Seit wann wird an der Orientierungsstufe und an der Realschule der Nibelungenschule in Braunschweig kein Musikunterricht

Unterrichtsversorgung im Fach Musik z. B. an der Nibelungenschule (Orientierungsstufe und Realschule) in Braunschweig Anlässlich der Hot-Line der CDU-Landtagsfraktion zur Unterrichtsversorgung wurden u.a. Klagen laut, dass an der Nibelungenschule (Orientierungsstufe und Realschule) in Braunschweig seit mehreren Jahren kein Musikunterricht erteilt werden kann, weil sich an keiner der beiden in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Schulen eine Lehrerin oder ein Lehrer mit der entsprechenden Lehrbefähigung befindet, so dass noch nicht einmal ein Kooperationsmodell denkbar ist. Insgesamt beobachtet der niedersächsische Heimatbund die Entwicklung im Fach Musik bereits mit Sorge und hat dies auch in seinem traditionellen Bericht thematisiert. Ausserdem hat der Landesmusikrat wiederholt auf die unzureichende Lehrerversorgung im Fach Musik hingewiesen und die Landesregierung zum Handeln aufgefordert.

Ich frage die Landesregierung:

1. Seit wann wird an der Orientierungsstufe und an der Realschule der Nibelungenschule in Braunschweig kein Musikunterricht erteilt?

2. Seit wann ist das Fehl im Fach Musik an diesen beiden Schulen den zuständigen Behörden bekannt?

3. Wann wird welche Maßnahme eingeleitet, um das Fach Musik an diesen beiden Schulen wieder gemäß Stundentafel zu erteilen?

4. Wie groß ist der Mangel an Fachlehrkräften, um die Unterrichtsversorgung im Fach Musik zu decken? Wie viele Stunden fallen landesweit in welchen Schulformen getrennt nach Regierungsbezirken aus? Wird die Landesregierung Sorge dafür tragen, daß genug Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung für das Fach Musik ausgebildet und eingestellt werden? Wenn ja, wie?

Bei den in der Kleinen Anfrage genannten Schulen handelt es sich um zwei selbständige Schulen, die in einem Gebäudekomplex untergebracht sind.

Die zum Stichtag der Statistik am 14. September 1998 für die NibelungenOrientierungsstufe festgestellte rechnerische Unterrichtsversorgung betrug 93,1 % (397,0

Lehrer-Soll-Stunden; 369,5 Lehrer-Ist-Stunden). Zur Abdeckung der Schülerpflichtstunden und für den Zusatzbedarf im Fremdsprachen-, im Religions- und Schwimmunterricht benötigt die Nibelungen-Orientierungsstufe bei der vorgenommenen Klassenbildung 354,0 Lehrer-Ist-Stunden. Für weitere pädagogische Massnahmen stehen der Schule also noch 15,5 Lehrer-Ist-Stunden zur Verfügung.

Die durchschnittliche Klassenfrequenz liegt mit 20,8 deutlich unter dem unteren Bandbreitenwert für diese Schulform (22 ­ 28).

Die zum Stichtag der Statistik am 14. September 1998 für die Nibelungen-Realschule festgestellte rechnerische Unterrichtsversorgung betrug ­ nach Korrektur der Statistik durch das Niedersächsische Kultusministerium ­ 104,1 % (354,0 Lehrer-Soll-Stunden; 368,5 Lehrer-Ist-Stunden). Zur Abdeckung der Schülerpflichtstunden und für den Zusatzbedarf im Fremdsprachenunterricht benötigt die Nibelungen-Realschule bei der vorgenommenen Klassenbildung 337,0 Lehrer-Ist-Stunden. Für weitere pädagogische Massnahmen stehen der Schule also noch 31,5 Lehrer-Ist-Stunden zur Verfügung.

Die durchschnittliche Klassenfrequenz liegt mit 21,0 deutlich unter dem unteren Bandbreitenwert für diese Schulform (24 ­ 30).

Aufgrund der räumlichen Nähe ist ein Ausgleich zwischen beiden Schulen durchaus möglich. Bei einer durchschnittlichen „Gesamtversorgung" von 98,3 % kommt eine Zuweisung von Neueinstellungen derzeit nicht in Betracht.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die einzelnen Fragen wie folgt:

Zu 1: An der Nibelungen-Orientierungsstufe wird seit Beginn des Schuljahres 1997/98, an der Nibelungen-Realschule wird seit Beginn des Schuljahres 1993/94 kein Musikunterricht erteilt.

Die Orientierungsstufe verfügte bis zum Beginn des Schuljahres 1997/98 über eine Lehrkraft mit dem Fach Musik, die zu diesem Zeitpunkt aus Altersgründen ausschied. Die Realschule verlor infolge rückläufiger Schülerzahlen ­ 109 Schülerinnen und Schüler weniger (­ 32,1 %) seit dem Schuljahr 1993/94 ­ eine Musiklehrerin durch Versetzung in einen anderen Landkreis bereits zu Beginn des Schuljahres 1993/94.

Die Problemlage hinsichtlich des Musikunterrichtes war der Schulaufsicht seit dem Ausscheiden der jeweiligen Fachlehrkräfte bekannt. In der Folge wurden zahlreiche Versuche unternommen, im Rahmen der anstehenden Personalmassnahmen die Defizite im Fach Musik an beiden Schulen auszugleichen. Insbesondere gab es Überlegungen, eine Lehrkraft mit der entsprechenden Befähigung der Orientierungsstufe zuzuordnen und an beiden Schulen einzusetzen. Die Bezirksregierung Braunschweig berichtet, dass diese Versuche aus den nachfolgend aufgeführten Gründen bisher erfolglos blieben:

An den 91 Grund-, Haupt- und Realschulen und Orientierungsstufen der Stadt Braunschweig gibt es einschliesslich Teilabordnungen nur 39 Einsätze im Fach Musik (Stand: 1. Februar 1998). Aufgrund der im Vergleich zu den übrigen Regionen des Regierungsbezirks günstigen Gesamtversorgung gab es im Bereich der Stadt Braunschweig in den letzten Jahren kaum Neueinstellungen, durch die der Anteil der Lehrkräfte für Grund- und Hauptschulen oder gar für Realschulen mit dem Fach Musik hätte gesteigert werden können.

