Lehrerversorgung im Fach Latein

In einer gemeinsamen Anfrage vom 25.02.2005 habe ich mit dem Abgeordneten Wolfgang Jüttner (SPD) nach der Möglichkeit gefragt, personelle Engpässe im Fach Latein insbesondere in der gymnasialen Außenstelle des St. Viti Gymnasiums in Sittensen mindestens für eine Übergangszeit durch Honorarkräfte zu beseitigen. Die Antwort der Landesregierung vom 09.04.2005 ist für die Beteiligten insgesamt unbefriedigend.

In der Zwischenzeit sind die zu besetzenden Stellen für das Schuljahr 2005/2006 zum 22.08. im Internet einsehbar. Hiernach ergibt sich folgendes Bild:

Für die Schulen des Landes Niedersachsen sind insgesamt 49 Stellen für Lateinlehrer ausgeschrieben. Grundsätzlich werden die Einstellungschancen für Lateinlehrer als gut eingestuft.

Dies vorausgeschickt, frage ich die Landesregierung:

1. Wie viele Referendare mit dem Fach Latein werden zum Ende des Jahres 2005 in Niedersachsen ihre Prüfung ablegen, sodass sie als Lehrer eingestellt werden können, wenn sie sich denn bewerben?

2. Erwartet die Landesregierung nennenswerte Bewerbungen aus anderen Bundesländern, und welche Erfahrungswerte gibt es hierzu?

3. Wie viele Referendare mit dem Fach Latein sind gegenwärtig in Niedersachsen in der Ausbildung?

4. Wie viele Referendare werden in etwa, auf Grundlage der Zahl der Studierenden für das Fach Latein, in den nächsten zwei Jahren eingestellt werden können?

5. Wie viele Lateinlehrer werden in den nächsten drei Jahren altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden?

6. Welche weiteren Maßnahmen will die Landesregierung ergreifen, um bei einer größer werdenden Lücke zwischen Lehrerbedarf und Lehrerangebot die Unterrichtsversorgung im Fach Latein sicherzustellen?

7. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass das Fach Latein aufgrund fehlender Lehrer sukzessive aus dem Fächerkanon vieler Gymnasien gestrichen werden muss?

Die Unterrichtsversorgung im Fach Latein wird in den nächsten Jahren schwierig sein, da es gemessen am Bedarf zu wenig ausgebildete Lateinlehrer gibt. Die Landesregierung informiert Studienanfänger regelmäßig über die Prognosen zum Einstellungsbedarf, die Wahl des Studienfaches liegt jedoch in der freien Entscheidung der Studenten. Gegenwärtig können die Absolventen der Lehrerausbildung eingestellt werden, die Mitte der 90er Jahre ein Lehramtsstudium aufgenommen haben. Damals hatten zu wenige Studienanfänger das Fach Latein gewählt.

Die Landesregierung kann Schulen entsprechend dem Bedarf Lehrerstellen, nicht jedoch Lehrkräfte zuweisen. Die Besetzung der Lehrerstellen hängt davon ab, ob dem fächerspezifischen Bedarf entsprechend ausgebildete Lehrkräfte sich bewerben und auch bereit sind, die Stelle anzunehmen.

Der Bestand an Lehrkräften mit dem Fach Latein hat sich in den letzten beiden Jahren auch aufgrund der zusätzlichen Lehrerstellen deutlich erhöht. Im Vergleich zu 2002 unterrichten im laufenden Schuljahr 2004/05 insgesamt 71 Lehrkräfte mehr Latein; das ist eine Zunahme von 7,2%.

Ausgeschrieben wurden zum Schuljahresbeginn 2005/06 insgesamt 55 Stellen für das Fach Latein.

Dazu kamen vier nachträgliche Einstellungsmöglichkeiten. Bisher konnten 44 Lehrkräfte für eine Einstellung vorgesehen werden. Für vier Stellen wurden bereits entsprechend dem Bedarf der Schule andere Fächer festgelegt (Umwidmung). Somit verbleiben noch 11 Stellen mit Latein, für die Bewerber gesucht werden.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung im Einzelnen wie folgt:

Zu 1: Zum 30.04. und 31.10.2005 werden voraussichtlich insgesamt 25 Lehrkräfte mit dem Fach Latein den Vorbereitungsdienst in Niedersachsen absolvieren. Beworben haben sich 23 der neuen Absolventen. Zwei voraussichtliche Absolventen vom Oktober, die ja auch erst noch die zweite Staatsprüfung ablegen müssen, haben sich noch nicht beworben.

Eingestellt werden alle 23 neuen Absolventen, die sich beworben haben. Dazu kommen 4 Bewerber aus Niedersachsen, die bereits früher die Ausbildung beendet haben.

Ohne Einstellung bzw. Beschäftigung im Schuldienst bleiben drei Bewerber aus Niedersachsen, die bereits vor mehr als 10 Jahren die Ausbildung absolviert haben und für den Schuldienst nicht geeignet sind.

Weiterhin wird als Quereinsteiger eine Lehrkraft eingestellt, die nur die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien absolviert, aber eine Erweiterungsprüfung für das Fach Latein abgelegt hat.

Zu 2: Zum Schuljahresbeginn 2005/06 haben sich 34 Lehrkräfte mit dem Fach Latein aus anderen Ländern beworben. Von diesen haben sich 16 Lehrkräfte bereit erklärt, eine Stelle in Niedersachsen anzunehmen. Die übrigen Bewerber konnten nicht übernommen werden, weil sie doch in ihrem Heimatland bleiben wollten, Gymnasien in ländlichen Regionen ablehnten oder aufgrund der Noten für den Schuldienst nicht geeignet sind.

Zu 3: Nach der Statistik vom 01.06.2005 gibt es 73 Referendare mit dem Fach Latein in der Ausbildung an den niedersächsischen Seminaren.

Zu 4: In den nächsten zwei Jahren können aufgrund der Zahl der Studierenden an den Niedersächsischen Hochschulen ca. 40 Studienabsolventen in den Vorbereitungsdienst eingestellt werden. Dazu kommen Bewerbungen aus anderen Ländern.

In den folgenden Jahren wird die Zahl der Studienabsolventen mit dem Fach Latein deutlich ansteigen.

Zu 5: Aufgrund des Alters werden in den nächsten drei Jahren jährlich ca. 35 Lehrkräfte mit dem Fach Latein aus dem Schuldienst ausscheiden.

Zu 6: In der Regelung zur Unterrichtsversorgung heißt es, dass Lehrkräfte mit Mangelfächern vorrangig in diesen Fächern unterrichten sollen.

Im Übrigen wird weiterhin versucht, möglichst viele Bewerber aus anderen Ländern und auch qualifizierte Quereinsteiger für den Schuldienst in Niedersachsen zu gewinnen.

Zu 7: nein.