Begegnungs-, Überhol- und sonstige Wartehalte auf der Bahnstrecke Lindau ­ Memmingen ­ Augsburg

Aufgrund des gut ausgebauten Straßennetzes und der vielen Wartehalte eingleisiger Bahnstrecken sind mittlerweile die Bahnfahrtzeiten auf verschiedenen Strecken in Schwaben nahezu doppelt so lang wie entsprechende Autofahrzeiten.

Besonders unangenehm und ärgerlich sind die vielen Wartezeiten um Begegnungs- und Überholverkehr auf der Strecke Lindau ­ Memmingen ­ Buchloe. Derzeit wird die Elektrifizierung dieser Strecke geplant, aber der größte Teil der eingleisigen Streckenstücke soll bleiben.

Ich stelle daher folgende Anfrage:

1. Was ist die Ursache für den derzeitigen 18-minütigen fahrplanmäßigen Warteaufenthalt in Hergatz?

2. Welche Streckenabschnitte werden auch nach den geplanten Ausbaumaßnahmen einspurig bleiben? Wo genau sollen die angekündigten optimierten Begegnungsstellen entstehen?

3. Wann soll der Ausbau beginnen und wann soll er abgeschlossen sein?

4. Wann soll die Elektrifizierung der Strecke Buchloe ­ Augsburg beginnen und wann soll sie abgeschlossen sein? Ist zu befürchten, dass mit der Elektrifizierung Lindau ­ München die derzeitigen durchgehenden Züge Lindau ­ Augsburg entfallen werden?

5. Mit wie vielen Begegnungs- und Überholwartehalten werden die Fahrgäste in REs und RBs auch nach der Elektrifizierung und dem Ausbau zwischen Lindau und Buchloe zu rechnen haben? Welche Fahrzeiten werden nach dem Ausbau im Nahverkehr zwischen Lindau und Buchloe erreicht werden?

6. Gibt es für den Ausbauzustand ein Betriebskonzept für die Strecken Augsburg ­ Lindau bzw. München ­ Lindau auf der Basis eines ITF Bayern-Taktes und welche Fahrtzeiten sind dafür zwischen den einzelnen Taktknoten tatsächlich erforderlich?

7. Werden die bisherigen Anschlüsse an den verschiedenen Knotenbahnhöfen auch weiterhin erhalten bleiben?

Antwort des Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie vom 21.10.

Zu 1.: Der genannte Warteaufenthalt in Hergatz besteht nur samstags und sonntags bei der Regionalbahn Augsburg ­ Lindau (Ankunft Hergatz 17:37 Uhr, Weiterfahrt um 17:55 Uhr). Ursache dafür ist ein Trassenkonflikt mit dem fast zeitgleich verkehrenden ALEX-Zug München ­ Lindau (Abfahrt in Hergatz 17:46 Uhr). Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat entschieden, den ALEX ab Hergatz ohne Verzögerung weiter nach Lindau verkehren zu lassen, da nur so die gesamte Reisekette München ­ Kempten ­ Lindau ­ Friedrichshafen gewahrt werden kann. Daher kann die Regionalbahn nach Augsburg erst hinter dem ALEX weiter nach Lindau fahren. Fahrgäste, die möglichst schnell nach Lindau möchten, können jedoch in Hergatz in den ALEX umsteigen.

Im Zusammenhang mit den geplanten Infrastrukturausbauten im Allgäu strebt der Freistaat die Bestellung eines Fahrplanes an, der Wartezeiten dieser Länge nicht mehr vorsieht.

Zu 2.: Der Streckenabschnitt Buchloe ­ Memmingen ­ Hergatz bleibt auch nach Abschluss des Ausbaus eingleisig.

Auf bayerischer Seite werden die bestehenden Begegnungsbahnhöfe Türkheim, Mindelheim (bereits weitgehend abgeschlossen), Stetten, Sontheim und Ungerhausen optimiert.

Auf dem baden-württembergischen Abschnitt soll in jedem Fall der Bahnhof Kißlegg umgebaut werden. Über mögliche weitere Umbauten in Baden-Württemberg liegen dem Freistaat keine Informationen vor.

Zu 3.: Mit den Ausbaumaßnahmen soll Ende 2010 begonnen werden. Die Inbetriebnahme soll Ende 2015 erfolgen.

Zu 4.: Die Elektrifizierung Augsburg ­ Buchloe ist derzeit noch nicht im Bedarfsplan Schiene des Bundesverkehrswegeplans enthalten. Der Freistaat strebt eine Aufnahme in den vor dringlichen Bedarf an. Vorher lässt sich keine Aussage über den Zeithorizont treffen.

Im Hinblick auf die künftige Fahrplangestaltung wird auf die Beantwortung der Fragen 5 bis 7 verwiesen.

Zu 5. ­ 7.:

Die Fragen 5 bis 7 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Gegenwärtig können noch keine exakten Fahrpläne erstellt werden, da auf einigen Strecken noch Detailuntersuchungen laufen beziehungsweise mehrere Varianten mit benachbarten Aufgabenträgern bewertet werden müssen. Selbstverständlich wird der Freistaat bei der Bestellung am bewährten Prinzip des Bayern-Takts festhalten und sich um möglichst kurze Wartezeiten sowie optimale Anschlussbeziehungen bemühen.

In jedem Fall verbessert sich die Situation für den Schienenpersonennahverkehr durch den Infrastrukturausbau. Im Vordergrund stehen hierbei eine optimale Verknüpfung zwischen Nah- und Fernverkehr und innerhalb des SPNV in den Knotenbahnhöfen Buchloe, Memmingen und Lindau beziehungsweise Lindau-Reutin. Die Reisezeiten sollen sich mit beschleunigungsstarken Elektrotriebwagen auch im Nahverkehr verkürzen. Ziel ist eine optimale Verzahnung des 2-stündlichen Fernverkehrs München-Zürich mit dem Allgäu-Schwaben-Takt. Die Zugkreuzungen bleiben im Wesentlichen bestehen, sodass auch nach einer Elektrifizierung die heutigen relevanten Relationen erhalten bleiben.