Welche Gefahren bestehen dadurch für Mensch und Tier an den genannten Punkten des

Konzentration von Schadstoffen in der Isar

Da meine mündliche Anfrage in der Plenarsitzung des Landtages am 24. Juni 1999 nicht im Tenor meiner Frage beziehungsweise nicht ausreichend beantwortet wurde, frage ich die Staatsregierung nunmehr schriftlich:

1. Welche Konzentration (Mengen) an Schadstoffen wie Ammonium, Nitrat, Nitrit, Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen finden sich an folgenden Punkten des Isarlaufes A) unterhalb des Tölzer Wehres in der Leitzinger Au

a) im Flußlauf

b) an der Uferböschung;

3. Welche Gefahren bestehen dadurch für Mensch und Tier an den genannten Punkten des Isarlaufes?

Antwort des Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 18. 08. 1999

Die Stauanlage Bad Tölz wurde in den Jahren 1956­1958 von den Stadtwerken Bad Tölz errichtet. Im Stauraum lagert sich das Geschiebe aus dem Einzugsgebiet der Isar ab, im Durchschnitt 13 000 m3 jährlich. Die ebenfalls in den Tölzer Stauraum eingetragenen Schwebstoffe, im Durchschnitt 65.000 m3 jährlich, setzen sich kaum ab, sondern werden zu über 99 % ans Unterwasser weitergegeben. Im Juni 1991 wurde der Stausee nach mehrjährigen Untersuchungen und Verhandlungen kontrolliert gespült, gestützt auf den Bescheid des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen vom 24.04. 1991. Die Sedimente im Stausee wurden in den Jahren zuvor mehrfach auf möglicherweise akkumulierte Schadstoffe untersucht.

Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Weilheim hatte am 06.07.1983 an sechs verschiedenen Stellen das Sediment im Stauraum beprobt. Es war befürchtet worden, dass infolge der in den ersten Jahren nach Fertigstellung des Stausees noch nicht ausgebauten Kläranlagen von Lenggries und Bad Tölz das abgelagerte Feinmaterial übermäßig mit Nährstoffen und Schwermetallen angereichert sein könnte. Dies bestätigte sich jedoch nicht. Darüber hinaus haben auch Untersuchungen durch die GSF Neuherberg und das Labor Blasy+Busse, Eching am Ammersee, ergeben, dass die Schwermetallkonzentrationen im Sediment des Stausees für die Isar keine Bedeutung haben.

Während der ersten Stauseespülung 1991 wurden die Auswirkungen auf die Isar beobachtet. Nach dem Bescheid des Landratsamtes vom 24.04.1991 sind Hochwasserabflüsse der Isar während der üblichen Hochwasserperiode April­September für eine Spülung geeignet. Auch das Landesamt für Wasserwirtschaft hatte im Wasserrechtsverfahren in der Stauseespülung keine Gefahr für das Ökosystem Isar unterhalb Bad Tölz gesehen.

Bei dieser ersten Spülung des Stausees ­ über 30 Jahre nach dessen Erstellung ­ wurden trotz des langen Sedimentationszeitraums und der noch einfachen Kläranlagen im Einzugsgebiet in den Sedimentproben nur geringe Belastungen gemessen. Bei den nachfolgenden weiteren Spülungen (letztmals am 6./7. Mai 1999) in wesentlich geringeren zeitlichen Abständen und bei inzwischen voll funktionsfähigen Kläranlagen war eine vom Stausee Bad Tölz für die Isar ausgehende Gefährdung nicht zu besorgen, auch nicht durch das Pfingsthochwasser 1999. Intensive Untersuchungen wie beim ersten Mal waren somit nicht angezeigt.

Ergänzende Untersuchungen hat im weiteren Isarverlauf das WWA Landshut im MIAG-Kanal und in der Restisar oberhalb Landshut vorgenommen. Dabei wurden neben den Meßgrößen des Grundmeßprogramms Chemie auch LHKW, PSM und BTX bestimmt. Die Ergebnisse lagen durchweg unter der Bestimmungsgrenze. Auch für Nitratstickstoff und Ammoniumstickstoff wurden keine erhöhten Werte festgestellt.

Die Schwermetallbelastung der Isar, bestimmt aus der Belastung der Schwebstoffe mit Schwermetallen, wird seit Jahren an der Hauptmeßstelle (HMS) F 209 Plattling für das gesamte Isareinzugsgebiet verfolgt. Dort beträgt die Güteeinstufung für die untersuchten Schwermetalle Blei

Die Daten der im folgenden aufgeführten Hauptmeßstellen werden im Jahrbuch Gewässerbeschaffenheit in Bayern, herausgegeben vom Landesamt für Wasserwirtschaft, veröffentlicht.

