Gastronomie

Der Landtag stellt fest, dass die großen Erfolge der deutschen Reiter bei den Olympischen Spielen einmal mehr deutlich gemacht haben, dass Deutschland und besonders Niedersachsen ein großes Potenzial im Reitsport hat. Dies ist nur möglich, weil in Niedersachsen eine breite Basis für Zucht und Pferdesport vorhanden ist.

Das wirtschaftliche Potenzial von Pferdesport und Reittourismus ist beachtlich und sollte zielgerichtet genutzt und weiterentwickelt werden. Da die wirtschaftlichen Effekte zum großen Teil im ländlichen, häufig strukturarmen Raum wirksam werden, sind Pferdesport und Reittourismus insbesondere als Sicherung bzw. Erweiterung der Erwerbsmöglichkeiten für die Bevölkerung und als Beitrag zur eigenständigen Regionalentwicklung von Bedeutung.

Der Landtag würdigt in besonderer Weise das im Mai 2002 herausgebrachte und von der damaligen SPD-Landesregierung in Auftrag gegebene Strategiepapier für die zukünftige Entwicklung des „Reiterlandes Niedersachsen". Es enthält eine Reihe von Vorschlägen, durch deren Umsetzung die Landesregierung die Weiterentwicklung des „Pferdelandes Niedersachsen" konkret voranbringen kann. Bisher sind diese Vorschläge nach Auffassung des Landtages jedoch sehr unzureichend seitens der Landesregierung aufgegriffen worden.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

1. die personellen und materiellen Voraussetzungen einer Koordinationsstelle (Kompetenzzentrum) für das „Projekt Pferdeland" zu schaffen, damit die vorhandenen Organisationsstrukturen genutzt, verknüpft und ggf. ausgebaut werden können,

2. durch die Erarbeitung eines Leitfadens die Grundlagen für die Entwicklung und landeseinheitliche Kennzeichnung regionaler und überregionaler Reitwegenetze und abgestimmter Wegekonzepte zu schaffen; das Instrument der Raumordnung ist zu nutzen, um die Fernreitwege und überregional bedeutsamen Rundreitwege weiter zu entwickeln,

3. die rechtlichen Grundlagen (Gesetze und Verordnungen) hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf eine touristische Weiterentwicklung des Marktsegmentes „Pferdeland Niedersachsen" zu überprüfen,

4. vorhandene Förderinstrumente (z. B. Proland) zu nutzen, um Entwicklung und Qualitätsverbesserungen von reittouristischen Angeboten sicher zu stellen,

5. das „Deutsche Pferdemuseum" (Verden) mit der großen historischen Fachbibliothek als zentrale und kulturgeschichtliche Institution zum Thema „Pferd" in ein Gesamtkonzept einzubinden,

6. das Strategiepapier für die zukünftige Entwicklung des „Reiterlandes Niedersachsen" der SPD-Landesregierung von Mai 2002 als Grundlage für eine Marketingstrategie für das „Pferdeland Niedersachsen" zu nutzen und weiter zu entwickeln.

Die Weiterentwicklung des „Pferdelandes Niedersachsen" ist aufgrund der hervorragenden Chancen, die der Pferdesport und der Reittourismus bieten, ein erfolgversprechendes Projekt mit bedeutenden ökonomischen Potenzialen für Niedersachsen. Die vorhandene Angebotsvielfalt und -leistungsfähigkeit ist einerseits erfreulich, weil sie gewährleistet, dass alle Regionen und alle

Sparten einbezogen werden können, andererseits macht gerade diese Vielfalt es notwendig, mithilfe eines landesweiten Konzeptes und Daches die vorhandenen Kräfte zu bündeln und bestehende Lücken zu schließen.

Es ist Aufgabe der Landesregierung, die Vielzahl von Akteuren und Aktivitäten zusammenzuführen.

Sie soll Koordinator, Initiator und Moderator sein, um damit die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die für eine erfolgreiche Weiterentwicklung touristischer Angebote und die Nutzung ökonomischer Potenziale für Niedersachsen unverzichtbar sind.

