Streckenbeeinflussungsanlagen

Streckenbeeinflussungsanlagen werden ebenfalls.bereits auf zahlreichen in Nordrhein-Westfalen eingesetzt und leisten durch die Harmonisierung des Verkehrsablaufs und die Verbesserung der Verkehrssicherheit einen Beitrag zur Vermeidung von Staus.

Weitere Anlagen sollten vor allem auf hoch belasteten Autobahnen noch ergänzt werden.

Die temporäre Seitenstreifenfreigabe zählt zu den effektivsten Maßnahmen zur Stauvermeidung, weil durch die erhebliche Kapazitätswirkung dieser Anlagen Engpässe im Zuge von Streckenabschnitten behoben werden können. Bislang ist in Nordrhein-Westfalen nur ein kurzer Abschnitt der Autobahn A 4 bei Refrath mit einer temporären Seitenstreifenfreigabe ausgestattet, so dass noch erhebliches Entwicklungspotenzial vorhanden ist.

Bei der Zuflussregelung, die ebenfalls sehr effektiv zur Stauvermeidung beitragen kann, bestehen demgegenüber allenfalls noch punktuelle Ergänzungsmöglichkeiten, da in der Vergangenheit bereits an hoch belasteten Einfahrten installiert wurden.

Die variable Fahrstreifenzuteilung eignet sich nur in Sonderfällen zur Verbesserung des Verkehrsablaufs an Autobahnknotenpunkten und kann daher keinen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Stausituation in Nordrhein-Westfalen leisten.

Grundlage für eine effektive Verkehrssteuerung ist eine umfassende Datengrundlage. Die noch bestehenden Lücken in der Datenerfassung, insbesondere auf den Autobahnen A 1

Wuppertal - Burscheid, A 4 Bergisch Gladbach - Olpe und A 46 Neuss - Heinsberg, sollten geschlossen werden. Eine Erschließung neuer Datenquellen ist insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung des nachgeordneten Netzes in die Netzsteuerung sinnvoll.

Von zentraler Bedeutung für eine effektive und effiziente Steuerung der Telematiksysteme und ihre Einbettung in das Verkehrsmanagement ist eine funktionierende Verkehrszentrale.

Angesichts der derzeitigen räumlichen und organisatorischen Zersplitterung der Aufgaben der Verkehrszentrale ergibt sich durch die geplante Einrichtung der Verkehrszentrale NRW ein erhebliches Entwicklungspotenzial im Hinblick auf ein effektives Verkehrsmanagement.

Straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen: Geschwindigkeitsbeschränkungen sind nach Maßgabe der Regelungen der zur Gewährleistung eines sicheren Verkehrsablaufs auf unfallauffälligen Abschnitten einzusetzen, eignen sich jedoch nicht als Maßnahme zur Stauvermeidung.

Lkw-Überholverbote werden in Nordrhein-Westfalen bereits entsprechend der verkehrlichen Notwendigkeiten zur Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs eingesetzt; das darüber hinausgehende Potenzial zur Stauvermeidung ist gering. Für eine flexible, verkehrsabhängige Anordnung von Lkw-Überholverboten sind Streckenbeeinflussungsanlagen besonders geeignet.

Mit Detaillösungen auf dem Gebiet der Markierung und Wegweisung, insbesondere in Verbindung mit einer Umsortierung des Verkehrsraums, kann unter bestimmten Randbedingungen die Kapazität vor allem an komplexen Knotenpunkten mit geringem Aufwand erhöht werden. Allerdings wurden zahlreiche solcher Maßnahmen bereits umgesetzt.

Baustellenmanagement:

Wie die empirischen Analysen des Staugeschehens gezeigt haben, wurde im Jahr 2010 fast die Hälfte aller Staus in Nordrhein-Westfalen durch Baustellen verursacht. Daher ergeben sich für die Optimierung des Baustellenmanagements erhebliche Potenziale. Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen von Baustellen auf den Verkehrsablauf sind hoch wirksam und effizient, da z. B. bereits durch reine Prozessoptimierungen erhebliche Effekte erreichbar sind. Darüber hinaus können Verbesserungen im Baustellenmanagement zu einem erheblichen Teil in alleiniger Zuständigkeit des Landes umgesetzt werden.

