Arbeitsfähigkeit der einzigen Landwirtschaftlichen Fakultät in Nordrhein-Westfalen gefährdet ­ wie ist die Situation?

Die einzige Landwirtschaftliche Fakultät in Nordrhein-Westfalen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn steht im Wettbewerb mit Wissenschaftseinrichtungen anderer Länder wie Weihenstephan, Hohenheim, Göttingen und Kiel. Für eine erfolgreiche Arbeit benötigt sie dringend weitere multifunktionale Laborgebäude. Nach aktuellem Stand wird es bis 2013 zu einer weiteren Verknappung von Laborflächen für die Profilprofessuren kommen, die die unmittelbare Arbeitsfähigkeit dieser Professuren gefährdet. Mit ihrem Forschungskonzept Food-Feed-Energy: Ressources for Life hat sich die Fakultät für gesellschaftlich wichtige Forschungsfragen etwa zur Bevölkerungsentwicklung, der Ernährung oder zum Energiebedarf und für immer bedeutsamer werdende Fragen konkurrierender Ressourcenansprüche zukunftsfähig aufgestellt. Nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) leiden weltweit rund 925 Millionen Menschen an Unterernährung: 189

Regierungen haben Ernährungssicherheit zur obersten Priorität erklärt und sich dem UNMillenniumsentwicklungsziel verpflichtet, den Anteil der hungernden Menschen weltweit bis zum Jahr 2015 zu halbieren.

Vorbemerkung der Landesregierung:

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn ist die einzige Vollfakultät für das Studium der Agrarwissenschaften in Nordrhein-Westfalen. Die Landesregierung weist darauf hin, dass auch im Fachbereich Agrarwirtschaft der Hochschule Südwestfalen am Standort Soest und in der Fakultät Life Sciences an der Hochschule Rhein-Waal zum Thema Agrarwissenschaften gelehrt und geforscht wird.

1. Wie beurteilt die Landesregierung das Forschungskonzept der Landwirtschaftlichen Fakultät in Bonn im Vergleich zu den anderen landwirtschaftlichen Fakultäten in Deutschland?

Der Wissenschaftsrat hat 2006 die Lage der Agrarforschung in Deutschland evaluiert. Die Empfehlung an die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn mündete im Konzept Agrarforschung 2007 und wird seitdem in einem mittelfristigen Prozess umgesetzt.

Die Landesregierung teilt die Auffassung im Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Agrarwissenschaften in Deutschland der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) aus 2009, wonach für die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn durch das Konzept Agrarforschung gute Voraussetzungen bestehen, dass sich die Landwirtschaftliche Fakultät zum Kern eines Clusters im Sinne der Wissenschaftsratsempfehlungen weiterentwickelt.

Das Strategiekonzept des Clusters CROPSENSe der Universität Bonn gehörte 2007 zu den bundesweit aus 27 Bewerbern ausgewählten vier Siegern zur Förderung von Kompetenznetzen in der Agrar- und Ernährungsforschung im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung.

2. Wie beurteilt die Landesregierung die Ausstattung der Landwirtschaftlichen Fakultät in Bonn im Vergleich zu den anderen landwirtschaftlichen Fakultäten in Deutschland?

Bezüglich der Ausstattung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn wird auf die Beantwortung der Kleinen Anfrage 1217 LT-Drs. 15/3067 verwiesen. Einen Vergleich mit anderen landwirtschaftlichen Fakultäten in Deutschland nimmt die Landesregierung nicht vor.

3. Inwieweit sieht die Landesregierung den Forschungsbereich Balanced Dairy Systems? als wichtiges gesellschaftliches Zukunftsfeld an?

Zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gehören die Ernährungssicherheit und der Klimaschutz. Zur Umsetzung der Zielsetzung einer nachhaltigen Landwirtschaft ist es wichtig, das Gesamtsystem des Sektors Milchproduktion einer genaueren interdisziplinären Betrachtung zu unterziehen. Die Landesregierung begrüßt daher Forschungsaktivitäten, die sich mit dem In- und Output verschiedener Intensitäten der Milcherzeugung auseinandersetzen, um Problembereiche zu identifizieren und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Das Forschungsfeld Balanced Dairy Systems ist u.a. Bestandteil der Lehr- und Forschungstätigkeit der Theodor-Brinkmann-Graduate School der Landwirtschaftlichen Fakultät.

Der Antrag der Universität Bonn auf Neueinrichtung eines Sonderforschungsbereichs Balanced Dairy Systems wurde dieses Jahr durch die DFG abgelehnt.

4. Inwieweit sieht die Landesregierung den Forschungsbereich?Stress bei Pflanzen als wichtiges gesellschaftliches Zukunftsfeld an?

Um Ernteverluste zu vermeiden, werden vor dem Hintergrund des Klimawandels in Zukunft Pflanzen benötigt, die beispielsweise Trockenheit, Temperaturschwankungen oder Bodenversalzung aushalten und dennoch ertragreich sind. Hierzu gilt es, die grundsätzlichen Mechanismen zu verstehen, wie Pflanzen sich gegen Stress schützen.

Langfristig soll das erworbene Grundlagenwissen angewendet werden, um Pflanzen gezielt an sich ändernde Klimabedingungen anzupassen und den Ertrag von Nutzpflanzen zu sichern und zu steigern. Die Sicherung der Ernährung ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen.

Als Beitrag zur Regionale 2010 wird das Projekt mit 4,3 Mio. vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung aus Ziel-2-Mitteln gefördert. Unter anderem gehört ein Gewächshaus zu den neuen Forschungsbauten am Campus Klein-Altendorf, mit dem u.a. auch der Stress bei Pflanzen mit modernster Technik untersucht wird.

5. Welchen Stellenwert nimmt die Arbeit der landwirtschaftlichen Fakultät in Nordrhein-Westfalen in den Arbeitsfeldern des Landesumwelt- und landwirtschaftsministeriums ein?

Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn umfasst die Institute:

- INRES - Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz

- ITW - Institut für Tierwissenschaften

- ILR - Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik IOL - Institut für Organischen Landbau

- ILT - Institut für Landtechnik

- IEL - Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften

- IGG - Institut für Geodäsie und Geoinformation

Aufgrund der erkennbaren Berührungspunkte zu den Arbeitsfeldern des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat die Arbeit der Landwirtschaftlichen Fakultät für das Ministerium einen hohen Stellenwert. Die Zusammenarbeit ist im Forschungsnetzwerk NRW-Agrar verankert mit seinen fachlichen Plattformen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Pflanzenproduktion und Kompetenznetzwerk Nutztierforschung. Des Weiteren bestehen Lehraufträge z. B. im Bereich Forstwirtschaft und Waldbau sowie zahlreiche weitere Einzelkontakte.

Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz fördert Einzelprojekte, die an der Fakultät im Rahmen des Lehr- und Forschungsschwerpunkts Umweltverträgliche und standortgerechte Landwirtschaft (USL) durchgeführt werden. Übergeordnetes Ziel dieser Forschungszusammenarbeit ist die Weiterentwicklung einer umweltverträglichen und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Die wesentlichen Themenfelder sind:

Nachhaltige Nutzung des Produktionspotentials des Agrarstandorts Nordrhein-Westfalen

Schutz der natürlichen Ressourcen (Wasser, Boden, Luft, Klima, Biodiversität), mit Bezug auch zur menschlichen Gesundheit

Effizienter Einsatz natürlicher Ressourcen (Energie, Nährstoffe)

Weiterentwicklung von Tierschutz und Tiergesundheit

Qualitätssicherung entlang der Wertschöpfungskette und Anpassung an die Bedürfnisse des Marktes

Förderung der Wirtschaftskraft und Attraktivität der ländlichen Räume.