Biodiversitätsforschungsprogramm

Systematik und Evolution ausgewählter Gruppen der Malvales,

- Diversität von Inselfloren, Veränderung durch den Menschen, Indikatoren für die Diversität idiochorer Arten,

- Taxonomie und Systematik der Poaceae (insbesondere Mitteleuropa),

- Flora von Mittel- und Nordeuropa, Flora von Hessen;

- BIOTA-Projekt des BMBF, an dem unter anderem die Professoren Wittig und Zizka beteiligt sind;

- Biogeografie und Evolutionsökologie der Säugetiere (Prof. Dr. Friedemann Schrenk) mit finanzieller Förderung der DFG, des BMBF und der EU;

- BioFrankfurt - Kompetenznetzwerk Biodiversität Frankfurt. Innerhalb des Kompetenznetzwerks, an dem unter anderem das Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Universität, das FIS, die GTZ, der Zoo und Palmengarten Frankfurt und die Zoologische Gesellschaft beteiligt sind (vgl. http://www.biofrankfurt.de/), werden mehrere Biodiversitätsprojekte bearbeitet.

Die Justus-Liebig-Universität Giessen führt beispielhaft folgende Projekte auf:

- Biodiversitätsforschungsprogramm des BMBF BIOLOG, Arbeitsgruppe Prof. Dr. V. Wolters, FB Biologie der JLU.

- Projekt BIOPLEX koordiniert von Prof. Dr. V. Wolters wird als ein Leuchtturmprojekt im Entwurf zur Nationalen Biodiversitätsstrategie des BMU bezeichnet.

- EU-Programm "Generose"; Arbeitsgruppe von Prof. Dr. V. Wissemann befasst sich mit Forschungen zur monographischen und taxonomischen Bearbeitung der Gattung Rosa, der Rosen.

- DFG-Schwerpunkt "Radiationen-Genese biologischer Diversität", Prof. Wissemann leitet das SPP seit sechs Jahren; Thema: Koevolutionsbeziehungen in Wirt-Parasitnetzen von Rosen.

- PAG des BMELV Projekts: Genbank-Netzwerk Rose am Europa Rosarium Sangerhausen mit dem Schwerpunkt Taxonomie und Systematik; Wissemann fungiert hier als wissenschaftlicher Berater.

Über verschiedene weitere Projekte kooperiert die AG Wissemann aktiv mit Arbeitsgruppen in Deutschland (Univ. Freiburg, Göttingen, Halle, Jena, Tübingen, Marburg, Würzburg sowie dem MPI chem. Ökologie, Jena), Schweiz (Univ. Bern) und Österreich (Univ. Wien); beratend und kooperierend darüber hinaus als Taxonom für Arbeitsgruppen in England, Belgien, Frankreich, Niederlande und Schweden. Über verschiedene wissenschaftstheoretische und wissenschaftshistorische Projekte ist die AG Wissemann u. a. mit der Jagiellon Universität in Krakau, Polen und der Universität Rom, Italien zum Thema Entwicklung der botanischen Forschung in einem vereinten Europa vernetzt.

Über eine neu entwickelte Kooperation mit der Universität Wien sind der Botanische Garten Gießen und die AG Wissemann mit zwei Arbeitsgruppen in Wien vernetzt, die sich mit der monographischen Bearbeitung und damit explizit taxonomischen Arbeit an der Gattung Leontopodium (Edelweiß) weltweit befassen.

Die Philipps-Universität Marburg führt zurzeit folgende Projekte durch bzw. arbeitet dort mit:

- Die AG Tierökologie ist in drei Projekte eingebunden, bei denen taxonomische Fragen eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Diese Pr ojekte werden im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms "Radiationen/Genese biologischer Vielfalt" gefördert.

- Die AG Mykologie ist an dem EU -Projekt EDIT (European Distributed Institute of Taxonomy) beteiligt, beim dem es insbesondere um die Förderung taxonomischer Forschung geht. Über den DAAD wird ein PPPProjekt (Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs) mit China finanziert, das unter anderem auch taxonomische Fragen beantworten soll. In Kooperation mit der Universität Frankfurt werden an der UNACHI Universität in Panama Voraussetzungen für taxonomische Forschungen geschaffen. Solche Kooperationen für die Stärkung der taxonomischen Ausbildung an ausländischen Universitäten führt die AG Mykologie auch mit Serbien und Mazedonien durch.

- Die AG Beck ist seit 2004 im DFG-Schwerpunktprogramm 1144 "Vom Mantel zum Ozean: Energie-, Stoff- und Lebenszyklen an Spreizungsachsen" mit zwei Projektskizzen vertreten.