Bei der Realschule bestand aufgrund ihrer permanent rückläufigen Schülerzahlen immer wieder die Notwendigkeit, Lehrkräfte aus ihrem Stammkollegium abzugeben oder befristet abzuordnen. Dadurch gab es in dem fraglichen Zeitraum keine Zugänge, die einen Ausgleich im Fach Musik ermöglicht hätten. Auch zum Beginn des laufenden Schuljahres waren die Zugänge im siebten Jahrgang der Realschule unerwartet schwach, so dass deren Versorgung trotz mehrerer Abordnungen an die Orientierungsstufe weiterhin deutlich über dem Durchschnitt liegt.

Bei der Orientierungsstufe musste der Mehrbedarf durch Abordnungen aus anderen Schulen (vor allem auch aus der Realschule im gleichen Haus, bei der ein erheblicher „Stundenüberhang" abzubauen war, aber auch aus den Gymnasien), abgedeckt werden.

Dabei hatte der Schulleiter zwar auch den Bedarf im Fach Musik geltend gemacht, aber stets nachrangig nach den Fächern Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften.

Daher wurde zum Schuljahresbeginn 1998/99 auch eine Lehrkraft mit dem Fach Englisch an diese Schule versetzt.

Ausserdem wurde angesichts der grossen Zahl von Lehrkräften, die mit einer begrenzten Zahl von Stunden an der Orientierungsstufe tätig waren, vorrangig eine Klassenlehrerin bzw. ein Klassenlehrer möglichst mit den Fächern Deutsch, Welt- und Umweltkunde, Kunst oder einem naturwissenschaftlichen Fach benötigt. Es stand keine Lehrkraft zur Verfügung, die neben diesen Voraussetzungen auch das Fach Musik mitgebracht hätte.

Als an der Orientierungsstufe die vorzeitige Pensionierung einer Lehrkraft zum 1. August 1998 anstand, ergab sich die Möglichkeit, eine Musiklehrkraft von einer anderen Braunschweiger Orientierungsstufe der Orientierungsstufe-Nibelungen zuzuordnen. Diese Absicht liess sich nicht verwirklichen, weil der Pensionierungsantrag überraschend zurückgezogen wurde und zudem die Versorgung der abgebenden OS durch nicht voraussehbare Ausfälle so zurückging, dass die Musiklehrkraft nicht freigegeben werden konnte.

Trotz Bemühungen der Bezirksregierung Braunschweig war es an beiden Schulen leider nicht möglich, Lehrkräfte dafür zu gewinnen, sich über Fort- und Weiterbildungsmassnahmen in dieses Fach einzuarbeiten. Auch aus dem Bereich der Gymnasiallehrkräfte konnte bisher keine Lehrkraft mit dem Fach Musik abgeordnet werden.

Zu 2: Ich verweise hierzu auf die Antwort zu Frage 1.

Zu 3: Die Bezirksregierung Braunschweig beabsichtigt, zum 1. Februar 1999 eine Lehrkraft mit dem Fach Musik an die Nibelungen-Orientierungsstufe zu versetzen und sie dann auch mit einem Teil ihrer Stunden an der Realschule einzusetzen.

Darüber hinaus zeichnet sich nach Gesprächen mit dem Schulleiter eines Braunschweiger Gymnasiums die Möglichkeit und Bereitschaft ab, eine Gymnasiallehrkraft mit Fach Musik an die Nibelungen-Orientierungsstufe teilabzuordnen.

Zu 4: Eine statistische Erhebung des fächerspezifischen Unterrichtsausfalls wird nicht durchgeführt, um die Schulen möglichst wenig mit Verwaltungsarbeit zu belasten. Unter dem Aspekt der Verwaltungsvereinfachung und des sorgsamen Umgangs mit der Arbeitszeit von Schulleitungen ist es auch nicht verantwortbar, eine solche in den rund 3.300 allgemein bildenden Schulen in Niedersachsen vorzunehmen.

Die vorliegenden Daten der Erhebung zur Unterrichtsversorgung einschliesslich des Lehrerverzeichnisses und der dort mit ihren Fächern erfassten Lehrkräften reichen aus, um den aktuellen Einstellungsbedarf zu ermitteln und langfristig die Lehrerausbildung zu steuern.

Die Fächer der neu einzustellenden Lehrkräfte werden von den Bezirksregierungen in Absprache mit den Schulen festgelegt. Dadurch wurde auch 1998 bedarfsgerecht erreicht, dass mit 12,8 % überproportional viele Lehrkräfte mit dem Fach Musik eingestellt wurden.

Zum 1. Februar 1999 wurden 14,4 % der Neueinstellungen mit Musik ausgeschrieben.

Insgesamt hat sich seit 1990 der Bestand an Lehrkräften mit einer Lehramtsausbildung in Musik um über 8,0 % erhöht. Damit stieg deren Anteil an der Gesamtzahl der Lehrkräfte von 6,6 auf 7,1 % an.

Für die Ausbildung von Lehrkräften an den Hochschulen liegen dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur die erforderlichen Prognosedaten vor, damit überproportional Lehrkräfte mit dem Fach Musik ausgebildet werden können.