Schulbauernhöfe

Der Begriff "Schulbauernhof" ist nicht geschützt und nicht allgemein gültig definiert. Meist - auch im Verständnis der Landwirte und der Mitarbeiter in den bisherigen Ämtern für den ländlichen Raum - wird die Bedeutung des Begriffes "Schulbauernhof" recht eng gefasst.

Der Beantwortung der gestellten Fragen liegen folgende Definitionen zugrunde:

Ein Schulbauernhof ist ein Betrieb, der den Bauernhof als Lernort in den Vordergrund seiner Arbeit stellt. Die landwirtschaftliche Arbeitsweise und die technische Ausstattung unterwerfen sich weitgehend den pädagogischen Ansprüchen. Die Gewinnerzielung durch die landwirtschaftliche Produktion tritt dabei in den Hintergrund. Die Schülerinnen und Schüler erfahren durch eigenes Tun den Ursprung ihrer Lebensmittel. Angeleitete Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler, das Verstehen und das (Nach-)Vollziehen landwirtschaftlicher Prozesse vom Acker bis auf den Teller sind fester Bestandteil des Konzeptes.

Ein Bauernhof mit angegliedertem Schulbauernhof - als Angebot ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der seinen Hof in erheblichem Umfang als Lernort anbietet und eingerichtet hat. Die landwirtschaftliche Produktion steht als Haupterwerbsquelle im Vordergrund. Anschauliche Führungen, pädagogische Projektarbeit und/oder angeleitete Mitarbeit in einzelnen Betriebsbereichen ermöglichen den Schülerinnen und Schülern das (Nach-) Vollziehen landwirtschaftlicher Prozesse vom Acker auf den Teller.

"Erheblicher Umfang" bezeichnet sowohl den inhaltlichen (pädagogischen) als auch den quantitativen Umfang der Betriebstätigkeit. Die Anzahl der Besuchergruppen schwankt - je nach Konzept und Nachfrage - zwischen 20 und 300 Gruppen im Jahr pro Betrieb.

Eine Einrichtung mit Schwerpunkt "Lernen auf dem Bauernhof" ist eine Einrichtung oder eine Initiative, die in erheblichem Umfang das Lernen auf Bauernhöfen ermöglicht, aber nicht auf einem eigenen Betrieb.

Anschauliche Führungen, pädagogische Projektarbeit und/oder angeleitete Mitarbeit in einzelnen landwirtschaftlichen Betriebsbereichen ermöglichen den Schülerinnen und Schülern das (Nach-)Vollziehen landwirtschaftlicher Prozesse vom Acker auf den Teller.

Prinzipiell können alle beschriebenen Formen von Betrieben mit oder ohne Übernachtungsmöglichkeit vorkommen.

Bauernhöfe, die ihre Höfe für Tagesprojekte den Schulklassen öffnen, fallen in der Definition nicht unter den Begriff "Schulbauernhof". In der Summe sind sie aber diejenigen, die am meisten frequentiert sind.

Über die folgende Liste hinaus gibt es Bauernhöfe und Einrichtungen in Hessen, die das Lernen auf dem Bauernhof in hervorragender Weise, aber nur in geringem Umfang anbieten. Es kann nicht restlos ausgeschlossen werden, dass ein Angebot unbekannt und damit in dieser Auflistung nicht enthalten ist.

Hier nicht berücksichtigt sind auch die Betriebe, die regelmäßig und in erheblichem Umfang Schülerinnen und Schülern von Privatschulen das Lernen und Mitarbeiten in ihrem Betrieb ermöglichen (z.B. arbeiten Waldorfschülerinnen und Waldorfschüler für einen Zeitraum von 2 Monaten in ihrer Schullaufbahn in einem landwirtschaftlichen Betrieb mit).

Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Wie viele Schulbauernhöfe gibt es in Hessen?

