Verbesserung des Schulklimas

Ist nach der anfänglichen Euphorie Modus 21 überhaupt noch ein Thema an den Schulen? Falls ja, welche neuen Maßnahmen werden in diesem Jahr an Schulen verwirklicht?

3. Lässt sich durch Maßnahmen aus Modus 21 eine Verbesserung bei der Kommunikationsintensität und Teamentwicklung in den Kollegien feststellen?

4. Kommen dadurch frei werdende Ressourcen bei den Lehrern der individuellen Förderung von Schülern zugute, und werden durch derartige Maßnahmen die Ergebnisse bei Jahrgangsstufentests an einzelnen Schulen verbessert?

5. Kann man nach der Umsetzung verschiedener Maßnahmen eine positive Veränderung in der Einstellung der Schüler zum Unterricht oder eine Verbesserung des Schulklimas feststellen?

6. Spielen umgesetzte Maßnahmen aus Modus 21 für die Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder eine Rolle?

7. Wird bei der Umsetzung von Maßnahmen, die das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraussetzen, dieses Einvernehmen eingehalten?

Antwort des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 06.05.

Zu 1.: Es wurde dazu im Februar 2009 eine Erhebung durchgeführt, an der sich rund 600 Schulen aller Schularten in Mittelfranken und Schwaben beteiligt haben. Diese beiden Regierungsbezirke wurden exemplarisch ausgewählt. Mit Rücksicht auf die Arbeitsbelastung der Schulen ist eine Totalerhebung unterblieben.

Erhoben wurde, welche Maßnahmen in der jeweiligen Schu08.06. le aufgrund ihrer individuellen pädagogischen Ausgangssituation

­ bereits durchgeführt wurden oder

­ konkret geplant sind.

Die folgenden Ergebnisse haben sich dabei gezeigt:

Im Durchschnitt werden an jeder Schule 13 Maßnahmen aus dem Katalog der 60 freigegebenen MODUS-Maßnahmen durchgeführt.

Ergebnisse der Erhebung an den Volksschulen

Diese Schulgruppe umfasst alle Volksschulen und alle Volksschulen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Die am häufigsten durchgeführte Maßnahme ist mit 272

Nennungen die Maßnahme Nr. 28: Unterrichtsplanung im Lehrerteam: Lehrer arbeiten im Team; der Gesamtaufwand für die Unterrichtsvorbereitung wird verringert.

Die am häufigsten geplante Maßnahme ist mit 43 Nennungen die Maßnahme Nr. 2: Jahrgangs- und klassenübergreifender Unterricht: Das Unterrichtsangebot wird erweitert; durch eine an der Leistungsfähigkeit orientierte Gruppenzusammenstellung kann der einzelne Schüler gezielter gefördert werden. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus. Ergebnisse der Erhebung an den Realschulen

Die am häufigsten durchgeführte Maßnahme ist mit 57 Nennungen die Maßnahme Nr. 24: Verstärkte Einbeziehung von Grundwissen in schriftliche Leistungserhebungen: Schriftliche Leistungserhebungen prüfen immer auch die Verfügbarkeit von Grundwissen und Kernkompetenzen; die Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert.

Die am häufigsten geplante Maßnahme ist mit 11 Nennungen die Maßnahme Nr. 35: Zwischenberichte statt Halbjahreszeugnis: Die Eltern erhalten zu zwei Zeitpunkten innerhalb des Schuljahres (Dezember und April) einen detaillierten schriftlichen Überblick über die Leistungen ihres Kindes.

Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus. Ergebnisse der Erhebung an den Gymnasien

Die am häufigsten durchgeführte Maßnahme ist mit 87 Nennungen die Maßnahme Nr. 24: Verstärkte Einbeziehung von Grundwissen in schriftliche Leistungserhebungen: Schriftliche Leistungserhebungen prüfen immer auch die Verfügbarkeit von Grundwissen und Kernkompetenzen; die Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert.

Die am häufigsten geplante Maßnahme ist mit 8 Nennungen die Maßnahme Nr. 35: Zwischenberichte statt Halbjahreszeugnis: Die Eltern erhalten zu zwei Zeitpunkten innerhalb des Schuljahres (Dezember und April) einen detaillierten schriftlichen Überblick über die Leistungen ihres Kindes.

Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus. Ergebnisse der Erhebung an den Berufsschulen

Da berufliche Schulen häufig als Kompetenzzentrum geführt werden und unter einer Leitung mehrere berufliche Schularten vereinen, sind die Ergebnisse hier nicht nur an reinen Berufsschulen entstanden.

Die am häufigsten durchgeführte Maßnahme ist mit 39 Nennungen die Maßnahme Nr. 3: Organisation des Unterrichts in Doppelstunden: Die Schule gewinnt Zeit und Ruhe im Unterrichtstag.

Die am häufigsten geplante Maßnahme ist mit 5 Nennungen die Maßnahme Nr. 51: Methoden- und Teamtraining: Das gesamte Kollegium wird nach dem Methodentraining von Klippert geschult und das Methodenrepertoire aufbauend in allen Jahrgangsstufen umgesetzt. Ergebnisse der Erhebung an den Wirtschaftsschulen

Die am häufigsten durchgeführte Maßnahme ist mit 8 Nennungen die Maßnahme Nr. 5: Einbeziehung externer Partner: Der Praxisbezug wird verstärkt durch Partner aus dem Kreis der Eltern, der Hochschule, der Wirtschaft. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus. (Ebenfalls 8 Nennungen erhielten Maßnahme Nr. 24 und Nr. 28)

Die am häufigsten geplante Maßnahme ist mit 3 Nennungen die Maßnahme Nr. 35: Zwischenberichte statt Halbjahreszeugnis: Die Eltern erhalten zu zwei Zeitpunkten innerhalb des Schuljahres (Dezember und April) einen detaillierten schriftlichen Überblick über die Leistungen ihres Kindes.

Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

Zu 2.: Aufgrund der Erfahrungen im Modellversuch MODUS 21

(2002­2009) wurden 60 erprobte Maßnahmen für alle Schularten freigegeben. Diese Maßnahmen stehen allen bayerischen Schulen offen und können unter Berücksichtigung der pädagogischen Ausgangssituation schulspezifisch umgesetzt werden (siehe Antwort zu Frage 1).

Darüber hinaus wird aufgrund der Erfahrungen im Modellversuch MODUS 21 nach Art. 82 Abs. 5 allen öffentlichen bayerischen Schulen die Möglichkeit eröffnet, beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Zuerkennung des MODUS-Status für fünf Jahre zu beantragen, sofern sie im Rahmen der externen Evaluation insbesondere im Hinblick auf die Qualitätssicherung und den Stand der Inneren Schulentwicklung bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Der MODUS-Status ermöglicht den Schulen, aus pädagogischen Gründen unter bestimmten Voraussetzungen von der Schulordnung abzuweichen.

Zur Fragestellung, welche neuen Maßnahmen in diesem Schuljahr verwirklicht werden, kann auf die in der Antwort zu Frage 1 aufgeführten, am häufigsten geplanten Maßnahmen verwiesen werden. Angesichts von 60 bereits erfolgreich erprobten Maßnahmen geht es weniger darum, zusätzliche Maßnahmen zu konzipieren, sondern die bereits erprobten konsequent anzuwenden.

Zu 3.: Im Rahmen des Modellversuchs MODUS 21 (2002­2009) wurden die Erfahrungen der Pilotschulen durch Professor Liebau von der Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlich erhoben. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Beurteilung des Kommunikationsstils im Kollegium durch die Lehrkräfte über die Erhebungen 2003, 2005 und 2006 im Durchschnitt aller 44 Pilotschulen kontinuierlich verbessert hat. Gleichzeitig ist die Wahrnehmung der Lehrkräfte, Entwicklungen an der Schule nicht beeinflussen zu können, im Durchschnitt aller Schulen deutlich rückläufig. Gerade bei der Kooperation im Kollegium zeigt sich eine schulspezifische, relativ stabile Struktur (Prof. Liebau), die Ausdruck der jeweiligen Schulkultur ist.

Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklungen an den Pilotschulen in der Tendenz auf andere Schulen übertragen werden können.

