Radioaktive Abfälle

Die Aussage von Umweltminister Sander im FAZ-Interview vom 9. Februar 2006, dass die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aus z. B. Forschungsinstituten zurzeit ein noch größeres Problem darstellten als die hochradioaktiven Abfälle aus den Kernkraftwerken und deshalb so schnell wie möglich in ein sicheres Endlager gebracht werden müssen, stellt diesen Sachverhalt zusammengefasst und in der in einem Zeitungsinterview gebotenen Kürze sach- und problemgerecht dar.

Zu 4: Zu a: Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz betrug der Bestand konditionierter radioaktiver Abfälle am 31.12.2001 71261 m. Rechnet man 4675 m

Zwischenprodukte mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung und 42 905 m unbehandelte Reststoffe (verwertbare Reststoffe und Rohabfälle) hinzu, ergibt sich ein Bestand radioaktiver Reststoffe zum 31.12.2001 von 118 841 m. Der Bestand an Wärme entwickelnden radioaktiven Abfällen lag zum 31.12.2001 bei 1 559 m.

Nach der letzten Erhebung des Bundesamts für Strahlenschutz mit Stand vom 31.12.2004 hat sich der Bestand konditionierter radioaktiver Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung auf insgesamt ca. 83 000 m erhöht.

Nach Mitteilungen der Abfallverursacher gegenüber dem Bundesamt für Strahlenschutz sind bis zum Jahr 2080 ca. 280 800 m zu erwarten. Weiterhin wird grob geschätzt, dass aus den elf Landessammelstellen zusätzlich ca. 10 700 m radioaktive Abfälle anfallen werden.

Gemäß dem Planfeststellungsbeschluss Konrad ist das Endlager ausschließlich für den nationalen Bedarf eines endlagerbaren Abfallgebindevolumen in Höhe von maximal 303 000 m festgestellt und damit zugelassen worden.

Zu b:

Die Aufteilung des Bestandes von 71 261 m konditionierten radioaktiven Abfällen mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung zeigt lt. Bundesamt für Strahlenschutz mit Stand 31.12.2001 folgende Anteile für die zu Gruppen zusammengefassten Abfallverursacher:

­ 49 % Forschung (Grundlagenforschung und angewandte Forschung),

­ 19 % Kernkraftwerke (Betrieb von Kernkraftwerken),

­ 17 % Wiederaufarbeitung,

­ 6 % stillgelegte Kernkraftwerke (Stilllegung und Abbau/Rückbau von Kernkraftwerken, von Forschungs-, Demonstrations- und Unterrichtsreaktoren sowie von weiteren kerntechnischen Einrichtungen),

­ 5 % kerntechnische Industrie (Urananreicherung sowie Herstellung von Brennelementen),

­ 3 % Landessammelstellen (Radioisotopenanwendung in sonstigen Forschungseinrichtungen, Universitäten, Gewerbe- und Industriebetrieben, Krankenhäuser oder Arztpraxen),

­ 1 % Sonstige (militärischer Bereich).

Zu c: Hierzu liegen der Landesregierung keine Informationen vor.

Zu d: Die im Endlager Schacht Konrad maximal einlagerbaren Aktivitäten am Ende der Betriebsphase betragen gemäß dem Planfeststellungsbeschluss vom 22.05.2002 antragsgemäß 2,0 E + 15 Bq Pu-239 und 2,0 E + 17 Bq Pu-241. Plutoniumhaltige Abfälle stammen im Wesentlichen aus Forschungseinrichtungen und Labors, der Fertigung von Mischoxid-Brennelementen, Wiederaufarbeitungsanlagen und der staatlichen Verwahrung.

Zu 5: Für die Zwischenlagerung konditionierter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle aus Kernkraftwerken stehen in Niedersachsen die externe Lagerhalle Unterweser und das Abfalllager Gorleben zur Verfügung. Die Zwischenlagerkapazität der externen Lagerhalle Unterweser beträgt 2 700 m. Aus der vorhandenen Zwischenlagerkapazität und dem Bestand an konditionierten radioaktiven Abfällen ergibt sich ein Auslastungsgrad von ca. 47 % (Stand: 31.12.2005). Das Abfalllager Gorleben verfügt über eine Zwischenlagerkapazität von 7 835 m und ist zu ca. 56 % ausgelastet (Stand: 16.05.2006).

