Beratungsstelle

Stefan Wiedon (CDU) fragt, ob auch Trainer, die sich zu Unrecht beschuldigt fühlten, die Beratungsstelle in Anspruch nehmen könnten.

Dr. Christoph Niessen (Landessportbund NRW) führt aus, sollte der Eindruck entstanden sein, dass jetzt nur weitere Vorfälle zu einer erneuten Betonung des Themas beim Landessportbund geführt hätten, sei ihm wichtig, dass dieser Eindruck so nicht stehen bleibe. Es gehe schlicht und ergreifend um eine Weiterentwicklung. Während man anfangs damit relativ alleine und nur als Dach dieser Organisationen dagestanden habe, gehe es jetzt darum, das Thema wirklich auch in die Fläche zu tragen. In der Fläche gebe es eine hohe Fluktuation. Das sei also eine Daueraufgabe.

Der Landessportbund erwarte vom Parlament oder von der Landesregierung gar nichts. Er erwarte eigentlich nur, dass das zur Kenntnis genommen werde. Er betrachte das als Aufgabe des Landessportbundes, dies sicherzustellen bei diesem Thema, weil sonst ein Stück Legitimation für den Landessportbund verloren ginge, öffentlich gefördert zu werden. Er betrachte das als eine Pflicht, hier auch darüber zu berichten, dass der Landessportbund sauber arbeite.

Zur Kooperation mit Schulen: Selbstverständlich bringe die Thematik „Sport und Ganztag", wenn Übungsleiter aus Vereinen in den Schulbereich oder in Kindertagesstätten gingen, weitere Verpflichtungen mit sich, denn es handele sich um einen gesetzlich anders geregelten Raum. Da sei der Landessportbund auf dem genannten Zug.

Natürlich könnten sich auch Trainer, die sich falsch beschuldigt fühlten, an die Beratungsstelle wenden. Allerdings sei Frau Sahle keine Juristin und gebe keinen anwaltlichen Rat. Sie könne Verfahrensratschläge geben. Sie könne Kontakte zu Rechtsanwälten herstellen. Wenn es aber ins Rechtliche gehe, darum, Anzeige zu erstatten oder Anklage zu erheben, sei der Landessportbund raus. Der Landessportbund sei keine Sportstaatsanwaltschaft für dieses Thema. Das könne er auch nicht sein.

Er wisse, dass das Thema „Zahlen" bewege. Im Vorfeld dieser Sitzung habe man natürlich im Haus auch wieder über Zahlen geredet, weil klar sei, dass diese Fragen kämen. Dafür habe er auch großes Verständnis.

Er wolle noch eine Begründung dafür liefern, warum er keine absoluten Zahlen nennen wolle und könne. Wenn er jetzt hier eine Zahl von Fällen nennen würde, müsste er in eine ganz große Differenzierung gehen. Er würde ja ohnehin nur über bekannt gewordene Fälle reden und nicht über Dunkelziffern. Es müsste unterschieden werden zwischen körperlicher Misshandlung, möglicher oder tatsächlicher Vergewaltigung, verbalen Übergriffen und vielen Mischformen. Die Spannbreite möglicher Übergriffe sei unglaublich groß. Dazu gebe es keine Zahlen. Eine solche Differenzierung gebe es auch nicht. Der Landessportbund wolle sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen, Zahlen zu nennen, sondern es wäre im Gegenteil unverantwortlich, hier Zahlen zu nennen, die dann möglicherweise falsche Eindrücke in die Öffentlichkeit transportieren würden. Ralf Michalowsky (LINKE) erinnert an das Gespräch in den Räumen des Landessportbundes vor einigen Monaten, das er damals als sehr informativ empfunden habe, insbesondere bezogen auf die Frage, wie der Landessportbund mit falschen Beschuldigungen umgehe. Dazu habe es sehr erschöpfende Antworten gegeben.

Nach seinem Eindruck werde das Problem sehr sensibel behandelt.

