EssStörungen. Die Diagnose EssStörung nimmt auch in Bremen zu

Konzept systemisch orientierter Kurzzeittherapie mit alkoholabhängigen Frauen,

- Konzepte zum Ausbau eines Hilfesystems in Bremen gegen Ess-Störungen,

- Patientinnenrechte und Patientinnenschutz.

Im Jahr 2001 fand eine ganztägige fachliche Fortbildung zu dem Thema Sexualität in der Beratung und Betreuung suchtmittelabhängiger Frauen im Rahmen und unter Anleitung von Pro Familia Bremen statt. Dieser Fachtag wurde finanziert vom Landesinstitut für Schule ­ Suchtprävention Bremen.

Ess-Störungen

Die Diagnose Ess-Störung nimmt auch in Bremen zu. Ess-Störungen haben einen komplexen Hintergrund und sind in ihrer individuellen Erscheinungsform unterschiedlich stark ausgeprägt. Immer aber stehen sie offensichtlich im engen Zusammenhang mit Fragen um die Entwicklung eigener (Geschlechts-)Identität ­ besonders im Übergang zwischen Jugend und Erwachsenwerden.

In Bremen hat sich als Koordinations- und Vernetzungsstelle für alle Bremer Einrichtungen, die mit Essgestörten arbeiten, der Arbeitskreis Ess-Störungen gegründet, angesiedelt beim Landesinstitut für Schule, Abteilung Psychologische Dienste

­ Suchtprävention. Auch die Zentralstelle ist Mitglied dieses Arbeitskreises, der ­ zur Verbesserung der Situation von Mädchen und jungen Frauen mit Ess-Störungen ­ ein Konzept für eine Anlauf- und Beratungsstelle erarbeitet hat. Die Finanzierungsgrundlage für dieses Projekt ist noch nicht gesichert.

In Bremerhaven wird nach wie vor das Thema Essstörungen, speziell für Mädchen, weder über Beratungsangebote noch über die Ausweisung einer Stelle im Gesundheitsamt abgedeckt. Essstörungen waren bereits im Berichtszeitraum 1999 Thema und wurde sowohl von der Zentralstelle als auch von Stadtverordneten im Frühjahr 2000 wieder in die Debatte gebracht. In den Koalitionsvereinbarungen zwischen SPD und CDU aus dem Jahre 1999 ist zu diesem Thema vereinbart, dass die Koalitionspartner die Schaffung einer Stelle (beim Gesundheitsamt) anstreben, die über Drittmittel finanziert werden soll. Die Prüfung von Seiten des Gesundheitsamts ergab, dass eine Drittmittelfinanzierung immer eine Co-Finanzierung durch den Träger vorsieht; das wurde unter sparpolitischen Gesichtspunkten verworfen. Der Ausschuss für Gesundheit fasste einen entsprechenden Beschluss. Die Zentralstelle bedauert dies und wird sich bemühen ­ sobald eine Bürger/-innen-Stiftung in Bremerhaven gegründet ist und über genügend Mittel verfügt ­ mit einem entsprechenden Konzept Stiftungsgelder für diese Versorgungslücke festlegen zu lassen.

Arbeitskreis Behinderte und betreuende Frauen in Bremerhaven

Im Frühjahr 2000 wurde deutlich, dass der Arbeitskreis behinderte und betreuende Frauen dringend einer kontinuierlichen und möglichst hauptamtlichen personellen Anbindung bedurfte. Die Zentralstelle Bremerhaven bemühte sich bis Ende 2000, eine entsprechende Stelle mit einer möglichst neutralen Anbindung zu schaffen. Im März 2001 wurde beim Amt 59 (Frauen, Bürgerbeteiligung und Ausländer; Magistrat) eine entsprechende Stelle geschaffen, die mit einer Frau besetzt werden konnte, die aus Mitteln des Programms 50 plus (Senator für Arbeit und Arbeitsamt Bremerhaven) zunächst für zwei Jahre finanziert wird.

Aufgabe dieser Stelle ist die Bestandsaufnahme der Beratungs-, Mitwirkungsund Eigeninitiativmöglichkeiten von behinderten Frauen sowie Konzeptionierung möglicher Beratungsangebote für die Stadt Bremerhaven unter Einbindung des Arbeitskreises. Ziel ist es dazu beizutragen, die Lebenssituation von behinderten Frauen und Mädchen im Sinne eines selbstbestimmten und gleichberechtigten Lebens in Bremerhaven zu verändern.

