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Selbstständige aus dem Kreativbereich den vorhandenen Gebäudeleerstand besser nutzen können. Zielsetzung ist sowohl die Unterstützung von Kulturwirtschaft im Sinne einer Gründerförderung als auch die Nutzung des Impulspotenzials der Kulturszene für die soziale und ökonomische Stabilisierung benachteiligter Quartiere.

V. Tourismusstruktur in Hessen

Frage 1. Wie müssen aus Sicht der Landesregierung die hessischen Tourismusstrukturen verändert werden, um sich als Touristenland, im stetig wachsenden Konkurrenzkampf und knapper finanzieller Mittel, weiterzuentwickeln und mit welchen Maßnahmen unterstützt die Landesregierung diesen Prozess?

Frage 2. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass geografisch oder historisch gewachsene Gebiete, sogenannte Destinationen, gegenüber an den überkommenen Verwaltungsstrukturen ausgerichteten Fremdenverkehrsregionen besser zu vermarkten sind, und welche Anstrengungen hat die Landesregierung bisher unternommen, um dieses Konzept umzusetzen?

Frage 3. Welche Hindernisse sieht die Landesregierung bei der Überwindung des bestehenden Nebeneinanders von Regionen hin zur Schaffung von eigendynamischen, strategisch zu managenden Angebots- und Wettbewerbseinheiten und was unternimmt sie, um diese Hindernisse zu überwinden?

Die Fragen V 1 bis 3 werden im Zusammenhang beantwortet.

Um die Chancen im Tourismusmarkt zu nutzen, ist eine enge Kooperation der Akteure auf und zwischen allen Ebenen unverzichtbar. Dazu gehören das Land Hessen, die Hessen Agentur, der Hessische Tourismusverband (HTV) mit seinen Mitgliedern, die Destinationen, die Orte und touristischen Arbeitsgemeinschaften sowie die touristischen Leistungsträger, die privaten Betriebe.

Erfolgreiches Marketing und die Entwicklung von Kernprodukten sind am wirkungsvollsten auf Ebene von Destinationen zur realisieren. Die Destinationen sind die Zielgebiete aus Sicht der Gäste - also Landschaftsregionen oder Erlebnisräume und zwar unabhängig von Landes-, Kreis- oder Gemeindegrenzen. Die Klärung und Straffung der touristischen Organisationsstrukturen, die lange Zeit an politischen Grenzen orientiert waren, ist daher eine wichtige Aufgabe hessischer Tourismuspolitik, die als langfristiger Prozess aller beteiligten Akteure verstanden wird.

Destinationen verstehen sich als strategisch geführte Geschäftseinheit, die eine deutlich höhere organisatorische und finanzielle Leistungsfähigkeit haben als die bisherigen kleinteiligen, an administrativen Grenzen orientierten Einheiten. Gerade für das aktivierende Marketing, das für die Gewinnung von Neukunden entscheidend ist, bedarf es der Ebene der Destinationen. Diese wichtige und zu verstärkende Aufgabe ist kostenintensiv und bedarf der Bündelung von Ressourcen. Dies ist umso bedeutender, da seit einigen Jahren gerade Gäste aus dem Ausland zum Wachstum beitragen und im Inlandsmarkt sehr starke Konkurrenz besteht.

Der Prozess der Destinationsentwicklung kam in Hessen ab dem Jahr 2001 mit der gemeinsamen Arbeit der Tourismusakteure mit einem Beratungsunternehmen in Gang. Das Ergebnis der Arbeit, die "Ansätze zur Neukonzeption des Tourismus in Hessen", wurde Ende 2002 veröffentlicht. Ein zentrales Ergebnis war die Empfehlung, dass sich die touristischen Regionen stärker an Landschafts- und Erlebnisräumen orientieren und ihre Zahl verringern sollen. Ziel ist dabei eine stärkere organisatorische und finanzielle Leistungsfähigkeit dieser Destinationen und eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Herauskristallisiert haben sich in diesem Prozess die Destinationen Nordhessen, Lahntal, Odenwald, Rheingau, Rhön, Spessart, Taunus, Westerwald, Vogelsberg und Rhein-Main. Weiterhin verständigten sich die Akteure auf eine Organisation auf den vier Ebenen Land, Destination, Orte bzw. touristische Arbeitsgemeinschaft und Betriebe sowie auf eine damit verbundene Aufgabenteilung im Marketing.

