Den Chemiestandort ICO Obernburg (Landkreis Miltenberg) mit über 3.000 Beschäftigten erhalten - Staatsregierung muss jetzt handeln

Die Staatsregierung wird aufgefordert, unverzüglich alle ihr zu Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen, kurzfristig die Fortführung der insolventen Diolen Industrial Fibers und die von der Schließung bedrohte Enka im Industriecenter Obernburg zu erreichen.

Gleichzeitig muss auch der Fortbestand der Standortgesellschaft Mainsite & Co KG mit der Tochtergesellschaft der Polyamide High Performance der Cordenka und der Kraftwerk Obernburg die mit der Schließung der beiden Werke akut gefährdet wären, gesichert werden. Insgesamt gilt es über 3.000 Arbeitsplätze am größten Industriestandort in der Region Bayerischer Untermain (Bayerisch-Rhein-Main) zu erhalten.

Die Staatsregierung muss gemeinsam mit der Bundesregierung den Haupteigentümer CVC Capital Partner in die Verantwortung nehmen und zu einer aktiven Mitwirkung an der Sanierung bewegen.

In einer Gemeinschaftsaktion der Staatsregierung mit dem Bundeswirtschaftsministerium, den beteiligten Banken (darunter ein unter dem Schutzschirm der Bundesregierung stehendes Institut) sowie den staatlichen Förderbanken Förderbank Bayern und ist ein Rettungsplan zu erarbeiten.

Begründung:

Der Chemiestandort Obernburg bildete bis 2003 ein integriertes Werk mit verschiedenen Betrieben zur Faserproduktion unter einem Eigentümer. Nach der Ausgliederung des Faserbereiches aus der Akzo Nobel AG unter dem Namen ACORDIS zerlegte der neue Eigentümer, die britische Private-Equity-Firma CVC Capital Partners, das Unternehmen in eine Reihe von Einzelfirmen. Durch den Verkauf hochrentabler Ausgründungen (Filetstücke) erfolgte das Return-on-Investment des Kaufpreises. In die wirtschaftliche Zukunft der im Eigentum verbliebenen Unternehmensteile wurde dagegen zu wenig investiert. Die Krise in der Automobilund Automobilzulieferindustrie schlägt nun voll durch.

Ein Ende des Chemiestandortes ICO hätte neben dem Verlust von über 3.000 Arbeitsplätzen unabsehbare Folgen auf die gesamte Region Aschaffenburg mit ihrem hohen Anteil der Automobilzulieferindustrie; insbesondere in der Fahrzeugsicherheitstechnik hat die Branche zukunftsträchtige High-Tech-Entwicklungen vorangebracht, die nun verloren zu gehen drohen, wenn unentbehrliche Vorlieferanten wie Diolen Industrial Fibers und Polyamid High Performance wegfielen und durch die chinesische Konkurrenz ersetzt werden müssten. Die Auswirkungen etwa auf die Aschaffenburger Airbag-Hersteller sind absehbar, die hoffnungsvolle Entwicklung des auch von Repräsentanten der Staatsregierung hochgelobten Safety Valley der Automobilbranche am Bayerischen Untermain ginge wohl zu Ende.