Maiszünslerbefall in Hessen

Die Kleine Anfrage beantworte ich wie folgt:

Frage 1. Wie viele (Angabe in Hektar) und welche landwirtschaftlichen Flächen (Angabe Landkreis/Gemeinde) waren in den letzten fünf Jahren und sind aktuell in Hessen vom Maiszünslerbefall betroffen?

Beim Anbau von Mais wird unterschieden in Körnermais, der zur Körnernutzung als Futter für den eigenen Betrieb oder zur Futtermittelherstellung eingesetzt wird, und in Silomais, der die Futtergrundlage in der Milchvieh-, Rinder- und Bullenmastfütterung bildet.

In zunehmendem Maße werden Silomais oder spezielle dafür gezüchtete Sorten als Energiepflanzen, z. B. für Biogasanlagen, angebaut. Insgesamt hat sich die Anbaufläche von Mais in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert. Die Schwankungen zwischen den einzelnen Anbaujahren sind witterungsbedingt.

Folgende Anbauflächen waren in Hessen nach Angabe des Hessischen Statistischen Landesamtes gegeben (Angaben in Hektar): endgültiges hochgerechnetes Repräsentativergebnis

Die Maisanbaufläche 2006 von 31.392 ha entspricht 6,5 v.H. der gesamten Ackerfläche Hessens (484.887 ha). Diese Angaben zum Maisanbau vorausgeschickt, können zur Ausbreitung und dem Auftreten des Maiszünslers in Hessen folgende Aussagen getroffen werden:

Der Wärme liebende Schmetterling war ursprünglich im Rheintal von Freiburg bis ins Hessische Ried beheimatet. Jahre mit sehr warmer Juni/JuliWitterung, die Ausdehnung des Maisanbaues, vor allem aber die Verengung der Fruchtfolge und die Reduzierung des Pflügens bei der Bodenbearbeitung haben zu einer weiteren Ausbreitung des Maiszünslers geführt. In den Achtzigerjahren breitete sich der Maiszünsler über die Wetterau und die MainKinzig-Region bis in die Mittelgebirgslagen von Vogelsberg und Spessart sowie über das Rheintal weiter nördlich in den Goldenen Grund bei Limburg bis zum Westerwald und in den Taunus aus.

In den Neunzigerjahren erfolgte eine weitere Ausbreitung bis in das Fuldatal und nach Mittel- und Oberhessen. Ebenso war ein weiteres Vordringen in vielen Regionen Ostdeutschlands (z.B. Oderbruch und Thüringen) sowie in Bayern und Nordrhein-Westfalen festzustellen. Somit war es nicht verwunderlich, dass in den letzten vier Jahren auch in Nordhessen betroffene Flächen gefunden wurden. Eine Verbreitung hat auch von Thüringen aus über das Werratal bis an die Weser geführt, wo in 2006 Flächen in Hessen und Niedersachsen befallen waren.

Hauptbefallsgebiete sind nach wie vor das Hessische Ried und die MainKinzig-Region.

Hier wurden häufig Maisschläge mit 100 v.H. befallenen Pflanzen festgestellt. Dabei kam es mit bis zu 6 Larven/Pflanze zu erheblichen Ertragsverlusten. Aber auch in der Wetterau und im Raum Limburg hat der "Starkbefall" deutlich zugenommen. In den meisten Regionen Mittel-, Nord- und Osthessens war nahezu auf jedem Maisfeld Maiszünslerbefall vorzufinden, jedoch lag dieser noch bei Aufgrund der Erhebungen in den letzten Jahren kann davon ausgegangen werden, dass zwischenzeitlich bis nach Nordhessen auf nahezu allen Maisflächen mit einem Befall durch den Maiszünsler zu rechnen ist. Sehr geringer bis kein Befall ist örtlich in Nord-, Nordwesthessen und besonders in feucht-kühlen Flussniederungen mit hohem Grünlandanteil vorzufinden. Die Höhenlage spielt bei der Befallsstärke eine untergeordnete Bedeutung.

Auch in Höhenlagen von Vogelsberg, Rhön, Knüll, Westerwald und Taunus wurde bereits stärkerer Befall bis 60 v.H. beobachtet. Als betroffen kann heute etwa 80 v.H. der Maisanbaufläche in Hessen angesehen werden.

