Leistungserfassung und vergleich sind im Rahmen der Schule üblich und die Bewertung

Sportarten (Turnen, Sportgymnastik, Eiskunstlauf). Hier ist ein erster Hinweis bereits bei der SNU denkbar.

8, Es wird bisweilen der Verdacht geäußert, dass motorisch schwächere Schüler durch einen solchen Test gedemütigt werden könnten. Teilen Sie diese Einschätzung?

Nein. Leistungserfassung und -vergleich sind im Rahmen der Schule üblich und die Bewertung bzw. Benotung wird Ld.R. nicht in Frage gestellt.

Nicht nur unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder sich gerne messen und vergleichen sowie erfahren wollen, wo ihre Grenzen sind.

9. Wie ist es möglich, die Tests so durchzuführen, dass keine Diskriminierungen von Schülerinnen und Schülern mit mangelnden Bewegungserfahrungen bzw. Bewegungsauffälligkeiten entstehen?

- Selbstverständlich müssen Durchführung und Auswertung behutsam und rücksichtsvoll erfolgen - daher erhalten im DüMo zunächst die Eltern die Testergebnisse bzw. auch die Lehrer, sofern die Eltern einverstanden sind.

Diese Ergebnisse werden jedoch nicht zur Notenfindung eingesetzt, sondern als Basis für individuelle Beratung und Hilfestellung.

Die Testergebnisse werden von den zuvor gründlich geschulten Testleitern notiert und dem Kind nur dann unmittelbar bekannt gegeben, wenn es darum bittet - hier auch nur die Rohwerte und nicht die Bewertung.

- Die Bewertung erfährt jedes Kind nur selbst und auf dem direkten Weg über eine persönliche Auswertung in einem individuellen Anschreiben an die Eltern.

- Sensibler ist der Bereich der begleitenden Anthropometrie (Wiegen und Messen) zwecks Ermittlung des BMI; hier werden bei Bedarf die Werte individuell und für die übrige Testgruppe nicht sichtbar erfasst.

- Von Fällen der Diskriminierung aufgrund der Testdurchführung ist nichts bekannt.

10. Wie bewerten Sie es, dass durch motorische Tests Freude an Bewegung und Motivation für Bewegung bei den Schülern erreicht wird?

- Kinder messen und vergleichen sich gerne.

Erfahrungen zeigen, dass ein Test-Wettkampf und der folgende Austausch der Ergebnisse untereinander eher motivierend wirkt.

- Vorteilhaft erscheint ein Tool, das den Kindern und ihren Eltern die motorische Leistung grafisch erklärt (siehe dazu.www.check-duesseldorf.de.).

- Die natürliche Freude an der Bewegung darf vor allem den motorisch schwachen Kindern durch eine negativ-destruktive Leistungsbewertung nicht genommen werden - daher muss das Testergebnis, wie jede andere schulische Leistung auch, behutsam beschrieben und erörtert werden.

Die Testergebnisse bieten dafür den Anlass; daraufhin sollten konstruktive und kindgerechte Lösungen zu ihrer motorischen bzw. sportlichen Weiterentwicklung auf der Basis ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit aufgezeigt werden.

- Den Kindern können im Zusammenhang mit einem motorischen Test die vielen Möglichkeiten des Sports und die breite Palette der Sportarten aufgezeigt werden, wobei nicht der reine Wettkampfsport im Vordergrund stehen sollte, sondern Angebote, die Spaß an der Bewegung, vor allem in der Gruppe vermitteln.

11.Weiche Schwierigkeiten erwarten Sie bei einer flächendeckenden Implementierung des sportmotorischen Tests an Schulen der Primarstufe?

- Das Düsseldorfer Modell greift bereits diesen Aspekt auf, indem auf freiwilliger Basis in Düsseldorf flächendeckend ein sportmotorischer Test durchgeführt wird. Voraussetzungen dafür sind: Notwendigkeit der Vermittlung des Sinns eines motorischen Tests für die Entscheidungsträger und die Betroffenen vor Ort.

Notwendigkeit der gründlichen Schulung des Personals für die Testdurchführung.

Bereitstellung finanzieller und personeller Ressourcen - je nach Testkonzept vor Ort.

Beachtung des Datenschutzes (Kinder, Eltern). 12.Halten Sie die Durchführung von motorischen Tests ohne anschließende Angebote im Verein oder Schule für sinnvoll?

Nein.

- Testen um des Testens willen (siehe 1.) zeigt keine Perspektive und wird auch keine Akzeptanz bekommen.

- Anschließende Angebote bzw. Maßnahmen sind unerlässlich - ob im Verein, in der Schule (z. B. OGS) oder bei anderen Anbietern.

