Staubilanz 2010 Stausituation auf deutschen Autobahnen im Jahr 2010 München

Allgemein Stellungnahme des ADAC in NRW zur Öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bauen, Wohnen und Verkehr im Landtag Nordrhein-Westfalen am 23. März 2011

Der ADAC in Nordrhein-Westfalen vertritt mit den drei Regionalclubs Westfalen, und Nordrhein die Interessen von rund 3,8 Millionen Mitgliedern. Dabei setzt der ADAC sich für eine bezahlbare, umweltfreundliche, leistungsfähige und sichere Mobilität ein - denn Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen.

Diese Stellungnahme fasst die wichtigsten Standpunkte des ADAC in NRW zur Infrastrukturplanung und zum Infrastrukturbau zusammen. Bezüglich projektbezogener Einzelaspekte verweisen wir auf frühere Veröffentlichungen und Stellungnahmen des ADAC. Stauland Nordrhein-Westfalen (Bezug zu Frage 1)

Auf nordrhein-westfälischen Autobahnen bildeten sich im Jahr 2010 pro Tag Staus mit einer durchschnittlichen Länge von 370 km (2009: 300 km). Das ergab die Auswertung der ADACStaudatenbank. Insgesamt summierten sich die gemeldeten Staus zu einer Gesamtlänge von 135.300 km (2009: 115.000 km). Damit ist Nordrhein-Westfalen deutlicher Spitzenreiter unter den Bundesländern und somit Stauland Nummer Eins. Über 57.000 Staus (2009: 44.000 Staus) wurden gemeldet, das sind rund 29 Prozent (2009: 32 Prozent) aller gemeldeten Stauinformationen. Vergleicht man zudem die NRW-Stauzahlen 2009 und 2010, so zeigt sich eine deutliche Verschlechterung der Stausituation.

Verteilung der gemeldeten Staukilometer nach Bundesländern (Jahr 2010) Niedersachsen; 7% Abbildung 2: Verteilung der Staukilometer nach Bundesländern (Jahr 2010) Nordrhein-Westfalen als zentrale Region in Europa und Transitland braucht ein modernes und leistungsfähiges Verkehrssystem. Es stellt sich somit die Frage, wie diese Staus auf Autobahnen wirksam bekämpft werden können. Geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Staus sind beispielsweise: Engpassbeseitigung

Im Jahr 2009 waren über 60 Prozent der Staus auf Kapazitätsüberlastungen zurückzuführen.

Nach Ansicht des ADAC muss der bedarfsgerechte Aus- und Neubau der Fernstraßen weiter forciert werden. Insbesondere Lückenschlüsse und die Beseitigung von Engpässen an Knotenpunkten wären hier erforderlich. Vielen Lückenschlüssen in NRW kommt auch deshalb besondere Bedeutung zu, weil dadurch im Autobahnnetz weitere, so genannte Netzmaschen geschaffen werden. Durch diese Netzmaschen entstehen im Autobahnnetz Alternativrouten, die ohne große Umwege oder Fahrzeitverluste genutzt werden können. Durch den Einsatz telematischer Systeme, z. B. der an Autobahnknoten, können im Falle von Verkehrsstörungen Ausweichempfehlungen gegeben werden. Gerade in NRW mit seinem hohen Verkehrsaufkommen und dem recht dichten Autobahnnetz bietet sich die Nutzung solcher Systeme an, um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten und die Verkehrsbelastungen gleichmäßiger auf das vorhandene Netz zu verteilen. Wichtige Maßnahmen zur Bildung weiterer Netzmaschen sind z. B. der Weiterbau von A 52, A 46 oder A 445.

Optimierung des Baustellenmanagements

Ein Großteil der Stauzeiten ist auf Baustellen zurückzuführen. Der ADAC fordert jetzt erneut ein strafferes und effizienteres Baustellenmanagement sowie die schnellere Umsetzung der wichtigsten Neu- und Ausbauvorhaben der Autobahnen.

Ziel muss es sein, die Dauer der Baumaßnahmen zu verkürzen, um die Zahl der Staus zu reduzieren. Nach Informationen des ADAC beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit auf 3 Vgl. ADAC (Hrsg.), Autobahn-Staus: Immer mehr Engpässe, ADACmotorwelt, Nr. 6/2009, Seite 12.