Frage 2. Wie stark war der Maiszünslerbefall auf den betroffenen Flächen (Angaben in Anzahl Schädlinge pro Quadratmeter oder Hektar)?

Der Maiszünslerbefall schwankt zwischen den einzelnen Jahren, den unterschiedlichen Regionen Hessens und wiederum innerhalb einer Region zum Teil sehr stark. Dafür sind die unterschiedliche n klimatischen Bedingungen zwischen den einzelnen Jahren, aber auch innerhalb eines Jahres verantwortlich.

Einen weiteren maßgeblichen Einfluss hat die Bodenbearbeitung. So ist beispielsweise der Pflugeinsatz, der zu einer deutlichen Befallsreduzierung beiträgt, nach der Körnermaisernte im Spätherbst auf schweren tonigen Böden meist nicht mehr möglich.

Einen weiteren großen Einfluss auf den Befall haben die Sorte und der Aussaattermin bzw. das Erreichen eines fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums des Maisbestandes zum Maiszünslerflug. Starker Befall wird meist zuerst in frühen Süßmaissorten beobachtet. Allgemein werden früh reifende Sorten stärker befallen als spät abreifende.

Das Jahr 2006 kann als ein Starkbefallsjahr des Maiszünslers bezeichnet werden.

Im Hessischen Ried wurden bis zu 6 Larven/Pflanze vorgefunden. Der Befall schwankte dort zwischen 150 bis über 500 Larven/100 Pflanzen bei 100 v.H. befallenen Pflanzen. In der Wetterau wurde ebenfalls ein Befall von bis zu 100 v.H. befallenen Pflanzen bei bis zu 200 Larven/100 Pflanzen ermittelt. In Nord- und Osthessen lag der Befall bei 1 bis 25 v.H. befallener Pflanzen und bis zu 30 Larven/100 Pflanzen deutlich niedriger.

Frage 3. Ab welcher Anzahl an Schädlingen ist die wirtschaftliche Schadensschwelle erreicht?

Je nach Ertragsniveau und Vermarktungspreis liegt die wirtschaftliche Schadensschwelle bei 25 bis 30 v.H. befallener Pflanzen im Körnermais und bei 35 bis 45 v.H. befallener Pflanzen im Silomais. Diese Aussage beruht auf den Ergebnissen langjähriger Feldversuche in Baden-Württemberg und Hessen.

Frage 4. Auf wie vielen und auf welchen Flächen kam es jeweils zur Überschreitung der wirtschaftlichen Schadensschwelle, zu welchen Ertragseinbußen und damit verbunden zu welchen wirtschaftlichen Schäden?

Im Jahr 2006 wurde in Südhessen und der Wetterau die Schadensschwelle auf den meisten Maisflächen überschritten. In Versuchen hat sich gezeigt, dass bei 3 bis 4 Larven/Pflanze mit Ertragsverlusten von 25 bis 40 v.H. zu rechnen ist. Dies ist ein Wert, der in den Starkbefallsgebieten (Hess. Ried) häufig erreicht und örtlich auch noch überschritten wurde.

In 2006 wurde vermehrt die Frage der Bekämpfungsnotwendigkeit von Landwirten aus Nord- und Osthessen an die Beratung gerichtet. Dies zeigt, dass das Thema Maiszünsler auch in diesen Regionen mehr und mehr an

Bedeutung gewinnt. Die Überschreitung der Schadensschwelle ist in Nordund Osthessen bislang noch nicht erreicht. Da aber eine flächendeckende Etablierung des Maiszünslers stattgefunden hat, wird der Befallsgrad in den nächsten Jahren weiter ansteigen und in begünstigten Lagen wird in 1 bis 2 Jahren mit einem Überschreiten der Schadensschwelle zu rechnen sein.

Frage 5. Welche Bekämpfungsmethoden stehen neben dem Einsatz von gentechnisch veränderten Sorten für die Eindämmung des Maiszünslerbefalls zur Verfügung?