Zu den Fragen im Einzelnen: Stickstoffverbindungen: Aus einer Sonderuntersuchung des WWA Weilheim zur Nährstoffbelastung der Isar liegen insbesondere aus dem Jahr 1994 umfangreiche Daten des Flußwassers vor. Als entsprechende Meßstellen können für (A) Roßwies (Fluß-Km 197,3) und für (B) Tattenkofener Brücke (Fluß-Km 187,3) dienen. Es ist anzunehmen, daß sich die Werte im Uferbereich nicht wesentlich davon unterscheiden. Die Probenahmen fanden 14-tägig statt (Stichproben); die Meßergebnisse geben einen Überblick über die Konzentrationsentwicklung der untersuchten Parameter im Jahresverlauf. In der folgenden Tabelle werden das jeweilige Jahresmittel und der Schwankungsbereich aufgeführt. Tattenkofener Brücke

Untersuchungen der Sedimentkonzentrationen wurden im Zusammenhang mit den Stauraumspülungen des Stausees Bad Tölz durchgeführt. Erwartungsgemäß liegt Ammonium in den Sedimenten des Stauraumes in erhöhter Konzentration vor. Bei Stauraumspülungen im Rahmen von Hochwasserereignissen kommt es jedoch zu einer so erheblichen Verdünnung, dass im weiteren Flußlauf insgesamt unbedenkliche Konzentrationen auftreten. Negative Auswirkungen sind nicht festgestellt worden.

Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle: Bei den 1994 durchgeführten Isar-Längsuntersuchungen bestand keine Veranlassung zu detaillierten Schwermetall- und Kohlenwasserstoffanalysen im Flußwasser. Entsprechende Daten liegen daher nicht vor. Daten zu Kohlenwasserstoff- und Schwermetallgehalten in Isar-Sedimenten liegen für die gewünschten Stellen ebenfalls nicht vor.

Die Untersuchungen im Rahmen der umfangreichen Beweissicherung zu den seit 1991 durchgeführten Stauraumspülungen lassen sich im wesentlichen auf die in der Anfrage genannten Stellen übertragen. Die im Isarstausee angetroffenen Sedimentkonzentrationen der einzelnen Schwermetalle sind:

Die vorhandenen Ergebnisse zeigen, dass die Ablagerungen unbelastet bis gering belastet sind und somit nur geringe anthropogene Einflüsse aufweisen. Dies ist bei dem Charakter des Einzugsgebiets auch zu erwarten.

Im Stadtgebiet München-Thalkirchen liegen keine Ergebnisse für die angefragten Meßgrößen vor. Im Rahmen der Gewässeraufsicht werden jedoch regelmäßige vierzehntägliche Stichprobenmessungen in einem südlich gelegenen Isarabschnitt (Meßstelle Baierbrunn, Fluß-Km 162,5; F 105) sowie am Isar-Kanal bei Unterföhring unterhalb (nördlich) von München (Meßstelle Unterföhring Brücke B 388, Kanal-Km 4,6; F 106) durchgeführt.

Die südlich gelegene Meßstelle F 105 kann für das Stadtgebiet München-Thalkirchen (Höhe Flaucher) als Referenzund Vergleichsmeßstelle herangezogen werden. Im weiteren Streckenabschnitt zwischen der Meßstelle und dem Flaucher liegen folgende Einleitungen:

· Kläranlage Schäftlarn mit Einleitung in den Schäftlarner Bach (zur Isar)

· städtischer Regenauslaß Isenschmidtstraße mit Einleitung in die Isar

· Kühlwassereinleitung der Fa. Peroxid in den Isar-Werkkanal bei Höllriegelskreuth.

Sämtliche Einleitungen sind durch Mengenmessungen erfaßt, bei der Kläranlage Schäftlarn und der Kühlwassereinleitung der Fa. Peroxid werden die Ablaufwerte im Rahmen der betrieblichen Eigenüberwachung erhoben. Die Auswirkungen auf die Beschaffenheit der Isar werden mit der nördlich gelegenen Isarmeßstelle F 106 integral erfaßt und abgebildet.

Der Auer Mühlbach durchfließt das Gelände des Tierparks Hellabrunn und wird durch diskontinuierliche Einleitungen städtischer Regenauslässe beeinflußt. Mit der unmittelbar vor der Wiedereinleitung des Mühlbachs in die Isar gelegene Meßstelle werden sämtliche Einleitungen erfaßt.

Stickstoffverbindungen: Die Gehalte der Nährstoffe Ammonium, Nitrat und Nitrit unterschreiten an sämtlichen angegebenen Meßstellen jederzeit und durchgängig die einschlägigen Anforderungen, die als Zielvorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA 1998) zur Güteklassifizierung der Fließgewässer herangezogen werden:

Nitrat-N Nitrit-N Ammonium-N Meßstelle Werte LAWA- Werte LAWA- Werte LAWAZielvorgabe Zielvorgabe Zielvorgabe F 105 1,1 F 106 1,3 Auer Mühlbach 1,4 Tab.: Ergebniszusammenstellung Nährstoffgehalte in mg/l (jeweils Extremwerte = 90-Perzentilwerte aus Jahresreihen) mit Bewertungsmaßstab der LAWA (1998)

Die Ergebnisse sind überwiegend der Güteklasse I­II (geringe Belastung), in Einzelfällen sogar der Klasse I (entspricht dem geogenen Hintergrundwert bzw. fehlender Belastung) zuzuordnen. Die Isar am Flaucher wird durch die südlich und im Stadtgebiet von München auftretenden Einleitungen nicht nachteilig verändert, wie der Vergleich der Meßstellen F 105 und F 106 zeigt. Entsprechendes gilt für den Auer Mühlbach.

