Wird der falsche Radweg gebaut?

Am 22. Dezember 2005 gab die FDP-Landtagsabgeordnete Ulrike Kuhlo bekannt, dass der „dringend benötigte Radweg" entlang der L 215 zwischen den Winsener Ortsteilen Luhdorf und Pattensen „nun endlich gebaut" werde.

Das Leserbriefecho im Winsener Anzeiger auf diese Nachricht hin zeigte indes, dass ein anderer Radweg als viel dringender angesehen wird: Zwischen Garstedt/Wulfsen und Luhdorf entlang der vielbefahrenen Strecke der Landesstraßen 234 und 212 besteht eine Radweglücke, zu der es auch keine Ausweichstrecke gibt. Nach Aussagen einiger Leserbriefschreiber ist das Befahren der Landesstraßen per Fahrrad in dieser Lücke „lebensgefährlich". Unabhängig davon, dass der Radweg entlang der L 215 planfestgestellt ist und von der Stadt Winsen bezuschusst wird, stellen sich für die Bürger der Gemeinden Garstedt und Wulfsen sowie Luhdorf folgende Fragen, die ich der Landesregierung zur Beantwortung aufgebe:

1. Teilt sie die Ansicht vieler Bürger, dass das Befahren der Landesstraße per Fahrrad zwischen Garstedt/Wulfsen und Luhdorf gefährlich ist?

2. Welchen Planungs- und Sachstand hat ein zu bauender Radweg zwischen Garstedt/Wulfsen und Luhdorf entlang der L 212/234 erreicht?

3. Wann soll der obige Radweg nach derzeitiger Prioritätenliste gebaut werden?

4. Könnte die Verwirklichung des Radweges beschleunigt werden, wenn sich die beteiligten Gemeinden ähnlich wie die Stadt Winsen finanziell an der Umsetzung beteiligen?

5. Bis wann könnte der fragliche Radweg schnellstens verwirklicht werden?

Die Landesstraße 215 ist Eckverbindung und Zubringer zur A 7 (AS Thieshope) und A 250 (AS Winsen) in/aus dem Raum Winsen. Sie wird aufgrund der gestreckten Linienführung sehr schnell befahren.

Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des landesweiten Radwegekonzepts wurde gemeinsam mit dem LK Harburg, der Samtgemeinde Hanstedt, der Stadt Winsen, der Samtgemeinde Elbmarsch, der Gemeinde Seevetal und der Polizeiinspektion Harburg die Dringlichkeit der noch im LK Harburg zu bauenden Radwege abgestimmt.

Im Ergebnis wurde der Radweg an der L 215 zwischen Pattensen und der Einmündung der L 215 in die L 234 südwestlich Luhdorf als priorisierter Bedarf, der Bau eines Radweges an der L 234 südlich der Einmündung der L 215 in Richtung Wulfsen als weiterer Bedarf eingestuft. Zwischen der Einmündung der L 215 in die L 234 und Luhdorf ist im Zuge der L 234 bereits ein Radweg vorhanden. Der an der L 215 geplante Radweg schließt daran an.

Seit 2005 bestehen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Baubeginn. Mit dem Bau dieses Gemeinschaftsradweges soll in diesem Jahr begonnen werden.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu 1: Es gibt keine Hinweise auf eine besondere Gefährlichkeit der L 234 für den Radverkehr. Ein besonderes Unfallgeschehen ist erfreulicher Weise nicht zu verzeichnen.

Unabhängig davon besteht auf jeder Außerortsstraße ohne Radweg ein Konflikt- und Gefahrenpotenzial für den Radverkehr. Dies ist jedoch immer zu differenzieren und einzuordnen.

Zu 2: In dem stark befahrenen Teilstück der L 234 (Addition der Verkehre L 215 + L 234) zwischen Luhdorf und der L 215 ist ein Radweg vorhanden.

Mit der Planung wurde aufgrund der nachrangigen Dringlichkeitseinstufung noch nicht begonnen.

Zu 3: Mit dem Bau ist aus heutiger Sicht voraussichtlich nicht vor 2009 zu rechnen.

Zu 4: Die Beteiligung der Gemeinde verbessert die Realisierungschancen, ist jedoch kein Garant für einen baldigen Baubeginn.

Zu 5: Maßgebend für den Zeitpunkt des Baubeginns ist die Dringlichkeit und die Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln.

Die Umsetzung des Radwegekonzepts geschieht von „oben" nach „unten".

Der Radweg im Zuge der L 234 ist als weiterer Bedarf eingestuft. Insofern stellt sich die Frage nach dem schnellstmöglichen Baubeginn derzeit nicht, da zunächst einmal die als vordringlich eingestuften Radwege „abzuarbeiten" sind.

Sollten sich die zur Beurteilung herangezogenen Randbedingungen seither verändert haben, die eine Neubeurteilung zweckmäßig erscheinen lassen, wäre dies im Vergleich mit allen anderen noch geplanten/gewünschten Radwegen im Landkreis neu zu erörtern und gegebenenfalls eine neue Prioritätenreihung vorzunehmen.

Es ist beabsichtigt, im Sommer dieses Jahres die Dringlichkeit der noch geplanten oder auch neu gewünschten Radwege auf ihre Aktualität zu überprüfen. Dabei wird dann auch der Radweg an der L 234 neu zu beurteilen sein.