In Regionen mit einem Befallsauftreten bis etwa 30 v.H. reichen vorbeugende Mulch- und Bodenbearbeitungsmaßnahmen aus, wenn sie konsequent von allen Betrieben durchgeführt werden. Erfolgen sie nicht oder uneinheitlich, ist mit einem weiteren Ansteigen der Population zu rechnen.

Für Flächen mit einem stärkeren Befallsauftreten stehen verschiedene direkte Verfahren zur Verfügung: Als Insektizid ist zurzeit nur Steward (125 g/ha) zugelassen. Versuche und Praxisanwendungen haben gezeigt, dass gute Wirkungen (bis 95 v.H.) dann zu erzielen sind, wenn die Behandlung zum Larvenschlupf erfolgt. Bedingt durch Wuchshöhen des Maises von über 1,50 m entstehen allerdings Anwendungsprobleme mit normaler Pflanzenschutztechnik. Dennoch stehen verschiedene Insektizide zur Maiszünslerbekämpfung zurzeit in Prüfung. Mit der Zulassung neuer Präparate ist daher in den nächsten Jahren zu rechnen. Neben dem Einsatz von Insektiziden hat sich zur direkten Maiszünslerbekämpfung der biologische Einsatz von Trichogramma-Schlupfwespen in der Praxis bewährt. Dieses in den 80er-Jahren entwickelte Verfahren ist das im Ackerbau am besten funktionierende Nützlingssystem: Die Schlupfwespen parasitieren dabei die Eigelege des Maiszünslers, sodass keine Maiszünslerlarven, sondern ausschließlich Schlupfwespenlarven daraus schlüpfen. In den letzten Jahren wurden in Hessen jährlich etwa 400 ha mit Trichogramma behandelt. Auf kleineren Flächen ist die Arbeitszeit für die Ausbringung vergleichbar mit der eines Insektizids.

Bei mittlerem bis schwachem Befallsdruck und günstiger Witterungssituation sind Wirkungsgrade bis 90 v.H. erzielbar und das Verfahren zur Bekämpfung ausreichend. In 2005 wurden Wirkungsgrade zwischen 64 und 76 v.H. erreicht. Durch die schnelle Larvenentwicklung im Jahr 2006 verblieb nur wenig Zeit zur Parasitierung, in der Folge blieb auch die Wirkung schlechter (ca. 50 v.H.). Der Einsatz von Bt-Produkten (als Pflanzenschutzmittel) hat sich aufgrund ihres schnellen Abbaus auf den behandelten Pflanzen (baldige Wirkungslosigkeit und Notwendigkeit des häufigeren Ausbringens) und der damit verbundenen hohen Anwendungskosten in der Praxis nicht bewährt.

Maßnahmen zur Bekämpfung des Maiszünslers zeigt Anlage 1.

Frage 6. Welche Methoden wurden jeweils auf den befallenen Flächen in den betroffenen Kreisen/Gemeinden und mit welchem messbaren Erfolg angewandt?

Die vorbeugenden Maßnahmen stehen im Mittelpunkt der Maiszünslerbekämpfung. Zwar wird zunehmend auf den Pflug verzichtet, dennoch wird ein Großteil (mindestens 80 v.H.) der Maisstoppeln nach der Ernte untergepflügt und damit ein bedeutender Beitrag zur Populationsreduzierung geleistet. Das Mulchen des Maisstrohes/der Maisstoppeln ist in Hessen noch nicht weit verbreitet. In Starkbefallsregionen wird durch diese Maßnahme aber ein guter Beitrag zur Larvenreduktion geleistet.

Als direkte Bekämpfungsmöglichkeiten stehen dem Landwirt TrichogrammaSchlupfwespen und der Einsatz von Insektiziden (zur Zeit nur Steward zugelassen) zur Verfügung. Trichogramma wurden auf ca. 400 ha in Hessen angewandt. Das Insektizid Steward wurde auf ca. 30 bis 40 v.H. der Körnermaisflächen eingesetzt.

Im Silomais wurde auf nur wenigen Flächen eine direkte Bekämpfung mit Insektiziden (Steward) durchgeführt (ca. 5 bis 10 v.H. in Starkbefallsgebieten). Eine Übersicht der Befallsauswertungen der letzten zwei Jahre zeigt die als Anlage 2 beigefügte Tabelle.