Diese Einsicht ist nicht neu, denn bereits im Jahr 2002 hat die BTE-Tourismusmanagement Regionalentwicklung im Auftrag der SPD-Landesregierung ein Strategiepapier für die zukünftige Entwicklung des „Reiterlandes Niedersachsen" vorgelegt. Das „Pferd" muss also von der CDU/FDP Landesregierung nicht neu erfunden werden, sondern sie kann bestehende, in der Reiterwelt gelobte Konzepte übernehmen und weiter entwickeln.

Bereits heute haben die zahlreichen „Pferde-Highlights"- Angebote und Veranstaltungen rund ums Pferd-eine besondere Bedeutung in Niedersachsen. Dazu zählen u. a. die beliebten Hengstparaden, Pferdeauktionen und -messen, Weltklasseturniere in vielen Regionen Niedersachsens, das Pferdemuseum in Verden mit Ausstellungen rund ums Pferd und vor allen Dingen die Pferdezucht.

Der überaus reiche Fundus des Deutschen Pferdemuseums bietet neben interessanten Ausstellungen auch dem interessierten Fachpublikum für Forschungszwecke wie Dissertationen oder Diplomarbeiten, aber auch Rundfunk- und Fernsehsendern eine zentrale Anlaufstelle.

Die Einkommenszweige rund ums Pferd sind vielfältig und reichen von Produktion und Handel (Futtermittel, Stall- und Anlagenbau) bis zu einer Vielzahl an Dienstleistungen (touristische Betriebe, Pensionsställe, Hufschmiede, Tierärzte usw.).

Der Gesamtumsatz in Niedersachsen wird auf ca. 900 Mio. Euro geschätzt, die Anzahl der Arbeitsplätze auf 30 000 bis 40 000 (Markanalyse 2001). Pferdesport/Reittourismus gehört zu den größten Freizeitmärkten in Deutschland und ist ein Wachstumsmarkt mit Zukunft.

Neben der Schaffung einer Koordinierungsstelle zur Bündelung der Kräfte ist die Verbesserung bzw. die Schaffung von reitspezifischer Infrastruktur und Angeboten zu gewährleisten. Das geht nur in Verbindung mit den Kommunen, die aber auf landeseinheitliche Grundlagen und finanzielle Unterstützung (Förderprogramme) angewiesen sind. Reitwege dürfen an Gemeinde- oder Landkreisgrenzen nicht aufhören, von daher obliegt es der Landesplanung, ein überregionales Reitwegenetz zu konzipieren.

Niedersachsen hebt sich bisher, im Vergleich zu anderen Bundesländern mit einem restriktiven Reitrecht, durch reiterfreundliche Regelungen hervor. Die Reiterfreundlichkeit des Landes wird aber zukünftig von der Handhabung der rechtlichen Möglichkeiten durch die Gemeinden und Landkreise (Bestimmung von Freizeitwegen, Verordnung einer Kennzeichnungspflicht, Reitverbote) abhängen.

Die gegenwärtige Diskussion um „Mautgebühren" zur Benutzung der Wälder sowie Anzeichen einer in Arbeit befindlichen Gebührenordnung für die Benutzung der Wälder zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die zukünftige Anstalt öffentlichen Rechts der Forstverwaltung lassen die Befürchtungen aufkommen, dass auch der Reittourismus negativ betroffen sein wird.

Grundlage für die Akzeptanz touristischer Angebote ist eine reiterfreundliche Gastronomie mit Übernachtungsmöglichkeiten (Wanderreiter). Dazu sollten Mindestanforderungen entwickelt werden (Anbindemöglichkeiten, Unterstellplätze, Wasserversorgung). Gerade im ländlichen Raum können die Betriebe mit einfachen Mitteln ein reiterfreundliches Angebot schaffen.

Ziel muss es sein, auch für den Reittourismus maßgeschneiderte Angebotspakete und Pauschalangebote zu entwickeln.