Staatliches Schulamt Lahn-Dill/Limburg-Weilburg

Im Lahn-Dill-Kreis gibt es verschiedene Modellprojekte, wie z. B. 1. Koordinierungsstelle Gewaltprävention,

2. Medienkompetenzzentrum,

3. Moto-Pädagogik,

4. Zentrum für Mathematik,

5. Zentrum für Literatur,

6. ZebraH.

Diese Vorbemerkung des Fragestellers vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Welche Projekte gibt es darüber hinaus noch im Lahn-Dill-Kreis bzw. im Bereich des Landkreises Limburg-Weilburg?

Im Staatlichen Schulamt für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Limburg-Weilburg sind zurzeit folgende Zentren und Projekte eingerichtet:

1. Zentrum für Beratung, Erziehungs- und Eingliederungshilfen (ZeBraH),

2. FAST (Families and Schools Together),

3. Modellregion Lahn-Dill: "Lesen-Schreiben-Rechnen für alle",

4. Abteilung für Neurophysiologische Kindesentwicklung (ANKe) (u.a. Förderstunden im Bereich Motopädagogik),

5. Koordinierungsstelle Gewaltprävention und Verantwortungsübernahme,

6. Verbesserung des Klassen- und Schulklimas/Verbesserung der Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus - Ein europäischer Modellversuch,

7. Projekt "Schulschwänzer",

8. Medienkompetenzzentrum (MKZ),

9. Zentrum für Literatur,

10. Zentrum für Mathematik.

Die Zielsetzungen und Aufgabenstellungen dieser Zentren bzw. Projekte werden in ihren gegenwärtigen Ausprägungen beschrieben:

1. Zentrum für Beratung, Erziehungs- und Eingliederungshilfen (ZeBraH)

Die in den zurückliegenden Jahren ständig steigenden, im Bereich der stationären Erziehungshilfe vorübergehend regelrecht explodierenden Ausgaben der Jugendhilfe, aber auch die massiven Klagen aus den Schulen über die dramatische Zunahme der Zahl schwieriger, verhaltensauffälliger und erziehungshilfebedürftiger Schülerinnen und Schüler und die Diskussion über Gewaltprävention haben den Schulträger Lahn-Dill bereits bei der Verabschiedung des Schulentwicklungsplanes für die Sonderschulen im Mai 1996 veranlasst, Lösungsansätze für diese Problemkonstellation zu formulieren und ein Rahmenkonzept für "eine Schule für Erziehungshilfe, die als Zentrum für Erziehungshilfe arbeitet", zu beschließen.

Dieses Zentrum ist über einen Vertrag zwischen dem Kultusministerium und dem Schulträger eingerichtet. In ihm führen das Land Hessen - vertreten durch das Staatliche Schulamt - und der Lahn-Dill-Kreis ihre Aufgaben und Hilfen für Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf in gemeinsamer Trägerschaft und unter gemeinsamer Leitung zusammen.

Zur Erfüllung der Ansprüche auf Eingliederungshilfe zugunsten anderer Kinder und Jugendlicher sowie der Beratung dieser und ihrer Personensorgeberechtigten gemäß den Bestimmungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) und des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) wird eine entsprechende Form der Arbeit und Kooperation entwickelt.

Soweit Hilfen aus mehreren der vorgenannten Bereiche gewährt werden, sind diese durch das Zentrum im Rahmen eines abgestimmten Hilfeplanverfahrens zu koordinieren.

Das Zentrum ist zugleich Beratungsstelle für die Eltern dieser Kinder und deren Lehrkräfte.

Die Kooperationsvereinbarung wurde mit Wirkung vom 1. März 1999 für die Dauer von fünf Jahren abgeschlossen. Der Vertrag ist zurzeit um ein Jahr verlängert worden.

2. FAST-Projekt

Im Rahmen der Arbeit des Zentrums wurde auf Wunsch des Kultusministeriums zwischen Schulträger und Staatlichem Schulamt ein in Amerika entwickeltes Programm zur Intensivierung der Elternarbeit (FAST-Programm) vereinbart, das von der Universität Siegen wissenschaftlich begleitet wird.

Das Förderprogramm "FAST" (Families and Schools Together) wurde 1988 in den USA konzipiert, in Kanada und Australien erprobt und in Nordrhein Westfalen (Essen, Köln, Bonn, Wuppertal) und Österreich (Vorarlberg) in Pilotversuchen an die mitteleuropäischen Verhältnisse angepasst.

Es handelt sich um ein niedrigschwelliges Eltern-Kind-Schule-Programm, das kindlichen Verhaltens- und Leistungsstörungen vorbeugt bzw. ihnen entgegenwirkt, in dem es u.a. die erzieherische Kompetenz der Eltern stärkt, deren Kooperation mit der Grundschule verbessert und die Integration sozial benachteiligter Eltern ermöglicht. Das Programm ist wissenschaftlich fundiert und evaluiert worden.

"FAST" besteht aus einer 8- bis 10-wöchigen Intensivphase für bis zu zehn Familien, an die sich eine eineinhalbjährige Zeit der "Netzwerkbildung" anschließt.

Das Team, das "FAST" durchführt, muss sich - gemäß Konzept - aus Lehrkräften der Schule, der Schulelternvertretung sowie der Jugendhilfe zusammensetzen. Die Finanzierung erfolgt bis 2005 im Rahmen eines EUProjektes, durch den Lahn-Dill-Kreis und das Staatliche Schulamt.