Mit einer zweimonatigen Trainingsmaßnahme in der Zentralstelle zur Einarbeitung hat die zukünftige Stelleninhaberin ab Januar 2001 die Leitung des Arbeitskreises übernommen.

Die Zentralstelle hält regelmäßigen Kontakt zum Amt 59 und berät und unterstützt die Stelleninhaberin bei der Entwicklung frauenpolitischer Initiativen im Bereich behinderter Frauen.

Erster Frauengesundheitsbericht für das Land Bremen 1998 wurde der erste Landesgesundheitsbericht Bremen erstellt. Dieser Bericht liefert Basisdaten zur Gesundheit der Bremer Bevölkerung und berücksichtigt zwar geschlechtsspezifische Aspekte, nicht aber frauenspezifische Fragestellungen von Bremer Bürgerinnen und Bürgern. Die Zentralstelle und das Forum Frauengesundheit forderten danach gegenüber der damaligen Senatorin für Frauen, Gesundheit, Jugend, Soziales und Umweltschutz die Erstellung eines eigenen ständigen Frauengesundheitsberichtes. Diese Forderung wurde nach der Wahl 1999 als Aufgabenstellung in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen.

Hintergrund für eine frauenspezifische Betrachtung in der Gesundheitsberichtserstattung ist, dass Frauen andere Anforderungen an gesundheitsfördernde Lebensumstände sowie unterschiedliche Bedürfnisse an Prävention, Früherkennung, Versorgung im Krankheitsfall und bei Rehabilitation haben als Männer. Frauen haben andere Vorstellungen und Bewertungen von Gesundheit und ein von Männern unterscheidbares gesundheitliches Handeln, so dass frauenspezifische Fragestellungen zu entwickeln sind. Die Unterschiede sind nicht nur durch die biologische Verschiedenheit von Mann und Frau erklärbar, sondern ebenso durch unterschiedliche Sozialisationserfahrungen in Familie und Gesellschaft und andere Erwerbs- und Lebensbedingungen.

Der bundesweit in seiner inhaltlichen Ausgestaltung bisher einmalige Frauengesundheitsbericht 2001 für das Land Bremen wurde im August 2001 von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Öffentlichkeit vorgestellt.

In dem Bericht wird eine konsequent frauenspezifische und lebensweltbezogene Sichtweise eingenommen. Strukturprinzip ist die verschiedene Eingebundenheit von Frauen in das Thema Gesundheit:

- Gesundheit und Krankheit von Frauen,

- Frauen als pflegende Angehörige und

- Frauen als Erwerbstätige im Gesundheitswesen.

Der Frauengesundheitsbericht und die Erarbeitung weitergehender Schritte ist fortlaufendes Thema im Forum Frauengesundheit.

Für Bremerhaven lässt sich feststellen, dass die Datenlage für eine Berichterstattung sehr dünn ist, d. h. für eine Fortentwicklung des Berichts müsste gewährleistet werden, dass entsprechend den Bremer Daten diese auch in Bremerhaven erhoben werden.

Bremer Brustkrebs-Screening-Projekt (BBSP)

Seitdem Bremen den Zuschlag für das Bremer Brustkrebs-Screening-Projekt (BBSP) bekommen hat, wird dieses Projekt von Frauen des Bremer Gesundheitswesens konstruktiv-kritisch begleitet. Die wissenschaftlichen Einschätzungen über Nutzen oder Schaden einer Reihenuntersuchung von gesunden Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren widersprechen sich. Es wird u. a. kritisiert, dass durch die systematische Suche nach Zellveränderungen zu oft Befunde als auffällig diagnostiziert werden, die sich nie zu einem echten Brustkrebs entwickelt hätten.

Dies führt aber in diesen Fällen zu belastenden Untersuchungen oder sogar unnötigen Operationen und belastet auch gesunde Frauen lebenslang.

Einigkeit besteht darüber, dass grundsätzlich die Qualität der Früherkennung von Brustkrebs ­ auch außerhalb von Screening-Programmen ­ besser werden muss.

Das betrifft die Qualifizierung der untersuchenden Ärztinnen/Ärzte und Fachpersonen ebenso wie die technische Überprüfung der Mammographie-Geräte.