Für die Zwischenlagerung schwach- und mittel radioaktiver Abfälle aus Medizin, Forschung und Technik steht das Lager Leese als ein Außenlager der Firma QSA Global GmbH (ehemals AEA Technology QSA GmbH) zur Verfügung, in dem zurzeit auch konditionierte radioaktive Abfälle, die der ehemaligen Landessammelstelle Steyerberg zuzurechnen sind, lagern. Darüber hinaus wird das Lager Leese auch für die Lagerung von Abklingabfällen und Abfällen zur Weiterbehandlung verwendet. Die Zwischenlagerkapazität des Lagers Leese beträgt 2 416 m. Der Auslastungsgrad liegt, bezogen auf konditionierte radioaktive Abfälle, mit Stand vom 30.04.2006 bei ca. 40 %.

Für die schwach- und mittelradioaktiver Abfälle aus dem direkten Rückbau des Forschungs- und Messreaktors Braunschweig (FMRB) ist 2004 bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig ein Zwischenlager mit einer Zwischenlagerkapazität von 125 m in Betrieb gegangen. Der Auslastungsgrad des Zwischenlagers für radioaktive Abfälle aus dem direkten Rückbau des FMRB liegt seit Mitte 2005 bei 100 %.

Für den Rückbau des Kernkraftwerkes Stade ist die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb eines Zwischenlagers mit einer Zwischenlagerkapazität von 4 000 m erteilt worden. Die voraussichtliche Inbetriebnahme ist für 2007 vorgesehen.

Dem Bericht des Bundesamts für Strahlenschutz zum Anfall radioaktiver Abfälle in Deutschland

- Abfallerhebung für das Jahr 2000 - ist zu entnehmen, dass für die Zwischenlagerung von vernachlässigbar Wärme entwickelnden Abfällen ohne Berücksichtigung des Zwischenlagers Nord insgesamt etwa 166 370 m

Lagerkapazität zur Verfügung stehen. Aus der vorhandenen Zwischenlagerkapazität ohne Berücksichtigung des Zwischenlagers Nord und dem Bestand an konditionierten Abfällen ergibt sich für Ende 2000 ein durchschnittlicher Auslastungsgrad von ca. 40 %.

Bei einem Vergleich aus vorhandenen Zwischenlagerkapazitäten und dem Lagerbestand, d. h. den daraus resultierenden Auslastungsgraden, ist festzustellen, dass der Auslastungsgrad der niedersächsischen Zwischenlager in etwa dem vom Bundesamt für Strahlenschutz ermittelten durchschnittlichen Auslastungsgrad in Deutschland entspricht.

Bei der Bewertung der o. g. Angaben ist zu berücksichtigen, dass keine vergleichbaren Randbedingungen für die Errechnung der Zwischenlagerkapazitäten vorliegen. In der Regel gelten die Genehmigungen für bestimmte Abfallgebinde, überwiegend 200-Liter-Fässer. In der Praxis liegt aber meistens ein gemischtes Abfallgebindespektrum vor. Für genauere Aussagen müsste eine detailliertere Abfrage unter verbindlichen und vergleichbaren Randbedingungen durchgeführt werden.

Zu 6: Zu a: In der externen Lagerhalle Unterweser befinden sich (Stichtag 31.12.2005) 1 172 Abfallgebinde mit einem Volumen von 1 269 m. Die radioaktiven Abfälle lagern in 714 Fässern mit einem Fassvolumen von 200 Litern, 400 Litern oder 570 Litern, 168 Betonbehältern, 269 Gussbehältern und 21

Konrad-Containern Typen IV und V.

Im Abfalllager Gorleben lagern 3 059 Abfallgebinde mit einem Volumen von 4 388 m

(Stichtag: 16.05.2006). Dieser Gebindebestand setzt sich aus folgenden Behältern für radioaktive Abfälle zusammen: 1 305 Fässer mit einem Fassvolumen von 200 Litern, 280 Litern oder 400 Litern, 345

Betonbehälter, 1 013 Gussbehälter und 396 Konrad-Container Typen III, IV, V und VI.

Im Lager Leese lagern an konditionierten radioaktiven Abfällen 4 885 200-Liter-Fässer. Das entspricht einem Lagervolumen von 977 m

(Stichtag: 30.04.2006).

Im Zwischenlager der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig lagern 394 200 Liter-Fässer und 115 400-Liter-Fässer mit einem Volumen von 125 m.

