Auch bei Verbundsystemen ist die Mischbarkeit der verschiedenen Wässer zu prüfen

Einundsiebzigste Vergleichende Prüfung „Trinkwasser" Zwölfter Zusammenfassender Bericht 73

Ansicht 41: Aufbereitungsanlage Weichersbach / Gemeinde Sinntal - Aufnahme vom 22. Juli 2002

Angriff aggressiven Rohwassers (vor der Aufbereitungsstufe) auf die Beschichtung des Saugbehälters

Die unkontrollierte Mischung unterschiedlicher Wässer kann das Wasser aus dem KalkKohlensäure-Gleichgewicht bringen und aggressiv machen. Aggressives Wasser greift die nicht geschützten Rohrleitungen und Betonbauwerke wie Hochbehälter an. In den Wasserkammern der Hochbehälter der Stadt Wetter und der Gemeinde Sinntal waren Angriffsflächen in der Wechselzone des Wasserspiegels festzustellen. Hier fand noch Kohlensäureausgasung statt.

Auch bei Verbundsystemen ist die Mischbarkeit der verschiedenen Wässer zu prüfen. Das wurde vom Wasserbeschaffungsverband Ostteil nicht getan, gleichwohl hier vier Wässer zu variierenden Verhältnissen vermischt wurden. Das führte zu Ablagerungen, Trübungen und aggressivem Wasser.

Wasser mit erhöhtem Eisengehalt wurde in Ehringshausen, Niddatal und dem Wasserbeschaffungsverband Ostteil analysiert. Der Wasserbeschaffungsverband Ostteil hatte betriebliche Probleme durch starke Eisenschlammbildung.

Wegen eisenhaltiger Wässer waren bei der Stadt Wetter und dem Wasserbeschaffungsverband Ostteil über dem Wasserspiegel starke Verfärbungen an Wasserkammerwand und Zulaufrohr zu beobachten. Außerdem war das Wasser trüb, am Boden lag Eisenschlamm, der dann im Versorgungsnetz verteilt wurde.

Ansicht 42: Hochbehälter Unterrosphe / Stadt Wetter - Aufnahme vom 21. Mai 2002

Angriff des Wassers in der Wechselzone Luft ­ Wasser auf die Behälterbeschichtung. Ursache: Kohlensäureausgasung im Hochbehälter.

Wasserqualität 74 Zwölfter Zusammenfassender Bericht Ansicht 43: Gemeinde Sinntal - Trinkwasserspeicher / Hochbehälter - Aufnahme vom 22. Juli 2002

Älterer Hochbehälter, doch Bauzustand und Hygiene sind einwandfrei.

Die Nitratbelastung war bei den Körperschaften Fürth / Odenwald, Wasserbeschaffungsverband Ostteil, Sontra und Wetter erhöht. Die Werte lagen unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm je Liter, jedoch über dem EGRichtwert von 25 Milligramm je Liter. Die Nitratabsenkung oder -beseitigung (Denitrifikation) des Wassers ist ein kompliziertes, kostspieliges Aufbereitungsverfahren, das kein Versorger praktiziert. Hohe Nitratwerte lassen sich aber im Vorfeld verhindern, wenn man Nutzungskonflikte zwischen Grundwasserentnahme und landwirtschaftlichen Tätigkeiten in den Schutzgebieten der Wassergewinnung einschließt.

Dazu ist es geboten, über geeignete Kontrollsysteme für die Beachtung der Verbote zu sorgen.

Bakteriologische Beanstandungen wurden bei fünf Gemeinden festgestellt. Die Beanstandungen waren meistens zeitlich begrenzt. Die Ursachen waren nicht immer ermittelbar, standen aber im Zusammenhang mit dem bereits angesprochenen Problem der Nutzungskonflikte Wasserschutzgebiet - Tierhaltung / Weide.

