Die Zukunftschancen unserer Kinder sichern - Erziehung, Bildung und Betreuung im vorschulischen Bereich verbessern
Der Landtag begrüßt die von der Landesregierung verfolgten Ziele zur Ausweitung der Betreuungs- und Bildungsangebote sowie zur Verbesserung der Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungssituation in den Kindertagesstätten.
Der Landtag unterstützt die dafür vorgesehenen Maßnahmen und Strategien:
Die im Konzept „Kindergarten bildet" aufgeführten Vorhaben zur Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung von Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen wie z. B. zur Förderung der sprachlichen Entwicklung, zur gezielten Werbung für einen dreijährigen Kindergartenbesuch, zum Übergang Kindergarten-Schule oder zur Stärkung des Themas Bildung im Kindergarten als fachpolitisches Thema.
Die Veränderung der Rahmenrichtlinien für die entsprechenden Ausbildungsgänge durch das Kultusministerium, die eine stärkere Berücksichtigung der Sprachförderung in der Ausbildung von sozialpädagogischen Fachkräften vorsehen.
Die Aufforderung an die Kommunen, bei rückläufigen Kinderzahlen bestehende Plätze in Kindertageseinrichtungen zur Ausweitung des Betreuungsangebots für unter Dreij- bzw. über Sechsjährige zu nutzen.
Die Bereitstellung von jährlich 8 Mio. Euro für zusätzliche Fachkräfte, die an Kindertagesstätten mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund Sprachförderung betreiben sollen.
Der Landtag fordert die Landesregierung auf,
1. den in § 2 (Auftrag der Tageseinrichtungen) und § 3 (Arbeit in der Tageseinrichtung) KiTaG festgelegten Vorgaben zum Inhalt und zur Ausgestaltung des Erziehungs- und Bildungsauftrages der Tageseinrichtungen für Kinder auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu überprüfen und gegebenenfalls dem Landtag Änderungsvorschläge zu unterbreiten,
2. auf der Grundlage dieser Neufestlegung des Erziehungs- und Bildungsauftrages der Kindertageseinrichtungen Empfehlungen zur konkreten Umsetzung in der Praxis zu entwickeln einschließlich der Auswirkungen auf die Aus- und Fortbildung,
3. mit den Trägern von Kindertagesstätten in einen Dialog zu treten mit dem Ziel gemeinsame Schritte einzuleiten, um das Angebot der Kinderbetreuung zu verbessern und bedarfsgerecht zu verändern,
4. entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um das Angebot an Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten kontinuierlich zu erhöhen,
5. dafür Sorge zu tragen, dass Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder aus Aussiedlerfamilien und Kinder aus besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen in ihrer Sprach- und Sprechentwicklung in besonderer Weise gefördert werden,
6. Strategien und geeignete Formen zu entwickeln, um eine Verbesserung der Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule zu erzielen,
7. Maßnahmen zu ergreifen, um die Kompetenzen der Erzieherinnen und Erzieher kurzfristig zu erhöhen, insbesondere im Hinblick auf eine gezielte Beobachtung und Förderung der Sprachund Sprechentwicklung der Kinder,
8. für den Bereich der Kindertagesstätten ein Konzept zur Qualitätsüberprüfung und Qualitätssicherung zu erstellen.
Maßnahmen und Strategien zur Ausweitung der Betreuungs- und Bildungsangebote in den Kindertagesstätten - Stand der Umsetzung
Zum ersten Spiegelstrich:
Die in dem Konzept „Kindergarten bildet" aufgeführten zahlreichen Vorhaben konnten im Wesentlichen umgesetzt bzw. begonnen werden. Es handelt sich um 17 Einzelpunkte, die aus der Anlage ersichtlich sind.
Zum zweiten Spiegelstrich:
Als erstes Land in der Bundesrepublik Deutschland hat Niedersachsen Rahmenrichtlinien für die Erzieherausbildung fertig gestellt, die - in der Folge von PISA - auch eine konsequente Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in Kindertagesstätten einschließen. Die veränderten Rahmenrichtlinien sind zum 01.08.2002 in Kraft getreten. Darüber hinaus werden auch Materialien für diesen Bereich erarbeitet (siehe Anlage).
Zum dritten Spiegelstrich:
- In mehreren Gesprächen, Pressemitteilungen, Kontakten vor Ort sowie im Rahmen des Bündnisses für ein Leben mit Kindern sind die Kommunen motiviert worden, bei rückläufigen Kinderzahlen bestehende Plätze in Tageseinrichtungen zur Ausweitung des Betreuungsangebotes für unter Drei- bzw. über Sechsjährige zu nutzen.
- Daneben werden in einer Arbeitsgruppe modellhaft Möglichkeiten einer flexiblen Betreuung erarbeitet.
- Im Rahmen eines Diskursprojektes der Landesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen im Raum Oldenburg soll über Wege zur Ausweitung des Betreuungsangebotes beraten werden; weiterhin ist bestimmt, dass im Rahmen einer örtlichen Zusammenarbeit die Bedarfe und Unterstützungsmöglichkeiten der Region ermittelt werden.
