Wie schätzt die Staatsregierung die Rolle der Ärztinnen und Ärzte beim Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten

Welche Medikamente werden am häufigsten missbraucht?

Der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zufolge werden zu den Arzneimitteln mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel mit Wirkstoffen aus der Familie der Benzodiazepine gerechnet. Daneben gehören auch Mittel mit Codein (z.B. Husten-, Schmerz- und Migränemittel) und Analgenika zur Gruppe der missbräuchlich angewendeten Mittel. Speziell für Bayern liegen der Staatsregierung keine Daten vor. Bekannte Verkaufszahlen lassen keinen Rückschluss auf den Umfang eines möglichen Missbrauchs zu.

Wie schätzt die Staatsregierung die Rolle der Ärztinnen und Ärzte beim Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten ein?

Die Staatsregierung geht davon aus, dass die Ärztinnen und Ärzte Medikamente in der Regel indikationsgerecht verordnen. Wo es Hinweise auf eine missbräuchliche Verordnung gibt, werden die Selbstverwaltungsorgane der Ärzteschaft, die Aufsichtsbehörden bzw. Justizbehörden tätig.

Nikotin

Wie stellt sich der Anteil der Raucher, unterschieden nach Geschlecht und Altersgruppen, an der Gesamtbevölkerung 1998 und 2003 dar?

Der Staatsregierung liegen aus dem Mikrozensus die Daten der Jahre 1999 und 2003 vor.

Demnach rauchen Männer häufiger als Frauen und im mittleren Erwachsenenalter sind die Raucherquoten am höchsten: Rauchgewohnheiten im April 1999

Welche Veränderungen im Rauchverhalten sind zu verzeichnen?

Systematische Daten zum Rauchverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener liegen der Staatsregierung bis 2000 vor. Speziell für die Gruppe der Jugendlichen ist den bereits zitierten bayerischen Jugendsurveys zu entnehmen, dass bei einem langfristig rückläufigen Trend der Raucherquoten zwischen den beiden letzten Befragungszeitpunkten ein Anstieg der Raucherquoten zu verzeichnen war, ähnliches war auch im Bundestrend zu beobachten. Aktuellen bundesweiten Daten (Drogenaffinitätsstudie 2004 der zufolge ist jedoch davon auszugehen, dass dieser Trend sich nicht fortsetzt und die Raucherquoten bei den Jugendlichen wieder rückläufig sind. Für Bayern ist von einer analogen Entwicklung auszugehen.

Sieht die Staatsregierung einen Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und sozialem Status, Berufs- und Erwerbsstatus, Einkommen und Bildung, wenn ja, welchen?

Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Sozialstatus bzw. Bildung ist bekannt, der Anteil der Raucher nimmt mit steigendem Sozialstatus bzw. Bildungsgrad ab.

Mit welchen Maßnahmen und mit welchem Erfolg versucht die Staatsregierung die Anzahl der Raucherinnen und Raucher zu reduzieren?

Die Staatsregierung sieht in der Reduktion der Zahl der Raucherinnen und Raucher ein vordringliches Thema der Prävention und hat dies daher zu einem Schwerpunkt der Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. gemacht. Insbesondere geht es dabei darum, eine Trendwende beim Einstiegsalter für das Rauchen bis 2008 zu erreichen, die Raucherquote bei Jugendlichen in Bayern von 40 % in 2000 bis zum Jahr 2020 auf 20 % zu senken, die bayerischen Schulen sobald als möglich rauchfrei zu gestalten.

Weitere Projekte zu Nichtraucherschutz und zur Förderung des Nichtrauchens im öffentlichen Raum, insbesondere in Gaststätten, Krankenhäusern, Behörden und Betrieben werden umgesetzt.

Wie schätzt die Staatsregierung die Aussage ein, dass Kampagnen, die zum Verzicht auf Nikotin aufrufen, wenig erfolgreich seien?

Die von der Staatsregierung initiierten Maßnahmen zur Tabakprävention verfolgen einen multimodalen Ansatz, d.h. sie beinhalten Informationsvermittlung, medizinische Hilfen, verhaltensorientierte Trainings und ­ wo nötig

­ auch Verbote. Damit entsprechen die Präventionsmaßnahmen den gegenwärtigen wissenschaftlichen Standards.