Die Anzahl der Betriebe und Initiativen mit Schulbauernhof-Angebot in Hessen gemäß den oben angegebenen Definitionen und nach deren eigener Einschätzung beträgt: Schulbauernhöfe: 3

Bauernhöfe mit Schulbauernhof-Angebot: 7

Einrichtungen zum "Lernen auf dem Bauernhof": 3

Frage 2. Wie viele dieser Höfe werden ökologisch, wie viele konventionell bewirtschaftet?

Von den in Frage 1 bezeichneten 13 Höfen werden 3 konventionell, 8 ökologisch und 2 in beiden Formen bewirtschaftet.

Frage 3. Welche konkreten Angebote machen die Schulbauernhöfe an Schulklassen? Die Betriebe halten verschiedene Tierarten, arbeiten mit einer vielfältigen Fruchtfolge und bauen Gemüse für den Eigenbedarf (der Gruppen) an.

Die Schülerinnen und Schüler lernen verschiedene Bereiche des vielseitigen Betriebes durch Mitarbeit kennen. Dabei erleben sie den Tagesablauf eines landwirtschaftlichen Betriebes und die Abhängigkeit von den Tieren, der Pflanzenentwicklung, der Witterung, der Jahreszeit.

Der Technisierungsgrad ist möglichst niedrig, damit die Arbeitsschritte und Prozesse für die Kinder durchschaubar und begreifbar sind. Die Struktur der Betriebe ist auf das pädagogische Anliegen abgestimmt, mit meist kleinen Produktionseinheiten. Es wird unabhängig vom wirtschaftlichen und zeitlichen Druck gearbeitet, dem landwirtschaftliche Produktionsbetriebe ausgesetzt sind.

Die Schulklassen kommen meist von Montag bis Freitag einer Woche. Sie übernachten am Hof und verpflegen sich selbst - zum möglichst großen Teil mit selbst "erarbeiteten" Produkten vom Hof.

Die Schulklassen werden in Kleingruppen von jeweils maximal 8 Kindern aufgeteilt. Jede Gruppe wird für mindestens einen halben Tag (von 3 bis zu 6 Stunden) unter fachkundiger Anleitung in die anfallenden Arbeiten auf dem Betrieb eingebunden. Beispiele dafür sind: Jedes Kind der "Tiergruppe" melkt, füttert und mistet aus. Die Kinder der "Pflanzengruppe" säen, hacken, ernten oder verarbeiten je nach Erfordernis. Die "Hauswirtschaftsgruppe" backt, verarbeitet die Milch zu Käse und bereitet für die Klasse das Mittagessen zu.

Die Schulbauernhöfe arbeiten nach selbst entwickelten, umfangreichen pädagogischen Konzepten. Sie erheben nicht den Anspruch, "die Landwirtschaft" abzubilden, und vermitteln in der Regel auf Wunsch Besichtigungstermine auf wirtschaftlichen Landwirtschaftsbetrieben.

Bauernhöfe mit Schulbauernhof-Angebot möchten den Schulklassen zeigen, wie Landwirtschaft betrieben wird. Meist kommen die Schulklassen für etwa 3 Stunden vormittags auf den Hof. Die Kinder erleben dort eine anschauliche Führung, die Betreiber stellen sich den Fragen der Gruppe oder regen intensive Gespräche über die Landwirtschaft an.

Verschiedene Lernmethoden vertiefen meist im Anschluss die Beobachtungen und das Gehörte. Interviews, Quiz und Fragebögen ermöglichen den kognitiven Zugang, Das Erleben der Landwirtschaft mit allen Sinnen, Tiere beobachten und anfassen oder Geräusche und Gerüche bewusst wahrnehmen sind ungewohnte Erfahrungen für die meisten Kinder.

