Flussstation Schlitz des Max-Planck-Instituts für Limnologie

Die Flussstation Schlitz des Max-Planck-Instituts für Limnologie ist neben dem Künanzhaus am Hoherodskopf die einzige Forschungseinrichtung im Vogelsbergkreis. Durch Beschluss des Trägers soll die bundesweit bedeutende Einrichtung geschlossen werden. Damit werden weltweit anerkannte wissenschaftliche Ressourcen und etwa 25 Arbeitsplätze in Hessen verloren gehen.

Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst:

Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft hat in seiner Sitzung am 5. Juni 2003 ein vom Präsidenten der MPG vorgelegtes Konsolidierungs- und Erneuerungsprogramm beschlossen. Danach sollen bis 2007 zwölf der 270

Institutsabteilungen geschlossen werden, um die durch Haushaltsüberrollung und geringe Steigerungsraten bedingte Konsolidierung zu erreichen und Spielräume für neue Initiativen zu schaffen. Betroffen hiervon ist auch die Flussstation Schlitz, eine Außenstelle des Max-Planck-Instituts für Limnologie in Plön. Der Schließungsbeschluss sieht vor, dass die Außenstelle Schlitz mit dem Ausscheiden ihres Leiters, Professor Zwick, zum 30. November 2006 aufgegeben wird. Mit den betroffenen Mitarbeitern sind bereits seitens der MPG Sozialplanverhandlungen in die Wege geleitet worden. Die Landesregierung unterstützt die Konsolidierungsbemühungen der MPG und verhandelt derzeit mit der Max-Planck-Gesellschaft, wie die dadurch gewonnenen Spielräume für die Neuausrichtung und Weiterentwicklung des Max-Planck-Instituts für physiologische und klinische Forschung, zukünftig "Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung" in Bad Nauheim, genutzt werden können.

Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Frage 1. Wie beurteilt die Landesregierung die Bedeutung der Flussstation Schlitz der MaxPlanck-Gesellschaft aus wissenschaftlicher und strukturpolitischer Sicht?

In der Untersuchung von Struktur und Funktion kleiner Fließgewässer am Beispiel des naturnahen Breitenbachs bei Schlitz hat sich die limnologische Flussstation in Schlitz einen Namen gemacht. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten und die sie beschreibenden Publikationen sind national und international anerkannt. Die Einrichtung wird geschlossen, weil die Max-PlanckGesellschaft nach dem Ausscheiden des derzeitigen Leiters keine besonderen Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Arbeitgebiet mehr sieht. Diese Beurteilung basiert auf einer wissenschaftlichen Evaluierung durch die MaxPlanck-Gesellschaft. Die Landesregierung hat keine Veranlassung, diese Bewertung durch eine eigene zu ersetzen.

Die Flussstation Schlitz ist nur sehr lose mit dem Netz von Forschungseinrichtungen in Hessen verbunden. Eine engere personelle Beziehung zu einer hessischen Hochschule oder einer hessischen Einrichtung außerhalb der Eingegangen am 6. Oktober 2003 · Ausgegeben am 16. Oktober 2003

Hochschulen besteht nicht; es gibt auch keine regelmäßige Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben. Dies unterscheidet sie deutlich von anderen Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, bei denen enge Beziehungen bestehen. Im Gegensatz zu Einrichtungen mit stark anwendungsbezogener Forschung sind von der Flussstation als Einrichtung der Grundlagenforschung auch keine Impulse ausgegangen, durch Ausgründungen weitere Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Solche Impulse sind auch in Zukunft nicht zu erwarten.

Frage 2. Welche Schritte will die Landesregierung unternehmen, um den Bestand der Forschungseinrichtung im Vogelsbergkreis zu sichern?

Die Landesregierung unterstützt die Konsolidierungsbemühungen der MaxPlanck-Gesellschaft und wird deshalb keine Schritte unternehmen, mit der MPG über den Erhalt der Forschungsstation zu verhandeln. Da mit dem Einstellungsbeschluss der MPG auch eine negative Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten der Forschungsstation verbunden ist und ferner nur eine geringe Einbindung in die hessische Forschungslandschaft besteht, sieht die Landesregierung keinen Grund, die limnologische Flussstation Schlitz mit Landesmitteln weiter zu fördern.

Frage 3. Welche wissenschaftlichen Einrichtungen wären in Hessen in der Lage, die Arbeiten der Flussstation fortzuführen und die Einrichtungen sowie die Arbeitsplätze in Schlitz zu sichern?

Die Landesregierung sieht derzeit an den hessischen Universitäten und Fachhochschulen keinen Ansatzpunkt, die Arbeiten der Flussstation Schlitz fortzuführen. Inhaltlich am nächsten arbeitet auf dem Gebiet der Flussstation Schlitz das Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main. Die Entwicklungslinien von Senckenberg gehen aber aufgrund von Empfehlungen des Wissenschaftsrates und des eigenen Wissenschaftlichen Beirates nicht in Richtung eines Ausbaus der Limnologie als Forschungsgebiet, im Gegenteil, die Umsetzung von Akzenten des Forschungsprogramms hat auch hier zu einem Abbau von Stellen in diesem Bereich geführt. Insofern stehen auch im Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg keine Mittel zur Verfügung, die Arbeiten der Flussstation Schlitz ganz oder auch in Teilen fortzuführen.