Bei den Gewinnungsanlagen in Ehringshausen, Friedewald, Fürth / Odenwald und Sinntal fehlte die Umzäunung des Fassungsbereiches, wobei diese meistens oberflächennahes Wasser - ohne schützende Deckschichten über dem Grundwasserspiegel fördern.

Die Anlagen der Gemeinde Friedewald waren hin und wieder biologisch belastet. Dennoch wurde keine vorbeugende Entkeimung praktiziert. Das war zu bemängeln. Die Entkeimung war dringend nötig. Bei oberflächennahen Grundwasserentnahmestellen sollten Ultraviolett-Entkeimungsanlagen generell im Dauerbetrieb arbeiten, doch haAnsicht 44: Hochbehälter Jakobsberg / Wasserbeschaffungsverband Ostteil - Aufnahme vom 4. Juni 2002

Trübes Wasser; Behälterboden nicht erkennbar. Eisenverfärbung an der Behälterwand.

Nutzungskonflikt Wasserschutzgebiet vs. Beweidung Einundsiebzigste Vergleichende Prüfung „Trinkwasser" Zwölfter Zusammenfassender Bericht 75 ben nach Auffassung der Überörtlichen Prüfung Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers erste Priorität.

6.22 Zustand der Bauwerke

Der technische Zustand der besichtigten Bauwerke variierte stark. Die Baujahre reichten von 1905 bis 2002.

Bauwerke mit einem Alter über 30 Jahren befanden sich teilweise in einem schlechten Zustand. Dies waren Quellen sowie Hochbehälter. Der unmittelbare Kontakt des Mediums Trinkwasser mit den Außenanlagen verlangt bei diesen Bauwerken eine besondere hygienische Ausbildung der Kontaktbereiche. Diese war in vielen Bauwerken nicht vorhanden. Obwohl manche der rund einhundert Jahre alten Anlagen sehr durchdacht konstruiert worden waren, entsprachen sie nicht den heutigen hygienischen Anforderungen. Eine regelmäßige Instandhaltung fand nicht überall statt. Neuere Bauwerke sahen zum Teil bereits nach zehn Jahren erneuerungsbedürftig aus. Beispiele waren beim Wasserverband Georg Joseph die Rohrleitungen und die Maschinentechnik.

Ansicht 45: Wasserverband Georg Joseph, Runkel: Pumpen im Wasserwerk / Rohrkeller - Aufnahme vom 25. Juni 2002

Ansicht 46: Aufbereitungsanlage WV Georg Joseph, Runkel - Aufnahme vom 25. Juni 2002

Rost im Rohrkeller. Ungeschützte Stahlleitungen. Aus der Decke lief Wasser.

Sanierung von Bauwerken, die älter als 40 Jahre sind, wird nicht bedingungslos empfohlen. Die Prüfung ergab, dass sanierte ältere Bauwerke den hygienischen und bautechnischen Anforderungen nicht entsprechen. Beispiele hierfür sind die Hochbehälter Runkel und Arfurt der Stadt Runkel. Hier ist für die Abwägung zwischen Sanierung oder Neubau ein Fachplaner zu befragen. Sanierungsmaßnahmen könnten zu Fehlinvestitionen werden. Insgesamt waren folgende Anlagenteile in größerem Umfang sanierungsbedürftig oder sogar erneuerungsbedürftig: Größerer Sanierungsbedarf: Erneuerungsbedarf (Neubau):

· 3 Brunnen · 3 Aufbereitungsanlagen

· 4 Aufbereitungsanlagen · 14 Hochbehälter

· 5 Hochbehälter · 1 Pumpwerk

· 2 Pumpwerke

Die Lüftungsanlagen der Wasserspeicher waren mit wenigen Ausnahmen nicht gegen das Eindringen von Infektionskeimen gesichert. Bei rund 15 Prozent der Wasserspeicher fiel Licht in die Wasserkammer ein, was unzulässig ist. Diese Unzulänglichkeit ist dringend zu beheben, um Algen- und Schimmelbildung im Trinkwasserspeicherraum zu verhindern.