Die Frage von Herrn Palmen, warum sich der Ausschuss mit dem Thema beschäftigen solle, könne er nicht ganz nachvollziehen. Der Landtag fördere den Sport in Nordrhein-Westfalen mit nicht unerheblichen Millionenbeträgen. Dieses Thema sei ständig in den Medien. Im Münsterland und im Ruhrgebiet sei gerade wieder jemand unterwegs, der sich als Kaderförderer ausgebe, sich bei den Eltern einschmeichle und die Jungen mitnehmen wolle. Solche Fälle gebe es immer wieder. Wenn er als Parlamentarier gefragt werde, was der Landtag dagegen unternehme, wolle er schon gern wissen, welche Maßnahmen der Landessportbund treffe.

Herr Dr. Niessen habe in aller Bescheidenheit gesagt, er erwarte nichts von der Politik, so Hans Christian Markert (GRÜNE). Er meine aber, gerade dieses Thema sollte die Sportausschussmitglieder sensibilisieren, unabhängig davon, ob das Land Nordrhein-Westfalen den Landessportbund besonders fördere. Das sei einfach eine gesellschaftliche Aufgabe, der sich die Abgeordneten zu stellen hätten. Als Vater von zwei kleinen Kindern sehe er es als Aufgabe gerade der Abgeordneten an, da genau hinzugucken. Dieses Land brauche eine Kultur des Hinsehens und keine Kultur des Wegsehens.

Manfred Palmen (CDU) entgegnet, wenn seine beiden Vorredner ihn missverstehen wollten, dann sollten sie das tun.

Herr Dr. Niessen habe seine Frage völlig richtig verstanden. Er habe gefragt, ob über das hinaus, was jetzt getan werde, seitens der Politik etwas mehr getan werden müsse und gegebenenfalls was.

Er wisse sehr wohl, dass das Land den Sport mit 156 Millionen fördere. Das sei auch richtig. Das hätten alle unterstützt, übrigens schon seit 15 Jahren, seitdem das laufe.

Er habe in „Wir im Sport" gelesen, dass im nächsten Jahr ein neuer Leitfaden aufgelegt werden solle, um bestimmte Dinge noch zu vertiefen. Man habe 20.000 Vereinsvorsitzende. In 65 Veranstaltungen habe man 1.400 Leute aktiviert. Der Fußballverband Mittelrhein mache das sehr aufwendig.

Er frage eigentlich nur, ob von den Abgeordneten etwas erwartet werde, was sie noch zusätzlich tun könnten neben dem schon Genannten.

Ihm könne doch nicht unterstellt werden, er hätte irgendetwas dagegen.

Vorsitzender Axel Wirtz hält es für sehr wichtig, dass sich der Sportausschuss mit dem Thema befasse, allein schon um zu sensibilisieren. Er finde auch die Anregung des Kollegen Dudas gut, sich mit anderen Ausschüssen zu vernetzen. Seines Erachtens sei es auch ein wichtiges Signal, dass Leute die Hemmschwelle überwänden und beim Landessportbund anriefen.

Das sei auch in Verbindung damit zu sehen, Kinder zu stärken, damit sie die Hemmschwelle überwänden, sich jemandem mitzuteilen. Alle, die im Verein arbeiteten, müssten jeden Tag aufmerksam sein und auch Kleinigkeiten thematisieren. Als Vorsitzender eines Fußballvereins mit Damenmannschaften und Mädchenmannschaften erlebe er selbst manchmal solche Diskussionen und sei froh, etwas aus dem Verein zu hören, um dem Jugendleiter bei der kleinsten Bemerkung einen Hinweis geben zu können, worauf dieser achten solle. Das finde er sehr wichtig.

Er könne verstehen, dass das nicht mit absoluten Zahlen zu belegen sei. Das würde der ganzen Sache einen Bärendienst erweisen, weil das zu Spekulationen führte.

Deshalb finde er den Umgang des Landessportbundes damit gut. Er danke dem Landessportbund und Frau Sahle sehr herzlich im Namen des Ausschusses für ihre Arbeit. Die Alltagsarbeit sei das Entscheidende, nämlich so damit umzugehen, dass Vertrauen geschaffen werde. Das sei ein sehr wichtiges Aufgabenfeld.

Der Ausschuss werde sich sicher auch in Zukunft mit dem Thema befassen.