13.Wie sollten solche Angebote gestaltet werden, wer sollte sie durchführen und wie sollte die Verbindung zu den Sportvereinen aussehen? Welche zusätzlichen Kosten entstehen?

Die Angebote sollten aufgrund der Testergebnisse eingeteilt werden in die Bereiche Talentförderung, (allgemeine) IISportförderung und IIBewegungsförderung.

Den genannten Bereichen entsprechend sind unterschiedliche Anbieter denkbar, wobei die Sportvereine vor allem die ersten beiden Bereiche abdecken können.

- Vereine können über die Durchführung eines Sportinfotages auf sich aufmerksam machen (Organisation durch die Kommune in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen lokalen Sportbund; Sponsoring möglich); Kosten und Aufwand sind gering.

In jedem Auswertungsschreiben zum Test sollte ein Verweis auf eine Homepage stehen, auf der man sich über Vereine in der Nähe informieren kann oder auf der aktuelle Rufnummern bzw. Kontaktdaten von Ansprechpartnern der Vereine genannt werden (Kosten gering).

- Angebote für Kinder mit motorischen Defiziten (Bewegungsförderung) oder Gewichtsproblemen können einerseits durch qualifizierte Übungsleiter aus den Vereinen erfolgen; Co-Finanzierung über die OG8 ist hier denkbar.

- Zudem können Angebote für Kinder mit Defiziten in Zusammenarbeit von Verein und Krankenkassen (Finanzierung über die Krankenkassen § 20 SGB V bzw. auch §§ 43, 448GB IX) erfolgen.

14.lst der sportmotorische Test sinnvoll in die Gestaltung des Sportunterrichts und des außerunterrichtlichen Schulsports einzubinden?

Praktikabel ist eine Einbindung in den Sportunterricht, da dort alle Kinder anwesend sind und erreicht werden.

Eine Durchführung im außerunterrichtlichen Schulsport wäre umsetzbar, wenn dadurch alle Kinder erreicht werden, z. B. in Form eines Fitnesstages.

Je nach Bedingung sind mehrere Lösungen umsetzbar, dies sollte nicht vorgegeben werden, sondern je nach Kommune und den Bedingungen der Schulen und Vereine vor Ort individuell umgesetzt werden.

Ein Konzept für NRW sollte mehrere aufzeigen.

15.Welche Rolle können oder müssen die Schulleitungen bei der Durchführung und Auswertung des sportmotorischen Tests spielen?

Grundsätzlich müssen sie dazu positiv eingestellt sein.

Ein vorheriger Gedankenaustausch zwischen den Schulleitern und den Testverantwortlichen (z. B. runder Tisch) ist nach unseren Erfahrungen sehr sinnvoll.

16.Sind motorische Tests, wie sie zurzeit in NRW zu Anwendung kommen, sowohl zur Identifizierung von sportlich besonders leistungsfähigen (Sportschulen NRW) wie auch besonders schwachen Schülern geeignet?

Das Screening von Talenten wie auch von motorisch Schwächeren ist mit Hilfe des motorischen Tests grundsätzlich in befriedigender Sensitivität und Spezifität möglich.

Die Entscheidung darüber, wann ein Kind sportmotorisch talentiert bzw. leistungsfähig oder aber besonders leistungsschwach ist, ist empirisch nur durch Vergleich mit gut belastbaren, aktuellen Normwerten zu beantworten (im DüMo mit den Motoperzentilen).

- Wissenschaftlich besteht allerdings nur ansatzweise Konsens darüber, welche Grenzwerte der motorischen Leistung festgelegt werden sollen (im DüMo aufgrund der empirischen Verteilung ca. obere 10 % motorisch sehr gut entwickelt =Talent; mittleren 80 % motorisch normal entwickelt = Sportangebote; untere 10 % motorisch schwach = Bewegungsförderung).

Im Bereich der Talentsichtung kann ein motorischer Test allerdings nicht das alleinige, sondern nur ein zusätzliches Diagnose-Instrument sein.

Enge Kooperationen zwischen Vereinen und Schulen sind ebenfalls ein bereits vorhandenes Sichtungsinstrument.

Für die Entdeckung bisher noch unentdeckter Talente ist der Test aber durchaus geeignet, wenngleich im DüMo festgestellt wurde, dass über 70 % derjenigen Kinder, die motorisch am besten abschnitten, bereits Mitglied in einem Verein sind, wohingegen die Quote der Vereinszugehörigkeit mit abnehmender sportlicher Leistung deutlich sinkt.

Erfahrungen zeigen aber auch, dass Talentsichtung und -förderung mittel- bis langfristig jeweils immer weiter sportartspezifisch erfolgen müssen, so dass durch einen motorischen Test nur eine erste Vorauswahl im Sinne eines motorischen Screenings erfolgen kann.