ADACin NRW 2/10 deutschen Autobahnbaustellen 55 Stunden - 80 wären bei voller Ausnutzung der Tageshelligkeit und bei einer 6-Tage-Woche zwischen April und Oktober möglich. Das entspricht einem zusätzlichen Potential von fast 50 Prozent.

Laut ADAC sollte zudem an besonders stauanfälligen Strecken nachts und an Wochenenden gearbeitet werden. Dabei nimmt NRW mit einem Anteil von 30 Prozent bei den Nachtbaustellen bereits eine bundesweite Spitzenposition ein. Dennoch sind weitere Anstrengungen erforderlich. Die Bedürfnisse der anliegenden Anwohner müssen jedoch hierbei berücksichtigt werden.

Zudem sollten Bauabläufe besser koordiniert und getaktet werden. Hier sind die Bundesländer gefordert. Für die Vergabe der Bauaufträge muss die Bauzeitverkürzung in die Angebotsbewertung einfließen. Beschleunigungsanreize sollten durch eine noch stärker werden. Etwaige Mehrkosten durch beschleunigte Bauzeiten werden durch hieraus entstehenden volkswirtschaftlichen Nutzen mehr als abgegolten.

In den letzten Jahren hat Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Optimierung des Baustellenmanagements sehr große Fortschritte gemacht und liegt in vielen Bereichen an bundesweiter Spitze. Nichtsdestotrotz muss auch in NRW noch viel getan werden, um die Staubelastungen durch Baustellen weiter zu verringern.

Verbesserung des Verkehrsflusses durch Verkehrslenkungssysteme Verkehrslenkungssysteme tragen dazu bei, Belastungsspitzen im Straßennetz zu entzerren.

Damit wird die Sicherheit erhöht sowie Staus und Umweltbelastungen werden reduziert.

Untersuchungen zeigen, dass die Autofahrer die angezeigten Informationen und Vorschriften überwiegend einhalten. Denn die Angaben sind für die Kraftfahrer nachvollziehbar und begreifbar. Allerdings müssen die tatsächliche Verkehrssituation und die geschalteten Anzeigen übereinstimmen. Daher fordert der ADAC auch eine systematische Überprüfung der Qualität der Steuerung. Außerdem müssen leistungsfähige Alternativstrecken vorhanden sein, damit Netzbeeinflussungsanlagen ihre Stärken voll ausspielen können (siehe oben). Bedarfspläne von Bund und Land (Bezug zu den Fragen 2 und 3)

Die Stausituation in NRW zeigt, dass der Ausbau dem Bedarf an Infrastruktur deutlich hinterher hinkt. Der Grund liegt darin, dass für die Finanzierung des Infrastrukturbedarfs zu wenige Mittel zur Verfügung gestellt werden. Bei der Auswahl künftiger Vorhaben müssen insbesondere die Engpassbeseitigung und die Lückenschlüsse im hoch belasteten Bundesautobahnnetz sowie bei wichtigen Bundesstraßen im Vordergrund stehen. Die in den Bedarfsplänen identifizierten Projekte sind dabei zügig umzusetzen.

Der ADAC fordert, für den bedarfsgerechten Ausbau der wichtigsten Verbindungen genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Der ADAC hat bereits im Jahr 2008 die dringlichsten Ausbauprojekte des Bundes überprüfen und auf den aktuellen Stand bringen lassen. Dabei wurden mittels einer Engpassanalyse 488 Autobahnabschnitte ermittelt, deren Ausbaubedarf besonders groß ist - der überwiegende Teil lag in Westdeutschland. Der ADAC fordert daher den dringenden Ausbau dieser Abschnitte von zwei auf drei bzw. auf vier Fahrstreifen je Richtung. 4

Der Bund hat im Jahr 2010 eine Überprüfung der Bedarfspläne für die Bundesschienenwege und die Bundesfernstraßen vorgelegt. Im Gegensatz zur Schiene (38 Projekte) wurde bei den 4 Vgl. INTRAPLAN Consult, Priorisierung der ADAC-Forderungen zum Ausbau des BAB-Netzes, München 2008.