Museum Wiesbaden - Sammlung Nassauischer Altertümer

Die Landesregierung beabsichtigt, die Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) aus dem Besitz des Landes der Stadt Wiesbaden zur Präsentation in einem geplanten Stadtmuseum zu übergeben. Presseberichten zufolge soll noch im Jahr 2006 die Auslagerung der SNA erfolgen.

Diese Vorbemerkung der Fragestellerin vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Aus welchen Gründen und wohin sollen die SNA noch im Jahr 2006 ausgelagert werden?

Das von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden geplante Stadtmuseum soll im Jahre 2009 eingeweiht werden. Um die Exponate zu sichten und restauratorisch vorzubereiten, ist eine Vorlaufzeit von mehreren Jahren vonnöten. Die hessische Landeshauptstadt möchte daher die Exponate sobald wie möglich übernehmen, um den Eröffnungszeitpunkt einhalten zu können.

Als Zwischendepot sind seitens der Stadt Räume im Gebäude des Stadtarchivs (Am Rad) vorgesehen. Dort stehen geeignete und gesicherte Flächen in ausreichendem Umfang zur Verfügung. Mit der Auslagerung soll Ende 2006/Anfang 2007 begonnen werden. Die Auslagerung erfolgt unter gemeinsamer fachlicher und restauratorischer Aufsicht von Mitarbeitern des Museums Wiesbaden und des Projektbüros Stadtmuseum.

Frage 2. Wurde das sogenannte "Mithraeum" zu Beginn der Um- und Neubaumaßnahmen am Museum Wiesbaden mit Zustimmung der Landesregierung zerstört und wo soll der sogenannte "Mithrasstein" zukünftig ausgestellt werden?

Von Zerstörung kann keine Rede sein. Da das Mithraeum mitten im Baufeld der zwischen 2003 und 2006 durchgeführten Sanierung des Museumsmitteltraktes lag, mussten alle darin ausgestellten Objekte aus klimatischen Gründen (unbeheizte Baustelle), zum Schutz vor Erschütterungen und vor anderen schädlichen Einflüssen (z.B. durch Wasser und Feinstaub) mit Beginn der Baumaßnahmen temporär fachmännisch umgesetzt werden. Diese Umsetzung wurde im Oktober 2003 durch ein fachlich ausgewiesenes Restauratorenteam vorgenommen.

Unabhängig davon entwickelte sich die Notwendigkeit einer Verlagerung des Mithrasraumes auch aus dem Umstand, dass im Mitteltrakt des Museums die Funktionsanforderungen an eine moderne Museumsinfrastruktur anders nicht erfüllbar gewesen wären.

Aus diesen Gründen ist daher seit 2002 eine Verlagerung des Mithrasraumes vorgesehen (zunächst fakultativ entweder innerhalb des Museums Wiesbaden oder in das zeitgleich von der Stadt Wiesbaden beschlossene Stadtmuseum, siehe dazu die Antwort auf Frage 3).

Als Teil der Sammlung Nassauischer Altertümer wird der Mithrasstein nunmehr in das geplante Stadtmuseum der Hessischen Landeshauptstadt überführt und erhält dort einen neuen eigenen Kultraum ("Mithrastempel").

Frage 3. Existiert inzwischen ein belastbares inhaltliches und finanzielles Konzept für das Stadtmuseum Wiesbaden?

Ende 2002 wurde von den städtischen Gremien der Stadt Wiesbaden festgelegt, dass das seit langem angedachte Stadtmuseum auch die Sammlung Nassauischer Altertümer aufnehmen soll. Ferner wurde beschlossen, dass für das Stadtmuseum Wiesbaden auf dem Gelände an der Wilhelmstraße zwischen der Rheinstraße und der Dresdner Bank ein Neubau errichtet wird.

Auf der Basis dieser Beschlüsse wurde in den Jahren 2003 und 2004 unter Federführung der Stadt Wiesbaden das inhaltliche Konzept des Stadtmuseums von einem wissenschaftlichen Beirat unter Vorsitz des Historikers Prof. Dr. Lothar Gall erarbeitet und zwischen 2004 und 2005 um Gestaltungsüberlegungen des Museums- und Bühnengestalters Hans-Dieter Schaal ergänzt.