Bei der Universität Kassel liegen die Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets "Systematik und Morphologie der Pflanzen" am Institut für Biologie in der Aufklärung von Verwandtschaftsbeziehungen zwischen pflanzlichen Organismen, ihrer Phylogenie und Evolution. Im Rahmen der Forschungsarbeiten werden sowohl Fragestellungen auf innerartlicher Ebene (Populationsgenetik, Phylogeographie, Artbildung) als auch Beziehungen zwischen höheren Taxa behandelt (Systematik, Phyloge nie, Evolutionsbiologie).

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt führt taxonomische Studien zur Systematik und Ökologie afrotropischer und paläarktischer Libellen (Afrika, Naher u.

Mittlerer Osten, Arabische Halbinsel) und anderer Süßwasserorganismen durch.

Folgende nationale und internationale Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen, -museen bzw. Biodiversitätskoordinatoren sind zu nennen:

- Zoological Survey of Arabia: Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt a.M.; King Abdulazis University for Science and Technology (Riyadh, Saudi Arabien); National Commission for Wildlife Conservation and Development (Riyadh, Saudi Arabien); University of Sanaa (Sanaa, Jemen); Breeding Centre for Endangered Arabian Wildlife (Sharja, VAE).

- Biogeografie der Insel Soqotra (Jemen): Deutscher Akademischer Austauschdients, Forschungsinstitut Senckenberg; University of Sanaa (Jemen).

- Globale und regionale Biodiversitätsbewertung: IUCN ­ The World Conservation Union.

- Forschung zur Systematik tropischer Amphibien und Reptilien (Südamerika, Ostafrika und Madagaskar).

Die Durchführung internationaler Projekte erfolgt vornehmlich durch nationale Kooperationen mit anderen Forschungsmuseen (z.B. Zoologisches Forschungsmuseum A. Koenig, Bonn; Zoologische Staatssammlung München) und der Technischen Universität Braunschweig (Prof. Dr. M. Vences) sowie internationale Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen in tropischen Ländern (z.B. National Museums of Kenya, Nairobi; Universite Antananarivo, Madagascar, Museo de Historia Natural Noel Kempff Mercado, Bolivia).

Am Museum Wiesbaden werden taxonomische Studien durchgeführt:

- Coleoptera (Käfer) der Kapverden (bis 2001);

- Decapoda (Crustacea-Krebse) insbesondere des Indischen Ozeans (bis 2006);

- Raubfliegen (Diptera: Asilidae). Dazu ist unter der Federführung des Museums Wiesbaden ein weltweiter Informationsknotenpunkt entstanden (http://www.robberflies.info).

- Beuteltiere und Vogelpräparate des Museums, insbesondere das Typenmaterial von Prinz Maximilian zu Wied (seit 2007).

Frage 4. Gab es bereits Gespräche zwischen den Ländern zur Situation der taxonomischen Forschung und Lehre und wenn ja, wird die Situation als verbesserungswürdig beurteilt?

Dem Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlicher Raum und Verbraucherschutz und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst sind derzeit keine Gespräche zwischen den Ländern zur Situation der taxonomischen Forschung und Lehre bekannt. Aus hessischer Sicht gab es im Hinblick auf den Standort Frankfurt dazu auch keinen Anlass.

Frage 5. Wie können nach Ansicht der Landesregierung ggf. die vorhandenen Defizite in Ausbildung und Forschung im Bereich der Taxonomie behoben werden, gibt es diesbezüglich konkrete Planungen und falls ja, welche?

Wie dargelegt, kann in Hessen nicht von Defiziten gesprochen werden. Im Übrigen verweise ich auf die in der Vorbemerkung bereits erwähnte Implementierung des Master-Studiengangs mit taxonomischem Schwerpunkt zwischen dem Forschungsinstitut Senckenberg und der Universität Frankfurt.

Daneben mache ich auf das im Antragsverfahren befindliche LOEWEZentrumsprojekt zum Themenfeld Klima und Biodiversität, das das Forschungsinstitut Senckenberg zusammen mit der Universität Frankfurt derzeit gerade bei der HMWK-Geschäftsstelle eingereicht hat, aufmerksam. Sollte dieses Zentrum eine Förderung erfahren, wird es die taxonomische Forschung in Hessen, insbesondere am Standort Rhein-Main, nochmals deutlich intensivieren und damit natürlich auch strategische Berufungen in nennenswerter Anzahl am Standort Frankfurt initiieren.