Ein wichtiger Arbeitsschritt in der Zwischenzeit waren im Jahr 2004 die vertiefenden Marketing- und Kommunikationsanalysen in den Destinationen Nordhessen, Rheingau und Odenwald. Die Ergebnisse lassen sich auf andere Destinationen übertragen und können von diesen genutzt werden. Ein zentrales Ergebnis ist, dass das aktivierende Marketing im Verhältnis zum rein informierenden Marketing ausgebaut werden muss. Gerade für die Gewinnung von Neukunden ist es entscheidend, deren Aufmerksamkeit zu erregen.

Für die aktivierende Kommunikation bedarf es der Ebene der Destinationen, die lokale oder kleinräumige Ebene kann kein solches Maß an breiter Aufmerksamkeit erzielen wie die Destinationsebene.

Im Sommer 2006 wurde der Prozess der Destinationsentwicklung in Arbeitstreffen der relevanten touristischen Akteure mit Unterstützung eines Beratungsbüros weiter intensiviert. In diesem Rahmen bestand Konsens, in Erwei terung der ursprünglichen Konzeption die Bergstraße als eigene Destination zu betrachten. Somit bestehen in Hessen elf Destinationen. Weiterhin wurde die Aufgabenteilung zwischen den vier Ebenen Land, Destinationen, Orte bzw. touristische Arbeitsgemeinschaften und Leistungsträger konkretisiert.

Der Destinationsprozess wird gemeinsam vom Hessischen Tourismusverband und der Hessen Agentur koordiniert und gesteuert. Die Entwicklung der Destinationen ist ein wichtiges Thema für die Arbeit des Tourismusbeirats, der Ende 2005 als beratendes Gremium bei der Hessen Agentur gegründet wurde.

Die Landesregierung unterstützt kooperative und konzeptionelle Ansätze der Tourismusdestinationen und versteht sich als aktiver Partner.

Der Aufbau des Destinationsmanagements ist in ganz Hessen vorangeschritten - wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Zwei Beispiele werden im Folgenden aufgeführt.

Die Destination Nordhessen hat ihre Organisationsstrukturen weiterentwickelt zu einer Managementeinheit unabhängig von Landkreisgrenzen. Sie hat die Vermarktung über das Internetportal www.nordhessen.de aufgebaut, in dem zukünftig auch die Buchung erfolgen soll. Die nächste Kooperationsebene, die der überörtlichen touristischen Arbeitsgemeinschaften, hat sich ebenfalls erfolgreich entwickelt. Es haben sich bereits einige touristische Arbeitsgemeinschaften gebildet und andere befinden sich im Aufbau. Hilfreich für diesen Prozess waren sicherlich auch die positiven Erfahrungen in der regionalen Kooperation im Regionalmanagement Nordhessen. Der Aufbau eines Destinations-Management Centers Nordhessen soll der nächste Schritt sein. Im Mittelpunkt steht die Bündelung vorhandener, bisher verstreuter Kapazitäten und der bisher auf Kreisebene wenig effektiven Marketingbudgets zu einem gemeinsamen Marketingbudget für die Destination Nordhessen.

Die Destination Lahntal hat mit dem Lahntal Tourismus Verband eine bundesländerübergreifende Organisationsstruktur geschaffen und ebenfalls ein Internetportal eingerichtet. Die beiden Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz präsentieren künftig in ihren Werbemitteln die Destination als Ganzes, also länderübergreifend; gleiches gilt für die Destination Westerwald.

Frage 4. Welches Konzept verfolgt die Landesregierung im Zusammenhang mit der Präsentation des Landes Hessen bei der nächsten Internationalen Tourismusbörse in Berlin?

Die Landesregierung hat die Hessen Agentur und die Tourismusorganisationen der Städte Frankfurt und Wiesbaden mit der Planung und Durchführung der Präsentation des Landes Hessen auf der Fachmesse "Internationale Tourismusbörse Berlin" (ITB) im März 2007 beauftragt. Ziel der Standpartner und deren Anschließer ist es, durch eine aktive Ansprache von Fachbesuchern die Angebote der hessischen Destinationen der Reiseindustrie vorzustellen und Geschäftsabschlüsse zu generieren oder vorzubereiten. Ergänzt wird die Präsentation durch eine destinations- und themenbezogene Ansprache des Endverbrauchers. Neben einer internationalen Pressekonferenz am Stand plant die Hessen Agentur gemeinsam mit den hessischen Destinationen die Durchführung der Abendveranstaltung "Hessenabend", um Kontakte mit Geschäftspartnern auf- bzw. auszubauen. Als Themenschwerpunkte wurden für die ITB 2007 "Tagungen & Kongresse" und "Gesundheit & Wellness" gewählt.