Grenzwerte nach der Bayerischen Fischgewässerqualitätsverordnung werden ebenfalls weit unterschritten und jederzeit eingehalten.

Schwermetalle: Erhöhte Schwermetallgehalte in der fließenden Welle sind nach den Einleitungs- und Systembedingungen nicht zu erwarten. Regelmäßige Erhebungen auf diese Parameter sind deshalb nicht veranlaßt.

Im Zeitraum 1994 bis 1996 wurden an beiden Meßstellen der Isar jeweils acht Stichprobenerhebungen auf die Schwermetalle Cadmium, Quecksilber, Blei, Zink, Nickel und Kupfer durchgeführt. Sämtliche Ergebnisse bestätigen die äußerst niedrige Schwermetallbelastung des Isarwassers und unterschreiten die einschlägigen LAWA-Zielvorgaben für die Schutzgüter Fischerei und Trinkwasserversorgung sehr deutlich. Eine zuletzt am 08.06.1999 an der südlichen Meßstelle (F 105, Baierbrunn) im ablaufenden Hochwasser durchgeführte Messung bestätigt wiederum diese Ergebnisse.

Untersuchungen zu den Schwermetallgehalten der Isarablagerungen (Gewässersedimente) im Bereich des Flaucher liegen nicht vor und sind auch nicht veranlaßt, da eine Anreicherung grundsätzlich nur im Feinkorn erfolgt, das bei den grobkiesigen Ablagerungen am Flaucher nicht oder nicht nennenswert vorhanden ist und zudem nach den Emissionsgegebenheiten entsprechende Belastungen auch nicht zu erwarten sind. Für die Kohlenwasserstoffgehalte, die vorrangig an organische Feststoffe akkumulieren, gelten die Ausführungen entsprechend.

Meßergebnisse zu Schwermetallanreicherungen in den Sedimenten der Uferböschung wurden im Bereich der Bayernwerk Wasserkraft AG im Rahmen eines wasserwirtschaftlichen Sonderuntersuchungsprogramms in den Jahren 1993­ 1996 erhoben und zwar in dem am westlichen Ende der Abwasserfischteichanlagen gelegenen Vorklärteich, in dem die Feinteile der Isar sedimentieren. Die tonig-schluffigen Ablagerungen bilden hier das maximale Anreicherungspotential ab, mit dem die Belastungen der oberen Isar und aus dem städtischen Bereich erfaßt sind. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt. Sämtliche Gehalte ­ auch der organischen Schadstoffe ­ liegen im Bereich der geogenen oder ubiquitären Hintergrundbelastungen.

Nach der Definition der LAWA ist bei dem heutigen Stand des Wissens bei Einhaltung der Zielvorgaben für Gewässersedimente davon auszugehen, dass eine Beeinträchtigung der aquatischen Ökosysteme nicht zu besorgen ist.

Zu 1. D):

Die Isar wird sowohl im Rahmen von Routinemeßprogrammen als auch Sondermeßprogrammen überwacht. Im Zuge des Routinemeßprogramms untersucht das WWA Freising die Isar regelmäßig unterhalb von Grüneck (Nebenmeßstelle) und oberhalb des Amperkanals bei Moosburg (Hauptmeßstelle); im Stadtgebiet von Freising werden keine Untersuchungen durchgeführt.

Die Nebenmeßstelle wird im sechswöchentlichen, die Hauptmessstelle im zweiwöchentlichen Rhythmus überwacht.

Stickstoffverbindungen: In der Isar an der Meßstelle Brücke Grüneck nahmen die mittleren Jahreskonzentrationen wie folgt ab:

Im gleichen Zeitraum nahmen die entsprechenden Meßwerte der Isar in Moosburg oberhalb des Amperkanals für Ammonium-N von 0,08 auf 0,04 mg/l und für Nitrat von 4,8 auf 3,7 mg/l. ab.

Eine Untersuchung der Isar während des Hochwassers an der Hauptmeßstelle Moosburg bestätigt die routinemäßig gewonnenen Ergebnisse (Ammonium-N: mg/l; Zink

Die vorliegenden Daten zeigen, dass für die genannten Stoffe in der Isar eine Schadwirkung ­ auch für Mensch (Freizeit und Erholung, Baden, Angelfischerei) und Tier (aquatische Lebensgemeinschaft) ­ nicht zu besorgen ist, da sämtliche Zielvorgaben für die in der Anfrage aufgeführten Stoffe unterschritten werden.