Die Grundlinien des Konzeptes und die dazu von dem Museums- und Bühnengestalter Hans Dieter Schaal entwickelten Gestaltungsüberlegungen wurden vom 17. Februar bis 26. März 2006 im Projektbüro Stadtmuseum, Friedrichstraße 7, 65185 Wiesbaden, in einer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Zu dieser Ausstellung ist auch ein vom damaligen Kulturdezernenten Herber herausgegebener Katalog erschienen. Im Katalog sind das inhaltliche Konzept und die Gestaltungsüberlegungen ausführlich wiedergegeben.

An den von der Stadt errechneten Kosten von 15 Mio. beteiligt sich das Land mit einem Betrag von 5 Mio..

Frage 4. Welche Ausstellungsflächen sind für die SNA, der noch im Jahr 2004 im Museum Wiesbaden 1.787 qm zur Verfügung standen (Drucks. 16/2135), im Stadtmuseum vorgesehen?

Die Angabe in der Drucks. 16/2135 bezieht sich auf die Flächen für Dauerund Wechselausstellungen.

Den Planungen der Landeshauptstadt zufolge soll das Stadtmuseum allein für die Dauerausstellung eine Netto-Ausstellungsfläche von 2.000 qm haben (vgl. dazu im o.a. Katalog die Angabe auf Seite 5). Hinzukommen weitere ca. 300 qm für Wechselausstellungen.

Frage 5. Was geschieht mit den Teilen der SNA, die nicht Wiesbaden, sondern thematisch das Umland im damaligen Herzogtum Nassau betreffen und den überwiegenden Anteil an der Sammlung darstellen?

Wie dem Konzept des Stadtmuseums zu entnehmen ist, sind lokale und regionale Geschichte für die Darstellung immer in den Gesamtzusammenhang eingebettet. Das Einbeziehen der Sammlung Nassauischer Altertümer geschieht dabei in doppelter Hinsicht: Zum einen bildet die Sammlung einen Grundstock an Objekten für das Museum als Ganzes, zum anderen wird die Sammlung Thema der Abteilung zum 19. Jahrhundert - und damit natürlich auch diejenigen Teile der Sammlung, die thematisch das damalige Herzogtum Nassau betreffen.

Im Übrigen können, wie auch am bisherigen Standort, nicht alle Themen einer Stadtgeschichte von mehreren Tausend Jahren in gleichem Maße abgehandelt werden. Das Konzept des Stadtmuseums sieht daher vor, dass wie in anderen Museen auch Sonderausstellungen zu bestimmten thematischen Schwerpunkten auch im künftigen Stadtmuseum Wiesbaden integraler Bestandteil der Museumsarbeit sein werden.

Frage 6. Was sind die Gründe dafür, dass die im Jahr 1997 für 500.000 DM sanierten Räume mit dem Ausstellungsschwerpunkt "Römerzeit und Frühes Mittelalter" bereits seit mehreren Jahren der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind?

Die Baumaßnahmen im Mitteltrakt und im Dachgeschoss des Museums Wiesbaden haben die Seitenflügel des Museums soweit in Mitleidenschaft gezogen, dass mit Beginn der Baumaßnahmen im Jahre 2003 aus Sicherheitsgründen eine Schließung erforderlich war. Der Schwerpunkt "Römerzeit und Frühes Mittelalter" war bis Ende 2004 auf Voranmeldung und im Rahmen von Sonderführungen jedoch noch zugänglich.

Frage 7. Welchen Stellenwert misst die Landesregierung dem kulturellen Erbe und der kulturellen Identität bei, wenn ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Herzogtums Nassau mit der Entsorgung seines Kulturgutes begonnen wird?

Die Landesregierung misst dem kulturellen Erbe und der kulturellen Identität einen sehr hohen Stellenwert bei. Dies zeigen nicht zuletzt die in den letzten Jahren erfolgten und für die kommenden Jahre vorgesehenen Investitionen. Eine Entsorgung von Kulturgut steht nicht zur Diskussion.