Auf vielen Betrieben ist die Futtervorlage durch die Kindergruppen möglich; auf manchen Betrieben dürfen die Kinder beim Ausmisten, Melken oder Treiben der Tiere aktiv werden. Kartoffeln pflanzen, pflegen und ernten oder Äpfel ernten und keltern sind Tätigkeiten, bei denen Kinder häufig mitarbeiten dürfen. Hierbei wird der Grad der Technisierung möglichst niedrig gehalten, um die Prozesse den Kindern nahe zu bringen. Wo und wenn möglich, werden parallel die üblichen, arbeitswirtschaftlichen (d.h. meist hoch technisierten) Arbeitsweisen gezeigt und erklärt.

Die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten, das Backen von Brötchen oder Brot, die Frischkäsezubereitung oder das Keltern von Apfelsaft, lässt die Kinder die Verbindung von Landwirtschaft und Ernährung ausprobieren und verstehen.

Die Gruppen werden je nach Betrieb und Situation von ein bis drei Mitarbeitern des Hofes betreut. Da die landwirtschaftliche Produktion wirtschaftlich im Vordergrund steht, müssen bei Bedarf auch zunächst hier die personellen Kapazitäten eingesetzt werden.

Ein eigenes pädagogisches Konzept liegt auf einigen Betrieben vor. Darüber hinaus haben die Betriebe inzwischen weit reichende Erfahrungen mit Kindergruppen und richten sich nach deren Bedürfnissen und Wünschen bzw. nach den Vorgaben des Lehrplanes.

Auf einigen Betrieben wird auf Wunsch Verpflegung angeboten; auf zwei Betrieben und in Zusammenarbeit der Höfe mit Jugendherbergen können Gruppen auch in der Nähe übernachten. Hier, wie auch bei Betrieben, die in relativ dichter Nachbarschaft zu Schulen liegen, sind mehrtägige Projekte möglich, werden aber wenig nachgefragt.

Einrichtungen mit Schwerpunkt "Lernen auf dem Bauernhof" bieten den Rahmen, die Organisation und zum Teil die Begleitung für bzw. von Schulklassen auf Bauernhöfen an. Sie bilden die Brücke zwischen Schulen und landwirtschaftlichen Betrieben. Die Angebote umfassen einen halben, einen ganzen oder sogar mehrere Tage auf einem oder mehreren Bauernhöfen. Dabei sind die Bauernhofbesuche zum Teil in eine ganze Projektwoche eingebunden.

Die landwirtschaftlichen Betriebe offerieren dabei entweder selbst ein Schulbauernhof-Angebot oder stellen ihren Betrieb für Projektarbeit zur Verfügung, ohne selbst erhebliche personelle oder sonstige Kapazitäten daran zu binden.

Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die kognitive Reflexion des Bauernhofbesuches finden meist an einem anderen Ort als dem besuchten Bauernhof statt.

Frage 4. Welche Angebote machen die Schulbauernhöfe an Lehrkräfte?

Angebote an die Lehrkräfte

Bisher bieten nur wenige Bauernhöfe Veranstaltungen speziell für Lehrkräfte an.

Während fast jedes Schulbauernhof-Angebot auch in verschiedener Hinsicht für die Lehrkräfte interessant ist, gibt es Fortbildungen,

- in denen landwirtschaftliche Inhalte dargestellt werden oder

- in denen die Möglichkeiten des Lernens auf dem (Schul)bauernhof dargestellt werden.

Während das Schullandheim in Licherode eine Vorbereitungsveranstaltung für Lehrkräfte vorsieht, die mit einer Schulklasse die landwirtschaftliche Projektwoche buchen, gibt es auf anderen Betrieben bisher erst einige wenige Angebote für Lehrkräfte.

Mit der Akkreditierung der Veranstaltungen als Lehrerfortbildungen werden deren Angebot und Nachfrage voraussichtlich erhöht werden. Einige Betriebe sind allerdings mit Schulklassen derart ausgebucht, dass an ein zusätzliches Engagement im Bereich der Lehrerfortbildung nicht gedacht wird.

Frage 5. Gibt es ein pädagogisches Konzept für die Arbeit der Betriebe als Schulbauernhöfe?

Wenn ja, welches?