Wasserqualität der Gewässer in der Region 16 (Allgäu)

Ich frage die Staatsregierung:

Zur Entwicklung und zum aktuellen Stand der Wasserqualität der Gewässer rund um Rosshaupten, um den Forggensee, des Forggensees selbst sowie in den Moorgebieten rund um Füssen, speziell in der Nähe von Rieden und Hopfen:

1. Wie hat sich prinzipiell die Schadstoffbelastung in besagten Gewässern in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?

2. Welche Schadstoffe haben sich in diesem Zeitraum erhöht?

3. Wie sieht die genaue Entwicklung der Nitratbelastung in oben genannten Gewässern aus?

4. Wie kann man sich die jeweiligen Entwicklungen unter Berücksichtigung der Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung erklären?

5. Gibt es Messergebnisse an den Abflüssen aus drainierten Wiesen, wenn ja, welche Messergebnisse liegen dazu vor?

6. Welchen Einfluss hat welche Nutzung drainierter Wiesen auf die Messergebnisse?

7. Wenn am Ende der Drainagen höhere Schadstofffrachten gemessen werden sollten, wie kann dagegen Abhilfe geschaffen werden?

8. Wie hoch ist dadurch gegebenenfalls die Schadstoffbelastung im Forggensee, im Schmutterer Weiher und im Lech zwischen Forggensee und Peiting sowie im Seeger- und im Hopfensee?

Antwort des Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 11.03.

Zu 1. bis 3.:

Zur Beschreibung der Belastung eines Gewässers werden in der Wasserwirtschaft verschiedene Verfahren angewandt.

Die Belastung der Fließgewässer mit abbaubaren organischen Substanzen wird mit Hilfe des Saprobiensystems dokumentiert, die Einstufung erfolgt in sieben Güteklassen. Für die Beurteilung von Seen ist die Trophie entscheidend, welche die Reaktion des Sees auf das Nährstoffangebot widerspiegelt. Mit physikalisch-chemischen Analysenverfahren werden dagegen Konzentrationen der untersuchten Stoffe ermittelt.

Aufgrund der Anstrengungen der Kommunen wiesen im fraglichen Gebiet bereits 1993 nur noch wenige Fließgewässerabschnitte eine Gewässergüte (Saprobie) schlechter als Güteklasse II - III (kritisch belastet) auf, der überwiegende Teil war in Güteklasse II (mäßig belastet) und besser einzustufen. Die aktuelle Gewässergütekarte Saprobie (Stand 2003) weist für einzelne Gewässerabschnitte weitere Verbesserungen aus.

Die Trophieeinstufung der untersuchten Seen ist Tabelle 1 zu entnehmen. Die wesentlichen Verbesserungen bei der Trophie der nährstoffbelasteten Seen stellten sich bereits vor 1993 ein, seither waren keine durchgreifenden Veränderungen mehr zu verzeichnen. Die Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen liegen im Hopfensee bei etwa 0,25 mg/l (Tendenz leicht fallend), im Weißensee bei etwa 0,45 mg/l (Tendenz leicht steigend) und im Bannwaldsee bei etwa 0,35 mg/l (Tendenz gleich bleibend). Der Forggensee weist von ca. 0,5 mg/l auf (Tendenz in etwa gleich bleibend).

Physikalisch-chemische Untersuchungen zu Fließgewässern, die eine Aussage zur Entwicklung der Belastung in den letzten zehn Jahren gestatten, liegen nur für einzelne, wasserwirtschaftlich bedeutende Messstellen vor.

Die Zuläufe zum Hopfensee, zum Bannwaldsee und zum Weißensee zeigten im Allgemeinen keine fallende Tendenz der Nährstoffbelastung. Die Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen sind im Zulauf des Bannwaldsees in etwa gleich bleibend, beim Zulauf des Hopfensees fallend und beim Zulauf des Weißensees steigend.

Der Lech in Füssen ist die am intensivsten untersuchte Messstelle im fraglichen Bereich. Die Nährstoffbelastung des Lechs ist gering und weist zudem in den letzten Jahren eine weiter fallende Tendenz auf. Insbesondere die Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen haben sich weiter verringert auf nunmehr ca. 0,5 mg/l. Die gemessenen geringen Gehalte an biologisch abbaubaren Substanzen korrespondieren mit der Einstufung des Lechs in diesem Abschnitt in die Güteklasse (Saprobie) I - II (gering belastet). Schwermetalle und Xenobiotika zeigten bei bisher durchgeführten Untersuchungen keine Auffälligkeiten.