Zum vierten Spiegelstrich: Jährlich sind 8 Mio. Euro für zusätzliche Fachkräfte zur Unterstützung der Sprachförderung in Kindertagesstätten vorgesehen. Erstmalig wurden anteilig 3,4 Mio. Euro für die Förderung ab dem 01.08.2003 im Nachtragshaushalt 2003 eingestellt. Aus diesen Mitteln werden auch die Fortbildungsangebote zur Sprachförderung für Erzieherinnen und Erzieher finanziert.
Verbesserung der Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungssituation in Kindertagesstätten - Stand der Umsetzung von Maßnahmen in acht vorgesehenen Teilbereichen
Zu 1 und 2: Die Landesregierung hat am 14.01.2003 eine Vorlage des seinerzeit zuständigen MFAS unter dem Titel „Erziehung, Bildung und Betreuung in niedersächsischen Kindertagesstätten unter besonderer Berücksichtigung der Neubestimmung der frühkindlichen Bildung" zur Kenntnis genommen und das Ministerium gebeten, mit den Spitzenverbänden der freien und öffentlichen Träger der
Tageseinrichtungen für Kinder in Gespräche über einen verbindlichen Bildungsplan für Kindergärten einzutreten. Ziel ist, hierzu eine Vereinbarung mit den Trägern abzuschließen.
Grundlage für diese Gespräche sollen die dem Kabinett vorgelegten Eckpunkte für einen Bildungsplan sein. Des Weiteren sind in dieser Kabinettsvorlage Unterstützungsmaßnahmen zur Umsetzung des Bildungsplans konzipiert. Am Ende dieses Prozesses stehen Vorschläge zur Überarbeitung der Vorgaben in §§ 2 und 3 des Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder (KiTaG) (Auftrag der Tageseinrichtungen, Arbeit in der Tageseinrichtung).
Zu 3: Gleichermaßen sind in der vorgenannten Kabinettsvorlage die Ziele für ein Bildungs- und Betreuungsforum zur Diskussion struktureller Fragen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Bildungsauftrages bezeichnet. Dabei werden alle Möglichkeiten zur bedarfsgerechten Verbesserung des Betreuungsangebotes zu erörtern sein.
Zu 4: Im Rahmen der jährlichen Personalplatzzahlmeldungen wird sich das Landesjugendamt einen Überblick über die zurzeit bestehenden Ganztagsangebote verschaffen, diese statistisch auswerten und ggf. über ein Modell zur flexiblen Betreuung die Möglichkeiten einer Ganztagsbetreuung intensivieren.
Zu 5: Die Umsetzung des Konzeptes zur Sprachförderung, wie in der Kabinettsvorlage vom 11.06. vorgesehen, hat begonnen. Unterstützt wird von der Landesregierung mit verschiedenen Maßnahmen nicht allein die Sprachförderung ein halbes Jahr vor Eintritt in die Schule, sondern bereits ab drei Jahren in den Kindertagesstätten. Dabei werden bereits in vielen Tageseinrichtungen aus eigener Initiative und unterstützt vom Träger verschiedene Formen der Sprachförderung erprobt. Eine Intensivierung der Fortbildungsoffensive wird erwogen, ebenso werden regionale Vernetzungsangebote in nächster Zeit weiterentwickelt (siehe Anlage).
Zu 6: Zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule werden verschiedene Überlegungen angestellt. Zurzeit findet eine intensive Zusammenarbeit bei der fachlichen Erprobung und Organisation der Sprachkurse „Fit in Deutsch" vor der Einschulung an den 20 Pilotstandorten statt. Zwischen Trägern von Tageseinrichtungen und Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung wird in einer Steuerungsgruppe bzw. in einem Informationskreis eine Verbesserung der Zusammenarbeit weiterentwickelt. Darüber hinaus werden Beispiele guter Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule - genannt seien hier exemplarisch die Gemeinden Großefehn und Wiesmoor - ausgewertet, um über allgemeine Vorgaben hinaus zu konkreten Verabredungen zu kommen.
Zu 7: Im Rahmen der Fortbildungsoffensive Sprachförderung (siehe Anlage) organisiert das Landesjugendamt im Frühjahr 2003 zwei Multiplikatorenkurse mit drei mal drei Fortbildungstagen für Fachberaterinnen und Fachberater sowie Leiterinnen und Leiter von Kindertageseinrichtungen.
Hier werden vor allem die Grundlagen der Sprachentwicklung und der Sprachförderung einschließlich verschiedener Verfahren gezielter Beobachtung vermittelt.
Zu 8: In der Fachdiskussion sind zurzeit eine Reihe verschiedener Verfahren zur Qualitätsentwicklung und -sicherung. Aus diesem Grunde wurden an dem Modellvorhaben der Bundesregierung „Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder" Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher konzeptioneller Ausrichtung beteiligt, um die notwendige Pluralität zu gewährleisten.
In Niedersachsen nahmen die Städte Osnabrück und Wolfsburg an der Qualitätsinitiative teil. Vonseiten des Bundes ist daran gedacht, die Ergebnisse der Erprobung den Ländern zur Verfügung zu stellen, damit sie die geeigneten Verfahren nutzen können.