Die Landessammelstelle Niedersachsen lagert in Jülich zurzeit ausschließlich Rohabfälle. Das Volumen der zu konditionierenden Abfälle liegt bei 15 m. In Jülich abgeliefert wurden 39 Abfallgebinde, hauptsächlich 180 l Presstrommeln (FAKIR-Fässer). Außerdem wurden 17 in Folie eingepackte kontaminierte Gegenstände und Filterkästen sowie Säcke mit brennbaren radioaktiven Abfällen wie Folien, Gummi und Papier abgeliefert.

Zu b: Die mit Bescheid des Umweltministeriums vom 08.01.1998 an das Land abgelieferten 3 400 200 Liter-Fässer sind gemäß Anordnung des Staatlichen Gewerbeaufsichtsamts Braunschweig vom 16.01.1998 bis Ende 2003 unter sachverständiger Begleitung durch das Niedersächsischen Landesamt für Ökologie von der Firma AEA Technology QSA GmbH im Auftrag von Amersham Buchler GmbH & Co. KG konditioniert worden. Aufgrund eines gesonderten Bescheides des Niedersächsischen Landesamts für Ökologie als Betreiber der Landessammelstelle Steyerberg waren am 15.01.1998 noch 100 200-Liter-Fässer an die Landessammelstelle Steyerberg abgeliefert worden.

Der Bestand der Landessammelstelle Steyerberg lag danach bei 1485 200-Liter-Fässern entsprechend einer Auslastung von 100 %. Die Landessammelstelle Steyerberg wurde Ende 2000 aufgelöst. Alle 1485 200-Liter-Fässer mit radioaktiven Abfällen sind aus Kostengründen in das Lager Leese der Firma AEA Technology QSA GmbH (jetzt QSA Global GmbH) ausgelagert worden. Beim Land Niedersachsen sind nach der Konditionierung keine Anteile an nicht konditionierten radioaktiven Abfällen verblieben.

Noch nicht konditionierte Abfälle bzw. Abfälle zur Weiterbehandlung (Zwischenprodukte) der Firma QSA Global GmbH mit einem Abfallvolumen nach endlagergerechter Konditionierung von zurzeit ca. 47,5 m sind einer geordneten Beseitigung zuzuführen. Die Firma QSA Global GmbH plant, zukünftig nur konditionierte radioaktive Abfälle an die Landessammelstelle Niedersachsen abzuliefern. Die Benutzungsordnung der Landessammelstelle Niedersachsen sieht dies unter besonderen Annahmebedingungen, u. a. der Anwendung von Verfahren zur Behandlung und Verpackung, denen das Bundesamt für Strahlenschutz zugestimmt hat, und unter Berücksichtigung von Sicherheitsanforderungen zur längerfristigen Zwischenlagerung vor. Geplant ist die Ablieferung von je drei Konrad-Containern Typ IV für die Jahre 2006, 2007 und 2008. Danach sollen - je nach Geschäftserfolg bei der Produktion von Strahlenquellen und dem damit verbundenen Aufkommen an radioaktiven Abfällen -, pro Jahr 1 bis maximal 2 Konrad-Container Typ IV an die Landessammelstelle abgeliefert werden.

Zu 7: Die Kosten der Zwischenlagerung in den privat betriebenen Zwischenlagern in Niedersachsen (s. Antwort zu Frage 5) sind der Landesregierung nicht bekannt.

Die Kosten der Zwischenlagerung der 1 485 200-Liter-Fässer der ehemaligen Landessammelstelle Steyerberg im Lager Leese betragen seit dem 01.01.2005 35692,27 Euro pro Jahr incl. MWSt.

Im Betriebsteil Jülich der Landessammelstelle Niedersachsen werden zurzeit nur Rohabfälle temporär zwischenlagert (s. Antwort zu Frage 6 a). Die Kosten der Zwischenlagerung von Rohabfällen sind entsprechend dem zwischen dem Umweltministerium und der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) zum Betrieb der Landessammelstelle abgeschlossenen Vertrag in den Preisen für die Konditionierung der Abfälle enthalten und können daher nicht separat ausgewiesen werden.

Die künftige Zwischenlagerung konditionierter radioaktiver Abfälle der Landessammelstelle Niedersachsen wäre in der Landessammelstelle des Landes Nordrhein-Westfalen in Jülich zu Kosten in Höhe von 553,32 Euro pro 200-Liter-Fass und Jahr (incl. 16 % MWSt.) möglich.

Des Weiteren ist geplant, konditionierte radioaktive Abfälle der Landessammelstelle Niedersachsen auch im Lager Leese der Firma QSA Global GmbH zu lagern. Entsprechende endgültige vertragliche Vereinbarungen stehen aus.