Die Funktion von Aufrufen zum Verzicht auf Nikotin liegt demgegenüber nicht in der unmittelbaren präventiven Wirkung, sondern darin, die maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen, auf die Maßnahmen aufmerksam zu machen und das Thema in der Öffentlichkeit präsent zu halten. Konkrete Projekte und Aktionen (Helpline, Rauchfreies Krankenhaus) werden im Rahmen der Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. der Bayerischen Staatsregierung durchgeführt.

Inwieweit und in welcher Form ist die Staatsregierung der Empfehlung des Materialbands des Landessozialberichts gefolgt, sich auf die überdurchschnittlich vom Rauchen betroffenen Gruppen schwerpunktmäßig mit berufs- bzw. ursachenspezifischen Präventionsprogrammen zu konzentrieren?, (Bericht zur Sozialen Lage, Materialband, S. 344/345)

Die Staatsregierung folgt mit ihrem in der Antwort auf Frage 3.5.4 skizzierten Präventionsprogramm dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand. Demnach kommt es u.a. darauf an, mit der Prävention so früh wie möglich zu beginnen und insbesondere Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Dabei werden, wie erwähnt, verhältnispräventive Interventionsmaßnahmen, also auch Verbote eingesetzt (Rauchfreie Schule Bayern). Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und im Rahmen des Projekts zur Tabakprävention in Gaststätten wird besonderen arbeitsschutzrechtlichen Aspekten Rechnung getragen.

4. Suizid

Wie hat sich seit 1998 die Suizidrate verändert, gesamt und unterschieden nach

a) Geschlecht

b) Alter

c) deutscher Staatsangehörigkeit unter Berücksichtigung des Aussiedlerstatus

d) Nicht-Deutsche-Staatsangehörigkeit insgesamt und nach EU-Staatsangehörigkeit, Drittstaatenangehörigkeit, und Aufenthaltsstatus differenziert?

Die Entwicklung der vollendeten Selbsttötungen seit 1998 stellt sich nach den Daten der Polizeistatistik wie folgt dar:

1998 1938

1999 1966

2000 1946

2001 1973

2002 1942

2003 1869

Im Jahr 2003 waren ca. 75% bei den vollendeten Selbstmorden Männer.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung Bayerns ab der Altersgruppe größer 13 Jahren wurden 2003 pro 100 000 Einwohner 17,6 vollendete Selbstmorde registriert. In der Altersklasse von 14 Jahren bis 60 Jahren liegt die Belastung bei 14,9. In der Altersgruppe ab 60 Jahren sind 25 vollendete Selbstmorde pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen.

Eine weitergehende Berechnung der Belastungen nach Alter- und Geschlechtsstruktur, sowie Nationalitäten würde nur durch eine aufwändige Abgleichung von Bevölkerungsdaten beim Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik möglich sein.

Die vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung erhobenen Daten weichen auf Grund der unterschiedlichen Erhebungsmodalitäten in der Regel geringfügig von den Zahlen der Polizeistatistik ab. Deshalb werden hier nur die den Trend spiegelnden Zahlen der Polizeistatistik aufgeführt.

Ist es weiterhin zutreffend, dass die Suizidrate, bzw. die Anzahl der Suizidversuche im Alter zunimmt?

Im Jahr 2002 sind in Deutschland 11.163 (Bayern 1870) Menschen freiwillig aus dem Leben geschieden. Davon waren 3.534 (Bayern 562) Menschen über 65 Jahren. D.h. jeder dritte Mensch, der sich das Leben nimmt, ist über 65 Jahre alt. Im gleichen Zeitraum betrug der Bevölkerungsanteil der über 65jährigen an der Gesamtbevölkerung 17,5 % (Bayern 16,8 %). Suizide sind damit in der älteren Bevölkerung wesentlich häufiger als in der jüngeren Altersgruppe. Eine überproportionale Zunahme von Suiziden ist bei älteren Frauen festzustellen.

Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse über die Ursachen von Suizid (versuchen) im Alter vor?

Die Motive für Selbsttötungen werden, soweit im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen möglich, bei der Sachbearbeitung erhoben. Im Jahr 2003 waren bei der Altersgruppe über 60 Jahre Krankheiten mit 76% das häufigste Motiv für vollendeten Selbstmord.