Innovative verkehrstechnische Detaillösungen zur Verbesserung des Verkehrsablaufs im Bereich von Baustellen werden in Nordrhein-Westfalen bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Defizite bestehen jedoch noch hinsichtlich der Vorgaben für die Baustellenplanung (z.B. Verzicht auf Fahrstreifenreduktionen, zulässige Zeitbereiche für die Baustelleneinrichtung etc.), um.die Verkehrsbeeinträchtigungen aufgrund von Baustellen so gering wie möglich zu halten. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang eine effektive Überwachung der Einhaltung der Vorgaben, z. B. durch die Straßenverkehrsbehörde.

Störungsmanagement: Störungen des Verkehrsablaufs durch schwere Unfälle oder Großereignisse führen häufig zu erheblichen Beeinträchtigungen des Verkehrsablaufs, die - im Fall zufälliger Ereignisse - für den Verkehrsteilnehmer nicht vorhersehbar sind. Maßnahmen zur Beschleunigung der Störungsbeseitigung und zur rechtzeitigen Information der Verkehrsteilnehmer sind daher hoch wirksam, erfordern aber teilweise eine Veränderung gewachsener Organisationsstrukturen sowie eine Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen, die nicht in der Hoheit der Länder liegen. Die Weiterentwicklung des Störungsmanagements ist daher eher als langfristige Perspektive anzusehen.

Mobilitätsmanagement:

Die Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements liegt nicht in der unmittelbaren Zuständigkeit des Landes und hat daher allenfalls indirekte Auswirkungen auf die Stausituation.

Intermodale Angebote sind bereits in großer Vielfalt vorhanden, der mögliche Beitrag eines weiteren Ausbaus dieser Angebote auf die Stauvermeidung ist angesichts des allenfalls sehr indirekten Einflusses solcher Maßnahmen und des bereits vorhandenen Umsetzungsstands sehr gering.

Eine tageszeitlich oder streckenabhängig differenzierte Mautbepreisung für Lkw kann prinzipiell ein wirksames Steuerungsinstrument zur Senkung des Schwerverkehrsanteils auf hoch belasteten Autobahnen sein, angesichts möglicher unerwünschter Begleiterscheinungen (z.B. die Verlagerung des Lkw-Verkehrs in das nachgeordnete Netz) sowie der nicht vorhandenen rechtlichen Voraussetzungen ist die kurzfristige Umsetzung einer solchen Maßnahme als nicht realistisch anzusehen.

Verkehrsinformation und Navigation:

Die Erweiterung der Datengrundlage und die Optimierung der Meldekette können wertvolle Beiträge für die weitere Verbesserung der Qualität von Verkehrsmeldungen sein. Die Verbesserung der Verkehrsinformationen steht dabei in einem engen Zusammenhang mit der Bündelung der Verkehrsmanagementkompetenzen in der Verkehrszentrale NRW.

Neue Technologien:

Durch die zunehmende Verbreitung von sicherheitsrelevanten Fahrerassistenzsystemen können Unfälle und in der Konsequenz die aus Unfällen resultierenden Staus wirksam vermieden werden. Maßnahmen zur Erhöhung der Ausstattungsraten von Fahrerassistenzsystemen durch Anreizsysteme oder gesetzliche Regelungen liegen jedoch nicht in der Zuständigkeit der Länder.

Kooperative Telematiksysteme können in der Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Verkehrssicherheit und -effizienz leisten. 6-1: Bewertung möglicher Maßnahmen und Handlungsfelder zur Verbesserung der Stausituation auf den Autobahnen in Nordrhein-VVestfalen

Im Ergebnis der zusammenfassenden Betrachtung sämtlicher Kriterien werden im Wesentlichen die nachfolgend erläuterten Maßnahmen mit höchster Priorität zur Umsetzung empfohlen, um kurzfristig eine nachhaltige Verbesserung der Stausituation auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen zu erreichen:

Realisierung der Verkehrszentrale NRW

Die konsequente und zügige Realisierung der Verkehrszentrale NRW in der vorgesehenen Organisationsstruktur, d.h. einschließlich der hoheitlichen Zuständigkeit als Straßenverkehrsbehörde für Autobahnen, ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung und Weiterentwicklung eines modernen und zukunftsfähigen Verkehrsmanagements in Nordrhein-West