Grundschule

2. Ausgangssituation

Demografische Entwicklung anschauungsschulen können als Teilstandort in einen Grundschulverbund eingebracht werden. [..]

Der demografische Wandel hat in Nordrhein-Westfalen schon Grundsätzlich gilt in Nordrhein-Westfalen die Verpflichtung jetzt tiefe Spuren hinterlassen. Unter allen europäischen Län- des Schulträgers, eine Schule an einem einzigen Standort zu dern schrumpft die Bevölkerung in Deutschland am schnellsten. betreiben. Ausnahmsweise kann eine Schule aber auch zeitlich

Die Ursache liegt nicht in einer hohen Sterberate, sondern in befristet an mehreren Standorten geführt werden. einer extrem niedrigen Geburtenrate. Mit nur 8,5 Neugeborenen pro 1.000 Einwohner und pro Jahr ist Deutschland das Mindestgröße Grundschulverbund: Schlusslicht in der OECD-Geburtenstatistik. Kein westliches Für die einzelnen Standorte eines Grundschulverbundes gelten Volk hat im Verhältnis zu seiner Größe so wenige Kinder wie die allgemeinen Vorschriften zu Mindestgrößen von Grunddie Deutschen. schulen nach § 82 Abs. 2 Staz 2 NRW. Hiernach müssen

Ein langfristiges Absinken der künftigen Schülerzahlen in beide Standorte eines Grundschulverbundes grundsätzlich Deutschland muss demnach als sehr wahrscheinlich angese- mindestens eine Klasse pro Jahrgang haben. hen werden. Ausnahmsweise ist es möglich, eine Grundschule mit mindestens zwei aufsteigenden Klassen (jahrgangsübergreifender Unterricht) in den Verbund einzubringen, wenn den Schülerin.2 Mindestgrößen von Schulen

Eine wichtige Kennzahl für die Errichtung und den Betrieb einer Schule ist die gesetzliche Mindestgröße von Schulen. In § 82 Abs.1 des Schulgesetzes heißt es dazu u, a.: Schulen müssen die für einen geordneten Schulbetrieb erfornen und Schülern der Schulweg zu einer anderen Grundschule gleicher Schulart nicht zugemutet werden kann.

Die aktuelle Situation in Zahlen derliche Mindestgröße haben. Bei der Errichtung muss sie für. Im Schuljahr2010h1 besuchten in Nordrhein-Westfalen 662. mindestens fünf Jahre gesichert sein. Schülerinnen und Schüler 3.173 Grundschulen im Lande.

Im Durchschnitt besuchten 20g Schülerinnen und Schüler eine

Für die Grundschulen heißt es in den Absätzen 2 und 3 u. a. Grundschule. Wie Abb. 1zu entnehmen ist, haben 783 Schulen weiter: (24,7 Prozent) weniger als 8 Klassen, d. h. sie erreichen nicht die Grundschulen müssen bei der Errichtung mindestens zwei volle Zweizügigkeit. Legt man als Maß für die Zweizügigkeit Parallelklassen pro Jahrgang haben, bei der Fortführung min- die Mindestzahl von 192 Schülerinnen und Schülern (8 Klassen destens eine Klasse pro Jahrgang. Eine Grundschule mit min- a24 Schüler) zugrunde, dann erreichen sogar 1-407 Grundschudestens zwei aufsteigenden Klassen kann fortgeführt werden, len (44,3 Prozent) diese Zahl nicht. wenn den Schülerinnen und Schülern der Weg zu einer anderen Grundschule mit mindestens einer Klasse pro Jahrgang nicht zugemutet werden kann. Der Unterricht ist in diesem Fall gemeinsam mit anderen Schulen und, soweit erforderlich, durch zusätzliche sicher zu stellen.

Grundschulen -mit weniger als zwei Klassen pro Jahrgang sollen, wenn der Schulträger deren Fortführung für erforderlich hält, zur Erreichung angemessener Klassen- und Schulgrößen im Sinne von § 81 Abs. 1 möglichst als Teilstandort geführt werden (Grundschulverbund). Auch Bekenntnisschulen oder Bildung und Erziehung Landesverband NRW Abb.1: Klassenzahlen in Grundschulen Nordrhein-Westfalens Schuljahr 2010/11

49 Schulen (1,5 Prozent) haben sogar weniger als vier Klassen, d.h. sie erreichen nicht einmal die vollständige Einzügigkeit.

Wenn man die Entwicklung der Schulen mit einer Klasse im 1.

Schuljahr betrachtet, wird die Dynamik der zurückgehenden Schülerzahlen besonders deutlich. Abb. 2 ist zu entnehmen, dass aktuell in 599 Grundschulen das 1. Schuljahr nur noch einzügig geführt wird. Das sind 19,1 Prozent aller Grundschulen.

Im Schuljahr 2001 waren es erst 14,6 Prozent.