Zu 4.: Die bestmögliche Förderung der Schülerinnen und Schüler, nicht die Entlastung der Lehrkräfte, ist Ziel der MODUSMaßnahmen. So kann der pädagogisch sinnvolle Einsatz von ausgewählten MODUS-Maßnahmen zu einer deutlich verbesserten individuellen Förderung führen. Durch die verstärkte Kooperation im Kollegium ist dabei eher von einer vorübergehenden Mehrbelastung der Lehrkräfte, nicht von frei werdenden Ressourcen auszugehen.

Die Ergebnisse der Jahrgangsstufentests wurden nicht in die wissenschaftliche Begleitung einbezogen, sodass keine Aussagen über einen Zusammenhang getroffen werden können.

Zu 5.: Das Schulklima in den MODUS 21-Schulen liegt der Untersuchung von Professor Liebau zufolge insgesamt im deutlich positiven Bereich. Allerdings sind Unterschiede nicht zu übersehen. Durchgängig positiv ist die stark ausgeprägte Schülerorientierung in den Kollegien der 44 Pilotschulen; deutliche Differenzen zwischen den Schulen zeigen sich im Blick auf Atmosphäre und pädagogischen Konsens. Die Ursachen hierfür gehen jedoch weit über die Faktoren hinaus, die durch den Modellversuch MODUS 21 unmittelbar zu beeinflussen waren.

Zu 6.: Zu dieser Frage liegen keine empirisch belegten Erkenntnisse vor.

Zu 7.: Wenn das Einvernehmen mit dem Elternbeirat vorgeschrieben ist, muss es auch hergestellt werden. Einer Nichtbeachtung dieser Vorgabe wäre wie auch sonst durch Schulleitung oder Schulaufsicht entgegenzuwirken.

Anlage Überblick aller 60 MODUS 21-Maßnahmen Nr. Titel 1 Flexibilisierung der Stundentafel

Die Schule weicht zeitlich begrenzt von der Stundentafel ab, um Defizite in der Klasse auszugleichen; zusätzliche Stunden werden durch vorübergehende Reduzierung in anderen Fächern gewonnen. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

2 Jahrgangs- und klassenübergreifender Unterricht

Das Unterrichtsangebot wird erweitert; durch eine an der Leistungsfähigkeit orientierte Gruppenzusammenstellung kann der einzelne Schüler gezielter gefördert werden. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

3 Organisation des Unterrichts in Doppelstunden Schule gewinnt Zeit und Ruhe im Unterrichtstag.

4 Themenbezogene Projektwochen Schüler gewinnen Einblick in übergeordnete Zusammenhänge; Schlüsselqualifikationen werden gefördert.

5 Einbeziehung externer Partner Praxisbezug wird verstärkt durch Partner aus dem Kreis der Eltern, der Hochschule, der Wirtschaft. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

6 Pädagogischer Tag statt Wandertag Wandertage haben ihre ursprüngliche Zielsetzung weitgehend verloren; die Schule setzt selbst das Thema eines Pädagogischen Tags fest.

7 Jahrgangsstufenversammlungen

Durch themen- oder anlassbezogene Versammlungen der Klassen eines Jahrgangs wird der Zusammenhalt der gesamten Altersgruppe gestärkt; der Informationsfluss in der Schule wird verbessert.

8 Jahrgangsstufensprecher

Alle Klassen eines Jahrgangs wählen einen Sprecher; die Identifikation mit schulischen Entscheidungen wird gestärkt.

9 Einrichtung einer Klassenstunde Schule verkürzt rollierend an einem Tag in der Woche alle Stunden um fünf Minuten: Gewinn einer Klassleiterstunde zur Besprechung klasseninterner Probleme, Vorbereitung von Klassenfahrten, Einsammeln von Geldern etc. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

10 Schüler gestalten eigenverantwortlich Unterricht Schüler dürfen in festgelegten Abständen eine Stunde zu selbst gewählten Themen gestalten; sie trainieren Präsentation und Moderation.

11 Förderunterricht nach dem Zwischenzeugnis

Durch gezielten Förderunterricht kann die Wiederholerquote gesenkt werden. Die Schule gewinnt die erforderlichen Stunden durch geeignete andere MODUS 21-Maßnahmen wie z. B. Vorlesungsunterricht.

