Verkehrszahlen des Wesertunnels

Seit dem 21. Januar 2004 rollt der Verkehr durch den Wesertunnel zwischen Kleinensiel (Landkreis Wesermarsch) und Dedesdorf (Landkreis Cuxhaven). Die Schaffung einer ersten festen Weserquerung an der Unterweser wird dazu führen, dass beide Regionen weiter zusammenwachsen werden.

Die mit der Eröffnung des Wesertunnels einhergehende Einstellung der Fährverbindung Kleinensiel - Dedesdorf und die Einschränkung des Fährverkehrs Brake - Sandstedt haben auch Auswirkungen auf die Nutzer des so genannten Umweltverbundes, Radfahrer und Fußgänger. Die Fähre Kleinensiel - Dedesdorf war zudem ein wichtiger Aspekt der touristischen Nutzung der Region, der durch einen Wegfall der Fährverbindung Brake - Sandstedt weiter an Attraktivität verlieren würde.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie haben sich die Verkehrszahlen seit Öffnung des Tunnels entwickelt? Und inwieweit steht die Entwicklung in Übereinstimmung mit den prognostizierten Verkehrsmengen?

2. Wie hoch ist der Anteil der Lkw-Verkehre?

3. Wie verteilen sich die Verkehre auf das weitere Straßennetz westlich und östlich der Weser (Bundes- und Landesstraßen)?

4. Wie stark werden in diesem Zusammenhang die L 143 (zwischen A 27 Stotel und B 71 Bexhövede) und die dazugehörigen Ortsdurchfahrten, wie die L 862 (zwischen B 437 und A 29) und die dazugehörigen Ortsdurchfahrten, belastet?

5. Im Kreuzungsbereich der B 212/B 211 (Brake) kommt es aufgrund der stark gestiegenen Verkehre zu erheblichen Beeinträchtigungen im Verkehrsfluss. Wie will die Landesregierung diesen begegnen?

6. Welche Bedeutung hat nach Auffassung der Landesregierung eine Fährverbindung zwischen Brake - Sandstedt und Brake - Harriersand?

7. Wie kann der Wesertunnel im Rahmen eines zusammenwachsenden ÖPNV zwischen dem Landkreis Cuxhaven und dem Landkreis Wesermarsch stärker integriert werden?

Die Verkehrsbelastungen der Autobahnen und Bundesstraßen werden alle fünf Jahre bundesweit im Auftrag des Bundes ermittelt und ausgewertet. Die nächste Straßenverkehrszählung findet von Mai bis September dieses Jahres statt. Mit den Auswertungsergebnissen ist Anfang 2006 zu rechnen. Vor diesem Hintergrund sind im Umfeld des Wesertunnels bisher keine umfangreichen Verkehrszählungen durchgeführt worden. Die Verkehrsbewegungen im Wesertunnel selbst werden mit einer automatischen Dauerzählstelle ermittelt. Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die neuen Verkehrsbeziehungen in diesem Bereich erst über einen längeren Zeitraum entwickeln werden.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1: Der Wesertunnel wird zurzeit von 10 000 und 12 000 Kraftfahrzeugen pro Tag durchfahren. In der für das Planfeststellungsverfahren durchgeführten Verkehrsuntersuchung wurde für das Jahr 2010 eine Verkehrsbelastung von 20 800 Kfz/24 h prognostiziert.

Zu 2: Der Anteil des Lkw-Verkehrs liegt bei durchschnittlich ca. 15 %.

Im Planfeststellungsverfahren für die Weserquerung wurde (für lärmtechnische Berechnungen) angenommen, dass der Anteil des Lkw-Verkehrs 20 % des Gesamtverkehrs beträgt.

Zu 3: Eine konkrete Aussage über Verkehrsbelastungen auf den Bundesstraßen westlich und östlich der Weser kann erst nach Auswertung der Verkehrszählung Anfang 2006 erfolgen. Für die Landesstraßen im Einflussbereich des Wesertunnels ist im Sommer dieses Jahres eine ergänzende Zählung geplant.

