Schule
Die Klassifizierung in Primär,- Sekundär- und Tertiärprävention wird in der Prävention teilweise auch abgelöst durch die Begriffe: universelle Prävention, selektive Prävention und indizierte Prävention.
Universelle Prävention
Unter universeller Prävention wird die Vorbeugung riskanten Verhaltens, Verhinderung künftiger Probleme, Förderung von Gesundheitskompetenz mit der Konzentration auf die allgemeine Bevölkerung ohne die Identifizierung eines individuellen Risikofaktors verstanden.
Selektive Prävention
Die selektive Prävention ist auf Teilgruppen gerichtet, die ein erhöhtes Risiko einer späteren Suchtentwicklung im Verhältnis zur durchschnittlichen Bevölkerung haben.
Indizierte Prävention
Die indizierte Prävention richtet sich an Individuen mit erkanntem Risiko zur Unterbrechung riskanten Verhaltens, individueller Stabilisierung und Minderung gesundheitlicher Risiken.
I.4.3 Konsumformen
Die Begriffe risikoarmer, riskanter, schädigender und abhängiger Konsum bzw. Hochkonsum ersetzen in der Suchtprävention heute die Einteilung in Normalkonsum, Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht. Analog kann auch von riskantem oder abhängigem Verhalten bezogen auf nicht an Substanzen (Alkohol, Medikamente, illegale Drogen) gebundene Suchtgefährdungen gesprochen werden. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Konsum- oder Verhaltensmuster beschrieben, auf die sich die Suchtprävention bezieht. „Missbrauch" und „Abhängigkeit" bezeichnen dagegen durch Diagnose (laut Diagnoseschlüssel DSM IV oder ICD 10) festgestellte gesundheitliche Störungen. Konkrete Kriterien liegen allerdings nur für den Konsum reinen Alkohols vor.
Risikoarmer Konsum
Als risikoarm gilt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Konsum von 0-30 g für Männer und 0-20 g für Frauen pro Tag. In der Gesundheitsberichterstattung 2005 des Bundes wird der Wert des risikoarmen Konsums reinen Alkohols sogar noch weiter reduziert auf 12 g für Frauen und 24 g für Männer. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2005) Fachleute raten außerdem zu mindestens zwei alkoholfreien Tagen pro Woche. Allerdings können auch diese Konsummengen bereits gesundheitliche Risiken bergen, insbesondere durch Beeinflussung des Stoffwechsel-, Kreislauf- und Immunsystems.
Riskanter Konsum
Der riskante Konsum bezieht sich auf Personen mit einem gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum, d. h. Frauen, die täglich mehr als 20 g/12 g reinen Alkohol und Männer die täglich mehr als 30/24 g reinen Alkohol konsumieren. Das Kriterium des riskanten Konsums schließt dabei die Kategorien des missbräuchlichen und abhängigen Konsums mit ein, während sich der missbräuchliche und abhängige Konsum gegenseitig ausschließen.
Gefährlicher Konsum / Missbrauch
Unter gefährlichem Konsum oder Missbrauch werden ein fortgesetzter Gebrauch trotz des Wissens um ein ständiges oder wiederholtes soziales, berufliches, psychisches oder körperliches Problem aufgrund des Konsums von Alkohol sowie der wiederholte Konsum von Alkohol in Situationen (familiäre Probleme, gesundheitliche Einschränkungen, polizeiliches Einschreiten), in denen Alkohol eine Gefährdung darstellt, verstanden.
Hochkonsum
Unter Hochkonsum wird ein Konsum verstanden, bei dem sich bereits körperliche (vor allem organische) Fehlfunktionen zeigen oder auch von chronischem Alkoholmissbrauch gesprochen wird. Ein abhängiger Konsum liegt vor, wenn drei von sechs der Diagnosekriterien mit Abhängigkeitssyndrom nach DSM-IV bzw. ICD-10 erfüllt sind (Kontrollverlust, Entzugsprobleme, Toleranzentwicklung, soziale, berufliche und gesundheitliche Probleme etc.). Für den abhängigen Konsum können keine Schwellenwerte angesetzt werden.
Setting „Setting" bezeichnet diejenigen Lebensbereiche, in denen die Menschen den größten Teil ihrer Zeit verbringen (Arbeitsplatz, Schule, Wohnort etc.) und die einen besonders starken Einfluss auf die Gesundheit haben. Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen, die beim Setting ansetzen, gelten als besonders Erfolg versprechend, denn
1. Verhaltensänderungen sind nur möglich und langfristig stabil, wenn sie in den Alltag integriert werden können und mit den jeweiligen Gewohnheiten und Werten übereinstimmen,
2. in den Settings können gesundheits- und präventionsrelevante Rahmenbedingungen gezielt unter Einbeziehung und Mitwirkung der Betroffenen verbessert werden,
3. die jeweiligen sozialen Gefüge und Organisationsstrukturen werden berücksichtigt und zur besseren Erreichung der Zielgruppen sowie Sicherung langfristiger Erfolge genutzt. Die Arbeit in Netzwerken, die von der WHO und der EU in den letzten Jahren stark gefördert wird, basiert auch auf dem Setting-Ansatz (Spitzenverbände der Krankenkassen 2006). I.4.4 Diagnoseschlüssel für Abhängigkeitserkrankungen Diagnoseschlüssel ICD-10
Die Abkürzung ICD steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems", die Zahl 10 bezeichnet die 10. Revision der Klassifikation. Die ICD-10 ist die internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, die von der Weltgesundheitsorganisation erstellt wurde (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information o. J.). Der ICD-10-Schlüssel liefert diagnostische Kriterien für Abhängigkeit und Abusus (schädlicher Gebrauch). Diagnoseschlüssel DSM-IV
Die Abkürzung DSM steht für „diagnostical statistic manual of mental disorders". Das DSMIV ist im Gegensatz zur ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) ein nationales Klassifikationssystem. Der DSM-IV unterscheidet Diagnosekriterien für Abhängigkeit und Missbrauch (schädlicher Gebrauch), wobei auch die sozialen Folgen des Konsumverhaltens berücksichtigt werden.
AUDIT AUDIT (Alcohol Use Disorders Indentification Test) ist ein Fragebogen, der anhand von Trinkgewohnheiten Hinweise auf Missbrauch oder Sucht ermöglicht.
I.4.5 Ziel- und Risikogruppen Zielgruppe
Eine Zielgruppe ist eine nach spezifischen Kriterien eingegrenzte Menge von Personen, an die sich ein Angebot oder eine Maßnahme richtet. Zielgruppen in der Suchtprävention sind z. B. Frauen, Männer, Jugendliche, Kinder, Migranten.
Risikogruppe
In Bezug auf Risikofaktoren für Suchtmittelmissbrauch und Suchtmittelabhängigkeit lassen sich sowohl personenbezogene als auch soziale Risiken darstellen. Dazu gehören: - Suchtmittel, z. B. früher Einstieg in den Zigaretten- und/oder Alkoholkonsum, - Umfeld, z. B. drogenkonsumierender Freundeskreis, - Familie, z. B. Gewalterfahrungen, Suchtprobleme,