Die öffentliche Debatte über die Qualitätssicherung bei Mammographien wurde durch die Modellprojekte und die Auseinandersetzung über sie angeregt.

Eine Langzeitstudie zur Klärung der Fragestellung, welchen Einfluss das Screening in Deutschland auf die Sterblichkeit bei Brustkrebs hat, findet seit Aufnahme der Modellprojekte ­ entgegen der ursprünglich gesetzten Erwartung ­ nicht statt.

Die renommierte Cochrane Collaboration veröffentlichte 2000 eine Metaanalyse über acht ausländische Studien, die den Sinn des Mammographie-Screenings stark infrage stellte, sogar einen größeren Schaden für Frauen berechnete. Eine Langzeitstudie, die an den deutschen Verhältnissen ansetzt, die nicht zwingend vergleichbar sind mit denen der Nachbarländer, könnte hilfreich und klärend sein.

Die Zentralstelle hat sich daraufhin mit ihrem Sitz im Beirat sehr dafür eingesetzt, dass Frauen eine reale Möglichkeit der Informierung bekommen, um dann eine für sie passende persönliche Entscheidung in Abwägung von anerkannten individuellen Kosten und Nutzen treffen zu können. Ausdruck dieses Ansatzes ist das im Beirat entwickelte Informationsheft für Frauen. Das Heft wird von Frauen wie von Fachpersonen als sachlich und verständlich gelobt. Es gilt auch in anderen europäischen Ländern als beispielhaft und soll evtl. dort übernommen werden.

Darüber hinaus konnte ­ mit Mitteln des Senators für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales ­ auf Anregung der Zentralstelle eine unabhängige und frauenspezifische Beratung eingerichtet werden, angesiedelt bei der Bremer Krebsgesellschaft und dem Frauengesundheitszentrum. Diese beiden Beratungsangebote werden erfreulicherweise sehr gut von den ratsuchenden Frauen angenommen und leisten einen wichtigen Beitrag zur persönlichen Entscheidungsfindung jeder Frau.

Die vertraglich vorgesehene regelmäßige Zusammenarbeit zwischen Projektleitung und Projektbeirat gestaltete sich aus der Sicht der Zentralstelle nicht zufrieden stellend. Probleme des Datenschutzes, der Evaluierung des Projektes, der Öffentlichkeitsarbeit oder Erfahrungen mit der Teilnahme von Frauen seit Projektbeginn waren und sind schwer klärbar.

Am 13. November 2000 lud die Zentralstelle Bremerhaven zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Brustkrebs/Mammascreening ein. Verbunden wurde das Thema mit der Frage nach der Gefährdung durch Brustkrebs, nach Früherkennung und Prävention sowie Vorsorge. Das Modellprojekt Mammascreening wurde von der Senatorin für Arbeit und Frauen sowie der Landesbeauftragten für Frauen vorgestellt, weitere fachliche Informationen zum Thema Brustkrebs wurden von zwei Gynäkologinnen aus Bremerhaven gegeben.

Beratende Kommission Humangenetik 1999 baten die Zentralstelle und das Forum Frauengesundheit den Senator für Gesundheit, die Beratende Kommission Humangenetik, die ihre Arbeit 1995 begonnen und 1997 wieder ausgesetzt ­ aber nicht beendet ­ hatte, erneut und mit erweiterter Aufgabenstellung wieder einzuberufen. Die Beratenden Kommission Humangenetik hatte im Juni 1997 eine Stellungnahme zur Verbesserung der Beratungssituation vor Pränataldiagnostik in Bremen verabschiedet und dazu einen Katalog von strukturellen Vorschlägen für das Land Bremen vorgestellt. Das Forum Frauengesundheit war an diesem Beratungsprozess durch ein in die Beratende Kommission berufenes Mitglied vertreten.

Die Landesbeauftragte für Frauen und das Forum Frauengesundheit beurteilten die Einschätzungen und Perspektivvorschläge der Beratenden Kommission als sinnvoll und notwendig.

Die Begleitung und Bewertung gesellschaftlicher Entwicklungen durch Reproduktionsmedizin und Gentechnologie mit unüberschaubaren Auswirkungen ­ insbesondere für Frauen ­ sollte durch eine Beratende Kommission Humangenetik auch auf Landesebene stattfinden.

Leider wurde die Beratende Kommission ­ möglicherweise mit veränderter Besetzung ­ nicht wieder einberufen. Die Zentralstelle bedauert dies.