In der für das Planfeststellungsverfahren durchgeführten Verkehrsuntersuchung wird davon ausgegangen, dass östlich der Weser die querenden Verkehre insbesondere von der A 27 und in einem geringen Umfang von der L 143/B 71 bzw. der K 50 aufgenommen werden. Auf der Weserwestseite verteilt danach die B 212 den Verkehr des Wesertunnels in Nord-Süd-Richtung. Von dort verteilt sich der Verkehr insbesondere über die B 437 (ca. 40 %) und die B 211 in westlicher südwestlicher Richtung.

Zu 4: Auch zur Beantwortung dieser Frage kann zurzeit lediglich auf die Prognose im Rahmen der Planfeststellung verwiesen werden. Danach wird die L 143 mit rund 5 400 bzw. 6 300 Kfz/24h belastet.

Davon werden rund 1 500 Kfz/24h den Wesertunnel nutzen. Die L 862 wird danach im Jahr 2010 mit rund 2 100 Kfz/24h zusätzlichen Durchgangsverkehrs belastet werden.

Genaueren Aufschluss über die Verkehrsbelastung der Landesstraßen wird die o. g. Zählung geben.

Zu 5: Zur Verbesserung des Verkehrsflusses an dem Knotenpunkt werden zurzeit unterschiedliche, insbesondere signaltechnische Möglichkeiten überprüft, um den Rückstau der Linkseinbieger in die B 212 zu reduzieren. Zusätzlich ist auf die derzeit betriebene Planung der Verlegung der B 211 zwischen Brake (Einmündung Weserstraße) und Mittelort hinzuweisen, nach deren Verwirklichung es keinerlei Abwicklungsschwierigkeiten an dem genannten Knotenpunkt mehr geben wird.

Zu 6: Die Fähre Brake - Sandstedt hatte vor Eröffnung des Wesertunnels eine herausragende Bedeutung für die Beförderung des gesamten Autoverkehrs, wie auch für Motor- und Fahrräder. Auch heute, nach Eröffnung des Tunnels, transportiert die Fähre nach wie vor PKW und LKW, wenn auch in sehr stark verringertem Umfang. Kleinmotorräder und Fahrräder sind dagegen auch künftig auf diese Fähre angewiesen, da sie den Wesertunnel nicht befahren dürfen. Die Hauptnutzung dieser Fähre liegt in den Monaten April bis September; insofern ist diese Fährverbindung für Pendler und Touristen ein wichtiger Verkehrsweg. Nach Mitteilung der Stadt Brake wird die Verkehrsverbindung ab 01.07.05 von einer privaten Gesellschaft aufrechterhalten.

Die Fährverbindung Brake - Harriersand spricht eine andere Klientel an. Die Weserinsel Harriersand gehörte früher zu Brake, heute zu Schwanewede und dient der Naherholung. Auf der Insel sind ca. 100 Wochenendhäuser, ein Campingplatz, ein Sandstrand und eine Strandhalle mit Restauration. Daneben hat sich in diesem Gebiet der Radtourismus stark entwickelt, da der Weser

Radweg von Bremen aus die Möglichkeit eröffnet von der westlichen Weserseite mit der Fähre Brake-Harriesand auf die Insel überzusetzen und den Weg auf der Insel und über die Brücke Harriersand-Rade in Richtung Cuxhaven fortzusetzen bzw. für einen Tagesausflug eine kleinen Rundparcours links und rechts der Weser durchzuführen. Nach Auskunft der Betreiber sowie der Eigentümer der Fähre hat sich die Inbetriebnahme des Wesertunnels nicht negativ auf die Fährverbindung ausgewirkt.

Zu 7: Träger des straßengebundenen ÖPNV sind die Landkreise. Da diese Aufgaben zum eigenen Wirkungskreis gehören, liegt die Entscheidung allein bei den betroffenen kommunalen Aufgabenträgern.