3. Modellregion Lahn-Dill: "Lesen-Schreiben-Rechnen für alle" Zielsetzung und Organisation

Die Modellregion Lahn-Dill, "Lesen, Schreiben und Rechnen für alle", ist eine von drei gleichnamigen Modellregionen, die das Kultusministerium landesweit eingerichtet hat.

Mit dem Ziel der Weiterentwicklung der Schreib-, Lese- und Rechtschreibkompetenzen der Schülerinnen und Schüler der Primarstufe wurde die Modellregion Lahn-Dill im August 2002 mit einer Laufzeit von drei Jahren gestartet. Sie wird von dem Staatlichen Schulamt und dem Lahn-Dill-Kreis inhaltlich und organisatorisch getragen und ist in das Zentrum für Beratung, Erziehungs- und Eingliederungshilfen (ZeBraH) in Wetzlar eingebunden.

Die Modellregion will Ansätze stützen und entwickeln, damit z. B. Schülerinnen und Schüler mit Problemen beim Erlernen des Lesens und Schreibens in den Schulen frühzeitiger erkannt und dort gefördert werden bzw. durch geeignete schulische Vorgehensweisen, etwa durch verbesserten Anfangsunterricht, womöglich erst gar nicht in dem sonst beobachteten Ausmaß auffällig werden.

Die Modellregion umfasst drei Projektschwerpunkte:

1. Kooperation von Grundschule und Kindergarten - mit dem Hauptaugenmerk auf der Förderung der Bewegungsentwicklung im letzten Jahr des Kindergartenbesuchs und des Eintritts in die Schule,

2. Lehrkräfte starten ins erste Schuljahr - mit Fortbildungsangeboten zur Gestaltung des Anfangsunterrichts in Kooperation mit dem Hessischen Landesinstitut für Pädagogik (HeLP),

3. Fortbildung und Begleitung von Multiplikatoren zur Prophylaxe und Förderung bei Fragen des Schriftspracherwerbs - mit dem aktuellen Schwerpunkt im Anfangsunterricht.

4. Neurophysiologische Kindesentwicklung (ANKe) (u.a. Förderstunden im Bereich Motopädagogik)

Der Zuwachs an motorischer Unruhe, Wahrnehmungsauffälligkeiten, Konzentrationsstörungen, Teilleistungsschwierigkeiten und Haltungsschäden wird in Schulen und Schulämtern immer deutlicher festgestellt. Die Anzahl der Kinder mit diagnostizierter ADS/ADHS (Aufmerksamkeitsstörung, mit Hyperaktivität), LRS (Lese-/Rechtschreibstörung), Dyskalkulie (Rechenschwäche) nimmt in allen Schulformen zu. Trotz guter bis sehr guter Intelligenz zeigen Kinder und Jugendliche vermehrt Lern- und/oder Verhaltensauffälligkeiten. Angst, Aggressivität, Selbst- und Fremdverletzung nehmen zu.

Aufgabe von ANKe: ANKe bietet für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen/Schulen des Lahn-Dill-Kreises und des Landkreises Limburg-Weilburg präventive und fördernde Angebote. Dazu gehören neben einer Diagnostik auf neurophysiologischer Grundlage verschiedene Fördermöglichkeiten im sensorischmotorischen Bereich:

- Motopädagogische Gruppenstunden, Schwerpunkt Körper-, Material-, Sozialerfahrung (nachmittags an den verschiedenen Schulen des Schulaufsichtsbereichs),

- Gruppenangebot Motopädagogik/Edukinestetik, Schwerpunkt Verhalten,

- Gruppenangebot Motopädagogik, Schwerpunkt Schreiben und Lesen,

- Gruppenangebot Motopädagogik, Schwerpunkt Rechnen,

- Einzelförderung in Zusammenarbeit mit den Eltern.

Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von ANKe ist zudem:

- die Beratung von Eltern und Lehrern,

- die Zusammenarbeit mit Eltern, Schule, Therapeuten, Ärzten, Jugendamt und Beratungsstellen,

- die regelmäßigen Fortbildungen für Kolleginnen und Kollegen in Zusammenarbeit mit Schulamt und HeLP,

- die Fortbildungen für Erzieherinnen in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern,

- die Mitarbeit als einer der acht Bausteine im Projekt Koordinierungsstelle "Gewaltprävention und Verantwortungsübernahme",

- die Mitarbeit im Modellprojekt "Lesen, Schreiben, Rechnen für alle",

- die Zusammenarbeit mit Universitäten und Universitätskliniken.

5. Koordinierungsstelle "Gewaltprävention und Verantwortungsübernahme" Aufgaben, Ziele und Geschichte der Koordinierungsstelle:

Die Koordinierungsstelle ist im Staatlichen Schulamt des Lahn­Dill­Kreises und des Landkreises Limburg Weilburg angesiedelt. Sie nimmt regionale und überregionale Aufgaben wahr: In den Planungen des Ministerpräsidenten zur koordinierten Zusammenarbeit der vier Ministerien Justiz, Innen, Kultus und Soziales hat die Koordinierungsstelle eine wichtige unterstützende Funktion im "Netzwerk gegen Gewalt" in Hessen.

In sechs - zum Teil bereits abgeschlossenen - Modellversuchen an einzelnen Schulen wurde in den letzten Jahren im Staatlichen Schulamt des Lahn-DillKreises und des Kreises Limburg-Weilburg Gewaltprävention erprobt. EUKommission, der Bund, das Land Hessen und die Region Wetzlar haben hier in den letzten zehn Jahren erhebliche Mittel investiert. Die Ergebnisse sind wissenschaftlich abgesichert. Deshalb müssen diese Erkenntnisse an alle Schulen in Hessen weitergegeben werden.