Zu 4.: Der Bau und die Erweiterung von Abwasseranlagen hat in den letzten 20 Jahren zu einer wesentlichen Verbesserung der Qualität der Fließgewässer und der Seen beigetragen. Die Kommunen wurden durch den Freistaat durch Beratung und Förderung bei der Verwirklichung derartiger Vorhaben unterstützt.

Des Weiteren können ­ wie Beispiele auch aus der Region um Füssen belegen ­ durch eine angepasste Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen die Nährstoffeinträge in die Gewässer erheblich verringert werden. In staatlich finanzierten Modellprojekten wie dem Entwicklungsvorhaben (EV) Hopfensee werden entsprechende fachliche Grundlagen in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftsverwaltung ausgearbeitet und Lösungsansätze getestet.

Eine Verbesserung der Trophie der Seen ist mittel- bis langfristig möglich, wenn es gelingt, die Nähstoffeinträge mit Hilfe der u. a. in den EV gewonnenen Erfahrungen zu verringern. Staatlich geförderte Programme (z. B. Gewässerschonende Landbewirtschaftung) können diesen Prozess unterstützen.

Zu 5.: Im Rahmen des EV Hopfensee wurden sechs Dränabflüsse aus Wiesen mit unterschiedlich intensiver Nutzung und verschiedener Bodenstruktur (mineralisch bzw. organisch geprägt) untersucht. Der gemessene Gesamtaustrag an Phosphor aus organischen Böden ist mit ca. 3.370 Gramm pro Hektar und Jahr (g/ha·a) ca. 3-mal so hoch wie der aus mineralischen Böden. Der gelöste bzw. suspendierte Anteil (Pges. filtriert) ist dagegen nahezu gleich hoch (ca. 370 bzw. 375 g/ha·a). Da die Phosphorkonzentration im Hopfensee vorrangig durch den gelösten bzw. suspendierten Anteil beeinflusst wird, sind organisch und mineralisch geprägte Flächen gleich zu bewerten.

Zu 6.: Die mittleren Konzentrationen von P-ges. filtriert lassen sich durch die Landnutzung und Bodenart im Einzugsgebiet statistisch signifikant erklären. Sie nehmen mit dem Anteil des intensiv genutzten Grünlandes im Einzugsgebiet zu.

Die Untersuchungen im EV Hopfensee ergaben, dass

· ein Einfluss der Bewirtschaftung deutlich erkennbar ist.

Vor allem nach Beweidung und Festmistausbringung sind erhöhte P-Konzentrationen in Bächen und Dränen festzustellen.

· die landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet des Hopfensees im Wesentlichen für die hohen Phosphoreinträge in den See und den dadurch bedingten eutrophen Zustand verantwortlich ist.

Zu 7.: Folgende Möglichkeiten bieten sich grundsätzlich an:

· verstärkte Beratung der Landwirte zur Optimierung der Phosphorbilanz der Betriebe und des Düngemitteleinsatzes unter Berücksichtigung der Eigenschaften der bewirtschafteten Flächen

· Förderung der Extensivierung besonders zum Nährstoffeintrag beitragender Flächen.

In Einzelfällen kann auch ein Rückbau von Dränen möglich sein. Nährstofffallen haben sich bisher nur bei so genannten Kleinseen mit kleinem Einzugsgebiet und geringen Zuflüssen bewährt. Nach den vorliegenden Erfahrungen ist eher nicht davon auszugehen, dass sie zu einer wesentlichen Reduzierung des Nährstoffeintrages bei Seen wie dem Hopfensee beitragen können (u. a. Platzbedarf, technischer Aufwand).

Zu 8.: Die Qualität eines oberirdischen Gewässers (Fließgewässer, Seen) ist der Spiegel seines Einzugsgebietes.

Insbesondere kleinere Seen und Weiher in landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten zeigen hohe Nährstoffkonzentrationen. Deren trophische Belastung ist vornehmlich auf die hohen Phosphoreinträge zurückzuführen.

Im Fall des Hopfensees sind ca. 30 % der Phosphorbelastung auf Einträge über Dräne zurückzuführen. An den Seeger Seen dürfte eine vergleichbare Situation vorliegen. Dagegen ist aufgrund der Geländeformation des Einzugsgebiets davon auszugehen, dass im Fall des Schmutterer Weihers der Anteil des Phosphoreintrags über Dräne niedriger ist.

Das Einzugsgebiet des Forggensees umfasst rund 1.600 km2 und ist großteils alpin geprägt. Hier spielt der Eintrag von Nährstoffen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen nur eine untergeordnete Rolle, was die Trophieeinstufung bestätigt. Die Aussage gilt sinngemäß für den Lech zwischen Forggensee und Peiting.