Abb.2: Zahl der Grundschulen in Nordrhein-Westfalen 2001 und 2010

Eine aktuelle Reaktion auf zu niedrige Schülerzahlen ist der Zusammenschluss von Grundschulen an verschiedenen Standorten. Von den 3.173 Grundschulen wurden 150 (4,7 Prozent) in einem solchen Grundschulverbund geführt. Das bringt vor allem Einsparungen bei Funktionsstellen, ändert aber so gut wie nichts an der Gefährdung der Standorte durch Unterschreitung von Mindestschülerzahlen.

Im Schuljahr 2010/11 wurden in Nordrhein-Westfalen 28.

Klassen gebildet, durchschnittlich waren dies neun Klassen je Schule. Im Landesdurchschnitt besuchten 23,1 Schüler eine Klasse. Das sind 0,9 Schüler weniger, als im Klassenfrequenzrichtwert zur Berechnung der Lehrer-Schüler-Relation zugrunde gelegt wird.

Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass die Durchschnittswerte von 1.512 Klassen (5.3 Prozent) sogar unterhalb der Mindestklassengröße von 18 Schülern pro Klasse liegen. In 233 Klassen (0,8 Prozent) wird sogar die absolute Untergrenze von 15 Schülern unterschritten. In 7-351 Klassen (25,6 Prozent) befinden sich mehr als 25 Schüler in einer Klasse. Die Höchstgrenze von 30

Schülern hingegen wird nur in 94 Klassen (0.3 Prozent) überschritten.

Tab.1: Klassenfrequenzgruppen im Schuljahr 2010/11

2010111 besuchten rund 663.000 Schülerinnen und Schüler 3-173 Grundschulen. Tabelle 2 zeigt, dass die Schülerzahl gegenüber dem Höchstwert aus dem Jahr 1972 um ca. 44 Prozent, die Zahl der Schulen jedoch nur um 11,5 Prozent zurückging.

Tab. 2: Grundschulen / Schüler, Klassen, Schulen (1972 - 2010)

Verband Bildung und Erziehung Landesverband NRW

3. Vergleich der Versorgungssituation in den Kreisen und Städten in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern

Ein besonders wichtiges Kriterium für eine gute Versorgung mit Grundschulen in der Fläche ist die zumutbare Erreichbarkeit von Schulen. Hierzu werden auf Kreis- und Städteebene sowie zwischen den Ländern verschiedene Kennzahlen, wie Grundschüler pro qkm, Schulgröße und Schulen pro 100 qkm, verglichen, um die aktuelle Situation in Nordrhein-Westfalen besser einschätzen und bewerten zu können (s. Tabelle A-1 im Anhang). Vergleicht man die Klassengrößen in der Grundschule über die Länder hinweg, so zeigt die Statistik, dass Nordrhein Westfalen nach Berlin im Durchschnitt die größten Klassen gebildet hat. Diese Position bei den Klassengrößen hatte Nordrhein-Westfalen auch schon in den vergangenen Jahren inne.

In Nordrhein-Westfalen besuchen somit zwei Schüler mehr als im Bundesdurchschnitt eine Klasse, gegenüber Sachsen-Anhalt sind es sogar fünf Schüler mehr. Hinter der gering erscheinenden Differenz von zwei Schülern je Klasse in Nordrhein-Westfalen zum deutschen Mittelwert steht allerdings eine erhebliche Zahl von weniger eingerichteten Klassen. So müssten in Nordrhein-Westfalen rund 2.300 Klassen zusätzlich gebildet werden, um den deutschen Durchschnittswert von 21,5 zu erreichen. Dies entspricht einer Einsparung von rund 2-300 gegenüber dem deutschen Mittelwert.

Verband Bildung und Erziehung landesverband NRW

In einigen Regionen NRWs scheinen Schulen in der Bildung von Grundschulverbünden Lösungen für die schrumpfenden Schülerzahlen zu sehen. Im Schuljahr 2010111 wurden in Nordrhein-Westfalen- bereits 150 Grundschulen als Teilstandorte im Grundschulverbund geführt, wie dies bei Unterschreitung der Zweigliedrigkeit im §82 Abs. 3 gefordert wird. Diese Teilstandorte liegen vor allem in ländlichen Regionen. Lediglich jeder fünfte Teilstandort befindet sich in einer kreisfreien Stadt. Neben den Schul- und Klassengrößen spielt die Erreichbarkeit von Schulen in der Nähe cjes Wohnorts der Schülerinnen und Schüler eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Schulstandorte. Ein aussagekräftiger Indikator für die Erreichbarkeit von Schulen ist die Anzahl von Schulen pro 100

qkm. Tabelle A-2 (Anhang) kann entnommen werden, dass Schülerinnen und Schüler bereits heute längere Schulwege in Kauf nehmen müssen, um die nächstgelegene Grundschule zu erreichen, dies gilt durchweg für die bevölkerungsschwachen Kreise. In neun Kreisen (29 Prozent aller Kreise) befinden sich rechnerisch höchstens fünf Grundschulen auf einer Fläche von 100 qkm. Es ist kaum vorstellbar, dass der zu erwartende Schülerrückgang in diesen Kreisen zu weiteren Schließungen von Grundschulen führen wird.