Darlehen

Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung Senator für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Senator für Finanzen Bremer Sport- und Freizeit Gesellschaft für öffentliche Bäder.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die betroffenen Ressorts und ggf. Vertreter der politischen Fraktionen formal mit den Planungen des SV Werder befasst.

b) Angebot des SV Werder an die Stadtgemeinde

Nachdem die Bauvoranfrage zur Sanierung der Ostkurve im Januar 1995 positiv beschieden worden war, ist der SV Werder einen weiteren Schritt in die Offensive gegangen. Mit Schreiben vom 6. Februar 1995 hat er dem Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Herrn Bürgermeister Klaus Wedemeier, ein Angebot zum Erwerb des Weserstadions unterbreitet. Es basierte auf den von der Projektgemeinschaft erarbeiteten Plänen und dem Festpreisangebot in Höhe von 21,244 Millionen DM. Nachrichtlich ist dieses Angebot an den Senator für Inneres und Sport, den Senator für das Bauwesen, den Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung, den Senator für Finanzen und den Senator für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie gegangen.

Das Angebot enthielt folgende Kernaussagen: Der SV Werder Bremen pachtet für 25 Jahre das Weserstadion für einen symbolischen Betrag. Bei einer Pacht durch den SV Werder muss das Objekt Weserstadion ohne Restschulden an den SV Werder übertragen werden. Im Gegenzug ist der SV Werder Bremen bereit, die Ostkurve auszubauen.

Die DSR muss von der BSF/Stadt aus ihrem Vertrag entlassen werden, spätestens nach Ablauf des zurzeit laufenden Vertrages!

Alle Vermarktungsrechte im und um das Stadion müssen auf den SV Werder übergehen.

Werder sagt dem LSB Nutzungsmöglichkeiten für den bremischen Sport im bisherigen Umfang zu.

Das Engagement des SV Werder Bremen setzt eine bremische Bürgschaft voraus.

Diese Bürgschaft ist schon deshalb gerechtfertigt, weil nach 25 Jahren das Objekt, das ohnehin im Eigentum der Stadt verbleibt, an die Stadt zurückfällt.

Inhaltlich stimmten diese Positionen weitestgehend mit den Forderungen überein, die der SV Werder bereits im Dezember 1993, bei dem Gespräch im Wirtschaftsressort vorgetragen hatte.

Wie bereits erwähnt, war die Haltung der Präsidiumsmitglieder zu diesem Angebot unterschiedlich. Während Herr Dr. Böhmert das Stadion am liebsten übernommen hätte,957 waren sowohl Herr Müller als auch Herr Lemke skeptisch, ob sich dieses Angebot realisieren lassen würde. Zum einen hatte der SV Werder mit dem Angebot gefordert, dass für die Großreparaturen die Stadtgemeinde aufkommen müsse

­ also ein nur für den SV Werder einseitig gutes Angebot, das die Stadt wohl kaum akzeptieren würde ­ zum anderen hätte der Verein dann auch die sanierungsbedürftige Nordtribüne am Hals gehabt.

Aus diesem Grund war der Manager, Herr Lemke, immer gegen die Eine-Mark-Lösung, sondern er hat dieses Angebot nur als Spiel, als Bluff gesehen, um die Politik zu reizen und auch die BSF zu reizen, tätig zu werden.

Auch wenn es nicht half, die eigenen Bemühungen voranzutreiben, war den Verantwortlichen des SV Werder klar, dass die Haushaltssituation der Stadtgemeinde eine Renovierung der Ostkurve aus öffentlichen Mitteln nicht erlaubte. Deshalb hätten sie diese Investition ­ trotz der geäußerten Bedenken ­ dennoch selbst getätigt, um die Vision von einem modernen Stadion Realität werden zu lassen.

3) Das Werder-Angebot als wettbewerbsauslösendes Moment

Das vom SV Werder abgegebene Angebot stellte für die Stadt ein ernsthaftes Angebot dar.

Diese Überlegungen des SV Werder hatte es bereits häufiger gegeben und nicht erst zu dem Zeitpunkt, an dem es erstmals schriftlich artikuliert worden war. Ferner zeichnete sich der Trend zu einer privaten Trägerschaft von Fußballstadien bereits damals auch in anderen Städten wie z. B. in Hamburg, Hannover, Köln und München ab.

a) Eintritt der Stadt/BSF in die Planungen des SV Werder

Das Angebot des SV Werder vom Februar 1995, das Stadion für einen symbolischen Wert zu erwerben und selbst den Neubau der Ostkurve vorzunehmen, muss als Auslöser dafür betrachtet werden, dass die BSF sich fortan in eigener Verantwortung um diese Bauvorhaben bemüht hat. Durch das Werder-Angebot wurde der Wettbewerbsgedanke seitens der BSF geweckt: ... als ich das Programm von Werder gesehen habe, hat mich das geärgert. Da habe ich gesagt, wir müssen einmal überlegen, ob wir das nicht auch können.

