Suchtprävention im Setting und für spezifische Zielgruppen
Schulische Suchtprävention:
Eine Hauptzielgruppe in der Suchtprävention stellen Kinder und Jugendliche dar. Neben Settings wie z. B. Kindertagesstätten und Jugendhilfeeinrichtungen sind besonders Schulen ein geeigneter Ort, um nahezu alle Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren zu erreichen. Insgesamt wurden mit den schulischen Suchtpräventionsmaßnahmen im Jahr 2006 rund 22 500 Personen erreicht, wovon 84 % Schülerinnen und Schüler und 16 % Multiplikator/innen (Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiter/innen) waren. (NLS 2006) Schule wird in der Suchtprävention nicht nur als Lernort, sondern als sozialer Lebensraum betrachtet. An dieser Perspektive ausgerichtet werden in der Schule vielfach Projekte und Programme zur Prävention eines riskanten Umgangs mit Suchtmitteln bzw. mit dem Ziel einer suchtmittelfreien Lebensweise angeboten, in denen nicht einzelne Suchtmittel oder Verhaltensweisen angesprochen werden, sondern die Förderung der Lebenskompetenz allgemein im Mittelpunkt steht.
Seit 01.08.2005 ist in Niedersachsen der Erlass zum Thema „Rauchen und Konsum alkoholischer Getränke in der Schule" in Kraft. Ziel des Erlasses ist die Implementierung einer bewussteren Gesundheitsvorsorge in die Schule. Mit der Verpflichtung, ein Präventionskonzept zu erstellen, soll Suchtprävention verbindlich im schulischen Alltag implementiert werden.
Das Präventionskonzept soll sich dabei nicht nur auf die Themen Tabak und Alkohol beziehen, sondern ein „Gesamtkonzept zur Suchtprävention mit dem Ziel der Entwicklung von Grundfertigkeiten zur spezifischen Lebensgestaltung im Rahmen der individuellen Persönlichkeitsentwicklung" darstellen. Schulen sollen dabei auch „über die strukturellen Bedingungen und die Organisationsmerkmale von Schule reflektieren...."
Der Erlass wird auf vielfältige Weise von den niedersächsischen Schulen umgesetzt. Die NLS ist dabei für alle Schulen als Dachorganisation der niedersächsischen Fachstellen für Sucht und Suchtprävention ein kompetenter Ansprechpartner und bildet mit den Suchtpräventionsfachkräften ein Unterstützungsnetzwerk für suchtpräventive Aktivitäten.
Die NLS hat gemeinsam mit den Fachkräften für Suchtprävention Materialien, Konzepte und Programme für die Präventionsarbeit im Setting Schule entwickelt. Die Fachkräfte informieren auch im Rahmen von Gesamtkonferenzen über Suchtprävention, unterstützen bei der Erstellung des Präventionskonzeptes, begleiten suchtpräventive Projekte in der Schule und führen Fortbildungen durch.
Die Mehrheit der Maßnahmen der schulischen Suchtprävention haben keinen spezifischen Substanzbezug, sondern dienen dem Ziel der Stärkung suchtpräventiver Kompetenzen allgemein. Daneben gibt es aber auch einen großen Anteil von Maßnahmen, die einen spezifischen Substanzbezug haben und sich vorrangig mit Tabak, Alkohol und Cannabis befassen.
Andere illegale Drogen spielen eine untergeordnete Rolle. Außerdem werden Maßnahmen, die sich mit stoffungebundenen Süchten wie Esssucht, Internetsucht und Spielsucht befassen, angeboten. 81 % der Maßnahmen hatten die Informationsvermittlung bzw. die Bildung kritischer Einstellungen zum Ziel. Weitere Schwerpunkte bilden die Kompetenzförderung und die Normenbildung. Jede vierte Maßnahme bezog alternative Erlebnisformen mit ein und etwa ebenso viele hatten das Ziel der Früherkennung und -intervention (Mehrfachnennungen waren möglich). Projekte und Angebote für den schulischen Bereich wurden auch durch das Ministerium für Inneres und Sport, insbesondere durch das Landeskriminalamt und die örtlichen Polizeidienststellen sowie durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr auf den Weg gebracht oder unterstützt.