Bewerbungen für Schulleitungsstellen rückläufig?

Nach mir vorliegenden Informationen gehen in Niedersachsen im Vergleich zu Bayern und Nordrhein-Westfalen die Bewerberzahlen für Schulleitungsstellen zurück.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie viele und welche Funktionsstellen sind von Schulverwaltungsblatt 1/98 bis Schulverwaltungsblatt 8/2000 ausgeschrieben worden, gegliedert nach Schulformen und dort nach Funktionen und Besoldungsgruppen?

2. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben sich jeweils beworben, in welchen Fällen haben diese ihre Bewerbung zurückgezogen?

3. Wie lange haben die Besetzungsverfahren jeweils gedauert bzw. wie lange dauern sie schon an?

4. Welche konkreten Schlussfolgerungen zieht die Landesregierung aus dem vorgelegten Datenmaterial? Will sie bestreiten, dass gegenüber den Vorjahren ein Bewerberrückgang zu verzeichnen ist und dass insbesondere für kleine Schulen im ländlichen Raum kaum Bewerberinnen und Bewerber zu finden sind? Worauf führt sie dies ggf. zurück?

5. Welche Bedeutung kommt der so genannten Bade-Dreierkommission auf Ebene des Kultusministeriums für die Schuldirektorenauswahl zu?

Um den Erfassungsaufwand zu reduzieren, wurden nach Absprache mit dem Fragesteller die Ausschreibungen der Schulleiterstellen in den Schulverwaltungsblättern von 1/1998 bis 8/2000 für die Bezirke Lüneburg und Weser-Ems ausgewertet. In beiden Bezirken zusammen befanden sich zum Schuljahr 1999/2000 insgesamt 2 008 öffentliche Schulen (= 54,52 % aller öffentlichen Schulen in Niedersachsen).

In dem genannten Zeitraum waren 369 freie Stellen zu besetzen. Hierfür lagen 568 Bewerbungen vor. 95 Bewerbungen wurden vorzeitig zurückgezogen.

Die Auswertung zeigt, dass die absolute Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in beiden Bezirken nicht zurückgegangen ist, sondern im Vergleich der Jahre 1998 (205) und 1999 (222) angestiegen ist (Tabellen 4 und 5). Uneinheitlich zeigt sich das Bild, wenn man die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in Beziehung setzt zu der Zahl der ausgeschriebenen Stellen (Tabelle 3). Während die durchschnittliche Stellen-Bewerber-Relation im Bezirk Lüneburg von 1998 bis 2000 deutlich abnahm, ist sie im Bezirk Weser-Ems im Jahr 1998 und 2000 fast identisch, liegt im Jahr 1999 aber gegenüber dem Vorjahr und dem darauf folgenden Jahr erheblich höher. Sieht man beide Bezirke zusammen, so ist von 1998 auf 1999 ein leichter Anstieg der Stellen-Bewerber-Relation festzustellen (von 1:1,59 auf 1:1,66), während der Wert für das nur bis August erfasste Jahr 2000 deutlich niedriger liegt (1:1,33).

Der Anteil der Bewerberinnen und Bewerber, die ihre Bewerbung zurückgezogen haben, liegt im Durchschnitt in beiden Bezirken zusammen bei 16,3 bis 17,1 % (Tabelle 6).

Bei der Berechnung der Dauer des Besetzungsverfahrens (Tabellen 7 und 8) ist zu berücksichtigen, dass diese vom Zeitpunkt der (ersten) Ausschreibung im Schulverwaltungsblatt bis zur konkreten Besetzung der Stelle berechnet wurde. Teilweise werden die Stellen über ein Jahr vor der Besetzbarkeit ausgeschrieben, sodass das Auswahlverfahren durchaus kürzer sein kann und nicht den ganzen Zeitraum bis zur konkreten Besetzung der Stelle in Anspruch nehmen muss. Die kürzesten Besetzungsverfahren dauerten drei Monate, das längste 28 Monate. Bei dem Jahr 2000 ist zu berücksichtigen, dass die Verfahren teilweise noch nicht abgeschlossen sind. Die durchschnittliche Dauer der Besetzungsverfahren betrug im Jahr 1998 = 12,9 Monate und im Jahr 1999 = 11,6 Monate (Tabelle 9).

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen wie folgt:

1. Siehe Tabellen 1 und 2 (Zahl der ausgeschriebenen Schulleiterstellen nach Schulformen und Besoldungsgruppen).

2. Siehe Tabellen 4 und 5 (Zahl der Bewerbungen und zurückgezogenen Bewerbungen).

3. Siehe Tabellen 7 und 8 (Dauer der Besetzungsverfahren).

4. Ein Rückgang der absoluten Bewerberzahlen ist nicht festzustellen. Bezogen auf die ausgeschriebenen Stellen ist das Bild - wie oben dargelegt - in den Bezirken uneinheitlich. Die Vermutung, im ganzen Land sei die Stellen-Bewerber-Relation zurückgegangen, ist nicht zutreffend.

Bezogen auf die kleinen, ländlichen Schulen (hier definiert als Grundschulen bis 80

Schüler mit einem Schulleitungsamt A 12 + Z) ist die absolute Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zwar zurückgegangen, die Stellen-Bewerber-Relation in den beiden Bezirken ist aber gestiegen (Tabelle 10). Wegen der geringen Zahl der Fälle kann es hier zu jährlichen Schwankungen kommen, sodass ein eindeutiger Trend nicht abzulesen ist. Andererseits liegt die Stellen-Bewerber-Relation bei diesen kleinen Schulen deutlich unter der durchschnittlichen Stellen-Bewerber-Relation aller Schulen.

Das vorliegende Datenmaterial bestärkt die Landesregierung darin, den von ihr eingeschlagenen Weg fortzusetzen, interessierte Lehrkräfte durch Orientierungs- und Qualifizierungskurse auf die Übernahme von Schulleiterfunktionen vorzubereiten.

5. Die Besetzung von Schulleiterstellen ist geregelt durch den Erlass des MK vom 4. Juni 1998 über die „Vorläufige Regelung der Besetzung der Stellen der Schulleiterinnen und Schulleiter" (SVBl. S. 171). Bei der Besetzung von Schulleiterstellen für Gymnasien, Berufsbildende Schulen und Gesamtschulen legt die Bezirksregierung dem Kultusministerium die Bewerbungsunterlagen aller Bewerberinnen und Bewer ber einschließlich der dienstlichen Beurteilungen und Personalakten vor. Eine Auswahlkommission erarbeitet einen Auswahlvorschlag. Dieser Auswahlkommission gehören an:

a) als vorsitzendes Mitglied die zuständige Referatsleiterin oder der zuständige Referatsleiter des Kultusministeriums,

b) die Leiterin oder der Leiter der Schulabteilung der Bezirksregierung oder eine von ihr oder ihm beauftragte Dezernentin bzw. ein von ihr oder ihm beauftragter Dezernent, die oder der für die zu besetzende Stelle zuständig ist,

c) eine Vertreterin oder ein Vertreter des Schulträgers.

Auf der Grundlage des vorgelegten Auswahlvorschlages entscheidet die Kultusministerin über die Besetzung der Stelle.