12 Vorlesungsbetrieb

Die Lehrer arbeiten verstärkt in Teams, entwickeln gemeinsam die Grundlagen für die Vorlesungen und vermitteln ausgewählte Inhalte einer Gruppe aus mehreren Klassen im Vorlesungsbetrieb. Die Schule gewinnt Stunden für zusätzliche pädagogische Maßnahmen. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

13 Schüler lehren Schüler Leistungsstarke Schüler fördern während der Unterrichtszeit in kleinen Gruppen außerhalb des Klassenverbandes leistungsschwächere Schüler.

14 Selbsteinschätzung der Schüler

Die Schüler bearbeiten Auswertungsbogen, mit denen sie die eigene Vorbereitung und Leistung einschätzen können, und übernehmen Verantwortung für ihre Leistung.

15 Schulaufgabe mit Gruppenarbeitsphase

Die Schüler erarbeiten z. B. in Deutsch im Team eine Rahmengeschichte, die der Einzelne anschließend ausgestaltet; die individuelle Leistung der Teammitglieder in der Gruppenarbeitsphase wird erfasst und geht in die Note ein. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

16 Angesagte Tests im Turnus von sechs Wochen statt Schulaufgaben Gleichmäßige Verteilung angesagter Leistungserhebungen über das Schuljahr gewährleisten gleichbleibend hohes Leistungsniveau, reduzieren Wissenslücken und Prüfungsangst. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

17 Debatte ersetzt je eine Schulaufgabe (Aufsatz) in Deutsch und/oder Fremdsprachen

Die Schüler müssen ihren Standpunkt zu einem vorgegebenen Thema vorbereiten, überzeugend vertreten, Toleranz gegenüber anderen Meinungen üben; sprachliche und argumentative Kompetenzen werden gestärkt. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

18 Präsentation ersetzt eine Aufsatzschulaufgabe

Durch die Erarbeitung und Darstellung eines komplexen Themas werden eigenständiges Arbeiten, Umgang mit neuen Medien und mündliche Sprachkompetenz gefördert.

19 Test aus formalsprachlichen und Sprachverständnisanteilen in Deutsch ersetzt eine Aufsatzschulaufgabe Klassen mit Schwächen in der formalen Sprachbeherrschung werden gezielt gefördert.

20 Schwerpunkte des Jahresstoffs in letzter schriftlicher Leistungserhebung

Vor den Sommerferien wird der Jahresstoff in seinen Schwerpunkten abgesichert; die Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

21 Leistungserhebungen (auch nicht angekündigte) über die Lerninhalte mehrerer Unterrichtsstunden

Das Grundwissen wird gesichert, kleinschrittiges Lernen wird verhindert, Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

22 Schulinterne Jahrgangsstufentests zum Grundwissen

Die Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert; die Klassen einer Jahrgangsstufe können verglichen werden. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

23 Neugewichtung schriftlicher und mündlicher Leistungen in den Fremdsprachen

Durch andere Gewichtung (z. B. 1:1 statt 2:1) wird bei Bedarf die mündliche Sprachkompetenz gefördert.

Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

24 Verstärkte Einbeziehung von Grundwissen in schriftliche Leistungserhebungen Schriftliche Leistungserhebungen prüfen immer auch die Verfügbarkeit von Grundwissen und Kernkompetenzen; die Nachhaltigkeit des Lernens wird gefördert.

25 Trennung von Unterrichts- und Prüfungsphasen Z. B. angekündigte Prüfungsphasen statt permanenten Abfragens; die Klasse gewinnt Ruhe im Unterrichtsalltag. Diese Maßnahme setzt das Einvernehmen mit dem Elternbeirat voraus.

26 Ganz- und Halbjahresprojekte in der Klasse

Die Schüler arbeiten über längeren Zeitraum fächerübergreifend und eigenverantwortlich an ausgewählten Themen; Ausdauer, Teamfähigkeit und Kreativität werden gestärkt.

Bildung von jahrgangs- und stufenbezogenen Pädagogischen Lehrerteams.