Wie viel Feinstaub verursacht der Flugverkehr?

2. Wie viel Feinstaub verursacht der Flugverkehr in der Umgebung (= Umkreis von 50 km Luftlinie) des Flughafens München II pro Jahr?

3. a) Welcher Anteil an der Feinstaubbelastung kann dem Flugverkehr im landesweiten Mittel und in der Umgebung des Flughafens München II zugeschrieben werden?

b) Wie verteilt sich diese Gesamtmenge auf die einzelnen Landkreise?

4. Wie und wo ermittelt das Landesamt für Umweltschutz am Flughafen München II die Feinstaubwerte?

5. Wo und wann wurden 2004 welche Spitzenwerte gemessen?

6. Wie beurteilt die Staatsregierung den Umstand, dass der gleitende 12-Monats-Mittelwert am Flughafen München laut Angaben des seit 2002 stark ansteigt?

7. Sieht sich die Staatsregierung aufgrund dieser Entwicklung zu Maßnahmen veranlasst, eine Feinstaubreduzierung beim Flugverkehr zu erreichen, wenn ja, welche, wenn nein, weshalb nicht?

8. An wie vielen und welchen Messpunkten im Umkreis von 50 km Luftlinie wurden 2003 und 2004 wie häufig die Grenzwerte für die EU-Feinstaubrichtlinie überschritten, und welcher Anteil hierfür ist dem Luftverkehr zuzurechnen?

Antwort des Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 03.06.

Zu 1.: Die modernen Nebenstromtriebwerke zeichnen sich durch sehr guten Kraftstoffausbrand und daher durch sehr geringe Partikelemissionen aus (Flugzeuge mit Triebwerken nach ICAO Annex 16 Kap. 3). Nach Literaturangaben kann bei den Partikelemissionen (Gesamtstaub) von einem mittleren Emissionswert von 30 Gramm pro Tonne verbrannten Kerosins ausgegangen werden.

Am Flughafen München beträgt der Anteil der ICAO-Annex-16-Kap.-3-Flugzeuge, die mit modernsten Triebwerken ausgestattet sind, nahezu 100 %.

Die höchsten spezifischen Partikelemissionen der Triebwerke treten bei stehendem bzw. (auf dem Flughafen) rollendem Flugzeug auf (Schwachlastbetrieb). Daher ist davon auszugehen, dass die Stellen (Aufpunkte), die am stärksten von Partikelemissionen des Luftverkehrs beeinflusst sind, sich auf dem Flughafengelände selbst befinden.

Zu 2.: Siehe 3a und 3b.

Zu 3. a):

Der Anteil des Flugverkehrs (zivil und militärisch) an den Feinstaub-Emissionen des Verkehrs beträgt im landesweiten Mittel ca. 3 % und an den Gesamt-Emissionen aller erfassten Emissionsquellen ca. 1 % (Emissionskataster Bayern für das Jahr 2000, Stand Nov. 2004). Hierbei werden die Start- und Landebewegungen (LTO-Zyklen) bis zu einer Höhe von

1.000 m berücksichtigt.

Für die Umgebung des Flughafens München werden die Emissionen des Flughafens mit denen der im Umkreis von ca. 50 km liegenden Landkreise als Summe verglichen. Danach ergibt sich der Anteil des Flughafens München an den Verkehrsemissionen zu ca. 11 % bzw. an den Gesamt-PM10 Emissionen zu ca. 4 %.

Der Anteil der Emissionen des Flugverkehrs an der Feinstaub-Immissionsbelastung ist aufgrund der Emissionshöhe und der guten Verteilung im landesweiten Mittel und auch in der Umgebung des Flughafens gering.

Siehe auch 3.b) mit Tabelle 1.

Zu 3. b):

Die Gesamtmenge der bayernweiten Emissionen des zivilen Flugverkehrs ist räumlich auf die Flughafengelände und deren unmittelbare Umgebungen begrenzt. Sie bezieht sich auf die LTO-Zyklen bis 1.000 m Höhe.

Zu den Emissionen des militärischen Flugverkehrs liegen keine standortbezogenen Angaben vor. Im Folgenden wer27.06. den die Anteile des Flugverkehrs an den gesamten PM10 Emissionen sowie an den verkehrsbedingten PM10-Emissionen aufgelistet: Seite 2 Bayerischer Landtag · 15.:

In der Luftrechtlichen Genehmigung wurde festgelegt, dass die lufthygienische Situation im Bereich des Flughafens München kontinuierlich überwacht werden muss. Diese Messungen finden seit April 1991 an einem festen Messpunkt östlich der Terminals zwischen den beiden Start- und Landebahnen statt.

Die Messungen werden im Auftrag der Flughafen München (FMG) von der Fa. Müller-BBM Planegg bei München, einer behördlich nach § 26 bekannt gegebenen Messstelle, durchgeführt. Zur Feinstaubmessung wird ein eignungsgeprüftes, nach dem ß-Strahler-Absorptionsprinzip arbeitendes Messgerät eingesetzt.

