Vorkommen des Indischen (Drüsigen) Springkrauts (Impatiens glandulifera)

Das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) stammt aus dem westlichen Himalaya und gelangte 1839 als Zierpflanze nach England. Von dort aus wurde es in viele europäische Gärten gebracht. Auch heute noch ist es eine beliebte Gartenpflanze (Bauernorchidee), die wegen ihrer Massentracht im Hochsommer besonders attraktiv für Hummeln und Honigbienen ist.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit wurde in England mit 2,6 bis 5 km pro Jahr berechnet.

Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage im Einvernehmen mit der Sozialministerin wie folgt:

Frage 1. Welche Gesundheitsgefährdungen für Menschen gehen vom Indischen Springkraut aus?

Der Landesregierung sind keine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durch das Vorhandensein des Indischen Springkrautes bekannt. Eine allergieauslösende Wirkung durch Pollen oder eine Kontaktallergie ist nach den derzeitigen Erkenntnissen nicht zu erwarten.

Frage 2. An welchen Stellen in Hessen kommt das Indische Springkraut vor?

Das Indische Springkraut ist in Deutschland generell weit verbreitet, daher ist es auch in Hessen überall anzutreffen. Die Hauptvorkommen finden sich auf Standorten mit guter Feuchtigkeits- und Nährstoffversorgung, also an Gewässerrändern und in deren Überflutungsbereichen, aber auch in halbschattigen Auenwäldern und Forsten, auf Waldschlägen und Deponien sowie auch ruderal im Siedlungsbereich und in Straßengräben. Die Pflanzen wachsen an besonnten bis halbschattigen Standorten und sind vom Tiefland bis zur montanen Stufe zu finden.

Frage 3. Welche Gefährdungen gehen vom Indischen Springkraut für die hessische Flora und Fauna aus?

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dominieren die Bestände des Indischen Springkrauts als zusätzlich etablierte Vegetationsschicht, die entweder an zuvor vegetationsfreien Standorten oder über einer vorhandenen Vegetation aufgebaut worden sind. Der damit verbundene Lichtentzug hemmt die photosynthetische Aktivität der beschatteten Uferstauden oder Waldbodenpflanzen. Diese Ausdunklungseffekte treten jedoch aufgrund der Wuchsdynamik erst im Hochsommer auf, wobei die Einnahme der Wuchsplätze sowie der hier erzielte Deckungsgrad von Jahr zu Jahr stark schwanken können. Im Fazit bleibt festzustellen, dass die Diskrepanz zwischen vermuteten und nachgewiesenen Folgen hinsichtlich der Verdrängung anderer Arten sehr groß ist.

Auch das vom Bundesamt für Naturschutz zur Verfügung gestellte "Floraweb" betrachtet die Wirkung des Indischen Springkrautes auf einheimische Tier- und Pflanzenarten differenziert. So wird dort zum Thema Auswirkungen klargestellt, dass die Wirkung von Beständen des Indischen Springkrauts weniger im Verdrängen anderer Arten als in der Veränderung von Dominanzverhältnissen liegt. Über die Verdrängung anderer Pflanzenarten gibt es dabei unterschiedliche Ansichten, die von "sehr problematisch" bis "praktisch kein Effekt" reichen.

Auf Tiere hat die Pflanze jedoch vor allem positive Wirkungen, denn ihr reiches Nektarangebot macht sie zu einer hochattraktiven Pflanze für Blütenbesucher.

Frage 4. Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung, um die weitere Verbreitung des Indischen Springkrauts zu unterbinden, und welche Kosten verursachen diese Maßnahmen?

Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist es fraglich, ob die bislang bekannten ökologischen Folgen schwerwiegende Konflikte mit Naturschutzzielen oder anderen Schutzgütern auslösen und entsprechende Gegenmaßnahmen erforderlich machen.

Prinzipiell ist festzustellen, dass sich die Art bereits so weit verbreitet und etabliert hat, dass Gegenmaßnahmen wenig erfolgversprechend wären und es völlig aussichtslos wäre, die Art ausrotten zu wollen.

Frage 5. Wie gedenkt die Landesregierung die Bevölkerung für diese Pflanze und die von ihr ausgehende Gefährdung zu sensibilisieren?

Wie bereits in der Antwort zu Frage 1 ausgeführt, sind für Hessen bis heute keine Erkrankungen bekannt, die ursächlich auf das Indische Springkraut zurückzuführen wären. Gezielte Informationen über mögliche gesundheitliche Gefahren durch diese Pflanze sind daher nicht erforderlich.

Frage 6. Sieht die Landesregierung Probleme durch den Wuchs des Indischen Springkrauts an Bachläufen und damit Probleme für den Hochwasserschutz?

Das Indische Springkraut kommt an den hessischen Gewässern in fast allen Regionen vor.

Als Neophyt verdrängt es - wie in der Antwort zu Frage 3 bereits dargestellt durch sein schnelles und starkes Wachstum die heimische, standorttypische Vegetation. Problem aus wasserwirtschaftlicher Sicht ist die Tatsache, dass die Uferböschungen nach dem Absterben der einjährigen Springkrautbestände ungeschützt dem Angriff des Wassers ausgesetzt sind, da eine Untervegetation nicht mehr vorhanden ist. Wenn diese Bewuchsphase mit hoher Wasserführung im Fließgewässer oder gar mit ausuferndem Hochwasser einhergeht, sind Erosionen an den Uferböschungen nicht zu vermeiden.

Ohne zusätzliche Gewässerunterhaltungsmaßnahmen könnten die erodierten Böschungen dann Hochwasserschutzdämme und Deiche gefährden. Die Gewässerunterhaltungspflichtigen sind deshalb angehalten Springkrautbestände im Zuge der Gewässerunterhaltung zu bekämpfen.

Die wasserwirtschaftliche Bedeutung von Neophyten wird auch daran deutlich, dass es zu diesem Thema eine eigene Unterrichtseinheit der "Gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung" (GFG) für die Unterhaltungspflichtigen im Rahmen der Gewässernachbarschaften gibt. Darüber hinaus besteht ein Erfassungsprogramm, das im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Gewässerschauen bedient wird.

Probleme für den Hochwasserschutz sind bisher nicht aufgetreten, was auch auf die Aufmerksamkeit zurückzuführen ist, die diesen Bewuchsformen im Rahmen der Gewässerunterhaltung geschenkt wird.