Dem lag aber eine längerfristige Entwicklung zugrunde. Obwohl die BSF bereits ab Mitte 1994 offiziell mit den Werder-Plänen zum Neubau der Ostkurve befasst war, und es im Rahmen der Bauvoranfrage eine Besprechung dazu beim Senator für das Bauwesen gab, an der Herr Hoffmann teilgenommen hatte,966 sowie mehrere andere Besprechungen vor der Zeit des Werder-Angebotes,967 hatte sie als Betreiberin des Weserstadions nichts unternommen, das Projekt Ostkurve zu realisieren. Seit Anfang der 90er Jahre hatten sich jedoch die Rahmenbedingungen für die Vermarktung des Weserstadions verändert:

- Der Stellenwert des Fußballs in der Medienlandschaft hatte sich im Laufe der Jahre entwickelt. Die Fernsehlandschaft war Anfang der 90er Jahre eine andere als Mitte der 90er Jahre, und es gab neue Einnahmemöglichkeiten der Werbung, die es vorher nicht gab,968

- die Werbeverträge mit der Deutschen Städtereklame (DSR) liefen in absehbarer Zeit aus,

- dem DSR war kurz zuvor der Zuschlag als Werbeträgerin im Münchener Olympiastadion entgangen,969 und

- der SV Werder ließ verlauten, dass er die Vermarktung des Weserstadions ohne die DSR vornehmen würde, weil er das besser könne,970 obwohl er bei bestehender Rechtslage dazu keine Möglichkeit hatte.

Diese neue Ausgangssituation war für Herrn Heise, als Geschäftsführer der BSF, der Ansatzpunkt für eine Finanzierung, die auch ohne Haushaltsmittel zu realisie961 Diese Haltung wird auch durch die 50%-Beteiligung des der SV Werder an der neu gegründeten Bremer Weserstadion als Nachfolgegesellschaft der BSF, dokumentiert.

Eckhoff 12303/7

Dieser Gedanke war bereits von Herrn Claus Grobecker aufgebracht worden. Er hatte dem SV Werder angeboten, er könne das Stadion jederzeit für eine Mark haben. Auch der Senator für Inneres und Sport führte in seiner Funktion als Mitglied im zentralen Aufsichtsrat der DSR am 8. März 1995 ein Gespräch mit deren Hauptgeschäftsführer, Herrn Berger, darüber, dass es eines großen finanziellen Engagements der DSR bedürfe, wenn sie weiterhin Werbeträger bleiben wollte im Weserstadion. Insgesamt führten die Bemühungen Bremens dazu, dass sich die DSR bereit erklärte, sich finanziell beim Umbau der Ostkurve zu engagieren.

Die BSF hatte bereits in einer Stellungnahme vom 27. Februar 1995 die finanziellen Konsequenzen für den Haushalt der Stadtgemeinde Bremen für den Fall aufgezeigt, dass das Stadion auf der Basis des Werder-Angebotes an den Verein verpachtet würde.

Unter Zugrundelegung des bisherigen Leistungsspektrums der BSF ergebe sich eine jährliche Mehrbelastung in Höhe von etwa 1,8 bis 2,0 Millionen DM. Dieser Betrag erhöhe sich bei Übernahme der baulichen Unterhaltung durch die Stadtgemeinde noch um etwa 500.000 DM pro Jahr.

Mit Schreiben vom 13. April 1995 hat die BSF dem Senator für Inneres und Sport schließlich einen alternativen Finanzierungsvorschlag zum Werder-Angebot unterbreitet mit der Zielsetzung, die Investition Ostkurve durch die BSF ohne Einsatz von öffentlichen Haushaltsmitteln zu realisieren. Dabei wurden von der BSF sowohl die Kosten in Höhe von 21,2 Millionen DM (ohne MWSt.) aus dem vom SV Werder und Zechbau entwickelten Baukonzept zugrunde gelegt,974 als auch die Planungen selbst. Diese waren viel umfangreicher und moderner als die Planungen des Hochbauamtes aus dem Jahre 1991 und vor allem auf die Bedürfnisse des Hauptnutzers abgestimmt. Außerdem hatten sie alles berücksichtigt, was auch die BSF an fachlichen Erkenntnissen gesammelt hatte. Aus diesem Grund hätte es keinen Sinn gemacht, auf die Planungen des Hochbauamtes aus dem Jahr 1991 zurückzugreifen, die unter ganz anderen Prämissen entwickelt worden waren.

Ein wichtiger Aspekt bei einer vergleichenden Betrachtung wäre sicherlich gewesen, dass bei den Planungen des Hochbauamtes trotz des weitaus geringeren Bauvolumens von nur 2 Ebenen ca. 2,1 Millionen DM höhere Baukosten veranschlagt worden waren.

Am 27. April 1995 hat die DSR ihre mündliche Zusicherung, sich finanziell am Neubau der Ostkurve zu beteiligen, in einem schriftlichen Angebot konkretisiert.

Hiernach erklärte sie sich bereit, der

- ein langfristiges Darlehen über 11,9 Millionen DM sowie

- einen einmaligen, nicht rückzahlbaren Baukostenzuschuss in Höhe von 5,6 Millionen DM für den Umbau der Ostkurve zu gewähren und zusätzlich

- hinsichtlich der werblichen Nutzung des Weserstadions Werbeeinnahmen in bestimmter Höhe unter der Bedingung zu garantieren, dass der laufende Vertrag umgestellt und mit einer Laufzeit bis Ende Juni 2009 versehen würde.

Ebenfalls auf den 27. April 1995 datierte das Festpreisangebot der Firma Zechbau an die BSF.

Hierin bot sie an, den Abbruch und Neubau der Ostkurve zu einem garantierten Festpreis von 21.244.300 DM zuzüglich der jeweils geltenden gesetzlichen Mehrwertsteuer vorzunehmen. Das Angebot erfolgte auf der Basis der Planunterlagen für die Bauvoranfrage. Da die Raumkonzepte und Raumbücher noch nicht vorlagen, ist die Qualitätsbeschreibung der Südtribüne und Westkurve sowie des Internats als Grundlage genommen worden.

Heise 11101/7 van Nispen ebenda - PUA 40/18d-e - PUA 252/5

Heise 11102/12 und 11103/2

PUA 59/296 f.