Die Ergebnisse fließen in das Lufthygienische Landesüberwachungssystem Bayern (LÜB) ein und werden regelmäßig u.a. auf den Internet-Seiten des (http://www.bayern.de/lfu/luft/index.html und von der FMG im Internet veröffentlicht (http://www.munich-airport.de/DE/Areas/Company/

Zu 5.: An der o.g. Messstation wurden 2004 folgende Feinstaub (PM10)-Konzentrationen gemessen:

­ Jahresmittelwert: 25 µg/m3

­ maximaler Tagesmittelwert: 77 µg/m3

(im April 2004)

Die Tabelle 2 enthält eine Zusammenstellung der im Jahr 2004 an den LÜB-Stationen gemessenen PM10-Jahresmittelwerte, der höchsten Tagesmittelwerte sowie des Datums, an dem der höchste Tagesmittelwert auftrat. In diese Zusammenstellung wurden zusätzlich die entsprechenden Werte der von der Fa. Müller-BBM an der Station München Flughafen durchgeführten Messungen mit aufgenommen.

Die Stationen sind nach dem höchsten Tagesmittelwert sortiert. Wie zu erkennen ist, hebt sich die Station München Flughafen nicht hervor und fällt eher durch eine vergleichsweise geringe Belastung auf.

Es ist zutreffend, dass der gleitende 12-Monats-Mittelwert im Lauf des Jahres 2003 von ca. 20 µg/m3 auf ca. 30 µg/m3 angestiegen ist, mittlerweile aber wieder auf einen Wert von ca. 25 µg/m3 zurückgegangen ist. Der Anstieg des gleitenden 12-Monats-Mittelwertes in den letzten Jahren ist auch bei einigen LÜB-Stationen zu beobachten.

Hierfür sind im Wesentlichen folgende Ursachen zu nennen:

­ Die besonders trockene Witterung des Jahres 2003 mit einer Häufung von Feinstaub-Episoden im Frühjahr, die sich im Verlauf der Monatswerte in einer markanten Spitze am Anfang des Jahres 2003 bemerkbar machte,

­ der Jahrhundertsommer 2003 mit wochenlanger Trockenheit und dementsprechend erhöhten Staubverwehungen,

­ die Bauphase des Terminals 2 mit ebenfalls erhöhten Staubverfrachtungen.

Die Feinstaubkonzentration an der Station München/Flughafen weist jedoch zwischen 1991 und 2004 langfristig einen abnehmenden Trend auf, obwohl sich die Flugbewegungen von 192.200 (1993) auf 383.100 (2004) nahezu verdoppelt haben. Ursache hierfür ist, dass am Flughafen München, wie bereits unter Pkt.1 erwähnt, der Anteil der ICAO-Annex-16 Kap.-3-Flugzeuge fast 100 % beträgt.

Im Übrigen liegen die am Flughafen München ermittelten Feinstaubwerte im Bereich der Werte einer Hintergrundmessstation.

Zu 7.: Die Feinstaubwerte auf dem Flughafen liegen mit einem Langzeitmittelwert (1992 ­2004) von 26 µg/m3 im mittleren Bereich. Ein Zusammenhang der Schwankungen der Jahresmittelwerte (Minimal 21 µg/m, maximal 35 µg/m3) mit der Entwicklung des Flugverkehrs ist nicht gegeben. Vielmehr sind die Feinstaubwerte auf dem Flughafen tendenziell eher rückläufig. Daher besteht für den Flughafenbereich hinsichtlich Feinstaubs kein aktueller Anlass zur Erstellung eines Luftreinhalteplans oder vergleichbarer Maßnahmen.

Zu 8.: Im Umkreis von 50 km zum Flughafen München liegen folgende LÜB-Messstationen:

· Landshut, Podewilsstraße

· München, Johanneskirchen

· München, Luise-Kiesselbach-Platz

· München, Lothstraße

· München, Moosach (Station ohne PM10-Messgerät)

· München, Stachus

· München, Prinzregentenstraße

· München, Landshuter Allee

Der seit 01.01.2005 gültige Jahresmittelgrenzwert für Feinstaub von 40 µg/m3 wurde im Jahr 2004 an keiner der v.g.

Stationen überschritten. Für die Station München, Landshuter Allee, kann hierzu keine Aussage getroffen werden, da die Station erst ab Mitte 2004 betrieben wird. Die zulässige Überschreitungshäufigkeit des ebenfalls seit 01.01.2005 gültigen Tagesmittelgrenzwertes (50 µg/m3) von 35 Tagen wurde bei den v.g. Stationen im Jahr 2004 an den Stationen München, Landshuter Allee (43 Tage, ab Mitte 2004), (36 Tage) und Stachus (59 Tage) überschritten. Der Anteil des Flugverkehrs an den genannten Grenzwertüberschreitungen ist hierbei als gering einzuschätzen (siehe auch zu Frage 3 a).

Zum Vergleich: An der Station München Flughafen wurde im Jahr 2004 an 21 Tagen ein Tagesmittelwert von 50 µg/m3 überschritten. Die Überschreitungshäufigkeit lag damit deutlich unter 35.