Standortoffensive Biotechnologie Niedersachsen

Die Landesregierung wird aufgefordert,

a) Biotechnologie in Forschung, Lehre und Wissenschaft insbesondere mit folgenden Zielen und Maßnahmen zu fördern und weiterzuentwickeln:

­ Sicherung der Ausbildungskapazitäten und Studiengänge in der Biotechnologie und in artverwandten Disziplinen an den niedersächsischen Hochschulen,

­ frühzeitige und bedarfsgerechte Ausbildung von Nachwuchskräften,

­ Verbesserung der Studienbedingungen in der Biotechnologie an niedersächsischen Hochschulen,

­ Verknüpfung der Biotechnologiestudiengänge mit betriebswirtschaftlichen Lerninhalten zur verstärkten Hinführung der Absolventinnen und Absolventen zur Unternehmensgründung,

­ gezielte Schwerpunktsetzung der Forschungsförderung des Landes durch entsprechende Forschungsmittel und -stellen,

­ Unterstützung anwendungsorientierter, interdisziplinärer Forschung zur Verknüpfung der Biotechnologien mit anderen Forschungsfeldern im Hinblick auf eine schnelle Markteinführung durch Produktsubstitution mit biotechnologischen Produkten,

­ verstärktes Einwerben von Fördermitteln von Bund und EU für den niedersächsischen biotechnologischen Forschungsstandort und seine Institutionen,

­ Profilierung und Akkumulierung der biotechnologischen Kompetenz in Niedersachsen unter anderem durch Weiterentwicklung der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig zum Zentrum für die Koordination der Deutschen Impfstoffforschung,

b) die Gründung und Entwicklung biotechnologischer Unternehmen insbesondere durch folgende Maßnahmen zu fördern:

­ Ausbau, Unterstützung und Entwicklung von biotechnologischen Gründer- und Technologiezentren unter Einbeziehung der Einrichtung dringend benötigter Laborräume,

­ Ausweisung von geeigneten Gewerbeflächen und Erleichterung von Ansiedlungen durch ein geeignetes Wirtschaftsförderprogramm für biotechnologische Unternehmen,

­ Fortschreibung und Ausweitung individueller Fördermaßnahmen für Existenzgründer unter anderem durch Gründerzuschüsse, Landesbürgschaften, Beteiligungen sowie Seed and Venture Capital,

­ Unterstützung des Marketings von Firmen zur Verbesserung der strategischen Positionierung niedersächsischer Biotechnologieunternehmen am nationalen und internationalen Markt z. B. durch Messeförderung und Außenhandelsförderung,

­ Einsatz für den Biotechnologiestandort Niedersachsen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene im Hinblick auf eine adäquate Außendarstellung,

­ Erleichterung und Beschleunigung der behördlichen Genehmigungsverfahren unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten des geltenden Rechts, u. a. Coaching, Information und Beratung,

­ Entwicklung von Gesetzesinitiativen im Bund und auf der EU-Ebene im Diskurs mit Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft,

c) vorhandene Netzwerkstrukturen insbesondere durch folgende Maßnahmen zu erhalten und weiterzuentwickeln:

­ Zusammenführung der BioRegioN und der Bioregion Nordwestliches Niedersachsen mit der Fachkoordinierungsstelle für Biotechnologie unter dem Dach der niedersächsischen Agentur für Technologie, Transfer und Innovation zu einer Dachorganisation Biotech Niedersachsen mit einem eigenständigen Geschäftsbereich in einer zentralen Geschäftsstelle in Hannover,

­ Unterstützung von fachübergreifenden Hilfen und Förderung von Einrichtungen zur Know-how-Sicherung,

­ Gründerberatung im Bereich der Biotechnologie (Patentberatungsstellen, Innovationsgesellschaften der Universitäten und Kommunen),

­ Durchführung von Werbemaßnahmen für den Biotechnologiestandort Niedersachsen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene,

­ Durchführung von Personalaustauschprogrammen sowohl im akademischen als auch im industriellen Bereich,

­ Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Biotechnologie unter Einbeziehung der fachkompetenten Wirtschaft und Wissenschaft unter anderem durch gezielte öffentliche Diskussionen über Chancen und Risiken bio- und gentechnischer Entwicklungen." Begründung Biotechnologie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wesentlichen Motor des globalen Strukturwandels im Hinblick auf Innovation und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen erwiesen. Sie dient der Sicherung und dem Erhalt der Umwelt sowie der Gesundheit und stellt damit einen integralen Bestandteil zur Wahrung, Sicherung und Renaturierung der menschlichen Lebensgrundlagen und deren Qualität dar. Gleichzeitig dient sie der Schaffung neuer, zukunftssicherer Arbeitsplätze und der Stärkung und Diversifizierung der Wirtschaft. Biotechnologie wird zu Recht als die Zukunftstechnologie des dritten Jahrtausends angesehen. Sie wird Regionen, die sich dieser Herausforderung stellen, mittel- und langfristige Entwicklungspotentiale eröffnen, die weltweite Märkte erschließen können.

Die Biotechnologie bietet daher Niedersachsen eine besondere Chance, ein neues starkes Standbein unabhängig von den traditionellen Wirtschaftsfeldern zu entwickeln und das Land dadurch in eine größere Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen zu führen, während gleichzeitig durch den Einsatz der Biotechnologie eine nachhaltige Verbesserung der Lebensgrundlagen und der Lebensqualität erzielt werden kann.

Erforderlich ist eine Standortoffensive Biotechnologie Niedersachsen, die besondere Schwerpunkte in den Bereichen Forschung, Lehre und Wissenschaft, Gründung und Entwicklung biotechnologischer Unternehmen sowie Weiterentwicklung vorhandener Netzwerkstrukturen setzt.

Angesichts immer kürzer werdender Innovationszyklen zwischen Forschung und Anwendung bedarf die biotechnologische Forschung und Entwicklung in Niedersachsen besonderer Unterstützung. Forschung und Entwicklung bilden die Grundlage zukunftsorientierter wirtschaftlicher Entwicklungen sowie neuer biotechnologischer Anwendungen in Technik, Medizin, Landwirtschaft und Umwelt.

Niedersachsen bietet dafür gute Voraussetzungen mit anerkannten Forschungsinstitutionen und qualifizierten Wissenschaftlern. Deshalb kommt der Förderung von Forschung und Lehre, aber auch qualifizierter Fach- und Führungskräfte und Leistungsträger besondere Bedeutung zu.

Erst die praktische Umsetzung der Forschung in neue umwelt- und ressourcenschonende Verfahren, innovative Produkte mit bisher unbekannten Eigenschaften, Dienstleistungen, neue Medikamente und Heilverfahren bringen den tatsächlichen Nutzen der Biotechnologie zum Tragen. Hier muss Landespolitik gezielt einsetzen. So sind Ansiedlungen und Unternehmensgründungen durch eine gezielte Verbesserung der dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu fördern.

Anknüpfend an die vorhandenen Netzwerkstrukturen sind weitere Maßnahmen zur Weiterentwicklung erforderlich, die die vorhandenen Kräfte bündeln, optimieren und weiterentwickeln.

Verantwortliche Landespolitik ist gefordert, eine solche Standortoffensive Biotechnologie Niedersachsen als einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung unseres Bundeslandes anzugehen und umzusetzen.