen wissen wir heute noch gar nicht, ob wir überhaupt fracken müssen. In den USA sind etwa zwei Drittel der Kohleflözbohrungen gefrackt, ein Drittel aber auch nicht. Denn da reichen die natürlichen Wegsamkeiten bzw. die Klüfte in der Kohle aus, um einen so großen Gasfluss zu einer Bohrung hin zu erzeugen, dass gar kein Fracken nötig ist. Wie sich das hier darstellt,

Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie 31.05. wissen wir noch nicht, da wir noch keine Kernbohrungen gezogen haben. Erst dann könnte man wissen, wie die Klüftigkeit in der Kohle wirklich ist, ob man fracken muss oder nicht. Und wenn ja, ist zu fragen, mit welchen Chemikalien bzw. wie man das im Einzelnen machen muss.

N. Stahlhut (ExxonMobil): Sie fragten, wie lange dieser Drucktest eigentlich gedauert hat. Die Zeitspanne, in der man diesen Druck aufgebaut hat, betrug ungefähr fünf Minuten. Es lag ein genehmigter Druck von 350 bar vor. Letztendlich haben wir hier 319 bar auf die Lagerstätte aufgebracht.

Ich komme zur Frage von Herrn Wüst. Er bat mich, noch einmal zu differenzieren.

Ein Lagerstättendruck ist etwas völlig anderes als eine Frack-Behandlung. Ich schaffe keine neuen, künstlichen Wegsamkeiten, sondern die geringe Menge, die dort in den Randbereich der Bohrung bzw. in die Formation injiziert wird, kommt bei der Druckentlastung wieder zurück. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie groß diese Menge ist, aber sie ist überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was Fracks angeht.

Vorsitzender Dr. Jens Petersen: Herr Sagel hatte noch die freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung angesprochen. Ging diese Frage an die beiden Herren, Herr Sagel? ­ Herr Stapelberg?

Dr. H. Herm Stapelberg (ExxonMobil): Ich habe die Frage nicht ganz genau verstanden.

Vorsitzender Dr. Jens Petersen: Herr Sagel, seien Sie so lieb und wiederholen die Frage bitte noch einmal.

Rüdiger Sagel (LINKE): Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist nicht zwingend vorgeschrieben. Sie ist bekanntermaßen erst ab einer bestimmten Gasmenge vorgeschrieben. Da gibt es eine rechtliche Diskussion. Das Bergrecht müsste dann geändert werden. Die Frage wurde schon bei der Anhörung der Bezirksregierung in Dortmund gestellt: Sind Sie bereit, eine freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen, wenn es nicht diese Änderung des Bergrechtes gibt? Würden Sie das auch von Ihrer Seite aus tun? Denn Sie hatten gerade betont, dass die Umweltverträglichkeit gewährleistet sein soll. Sind Sie bereit, das zu machen?

Dr. H. Herm Stapelberg (ExxonMobil): Auch wir sehen Bilder, die uns nicht gefallen. Wir wollen ebenfalls sauberes Wasser trinken. Das gilt für mich genauso wie für meine Kinder. Insofern nehmen wir die Sorgen und Nöte der Menschen im Münsterland bzw. in Nordrhein-Westfalen sehr ernst. Wir haben deshalb ­ nachdem die Diskussion letztendlich das Ausmaß angenommen hat, das wir jetzt sehen ­ von unserer Seite aus die Initiative ergriffen, um noch transparenter zu werden. Es wurde ein entsprechender Dialogprozess mit einem Akteurs-Kreis begonnen, der gesellschaftliche Akteure und einen entsprechenden Expertenkreis beinhaltet.